Zitat von addia im Beitrag #1411Nach dem letzten Umzug (dem fünfzehnten seit meinem Auszug aus dem Elternhaus) mit einer durch exzessive Lesetätigkeit, diversen Studiengängen und zwei Erbschaften erheblichen Anzahl an Büchern habe ich mir geschworen, endgültig aus der Gutenberg- in die Turing-Galaxis zu wechseln (ja, auch McLuhan, Kittler und Castells müssen gehen). Weder benötige ich auf meinen letzten Lebensmetern hunderte von müffelnden Erzeugnissen in Fraktur oder Antiqua, noch die raumgreifenden Gesamtausgaben von Autoren, die irgendwann von irgendwelchen Philologen zum "Kanon" erklärt wurden, mich aber nur partiell oder gar nicht (mehr) interessieren. Erstausgaben, besonders edierte und/oder signierte Exemplare – geschenkt. Zwei Drittel meines Bestandes bestehen aus Fachbüchern, die inzwischen komplett outdated sind und nur noch als Zitat-Steinbruch für elaborierte Arbeiten nützlich sind. Die ich ganz sicher nicht mehr angehen werde. Auf das Haptische, dass sich beim schleppen von hunderten zentnerschweren Kunst-/Bild-/Fotobänden im XXL-Format ganz von selbst einstellt kann ich zukünftig auch verzichten. Der ganze Rotz verschwindet demnächst bis auf die paar Bücher, die für mich über die Jahrzehnte zu Inkunabeln geworden sind. Dieser Fetisch der persönliche "Präsenzbibliothek", physische Manifestation einer Selbstvergewisserung und Distinktionsmerkmal des (tatsächlichen oder sich wähnenden) Bildungsbürgertums schlechthin, mutet mich zunehmend anachronistisch (gar reaktionär) bis unfreiwillig komisch an.
Es reicht, wenn ich mich zuweilen sonderbar ältlich ausdrücke. 😉
"Sonderbar ältlich" ;-) Der Rest ist bei mir genauso und jetzt reiße ich mir bei jedem Papiermüll-Termin eines dieser Monstren vom Herzen, denn andere Leute haben auch kein Interesse mehr daran, außer meinem Schwager, der aber von meiner Schwester mit einer bösen Scheidung bedroht wird, sollte er auch nur darüber nachdenken, die Bücher zu adoptieren. Mit Bildungsbürgertum hat das in meinem Fall nichts oder wenig zu tun, sondern ganz ordinär mit meinem Spleen, einfach keine Bücher und keine Nahrung entsorgen zu können. Mein Vater hatte diesen Spleen auch....und so kam eins zum anderen.
Zitat von PeggySue im Beitrag #1425um Himmels Willen, was haben sich deine Eltern denn dabei gedacht?
Naja, ich kann meine Eltern schon verstehen. Ich habe lieber gelesen statt zu lernen. Ich habe lieber gelesen als nach draußen zu gehen. Ich hatte damals eine dicke Brille und meine Eltern haben wohl Angst gehabt, der Sehfehler würde durch meinen Dauerkonsum noch schlechter werden.
Genutzt, wie viele Verbote, hat es natürlich nicht. Ich habe den Wecker auf nachts 2 Uhr gestellt und dann eben zwei, drei Stunden gelesen. War nicht förderlich im Schulalltag.
Die Chance klopft öfter an als man meint, aber meistens ist niemand zu Hause. (Willi Rogers)
Das kenne ich . Ich habe als Kind das Buch "Was am See geschah" von Lisa Tetzner zu Weihnachten bekommen und in einem Ratsch die ganze Nacht hindurch ausgelesen! Und auch heute ist es für mich nicht schlafförderlich, wenn ich in ein spannendes Buch vertieft bin.
Riesige Bücherwände zu haben, war ein Teenietraum von mir, die coole, intellektuelle Altbauwohnung in einer Großstadt statt Eigenheim im Grünen. Allerdings bezieht man in Teeniezeiten nicht unbedingt ein, dass die Dinge altern, und manche nicht "in a good way". Vor ein paar Jahren hatte mich Marie Kondo gepackt, und ich habe es durchgezogen und auch jedes Buch, das ich besitze, in die Hand genommen und geprüft "if it sparks joy". Tja, die meisten Taschenbücher sparkten eher so Muff wie braunes, bröseliges Papier und waren mit so kleiner Type gedruckt, dass schon ein kurzer Blick auf den Text mühsam war. Meistens kauft man halt nicht die Leinenausgaben auf säurefreiem Papier, die sich gut halten.
Ich habe sehr viel weggeworfen (und mich kondogerecht vorher verabschiedet.) Einige Schätze habe ich auf dem Dachboden gefunden, wie beispielsweise Pippi Langstrumpf aus den Kindertagen, die haben jetzt einen schönen Platz. Aus dem Studium habe ich Regalmeter um Regalmeter weggeworfen - alles, von dem man früher mal glaubte, man müsse es haben, um wissenschaftlich zu arbeiten. Selbst wenn ich das nochmals wollte, gäbe es den ganzen Kram jetzt als Datenbank mit Suchfunktion, ohne dass man in irgendwelchen Konkordanzen blättern muss. Und die sonstigen Fachbücher - mich hatte beim Master der Postcolonialism am Wickel, den ich damals für neu und aufregend befand. Beim Blick in einige von den Werken: was für ein grauenvoller Schwurbel! Wech mit.
Mittlerweise lese ich ohnehin lieber E-Books mit dem hellen Hintergrund und der verstellbaren Schrift. Und das Wenige, was ich noch als Hardcover kaufe, muss schön sein. Aber Bücherwände brauche ich nicht, ich bin ja nicht in der Wissenschaft geblieben.
Ich habe auch keine wissenschaftliche, aber eine Schmökerbücherwand mit Lieblingsbüchern, und die liebe ich .
Sie sieht interessanter aus als die, die oft im Fernsehen zu sehen sind als Hintergrundkulisse, weil vor den Büchern als Hingucker schöne unterschiedliche Deko steht. Nicht zuviel, locker verteilt, dass man leicht an die Bücher herankommt. Für mich hat das Nostalgiecharakter.
Der Marie Condo Hype wär nix für mich, ich brauche Atmosphäre mit Bildern und Büchern, keine kargen Wohnlandschaften. E-books? never ever - aber das hält natürlich jede so, wie sie es möchte...
Im Prokrastinier-Modus hab ich vor einiger Zeit in Möbelhaus-Video gesehen. Da hat eine Grippe-Trulla (Influenza-erin, sry, geht nur so) ihr SEHR übersichtliches Bücher-Regal gezeigt, die Bücher nach Farben sortiert. Das wurde vom Möbelhausexpertenfuzzi schwer gelobt, es sah wirklich hübsch aus. Ich hab schon Probleme, Themen, Autoren und Ausgabe-Formate halbwegs in die Reihe zu kriegen. Es sieht nie wirklich schön aus Trotz entsorgter Wagenladungen und e-Lektüre. Ich liebe schöne Ausgaben, ich liebe die Haptik, echte Genuss-Bücher sind Bücher, die ich öfter lese. Selten von vorne bis hinten, ein bisschen schmökern, bestimmte oder Lieblingsstellen suchen und mich festlesen. Das mag ich lieber "auf echt Buch", ich finde mich da auch schneller zurecht
Zitat von vultura im Beitrag #1431Im Prokrastinier-Modus hab ich vor einiger Zeit in Möbelhaus-Video gesehen. Da hat eine Grippe-Trulla (Influenza-erin, sry, geht nur so) ihr SEHR übersichtliches Bücher-Regal gezeigt, die Bücher nach Farben sortiert. Das wurde vom Möbelhausexpertenfuzzi schwer gelobt, es sah wirklich hübsch aus. Ich hab schon Probleme, Themen, Autoren und Ausgabe-Formate halbwegs in die Reihe zu kriegen. Es sieht nie wirklich schön aus
Es gibt auch seit ein paar Jahren den Trend, die Bücher umgedreht ins Regal zu stellen. Ja. Umgedreht, also die weiße Seite mit dem Schnitt nach außen. Toll, nicht wahr? Und so praktisch, man findet so schnell das Gesuchte! Sieht dann so aus: https://www.instagram.com/p/BaaV4zFhgSz/...0c-42e2bf99cb63
Vieles könnte so viel leichter sein, wenn Mücken Fett statt Blut saugen würden.
Ich sortiere nach Autoren, so gut es geht. Das sieht ein bisschen kraut und rübig aus, aber schön und lebendig! Sehr oft suche ich herum nach einem bestimmten Buch, und finde ich es nicht sofort, dann dafür andere, denen ich nicht widerstehen kann. Es ist immer spannend, weil ich oft Bücher entdecke, an die ich schon lange nicht mehr gedacht habe, weil ich so viel lese !
Witzig das Sortieren nach Farben !!
Was liest du grade? Ein grünes Buch und du? Eins aus der gelben Reihe!
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1435 Es gibt auch seit ein paar Jahren den Trend, die Bücher umgedreht ins Regal zu stellen. Ja. Umgedreht, also die weiße Seite mit dem Schnitt nach außen. Toll, nicht wahr? Und so praktisch, man findet so schnell das Gesuchte! Sieht dann so aus: https://www.instagram.com/p/BaaV4zFhgSz/...0c-42e2bf99cb63
Das sind sowieso viel zu viele! Wie sieht das denn aus, VIEL zu unruhig! Im Vorbild-Film waren es weniger als hier auf zwei Regalbrettern, in Vierer- oder Sechsergruppen, jede eine Farbgruppe, alle aufeinander und die Sofakissen abgestimmt. Das sieht nach was aus.
Zitat von vultura im Beitrag #1431Im Prokrastinier-Modus hab ich vor einiger Zeit in Möbelhaus-Video gesehen. Da hat eine Grippe-Trulla (Influenza-erin, sry, geht nur so) ihr SEHR übersichtliches Bücher-Regal gezeigt, die Bücher nach Farben sortiert. Das wurde vom Möbelhausexpertenfuzzi schwer gelobt, es sah wirklich hübsch aus. Ich hab schon Probleme, Themen, Autoren und Ausgabe-Formate halbwegs in die Reihe zu kriegen. Es sieht nie wirklich schön aus
Es gibt auch seit ein paar Jahren den Trend, die Bücher umgedreht ins Regal zu stellen. Ja. Umgedreht, also die weiße Seite mit dem Schnitt nach außen. Toll, nicht wahr? Und so praktisch, man findet so schnell das Gesuchte! Sieht dann so aus: https://www.instagram.com/p/BaaV4zFhgSz/...0c-42e2bf99cb63
bei den paar Büchern könnte ich mir noch merken welches wo steht
Meine Meinung steht fest, bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen
God gave rock and roll to you, put it in the soul of everyone (KISS)
bei den paar Büchern könnte ich mir noch merken welches wo steht [/quote]
ich hatte nicht den Eindruck, dass das nötig ist, also das Merken. Du siehst ja an der Farbe, wo es hingehört, Rausnehmen stört die Ästhetik, aber wozu auch rausnehmen? ??? vier Stück kann die Putzdame wohl en bloc abstauben
Zitat von Unayza im Beitrag #1429 Allerdings bezieht man in Teeniezeiten nicht unbedingt ein, dass die Dinge altern, und manche nicht "in a good way".
Ich habe fast alle sog. Literatur-Klassiker, die wir in der Schule (als Paperback natürlich) lesen mussten, aufgehoben. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich da regelmäßig reinschaue ;). Es ist reine Nostalgie, die mich am Kondoisieren hindert. Dass die Bücher nicht mal so schlecht gealtert sind, wundert mich selbst.
ZitatIch habe sehr viel weggeworfen ...
Ja, ich auch. Vor allem fast sämtliche Nachschlagwerke, nahezu alles aus dem Studium und viele Sachbücher, deren Aktualität einfach nicht mehr gegeben war. Früher hätte ich mir ein Leben ohne Duden und Konsorten einfach nicht vorstellen können, aber diese Infos er-klickt man sich jetzt der Einfachheit halber. Vor noch 20 Jahren hätte ich das für eine Utopie gehalten.
ZitatMittlerweise lese ich ohnehin lieber E-Books mit dem hellen Hintergrund und der verstellbaren Schrift.
Mittlerweile weiß ich das Teil auch sehr zu schätzen. Nur sehe ich es nicht als Konkurrenz zu meinem bestehenden Bücher-Bestand. Beides hat für mich seine Daseinsberechtigung.
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1435 Es gibt auch seit ein paar Jahren den Trend, die Bücher umgedreht ins Regal zu stellen.
Echt ein Trend? Selbst wenn es so angedacht war, ich glaube kaum, dass sich das durchgesetzt hat. Nicht alle Leute sind bekloppt.
Zitat von vultura im Beitrag #1442 LESEN? was ist das? Hatten wir, glaub ich, in der Grundschule. also ich finde insta voll total mehr easy. wie machst du follower auf Buch?
Meins Erachtens kein Grund, die *Jungen* so abzuwerten. Die hängen ja nur noch am Smartphone, bingen Serien und verlassen das Haus nicht ...
Dass noch gelesen wird, beweisen die Verkaufsauflagen von *Harry Potter*. Ich kenne fast niemanden aus dieser Generation, der nicht alle sieben (oder acht?) Bände geradezu verschlungen hat.
Und fairerweise sollte man den jungen Leuten zugestehen, dass sie nun mal ein komplett anderes Leben führen und sich mit anderen Problemen auseinandersetzen müssen als *wir*. Sie müssen detaillierte Medienkompetenz erlernen, um sich in einer sehr komplexen Welt zurechtzufinden. Und sie beherrschen die wertvolle Kunst des sich Vernetzens. Von derlei Kompetenzen können viele von *uns* nur träumen.
Mit zunehmender Digitalisierung sind auch Autoren in Zukunft gefordert, ihre Formen der Textdarstellung (Verlinkung zB und Integration anderer Medien) anzupassen. Ich finde diese Entwicklung insgesamt spannend und sehe das nicht so negativ, im Gegenteil.
Was liest du grade? Ein grünes Buch und du? Eins aus der gelben Reihe!
LESEN? was ist das? Hatten wir, glaub ich, in der Grundschule. also ich finde insta voll total mehr easy. wie machst du follower auf Buch?
I see, you are not familiar with bookstagram... Es gibt eine unfassbar große Lese-Community auf Insta. Hat mir zumindest schon eine Menge spannenden Input beschert.
I imagine one of the reasons people cling to their hates so stubbornly is because they sense, once hate is gone, they will be forced to deal with pain.
Zitat von djinnchiller im Beitrag #1444I see, you are not familiar with bookstagram... Es gibt eine unfassbar große Lese-Community auf Insta. Hat mir zumindest schon eine Menge spannenden Input beschert.
Wollte ich auch gerade schreiben. Und unfassbar spannende Accounts über Bibliotheken, Sammler, Geschichte(n) des Buchs ... Instagram ist eine wahre Fundgrube wirklich für alles, was man sich vorstellen kann.
Ich lese auch seeehr gern, aber Bücherwände haben wir nicht. Wir haben eine grandiose Städtische Bibliothek in der es alle Medien im riesigen Umfang gibt für 25€ im Jahr ist da die ganze Familie drin. Und ich bin fassungslos das meine verarmte Bekannte sich zu fein dafür ist und lieber ihren Dispo für neue Filme und Bücher ausreizt.
„Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart.“
Ich mag, wie gesagt, Bücherwände ... trotzdem möchte ich meinen Reader nie mehr hergeben. Hab ich nix ungelesenes mehr, kann ich jederzeit (sofern mir ein WLAN zur Verfügung steht) innerhalb kürzester Zeit Nachschub besorgen. Und selbst wenn noch ungelesenes da ist, kommt es ja vor, dass es einen gerade nicht so drängt, genau davon was weiterzulesen ... da ich aber eh immer "mehrgleisig fahre" habe ich per Reader ebenfalls Tag und Nacht die Gelegenheit, Ersatzstoff zu besorgen.
Und nein ... ich finde es nicht respektlos (oder was weiß ich) erstmal ein Buch zur Seite zu legen (passiert übrigens auch am Reader), um zunächst was anderes zu lesen ... ;-)
Erwachsene kennen keine Rentiere sondern Renntiere, Kinder erkennen keinen Fischotter, sondern identifizieren den als Robbe und der süße Waschbär mutiert zum Stinktier.
Ojeoje *kopfschüttel*
A reader lives a thousand lives before he dies... The man who never reads lives only one. George R. R. Martin