Nachdem mir sein erstes Buch, Das Lächeln meines unbekannten Vaters, sehr gefallen hat, habe ich gerade das neue Werk von Dimitrij Kapitelman gelesen. Eine Fomalie in Kiew wurde Ende 2021 /Anfang 2022, also kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs, veröffentlicht und beschreibt die Reise eines Mannes in die ukranische Hauptstadt. Er ist in den 1990er Jahren nach der Auflösung der Sowjetunion mit seiner Familie (als jüdische Kontingentflüchtlinge) nach Deutschland ausgewandert und benötigt nun ein ukrainisches Dokument, damit er die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten kann. Deutscher möchte er werden, weil er dann bei Auslandsreisen meist keine Visa benötigt, und weil er sich damit von seinen ukrainischen Eltern distanzieren möchte. Was er dann in Kiew erlebt, spottet jeder Beschreibung. Herrscht in Deutschland Bürokratie pur, so ist es in der Ukraine Korruption und Behördenwillkür. Als dann noch sein Vater wegen nichtgeleisteter Krankenkassenbeiträge und fehlender Krankenversicherung nach Kiew zur Abklärung seiner zunehmenden Verwirrtheit kommt, zeigt sich das ganze Ausmaß des Nichtfunktionierens von Verwaltung und Gesundheitswesen in der Ukraine.
Der autobiographisch gefärbte Roman hat mich ziemlich mitgenommen, auch im Hinblick auf die Beschreibung von Antisemitismus in Deutschland. Ich habe über die Zustände in der Ukraine von einem Freund, der dort geboren wurde, gehört. Ohne Bestechungsgelder geht gar nichts, sagt er immer. Doch durch die Schilderungen von D. Kapitelman wird das Ganze für mich noch greifbarer. Auch die Beschreibung der Mutter des Protagonisten, die unter dem Animal-Hoarding-Syndrom (Katzen) leidet, macht betroffen.
Ich kann damit nichts anfangen. Hab es schon öfter probiert. Aber man erhält ja nur Autorennamen, die sich in der Nähe des gemochten Autors bewegen, oder? Keine Literaturempfehlungen an sich. Da hilft mir Amazon mehr (*Affe hält sich Augen zu*-Smiley).
Zitat von Blue2022 im Beitrag #578Da hilft mir Amazon mehr (*Affe hält sich Augen zu*-Smiley).
Literature Map kenne ich nicht, aber via Amazon-Algorithmen habe ich durchaus auch schon gute Neuentdeckungen gemacht, bei Literatur wie Musik.
Ansonsten bin ich schon ziemlich lange in verschiedenen Literaturforen zugange und auch hier - mit der Zeit weiß man ja, wessen Geschmack sich mit dem eigenen deckt und wessen eher nicht, so ergeben sich die Empfehlungen dann quasi von selbst.
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
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Ich hatte "Eine Formalie in Kiew" für die Challenge gelesen und mich hat es auch sehr berührt - menschlich, aber natürlich auch vor dem Hintergrund des Krieges - im Buch klingt der schon länger währede Krieg im Donbass an, aber ansonsten ist in Kiew die Welt trotz allem eben ziemlich in Ordnung und Selensky wird durchgehend als "Komiker-Präsident" betitelt - da schluckt man dann schon gelegentlich.
Zitat von Stina im Beitrag #581 [...] im Buch klingt der schon länger währede Krieg im Donbass an, aber ansonsten ist in Kiew die Welt trotz allem eben ziemlich in Ordnung und Selensky wird durchgehend als "Komiker-Präsident" betitelt - da schluckt man dann schon gelegentlich.
Ja, man schluckt angesichts des aktuellen Leids und der - gefühlten - Heldenhaftigkeit des "Komiker-Präsidenten". OT: Ich kann nur hoffen, er wird im Laufe der weiteren Geschichte nicht doch noch als egozentrischer, korrupter Machthaber entlarvt, der seine Millionen sicher im Ausland deponiert hat.
Ich habe gestern mit "Mein Leben als Sonntagskind" von Judith Visser angefangen. Die Autorin hat selbst das Asperger-Syndrom, über das sie im Buch auch schreibt. Die Hauptfigur Jasmijn erfährt erst im jungen Erwachsenenalter, was es mit all ihren Problemen eigentlich auf sich hat, und dann springt das Buch zurück in die Vergangenheit und beschreibt, wie schwer sich die Kleine in der Vorschule tut, wo niemand Verständnis für sie zu haben scheint und sie sich völlig reizüberflutet und überfordert fühlt. Gefällt mir gut.
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Ich lese es noch nicht, aber habe "Der Markisenmann" von Jan Weiler geschenkt bekommen - hat das schon jemand von euch gelesen? Ist das zu empfehlen? Wenn ja, würde ich das Buch, was ich gerade lese, "Herbstrache" von Andreas Gruber, erstmal zur Seite legen.
Bevor ich mich jetzt aufrege, isses mir lieber egal.
Jan Weiler guter Tipp.... den könnte man auch mal wieder lesen. Angefangen habe ich vor Jahren mal mit "Mein Leben als Mensch" fand ich ganz gut geschrieben...
Ich lese z. Z. wirklich leichte und entspannte Sommerlektüre... Jenny Colgan Bücher.
Ich halte Kapitelmann für unnötig gehypt, und finde den Humor ungefähr so ansprechend wie Kaminers "Russendisko". Geht so. Mir geht aber auch diese Selbstvermarktung der eigenen Geschichte auf den Keks, was anderes hat der nämlich nicht zu erzählen.
Dafür amüsiere ich mich grade mit TC Boyles "Willkommen in Welville".
Ich kann damit nichts anfangen. Hab es schon öfter probiert. Aber man erhält ja nur Autorennamen, die sich in der Nähe des gemochten Autors bewegen, oder? Keine Literaturempfehlungen an sich. Da hilft mir Amazon mehr (*Affe hält sich Augen zu*-Smiley).
Ich picke dich mal raus. Ja, da tickt jede/r anders. Ich gucke eben gerne genau nach "Kollegen" eines Autoren, den ich gut finde. amazon funktioniert ja so, dass einem gezeigt wird, was Käufer dieses Buches sich noch angesehen haben. Sicher, da sind eben direkt auch Bücher dabei, aber es ist erstmal eine große Menge an Titeln, auf den ersten Blick ohne Wertung.
Literature map ist direkt eingegrenzter. Allerdings weiß ich nicht, wo literature map seine Infos her hat. Vielleicht ja auch von amazon.
Ich habe DIE PSYCHOLOGIN von HELENE FLOOD gelesen.
Saras Mann Sigurd bricht zu einem Treffen mit Freunden auf. Sie erhält noch einen Anruf auf ihrer Mailbox, dass er gut angekommen sei. Doch dann erfährt sie von seinem Freund, Sigurd ist nicht angekommen. Wenig später wird er tot aufgefunden.
Laut Klappentext habe ich einen Fitzek-Reißer erwartet, spannend, treibend. Das ist es nicht. Der Roman verbreitet eher eine sehr beklemmende Stimmung, man lebt die Unsicherheit der Autorin mit. Und das funktioniert im ersten Drittel sehr gut. Der zweite Teil ist dann eher langatmig, er beschreibt die Zeit nach dem Auffinden, die Besuche der Polizei, ihre Erinnerungen an Sigurd, die nicht immer positiv waren. Es liest sich, aber man will schon wissen, was denn nun die Lösung ist. Das Ende/letzte Drittel ist überraschend, es gibt sogar zwei Überraschungen. Ich finde die Auflösung nicht so ganz gelungen, aber es ist zumindest überraschend. Alles in allem: wenn man es auf dem Tisch liegen hat, kann man es lesen, eine aktive Kaufempfehlung gibt es nicht von mir.
Das war mein erstes Buch von ihm seit langer Zeit mal wieder. Kurzfassung: Beziehungskiste zwischen 42 jähriger alleinerziehender Mutter und Lehrerin und 22 jährigen, der noch nach seiner Berufung sucht. Spielt zu Zeiten von Brexit und Wahl von Donald Trump.
Fazit: ein typisches Buch von Hornby in meinen Augen. Mir gefällt sein lakonischer Schreibstil. Meiner Meinung nach, kann er seine Figuren sehr gut "zeichnen" und verleiht ihnen viel Menschliches und auch Normalität. Ich habe das Gefühl, diese Personen existieren tatsächlich irgendwo. Weil sie nicht abgehoben wirken oder betont anders. Die Geschichte selbst allerdings würde ich eher als dünn bezeichnen. Das war mir zu wenig. Er versucht zwar durch Themen wie Rassismus, Klassensystem, Politik Tiefe zu erzeugen, aber m.E. ist es ihm nicht gelungen. Enttäuscht war ich auch vom Ende, das empfand ich als unglaubwürdig.
Ich habe "das Paradies" gelesen und es hat mir gut gefallen. Nicht so gut wie "ein wenig Leben" aber ich mag ihren Schreibstil. Den dritten Teil fand ich etwas bedrückend, da solch ein Leben nun gar nicht mehr so abwegig erscheint wie vor einigen Jahren.
Danach "der Papierpalast" gelesen. Im ersten Teil war ich auch sehr mit der Zuordnung der Personenen beschäftigt. Dann hat es mich gepackt und ich hab es in einen Rutsch ausgelesen. Mir hat es mega gefallen. Ich fand es schon realistisch, das es genau so geschehen kann. Ein Leben lang hängt einem etwas nah, ob eine Begebenheit oder aber auch ein Mensch. Klasse Buch, vom Ende war ich dann doch etwas überrascht.
Nun lese ich "weg" von Doris Knecht. Liest sich bis jetzt gut.
Eine Frau und ein Mann die sich kaum kennen und nicht besonders mögen, müssen sich auf die Suche machen nach dem Einzigen, was sie im Leben gemeinsam haben, eine Tochter. Schon erwachsen mit psychischen Problemen. Und plötzlich verschwunden.
Bin gespannt.
Gestern im Buchladen mitgenommen. Hätte ich dein Gesicht von Frances Cha.
Morgenschön, Frances Cha sagt mir leider gar nichts.
Ich habe gerade mit "Call the Midwife" von Jennifer Worth angefangen, Erinnerungen an ihre Zeit als Hebamme im Londoner East End in den 50er Jahren und die Inspiration für die gleichnamige Serie, die ich gerne mag.
"Mein Leben als Sonntagskind" hat mir sehr gut gefallen, mit klitzekleinen Abstrichen ein richtig mitreißendes Buch über ein Mädchen, das bis ins frühe Erwachsenenalter nicht weiß, dass es Autistin ist oder zumindest eine Form von Asperger-Syndrom hat und sich mit vielem schwertut, was für die anderen normal ist. Die Autorin greift dabei auf eigene Erfahrungen zurück, das macht es authentisch und gänzlich jammerfrei.
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Ich habe gerade mit "Call the Midwife" von Jennifer Worth angefangen, Erinnerungen an ihre Zeit als Hebamme im Londoner East End in den 50er Jahren und die Inspiration für die gleichnamige Serie, die ich gerne mag.
Marie-Madeleine, die Serie Call the Midwife hat mir gefallen. Danke für den Buch-Tipp. Sofort bestellt. Eher selten - im Vergleich zu früher - sehe ich Filme oder lese Bücher aus dieser Zeit oder früher. Bin zuversichtlich bei Call the Midwife. Meine Tochter und ich lasen vor einigen Jahren sogar die Susanne-Barden-Bücher von Helen D. Boylston . Die hatte ich vor zig Jahren gelesen. Bücher und Filme ab 1970 bis heute bevorzuge ich.... Ich mag auch keine Fantasy-Bücher und -Filme (mit wenigen Ausnahmen) und keine SF-Filme bzw. Horror-Filme. OT Ich habe die 1997-Verfilmung von Titanic noch nie von Anfang bis zum Ende angesehen. Nur Ausschnitte von ca. 20 Minuten. Den Anfang fand ich gut, irgendwann in der Mitte gefiel er mir nicht mehr aus div. Gründen. Das Filmende ist mir bekannt. Hatte auch davor schon mal eine alte komplette Version gesehen.
Oh ja, Susanne Barden habe ich auch geliebt. Leider habe ich die Bücher nie selbst besessen, aber x-mal aus der Bibliothek ausgeliehen.
Ich finde die Zeit der 50er und 60er Jahre superspannend mit all den Umbrüchen in Gesellschaft und Wissenschaft/Medizin. Das wird in der Serie ja auch so schön dargestellt.
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Ich habe nun "Sieben Tage Sommer" von Thommie Bayer gelesen. Und obwohl ich es gerne gelesen habe, kann ich jetzt gar nicht gut benennen, wie ich es finde. Es ist ein eigentlich leichter Mailwechsel zwischen Anja und Max, der fünf Gäste, die ihn und sich vor vielen Jahren in einer dramatischen Situation kennengerlernt haben, in sein Ferienhaus einlädt - allerdings selbst gar nicht erscheint und auch sonst kaum je persönlichen Kontakt zu ihnen hatte, sondern aus der Ferne ihr Leben beobachten ließ, und ab und zu seinen Einfluss benutzte, um positiv-lenkend einzugreifen. Anja hat nun auch den Job, die fünf genauer unter die Lupe zu nehmen, vordergründig, indem sie die Hauswirtin spielt.
Die Stimmung des südfranzösischen Sommers mit lauen Abenden, Wein, sirrenden Zikkaden und gutem Essen und der Schreibstil (wo ich positiv fand, dass Max und Anja erkennbar unterschiedlich schreiben) machen das Buch leicht, auch wenn das ein oder andere Schicksal eher schwer sind. Andererseits gebe ich zu, dass mir ein wenig der tiefere Sinn hinter alledem fehlt - eine überraschende Wende zum Schluss, eine Antwort auf die ein oder andere offene Frage. So habe ich das zwar gerne und schnell gelesen (was bei ca. 150 Seiten auch kein Wunder ist), aber mich danach ein wenig stehen gelassen gefühlt vom Autor.
Ich lese grade "Brüste und Eier" von Mieko Kawakami. Bin da schon mehrfach drumherum geschlichen, tja: Die Story ist gut strukturiert, und der Blickwinkel ist ein dezidiert weiblicher, da hat die Autorin schon Punkte von mir. Die Sprache liest sich auch flüssig, bleibt aber etwas unterkühlt. Die Schicksale und daran hängenden Fragen sind bewegend, aber die Sprache hätte ich mir mitreißender gewünscht.
@Pasdedeux, darum schleiche ich auch schon länger....
Ich lese gerade "Ende in Sicht von Ronja von Rönne
Klappentext: Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Also macht sie sich auf den Weg. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres neben ihren Wagen. Juli, 15, wollte sich von der Autobahnbrücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt – und steigt zu Hella ins Auto. Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie zusammen noch, was ihnen einzeln als letzte Möglichkeit erschien?
Gut 1/4 habe ich gelesen, weiß aber noch nicht, was ich davon halte :-)
Ich will dich aber nicht vom Lesen abhalten, Naoko, schlecht ist es nicht! Von RvR hab ich bislang nur Interviews gelesen. Kennt ihr das, dass schon der Gesichtsausdruck einen davon abhält, das Lesen eines Buches ernsthaft in Erwägung zu ziehen? Sie hat so etwas Aggressiv-Verbissenes. Gerade deshalb sollte ich vielleicht mal meine Vorurteile über Bord werfen und ihr eine Chance geben.
Pasdedeux, das geht mir manchmal auch so, dass mir ein/e Autor/in so unsympathisch erscheint, dass ich keine Lust auf die Bücher habe. Ich bin lange um die Bücher von Hanya Yanagihara herumgeschlichen, bis ich ein paar Artikel und Interviews über sie bzw. mit ihr gelesen habe, in denen ich sie so wenig mochte, dass ich beschlossen habe, die Bücher nicht zu lesen.
Naoko, ich bin gespannt auf Deinen abschließenden Eindruck von dem Buch. Ich kenne es selbst noch nicht, aber es interessiert mich grundsätzlich.
Ich lese derzeit die Autobiographie von Agatha Christie. Ab und an wirkt sie ein bisschen betulich und ihre Einstellung zum Frausein und zu Beziehungen ist auch noch stark viktorianisch geprägt, aber es liest sich interessant und unterhaltsam. Ich ärgere mich bloß, dass ich es mir auf deutsch habe schenken lassen und nicht im Original.
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Agatha Christies „Meine gute alte Zeit“ habe ich vor Jahrzehnten gelesen und es gefiel mir damals. Sie hatte ein abwechslungsreiches, interessantes Leben.