Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich habe gerade die " Mittagsstunde" von Dörte Hansen ausgelesen und suche weitere Bücher in der Richtung. Das "alte Land" von ihr kenne ich schon. Nun bin ich ganz wehmütig, weil ich keinen würdigen Nachfolger zu lesen habe. Hat jemand Tipps ?
Zitat von Hattima im Beitrag #228Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich habe gerade die " Mittagsstunde" von Dörte Hansen ausgelesen und suche weitere Bücher in der Richtung. Das "alte Land" von ihr kenne ich schon. Nun bin ich ganz wehmütig, weil ich keinen würdigen Nachfolger zu lesen habe. Hat jemand Tipps ?
"Alte Sorten" von Ewald Arenz vielleicht. Oder "Tante Martl" von Ursula März. Möglicherweise könnten dir auch die Bücher von Anne Gesthuysen gefallen.
I imagine one of the reasons people cling to their hates so stubbornly is because they sense, once hate is gone, they will be forced to deal with pain.
Zitat von Hattima im Beitrag #228Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich habe gerade die " Mittagsstunde" von Dörte Hansen ausgelesen und suche weitere Bücher in der Richtung. Das "alte Land" von ihr kenne ich schon. Nun bin ich ganz wehmütig, weil ich keinen würdigen Nachfolger zu lesen habe. Hat jemand Tipps ?
Sasa Stanisic Vor dem Fest. Ich hatte das zuerst gelesen und mich hatte Altes Land, aber auch Unter Leuten (auch Tipp für dich) erinnert. Vor dem Fest fand ich am besten.
Ich lese gerade den neuesten Roman von Jodi Picoult - Wish you were here. Sie hat ihn in 2020 sozusagen im Akkord geschrieben, im Lockdown, wollte es schnell fertighaben. Sie kommentiert es im Buch so, dass sie es einerseits brauchte, um den Verstand nicht zu verlieren und andererseits, weil sie ihre Gedanken und Gefühle im ersten Coronajahr unbedingt festhalten wollte.
Hauptfigur ist Diana, eine Kunstwissenschaftlerin bei Sotheby's in NYC. Sie und ihr Freund Finn, ein Arzt, beide um die 30, führen sozusagen ein Instagramleben. Alles geplant, bis hin zum Hund nach der Hochzeit für das Haus ausserhalb der Stadt und der Hochzeitsreise nach Amalfi. Natürlich auch Kinder, aber erst wenn die Karriere in trockenen Tüchern ist. Dazu haben sie sich vorgenommen, alle UNESCO World Heritage Stätten zu besuchen. Karriere - läuft. Reise nach Galapagos ist geplant ... bis am Abend vor dem Abflug Finn ein Reiseverbot erhält, weil angesichts dieses drohenden Virus alle Mediziner in den Kliniken bleiben sollen. Diana fliegt daher auf seinen Vorschlag hin erstmal allein vor. Nicht ahnend, dass sie zuerst ihr Gepäck verliert und dann auf einer der Inseln hockt und alles zugemacht wird. Sie hat kein Geld, weil kein ATM läuft, kaum Internet und kann kein Spanisch. Dann passieren einige Dinge, die ihre ganzen bisherigen Einstellungen komplett auf den Kopf stellen.
Ich bin erst halb durch. Im Grunde ist es ja ein beliebiges Thema - durch aussergewöhnliche Umstände werden Lebensplanungen und feste Einstellungen auf den Kopf gestellt. Aber dadurch, dass das alles noch so real ist und die Gedanken, die da durchgespielt werden, mit Sicherheit von ganz vielen Menschen weltweit gedacht wurden und noch werden, bekommt das Ganze eine besondere Dynamik. Eigentlich geschickt geplant von JP, auch wenn sie 2020 wahrscheinlich nicht geahnt hat, dass die Leser und Leserinnen in 2022 immer noch in der Situation stecken (wenn auch nicht mehr so heftig).
Sie verbindet da ganz gut die Thematik Isolation auf der Insel, Isolation in den Kliniken und Altersheimen, Isolation weltweit, Reduzierung aufs Wesentliche und den Konsum-Irrsinn vor Corona. Eingeflochten werden immer wieder Emails ihres Freundes aus der Klinik (die sie nur alle paar Tage, wenn mal Netz ist, bekommt) und wo der (medizinische) Horror der ersten Monate ziemlich detailgetreu beschrieben wird, wo ich mich doch ein paarmal dran erinnern musste, dass es wirklich so war. Sie sitzt derweil auf der Insel und findet das alles schräg, dass sie quasi das Paradies vor der Tür hat, während in NYC das Grauen tobt und auf dem equadorianischen Festland die Leichen gestapelt werden.
Ich lass mich überraschen, wie es weitergeht. Aber es gefällt mir bisher ganz gut, es ist wie immer sehr gut recherchiert. Ich hatte bis auf 'Book of two Ways' länger nichts mehr von ihr gelesen, weil ich das Gefühl hatte, kennst du eins, kennst du alle. 'The Pact' und 'My Sister's Keeper' gefallen mir von ihr bisher am besten. Das hier ist wieder eins, wo ich wissen will, wie es weitergeht. Vielleicht liegt's an der Aktualität. Es gibt ein, zwei Dinge, die ich nicht ganz nachvollziehen kann (sie baut da einen Nebenstrang ein, der sehr an ein real existierendes prominentes Paar erinnert), aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch.
"We can, in fact we must, continue to fight to make everything about society better, without destroying what's already great." Carrick Ryan, Australian political commentator
"Data is not information and information is not knowledge." Phillip Adams, Australian journalist
“It’s what you read when you don’t have to, that determines what you’ll be when you can’t help it.” Oscar Wilde
... so und ausgelesen. Und ich muss vermelden, dass es mal wieder alles ganz anders kam als erwartet. Ein typischer Picoult'scher Twist in der Mitte des Romanes, wo ich erst zweimal gucken musste, ob ich mich nicht verlesen hatte. Auch layouttechnisch gut umgesetzt. Mehr sag ich nicht, wegen Spoilergefahr.
Unterm Strich ein handwerklich guter Roman, ein Pageturner, bei dem man erst nach und nach die verschiedenen Ebenen und Metaphern, die sie eingebaut hat, versteht. Die Handlung endet in 2023, wieder mit einem Twist und einer sehr optimistischen Aussicht. Ob das nun coronatechnisch zu sportlich von ihr war, wird die Zeit zeigen.
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frangi, du machst mich fertig. Ich hab eh kaum Zeit fuer irgendwas, einen stetig wachsenden Buecherstapel am und neben dem Bett ... Die Buecherei ums Eck hat's vorraetig, ich hol's mir morgen *g*
Die Hilary Clinton koennen sie wieder zurueckhaben, das Buch ist grottig - und ich WOLLTE es lesen, die Thematik interessiert mich, ich dachte mir, hm, ist vielleicht verdeckt Klatsch&Tratsch drinnen, von mir aus kann's Grisham fuer Arme sein, Hauptsache flott zu lesen - aber es geht einfach nicht, ich komm ueber Seite 30 nicht hinaus.
Im Gegensatz dazu gestern Shuggie Bain angefangen und ich konnte es kaum aus der Hand legen, bin leider vor Seite 100 eingepennt, aber den hab ich sicher schnell durch, obwohl weissgott keine leichte Kost.
Der Steppenwolf ist mittlerweile auch schon gekommen und das Rote Addressbuch vor zehn Minuten mit der Post :-)
Und danke fuer den Clinton Hinweis. Ich stand schon in der Library davor ...
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Dann auch "Die geheime Geschichte" von Donna Tartt, mit deren anderen Büchern ich nichts anfangen kann, zu langatmig und zu konstruiert. Aber das genannte Buch ist äußerst empfehlenswert.
"Die geheime Geschichte" ist tatsächlich etwas konziser als ihre anderen Bücher. Aber "Der Distelfink", so umfangreich er auch ist, gehört schon zu meinen Lieblingen.
Ich bin lange drumherum geschlichen, habe mich jetzt aber endgültig entschieden, dass ich das nicht lesen muss.
Generell scheint das auch so ein polarisierendes Ding zu sein. Man liebt es oder hasst es, gleichgültig hat es wohl kaum jemanden gelassen, der es gelesen hat.
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
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Zitat von fini. im Beitrag #240Hat jemand schon "Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara gelesen? Ist ja ein ziemlicher Wälzer.
Ja, hier, als Hörbuch gehört. Ich fand's gut, mit einigem Abstand noch mehr.
Yanagihara hat einen sehr speziellen Ansatz: Vereinfachung und Übertreibung als Stilmittel, um ihre Aussage klarer (weil ohne Ablenkungen) unter die Leser zu bringen. Das hatte mich anfangs in der Tat gestört, aber ihre Rechnung geht damit auch wirklich auf.
Dass "Ein wenig Leben" Missbrauch zum Thema hat, dürfte bekannt zu sein. (Das kommt auch gleich ganz zu Beginn vor - daher ist das kein Spoiler.) Mich hatte anfangs sehr irritiert, wie Yanagihara alle Nebeneffekte von Missbrauch ignoriert (- der Leser könnte auch denken: "negiert" - was meine anfängliche Abneigung begründet hatte), um beim Kern dessen zu bleiben, was Missbrauch mit einem Menschen macht. Das ist ihr durch diese Stilmittel in einzigartiger Weise gelungen. Mir ist kein anderer Roman bekannt, in dem das so klar gezeigt wird.
Das gleiche Stilmittel hat sie in "Volk der Bäume" angewandt, und wohl auch in ihrem dritten Roman, den ich demnächst hören werde. Damit handelt es sich m.E. bei ihren Romanen um die Gattung "Kunstroman": Ein künstliches, unrealsitisches Szenario wird genutzt zum Zweck, einen Sachverhalt ohne Ablenkung darzustellen.
Und danke fuer den Clinton Hinweis. Ich stand schon in der Library davor ...
Iwo, ich bin dir im Gegenteil dankbar - deine Rezension war super, sehr anschaulich und macht neugierig aufs Buch; ob's mir gefaellt, kann ja vorher keiner wissen. Aber immerhin hab ich damit was in der Pipeline - und genau so moechte ich, dass mir Buecher ueber den Weg laufen. (Ueberhaupt ein Thema, das mir am Herzen liegt, naemlich wie ich wann zu Buecher finde beziehungsweise umgekehrt.)
Und wg Clinton, naja, probier's halt aus Bei mir war ein ziemlich ausschlaggebender Grund, so bloed es klingt, der Satz/Druck von dem Buch, glaub ich. Irgendwie hat die Zeilenlaenge nicht gepasst, oder Zeichengroesse/Zeilenabstand oder irgendsowas in der Art, aber es war so dermassen nicht-fluessig zu lesen ... falls das Sinn ergibt. Zu gross gedruckt?? Ich kann (echten) Grossdruck kaum lesen, egal wie spannend das Ding ist (musste mal einen Poirot umtauschen). Lieber eher (auch fast zu) kleine Schrift, damit hab ich keine Probleme, im Gegenteil. Skurril, ich weiss!
Find ich nicht skurril - mir geht's genauso. Ich hab auch schon Bücher weggetan, weil ich mit dem Layout nicht klarkam.
Genauso hab ich 'Probleme' mit Romanen und Erzählungen, die in der Gegenwartsform geschrieben sind. Wenn ich das Buch unbedingt lesen will, halte ich es durch. Aber wenn ich so nebenbei über ein Buch stolpere, reinblätter und die Zeitform sehe, kann es passieren, dass ich es wieder weglege. Egal ob englisch oder deutsch. Ist irgendwie eine Lesemacke ...
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Zitat von frangipani im Beitrag #246Find ich nicht skurril - mir geht's genauso. Ich hab auch schon Bücher weggetan, weil ich mit dem Layout nicht klarkam.
Kenne ich. Es gibt auch Schriftarten, die ich sehr deutlich lieber mag als andere. (Aber ich hab eh eine Schriftartenmeise.)
Der Umfang von Yanagiharas Büchern würde mich gar nicht mal so sehr abschrecken, aber "Übertreibung als Stilmittel" ist echt nicht mein Ding. Hinzu kamen noch zwei Artikel/Interviews über/mit der Autorin, die ich kürzlich gelesen habe und in denen sie mir so gar nicht sympathisch war. Eigentlich ist das ja Quatsch, das Buch kann trotzdem gut sein, aber das in Verbindung mit ihren bevorzugten Stilmitteln haben mich jetzt völlig davon abgebracht, ihre Bücher lesen zu wollen.
Vielleicht sieht das irgendwann auch wieder anders aus 😉
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