Ich glaube, dass ich geschrieben habe, dass für mich kontroliertes Trinken nicht funktioniert (haben irgendwie alle überlesen). Ich nenne mich nicht Alkoholikerin, weil ich keinen Alkohol mehr trinke. Ich sage, ich habe 'Alkoholmissbrauch betrieben', war 'alkoholabhängig'.
Ich habe immer noch Dach und Arbeit und sehe das nicht! als Maßstab dafür, ob jemand krank war oder nicht. Es spielt auch keine Rolle, ob man bereits körperlich abhängig war oder ob man 'nur' Wein oder 'nur' 2-3 Bier jeden Abend oder 1 Flasche Schnaps konsumiert hat.. Oder ob man schon morgens oder erst Abends getrunken hat. Abhängig ist abhängig. Und mein Haus ist und bleibt selbstverständlich alkfrei. Mir ist schon klar, dass der Strang hier AA geprägt ist. Die neuere Literatur zum Thema spricht eine etwas andere Sprache und hat mich halt dort abgeholt, wo ich stand. Ich finde es halt schade in diesen Kreisen, dass es zwar heißt: denk und mach nur wie du meinst, aber das endet immer übel. Und das nur, weil jemand das Wort Alkoholiker nicht für sich passend findet. Ich trinke nicht, ich sorge dafür, dass es so bleibt. Ich arbeite an mir, krempel mein Leben um, ich liebäugel nicht damit, jemals wieder zu trinken, wozu auch? Ist doch so viel schöner? Und das Ploppen von Kronkorken geht mir am Allerwertesten vorbei.
- Sobriety is not a sad consequence. It's a proud choice. -
Das ist doch toll, wenn es bei dir so ist, Spatz und noch toller, wenn es so bleibt. Jeder hat seinen eigenen Weg, wichtig ist allerding, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, und das ist für dich ja auch: trocken bleiben.
Ich schreibe nur von meinen Erfahrungen und was ich selbst im Laufe der Jahre selbst erlebt habe und von vielen Suchtkranken gehört habe in meiner Gruppe, manchmal greife ich auf Posts aus der Bri zurück. Schade, dass die nicht mehr nachzulesen sind! Die waren zum Teil der Hammer, fand ich, so superklasse ... jeder nach seinem Gusto.
Ich habe es schon öfter geschrieben: trocken werden ist nicht schwer, trocken bleiben dann doch mehr ...
Die Stüben reagierte einmal auf die Frage, wie lang sie nun trocken sei, damit: "wieso 'trocken'? Ich bin kein Kleinkind mehr."
Abstinent oder 'unabhängig' gefällt mir persönlich auch besser. Ich kann nach einem halben Jahr gerade mal so sagen: Der Anfang war hardcore. Die ersten drei Wochen waren echt schwer. Dann ging es zunehmend leichter. Vor allem die miesen Tage halfen mir sehr dabei. Schon wieder einen blöden Tag überstanden ohne ihn durch Alkohol zu dämpfen - Klasse! Geht doch! Da wächst das Selbst-Vertrauen wieder. Ich geh viel netter mit mir um, nehm mir meine Auszeiten, bin unterm Strich entspannter. Die Nüchternheit selbst unterstützt mich beim Dranbleiben. Natürlich kann ich nicht wissen, was noch kommt, ob etwas über mich hereinbricht und ich plötzlich wie ferngesteuert zur Flasche greife, aber sicher nicht aus Jux und Dollerei.
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Zitat von Spatz33 im Beitrag #2128Die Stüben reagierte einmal auf die Frage, wie lang sie nun trocken sei, damit: "wieso 'trocken'? Ich bin kein Kleinkind mehr." Abstinent oder 'unabhängig' gefällt mir persönlich auch besser
Ob ich mich nun als "Alkoholiker", "trockener Alkoholiker", "Abstinenzler" "Unabhängiger" oder "Tüddelditüler" bezeichne ist doch völlig egal - mir sollte nur bewusst sein, dass ich ein Problen MIT Alkohol habe und entsprechend auf mich achten muss.
ZitatIch nenne mich nicht Alkoholikerin, weil ich keinen Alkohol mehr trinke.
Du denkst also, weil du jetzt nichts trinkst, bist du weder Alkoholiker noch krank? Nun ja, du wirst, egal wie lange du abstinent/trocken/unabhängig bleibst, nie wieder da hingelangen, wo du ganz am Anfang warst, als du tatsächlich noch „gesund“ warst. Das du suchtkrank geworden bist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen und dessen sollte sich jeder Alkoholiker bewusst sein.
Ich übertrage das mal: Wenn du Diabetiker wärst, deinen Zucker aber gut eingestellt hast, bist du dann noch Diabetiker, noch krank oder bist du geheilt und kannst so Zucker konsumieren wie alle anderen? Oder, wenn du Nussallergiker wärst und keine Nüsse mehr isst, bist du dann immer noch Nussallergiker?
Auch wenn ich mich "nüchtern" tatsächlich als äußerst gesund fühle, finde ich es dennoch unpassend, zu sagen, ich sei gesund, weil mich das im Prinzip eben auch zu der Denkweise verleiten könnte, vielleicht doch das eine oder andere Mal ein Ausnahme machen zu dürfen.
Und genau davor schütze ich mich eben auch durch die Wahl meiner Formulierungen...
Zitat von Brischa im Beitrag #2129 Und genau davor schütze ich mich eben auch durch die Wahl meiner Formulierungen...
Genau dasselbe tu ich auch. Da sind wir einfach unterschiedlich. Der eine kommt besser voran mit:"Ich bin Alkoholiker und trockenbleiben ist so schwer", der andere mit:"Ein Leben ohne Alkohol ist keine Qual, es bedeutet Freiheit".
So, jetzt hupf ich gleich mit Töchterchen ins Auto, ab in den Urlaub. Mein zweiter nüchtern. Schaffe hiermit Verbindlichkeit. Drückt mir die Daumen!
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Gerade den Austausch mit anderen Ansichten finde ich recht wertvoll. So hinterfrage ich mich.
Rechtfertigung braucht es nicht für die Wortwahl. "AA geprägt" ist auch so eine Wortwahl
Glaube ich bin hier derzeit die einzige. ICH bin übrigens "zufällig" bei AA. Allerdings brauche ICH meine Gruppe. Ich schaue allerdings auch über den Tellerrand und kenne natürlich auch die Podcasts von Natalie Stüben.
Sie fühlte sich bei AA nicht wohl und machte dann IHRE Art zur positiven Anleitung wie das trocken werden klappen kann.
MIR persönlich ist das zu "easy peasy" Wenn es bei anderen so klappt fein.
ICH musste lernen mein Leben umzukrempeln, sonst wäre es nix geworden mit der Zufriedenheit im trocken Leben.
ICH kann durchaus verstehen wenn jemand sagt, DAS ist mir nichts bei AA. Jung und frisch geht anders, denken viele. Mag stimmen und ich selbst kenne solche eingestaubten Gruppen in denen es nur um "Hauptsache Trockenheit" geht. Die sich nicht mit dem Programm beschäftigen das es eben gibt. Ein Stufen Programm für die eigene Entwicklung. Dort kommt nur im 1.Schritt noch das Wort Alkohol vor, die restlichen Schritte geben die Möglichkeit zur Ent-wicklung.
Das ist nicht heile Welt sooo leicht und schön ohne Alkohol. Das ist eben AUCH Umgang mit Schikanen, Schicksal, Problemen, Schwierigkeiten, Langeweile Euphorie oder Ohnmacht....
Es war für MICH genau das was ich brauchte.
Ein Spruch war: in AA bekommst Du nicht zu hören was Du hören WILLST, sondern Du hörst was Du brauchst.
Und JA, ich wollte zunächst sowas nicht hören. Finde ich auch gut sich zu fragen ob dies oder jenes besser zu MIR passt.
Wo ich abgeholt werde...
[ Der Satz klingt allerdings ein bisschen nach klassifizieren von SUCHT ]
Gleich ein Link wie Frau Stüben ihren Weg fand, der sie heute gut ernährt und viele Anhänger brachte.
Mit junger Sprache, Menschen die das eben so hören möchten klingt ja auch irgendwie "netter" 😉
Zitat von eva im Beitrag #2114Zufriedene Trockenheit ist für MICH total wichtig, sonst hätte ich das Gefühl es hätte sich nicht gelohnt. Natürlich gibt es auch bei mir noch beschissene Tage, auch mal eine Serie davon.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den Satz, zufriedene Trockenheit ist nicht dasselbe wie ein zufriedenes Leben. Zufriedene Trockenheit ist nur der Entschluss oder die Einsicht, dass man ab sofort ohne Alkohol leben will und nicht damit hadert "ich würde jetzt so gerne was trinken" (nasses Denken). Also ganz einfach, ich trinke nichts mehr, weil der Alkohol mich zerstört und weil ich frei sein will.
Ansonsten kann das Leben genauso beschissen sein wie bei allen anderen Menschen auch. Mitunter geht’s mir mies, kann nicht schlafen, habe schlechte Laune, fühle ich mich unwohl, ärgere mich über dies und das oder habe Stress.
Was ich aber sicher weiß, ist, dass Alkohol nichts daran änderte und dass es mir mit Alkohol nicht besser ginge.
Im Gegenteil, ich wäre wieder da, wo ich nie wieder hin will...
Ein Spruch war: in AA bekommst Du nicht zu hören was Du hören WILLST, sondern Du hörst was Du brauchst.
Und JA, ich wollte zunächst sowas nicht hören.
Das, was ich nicht hören wollte, bekam ich auch in meiner Gruppe zu hören, wir waren eine freie Selbsthilfegruppe. Grade das war es, was meine Aufmerksamkeit lebendig hielt ...das, was etwas schwerer verdaulich war und etwas länger im Magen liegen blieb und im Bewusstsein. Das musste verarbeitet werden, sonst wäre es im Magen vielleicht zu voll geworden?
Wie ich schon schrieb, viele Wege führen nach Rom, ob sie für die Trockenheit tauglich sind, wird jeder selbst am eigenen Leib erfahren (müssen). Jeder ist selbst für sein Leben verantwortlich und muss es so leben, wie er es kann ...
Wir haben inzwischen so viele Methoden hier gelesen und gehört .. warum sollte nicht irgendwie oder irgendwann mal was dabei sein, was "auch" demjenigen hilft, sein Leben umzukrempeln und den eigentlichen Sinn dessen nicht aus dem Auge zu verlieren?
Zufrieden zu sein und sein Leben trocken zu geniessen. DAS kann nicht jeder! Weil ...irgendwas ist ja immer!
Ich bin dir immer noch sehr dankbar Namastine, dass du von dir geschrieben hast! Ich habe nicht damit gerechnet, dass überhaupt jemals einer von sich und vom Rückfall hier schreiben würde ...
Hast du eine winzige Ahnung, wie du in die Sache reingerutscht bist, oder hast du es bewusst gemacht? Gibts ja alles.
Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten meinerseits. Bewusst war mein Rückfall definitiv und wie ich da reingeraten bin auch. Eine Ahnung habe ich auch, warum. Ich versuche mir am Wochenende ausreichend Zeit dafür zu nehmen, es hier aufzuschreiben.
Hab gerade wieder ein Yoga Ausbildungs-Wochenende am Start (heute begonnen) und bin ab morgen früh in der Hansestadt und bleibe bis Sonntag.
Ich schreibe und lese fast nur am Handy, das macht das ausführliche Antworten etwas aufwendiger, finde ich.
Jedenfalls geht es mir gerade richtig gut und ich freue mich auch über den Rückfall, weil ich wieder weiß was ich definitiv nicht will und dass ich einfach nicht normal, ohne Hintergedanken oder Kontrollverlust, trinken kann.
Ich weiß seit Jahren, das ich mit Alkohol nicht umgehen kann. Warum ich wieder zugelangt habe, liegt sicher auch in meiner Natur. Ich muss die Dinge irgendwie selbst (wieder) erfahren, neige dazu mich selbst zu geißeln und gehe oft über meine Grenzen hinaus.
Zitat von Namastine im Beitrag #2137Ich weiß seit Jahren, das ich mit Alkohol nicht umgehen kann. Warum ich wieder zugelangt habe, liegt sicher auch in meiner Natur. Ich muss die Dinge irgendwie selbst (wieder) erfahren, neige dazu mich selbst zu geißeln und gehe oft über meine Grenzen hinaus.
Ich würde annehmen, DAS ist die Krankheit.
Der gute Wille ist da, allein der hält nicht davon ab, neugierig zu sein und manches in Zweifel zu stellen.
Ich frage mich auch manchmal, ob ich meine gelegentlichen Anwandlungen nicht mehr hätte, wenn ich meine Zweifel beseitigen könnte durch einen Rückfall? Ich weiss aber auch, dass Alkohol kein probates Mittel für mich, damit zu spielen und zu testen. Heutzutage nicht mehr.
Und dann erinnere ich mich daran, wie oft ich Alkoholstopp eingelegt habe, es war schon schwer genug, diesen Stopp auf 3-4 oder 6 Monate auszudehnen ... heute weiss ich , dass das eben nur Trinkpausen waren ... ich hatte keine Chance, trocken zu bleiben, weil ich es ja auch nicht war! Ich war nicht trocken, obwohl ich nichts trank! Der Alkohol hatte Schaden angerichtet. Wohl dem, bei dem das nicht so ist!
Ich gierte ja schon, wann ich denn endlich wieder zugreifen könnte in dem kranken Bewusstsein, dass ich ja aufhören könne, wann ich wolle, ich hatte es ja bewiesen. Pustekuchen! Von anderen wurde ich bestätigt, dass das alles ja gar nicht so schlimm war und "siehste woll, du musst ja gar nicht trinken"...
Nach jedem Trinkstopp wurde es heftiger ...auch Krämpfe hielten mich nicht ab vom Alkohol, nichts hielt mich davon ab, auch nicht das Wissen, dass ich irgendwo gewesen war, aber nicht wusste, wo? Oft wusste ich gar nicht, wie ich nach hause gekommen war ...
Auch die Phantasierei ging stetig schlimmer weiter ...ich weiss bis heute nicht, ob so manche Dinge tatsächlich passiert sind oder ich sie mir nur eingebildet habe. Fürchterliche Dinge, die ich gar nicht benennen mag ...ich möchte nie wieder, dass sowas passiert!
Ich bin eine von 10 Millionen (geschätzt, in Wirklichkeit sind es mehr), die kein Bein mehr an die Erde kriegt, wenn sie wieder trinkt!
Ich hatte in der Therapie viel zu viel aufzuarbeiten und zu erkennen, so wusste ich dann auch irgendwann, warum und wieso ich eines Tages "dranhing"? Aber auch das kann und muss jeder für sich selbst erkennen ...
Diese Erkenntnis war eine der schwersten Erkenntnisse, die ich annehmen musste (und tat mich sehr schwer damit, trotz allem), ich konnte mich aber drehen und wenden wie ich wollte ... es war so, da beisst die Maus keinen Faden ab! Wahrscheinlich auch kein Rückfall? Manch einer ist darin versackt bis zum bitteren Ende.
Ich hab zuviel davon gehört und gesehen ...auch das innerliche Aufgefressen werden, nicht nur vom Alkohol ...
Ich bin saufroh, dass du den Absprung geschafft hast, Namastine. Danke dir, dass du auf meine Frage reagiert hast. Sowas ist auch nicht selbstverständlich ... mir hilft es ungemein.
Ich habe in den letzten Tagen nochmal etwas intensiver nachgedacht und mich damit beschäftigt, wie es eigentlich war, als ich nicht mehr konnte ... es gab ja einen Grund fürs Aufhören.
Auf meinem Weg in die Trockenheit war ich bereit, alles zu tun, was mir dabei helfen würde und konnte, es zu werden und zu bleiben. Nachdem ich ca. ein halbes Jahr inclusive Entgiftung von zuhause weg war, nach Therapie, Gruppenbesuchen, vielen Gesprächen, hielt ich mich für fertig! Ich wusste genau, dass ich nicht mehr trinken würde, komme, was da wolle ...
Ich hatte , nach meiner Meinung, ausreichend Hilfsmaterial, um unbeschdet über die Runden zu kommen., dachte ich. Ich hatte meinen Partner und späteren Mann kennengelernt, der mir mit allem, was er wusste, hilfreich unter die Arme griff und mir meine Fragen zu dem Thema sehr genau beantwortete ...er wusste sehr viel mehr als ich bis dato.
Dann meldete ich mich auf Anraten einer Mitpatientin bei der NACHSORGE an, ich wusste gar nicht, was da war, aber schaden konnte es ja nicht. Sie wurde von Therapeuten geführt und war hammerhart gegen die vorangegangene Suchttherapie, die auch "nicht" ohne war Es ging zwar auch um Alkohol, um viele Rückfälle, um Arroganz und woher die kam, und um wiederkehrende Rückfälle, es gab Anfeindungen, Zank, Streit und alles wurde von den Therapeuten begleitet.
Letztlich ging ich nach zweieinhalb Jahren aus dieser Nachsorge, nachdem ich der Meinung war, mehr könne ich nicht für mich tun, alles andere wird sich zeigen. Doch die unangenehme Arroganz, die ich auch in mir finden konnte, war verschwunden ... keiner konnte wissen, wie sich das Leben weiterhin gestalten würde?
Das fand dann über viele Jahre so statt, wie es auch in der Nachsorge stattgefunden hatte, mit allem, was das Leben so in petto hat ...nur eben nüchtern. Viele Situationen waren dabei, wo ich gerne wieder zugegriffen hätte oder Beruhigungstabletten genommen hätte ... es stellt sich raus, dass ich es auch so überstand und ich wusste, alles geht vorbei ...aussitzen!
Dann starb mein Mann und mein Leben war zuende. Ich fiel in ein tiefes Loch ...das immer tiefer und grösser wurde ... Was dann in mir pasierte, habe ich schon in epischer Breite versucht, in der Bri mitzuteilen ... dieses Mit-teilen hat mich davor bewahrt, rückfällig zu werden ...und nach einer Weile sehr demütig werden zu lassen. Das bin ich in Bezug auf Alkohol auch heute noch.
Demütig und dankbar, dass ich nicht trinken muss, auch wenn ich es manchmal schon tun würde ...nur ein klein wenig, nur mal zum Testen ... doch ich weiss um dessen Wirkung!
Dafür hatte ich meine Gruppe jahrzehntelang, dort war alles zugegen, was Mensch sich so vorstellen kann ...Krankheit, Siechtum, Tod, schlimme Diagnosen und noch vieles Mehr ... einige haben es bis zum Tod ohne Rückfall ausgehalten, andere nicht, und die Meinungen in der Gruppe waren schon ambivalent. Ich habe auch damit gehadert, weil es mir nicht wichtig ist, ob auf meinem Grabstein steht: sie hat ohne Alkohol ausgeharrt bis zum Schluss" Ansonsten hat sie gelitten und vermisst ...
Ich wünsche mir, dass ich mein Leben trocken hinter mich bringe und möchte Dinge, die ich im Suff getan und erlebt habe, nie wieder erleben. Nicht alles, aber vieles ... Natürlich weiss ich nicht, ob das so sein wird, deshalb auch heute:
Da geht es mir wie dir. In manchen Momenten flackern Erinnerungen auf...eher Bildfetzten, und ich frage mich: ist DAS wirklich passiert?
Und ganz oft: ja muss so passiert sein. Und dann das Gefühl, zum Glück weiß ich nicht alles... Wer weiß, was ich noch getan habe...ohne es jetzt zu wissen.
Da sind Sachen bei, die KANN ich nicht erzählen.
Habe beim Suchen nach altem Impfausweis alte Tagebuchseiten gefunden. Sind Ende der 1990er Jahre. Hab so ein bisschen überflogen. An einem stressigen Tag, den ich wohl hatte, stand da. "Ich denke, ich sollte heute mal was trinken!"
Mir wären fast die Blätter runtergefallen vor schreck. Das zu lesen...Das war Jahre bevor ich missbräuchlich getrunken habe.
Es haben sich soeben zwei „Freundschaften“ erledigt, die eigentlich nur aus gemeinsamem Trnken bestanden. Das hört sich jetzt hart an, aber das Trinken hat die Ungleichheit zugedeckt. Dann mal ein Weinchen und Aperölchen und mehr. Während Corona auch mal wöchentlich. Mir war schon lange klar, dass das nichts für mich ist.
Ich vertrage zunehmend Alkohol überhaupt nicht mehr. Rede unkontrolliert daher und ärgere mich am nächsten Tag furchtbar. Jetzt hat es sich quasi von selbst erledigt, weil jede bei der anderen gelästert hat. Kann mich da nicht ausnehmen.
Es hat im großen Knall geendet. Es macht mich zwar traurig, aber bin auch erleichtert. Freundschaft war das eh nie.
… Ich weiß zwar nicht, ob ich hier richtig bin, aber da es mit Alkohol zu tun hat und tatsächlich bestimmte Situationen für mich fast nur mit Alkohol gehen, ist es schon irgendwie passend. Wenn nicht, bitte sagen, dann editiere ich.)
Im Rückblick sind die Dinge eigentlich immer glasklar, Hair. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts erkannt ...ist ein sehr wahrer Spruch, hab es aber am eigenen Leibe so erfahren Natürlich gehört diese Geschichte hierher ...
Das beste Lösungsmittel, das es gibt, war schon immer der Alkohol ... er löst die Zunge, Organe, die angeblichen Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Mietverhältnisse, die Familien, die Gesundheit ebenfalls und noch vielmehr, was "man" im Moment so gar nicht auf der Uhr hat! Das stellt sich erst dann heraus, wenn es soweit ist, dass sich wieder etwas auflöst ...
Bei mir löste sich alles auf ...meine Leber hat noch mal Glück gehabt ... als ich dann endlich aufhören konnte, haben mein Geist und mein Körper vor lauter Wohlbehagen Tango getanzt und geschrien: endlich dürfen wir auch leben!
Sowie ich trocken war, klappte es auch wieder mit der Arbeit bestens, obwohl ich fand, das klappte auch mit Alkohol (schäm), aber dann machte leider mein geschundener Körper nicht mehr mit. Was ich meinem Körper antat (und auch meinem Geist) hatte ich während der Alkoholzeit so überhaupt nicht auf der Uhr!
Trinkende Freundinnen hab ich heute nicht mehr, die meisten haben dem irgendwann entsagt aus guten Gründen. Die waren nicht so heftig wie meine, nehme ich an ...dennoch ...in meiner Gegenwart hab ich sie nie mehr trinken gesehen ... und so haben auch die Gespräche teilweise einen Sinn ...
Ich schätze ich lösche es wieder, komme mir auch grad total illoyal vor. Ich liebe sie ja so seit fast 40 Jahren.. Aber Hairs Post hat mich grad bewegt.
wir (ich schreib mal mit Absicht "wir") nehmen alles auf, was hier geschrieben wird, und irgendwann, im passenden Moment fällt dann dies oder jenes als Erkenntnis vor die Füsse. So erlebe ich das seit ich nicht mehr trinke.
Es war schon zu meinen Trinkzeiten anstrengend, wenn meine Freundin anrief: kommste mit auf ein Bierchen?
Was jetzt schon? Es ist ja noch nicht mal dunkel, nee, so gehe ich nicht raus (noch kaputt vom letzten Besäufnis)
Eine Stunde später trabten wir dann los ...bei uns ums Eck.
Vorher musste ich mir überlegen, wieviel ich trinke, um halbwegs gerade nach Hause zu kommen. Dabei blieb es nie. Einmal angefangen, gabs kein Limit mehr, obwohl ich es ganz ganz fest vor hatte ...nach Hause kam ich immer, auch wenn ich zwischendurch mit meinem neuen Mantel mal im Gebüsch landete und vor lauter Lachen nicht wieder hoch kam. Irgendeiner erbarmte sich dann meiner und brachte mich bis vor die Haustür ... Glück gehabt? Am nächsten Tag wusste ich gar nicht mehr, was gewesen war ... War meine Wohnungstür abgeschlossen von innen, atmete ich auf ...war sie meistens ...
Abgesehen davon, dass es mir saudreckig ging, hielt mich das eh nicht ab, ein oder zwei Tage später wieder loszuziehen auf "ein Bierchen" meine Freunde wussten das, wollten auf mich aufpassen, kriegten dann aber Zoff mit mir. ...ich bin doch schon gross, kann selbst auf mich aufpassen, etc.pp. Ab morgen bleib ich nüchtern, heute nicht. Schenk ein, mach Striche. Ich kämpfte regelrecht um das nächste bier, das mir mein Genick brechen würde ....
Nein, nicht um alles Geld der Welt möchte ich noch mal in solchen Situationen sein.
Ich muss 1000 Schutzengel gehabt haben, dass ich das, was ich nicht schreibe, überlebt habe ....
Sorry Lyanna, hat sich überschnitten. Was Du schreibst, hätte bei mir tatsächlich auch so enden können.
@Rokeby, war bei mir tatsächlich auch so, allerdings eher neuere Bekannte. Und jedes Mal trinken. Dazu kommen ja auch noch die anderen Gelegenheiten während der Woche oder am Wochenende. Der Eklat fand sinnigerweise auf einem Weinfest statt, wo ich schon gut geladen hatte. 0,4 l Wein. Meine Güte, was schäme ich mich. Wobei das ja nur eine halbe Flasche Wein ist. Naja. Jedenfalls von der einen weiß ich, dass sie jeden Tag trinkt. Egal, ist jetzt Geschichte. Danke Lyanna.
Ich habe tatsächlich eine liebe Kollegin, die Alkoholikerin ist. Die hat mich überhaupt auf das Thema gebracht. Dass ich hier ab und zu mal mitlese und mir meinen Alkoholkonsum bewußt machte.
Ich sage mal: es ist sinnlos Rokeby, etwas zu sagen. Du kannst ihr sagen, dass du dir Sorgen machst um ihre Gesundheit und du sie als Freundin nicht verlieren möchtest, weil sie krank wird/ist!
Ich hab das mal bei meiner früheren Chefin angesprochen, ich konnte nicht mit ihr in einem Auto sitzen, der Acetongeruch hat mich wahnsinnig gemacht, ich kriegte keine Luft mehr. Wir gingen zum Chinesen und als erstes nahm sie "meinen" Pflaumenschnaps, den der Kellner am Tisch liess, obwohl ich ihn nicht wollte. Als ich ihr sagte, was ich sagen wollte, tröstete sie mich, dass das alles gar nicht so schlimm wäre, wie es vielleicht aussehe und im Schwimmbad hätten alle übertrieben ... man munkelte, dass sie sich nicht zügeln konnte vor allen Leuten und so ... erstmal Schwimmbadverweis!
Die spinnen, die Leute!
Zwei Wochen später war sie ihren Führerschein los, ob sie ihn wiedererlangt hat, weiss ich nicht, wahrscheinlich doch, aber die Sache ist ja auch schon viele viele Jahre her ... ich arbeitete dann nicht mehr bei ihr. Schade eigentlich, sie war die beste Schwester, die ich je gesehen habe. Heute haben wir keinen Kontakt mehr.
Jemand anderen auf sein Trinkverhalten anzusprechen halte ich auch nicht für hilfreich, weil, es bringt nichts. Es ist immer jemand da, der sagt, so schlimm ist es ja gar nicht. Und das habe ich damals auch viel lieber gehört .... bis eben nichts mehr ging.
Ich glaub das ist komplett typisch für trinkende Frauen, rokeby. Erfolgreich und nach außen hin passt eigentlich alles. Und es gibt auch welche die es schaffen auf diesem trinklevel zu bleiben, wo scheinbar alles ok ist. Jedenfalls lange. Nichtsdestotrotz nehmen sie doch gesundheitliche Schäden. Eine Verwandte gleichen alters wie ich trinkt die ohne da was dabei zu finden 3-4 viertel Wein beim Abendessen und ist damit nicht mal angeschickert. Fürs zusammensitzen im Hotel nach dem essen hat sie dann noch 2 Flaschen Wein im Restaurant mit genommen. So trinkt sie schon viele Jahre. Ich seh sie meistens nur einmal im Jahr bei Familientreffen. Aber du kannst es halt jetzt auch sehen, ihr Gesicht und die Augen, schaut nicht mehr gesund aus. Soll ich was sagen? Tatsächlich haben wir das Thema dieses Jahr mal angerissen.Ich denke das es schon in ihr arbeitet. Ob das vielleicht der Tropfen ist, der letzten Endes eine Abkehr vom trinken bewirkt? Wer weiß. Ich glaube jedenfalls ansprechen kann wenig schaden.
Ich hab heute Geburtstag, was seit letztem Jahr auch gleichzeitig der Todestag von meinem Vater ist. Geburtstag war schon immer ein zwiespältiges emotionales Ereignis für mich, wegen familären Merkwürdigkeiten mit meiner Schwester und deren Familie. Dieses Jahr hat mich die Traurigkeit gepackt und trotzdem auch Dankbarkeit diesen Tag zu erleben und für die die am Samstag zu Kaffee und Kuchen kommen werden.