Zitat von Lizzie64 im Beitrag #10726Das wäre vielleicht anders, wenn nicht weite Teile der Bevölkerung deutlich auf Lehrer herabsehen würden.
Weite Teile der Bevölkerung? Ich persönlich kenne niemanden.
wollte ich auch grade schreiben. Schlimm ist die Belastung - bei wirklich guter Bezahlung und allen Vorteilen des ÖD. Schon die Europa-Vorgabe Inklusion forderte Lehrer weit über ihre Grenzen. Dafür sind und waren die allermeisten nicht ausgebildet. Klassiker von kling gut, gut gemeint. Auch zum Schaden der betroffenen Kinder wurde das wirklich gute Modell der Sonderpädagogik entwertet. Es geht auf Kosten aller Kinder, die - oh Wunder - Kompetenz-Defizite in Basis-Fertigkeiten haben. In anderen Ländern gibt es über Generationen entwickelte andere Strukturen, die wir hier nicht einfach so übernehmen können. und ob diese Pädagogik wirklich zum Besten aller ist, steht auch nicht zur Diskussion. Schon mit der Einwanderung einer großen Zahl von Gastsrbeitern und später Russland-Deutschen wurde Unterricht nicht nur fachlich enorm erschwert, für die gewaltige Zahl von Flüchtlingskindern ohne Sprachkompetenz, aber auch ohne richtige Kindheit, dafür mit Traumata gab es kein richtiges Konzept. Ja, Lehrer fehlen, und vom Eltern-Bashing wechsle ich zum einem weltfremder Amts-Sesselpupser. Einfache Holzstühle (statt ergonomischer Verstell-Komfort-Sessel) haben früher auch keinem gesxchadet.
Wir können uns alle mit reinnehmen: Heiße Dusche? Meine Eltern (Jahrgänge um 1920)hatten in ihrer Kindheit Waschlappen wie Kretschmann, eine Raumtemperatur im Winter von 18 Grad war schon Komfort im Vergleich zu bis weit in die Neuzeit üblichen 15 Grad; die Damenmode von damals zeigt keine Rollis. Und bewegen wir uns alle ausreichend? Wer von uns geht heute noch für Alltägliches einen Kilometer zu Fuß, wenn das Auto vor der Tür steht? Bei Starkregen? In der Sommerhitze? Im Winter? Ehrlich jetzt....
Zitat von vultura im Beitrag #10731Schon mit der Einwanderung einer großen Zahl von Gastsrbeitern und später Russland-Deutschen wurde Unterricht nicht nur fachlich enorm erschwert, für die gewaltige Zahl von Flüchtlingskindern ohne Sprachkompetenz, aber auch ohne richtige Kindheit, dafür mit Traumata gab es kein richtiges Konzept. Ja, Lehrer fehlen,
Das ist momentan ja besonders akut. Die Belastung der wenigen Lehrer ist einfach enorm, der Krankenstand unglaublich hoch. Ich denke noch an das Schuljahr 2015/2016 meiner Enkelin, da gab es fast keinen Sportunterricht, Musik und Englisch ein Jahr gar nicht. Monatelang hatte sie täglich 4 Stunden und weniger.
Rettet die Erde! Sie ist der einzige Planet mit Schokolade.
Zitat von vultura im Beitrag #10710Kunterbunt, entkräftet deine Kindheit die Argumente dagegen? "Hat uns auch nicht geschadet" wird ja sehr gerne genommen und könnte für alles gelten: Arbeitstage mit 12 und mehr Stunden als Norm, Samstags, am Sonntag frei nur zum Kirchgang, kein Urlaubsanspruch, kein Kündigungsschutz, keine Krankenversicherung. Vergewaltigung in der Ehe: nicht strafbar, Arbeit nur mit Erlaubnis des Ehemannes, Ohrfeigen und Prügel überhaupt, Tja, diese verzärtelte Menschheit, wer da auf der Strecke bleibt, hat es nicht anders verdient
Dann hast Du mich falsch verstanden. Für uns war der Schulweg soziales Netzwerk, vertiefte Freundschaften und das Gemeinschaftsgefühl. Klar haben wir auch gemeckert, wenn es aus Eimern gekübelt hat, oder sehr kalt war. Das *hat uns auch nicht geschadet* hatte ich mit einem Smiley gekennzeichnet, muss aber wohl von jetzt an schriftlich darauf hinweisen, dass es sich um Ironie oder einen Scherz handelt. 😉 Wie Du von der Beschreibung meines Schulwegs auf gesellschaftspolitische Probleme wie Samstagsarbeit oder Vergewaltigung in der Ehe kommst, verstehe ich nicht.
Zitat von Kunterbunt im Beitrag #10709Wir sahen es aber anders. Für uns war das eben keine Zumutung, sondern ein toller Teil des Tages.
Für DICH und deine Freunde. kannst du für alle sprechen? Weißt du, dass keinem Kind auf einem langen, ungesicherten WEg was passiert ist? Gab es keine, die ausgegrenzt wurden und den Weg alleine gehen mussten? Dabei viellicht auch noch ordentlich getriezt wurden? Keine, die nicht normal gesund und fit waren? tbc
Himmel! Ich habe damals keine empirischen Studien betrieben, kann Dir also nicht sagen, wie es bei anderen Kindern aussah. Passiert ist keinem von uns etwas auf dem Schulweg, DAS weiß ich genau. Ausgegrenzt wurde auch niemand. Wir waren einfach ein Haufen Kinder auf dem Weg zur Schule. Klar ist, dass einige Grüppchen mit anderen Grüppchen nichts am Hut hatten, aber ich kann Dir nicht sagen, wer mit wem warum Stress hatte. Den Schulweg hatte ich von 4.5 bis 11 Jahren, also kann ich Dir natürlich nur aus der Sicht des damaligen Kindes (ich) antworten. Was denn sonst?
Neulich auf Twitter gelesen, sinngemäß: <'Also, in meiner Kindheit gab es ja kein Netflix und so. Wir konnten nur kucken, was gerade im Fernsehen lief, und auf die nächste Serienfolge musste man 1 Woche lang warten.' Das: 'Ich musste bei Schnee 6km zur Schule laufen' unserer Generation.> Wir werden alle unsere Eltern.
Und: Dürfen eigentlich auch jüngere Generationen sowas? "Meine Güte, die Senior*innen, die immer persönlich ans Händchen genommen werden müssen und ein Papierchen brauchen! Ich musste schon immer Onlinebanking machen und konnte noch nie mit Scheck bezahlen. Hat mir auch nicht geschadet!"
"It has to be possible to feel the pain in one community without denying it to the other. It has to be!" John Oliver
Moderatorin in den Foren zu Beziehung und Sex, zu Kunst, Musik und Literatur, zu Politik und Tagesgeschen und zum Handwerken (warum auch immer). Ueberall sonst gilt: Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.
Knackpunkt an dem Schulweg sind wohl die Worte: Unbeleuchtet und nicht geräumt/gestreut. Schule fängt wann morgens an? Bei uns damals 7h30 - also Schulweg im Herbst/Winter in tiefster Dunkelheit, ebenso wie ungesicherter Straßenüberweg. Im Sommer ok, aber im Winter mit Dunkelheit, Eis und Schnee ( und ja, in Dachau schneit es ab und an schon mal, auch mal ordentlich) nicht akzeptabel.
Nur dass sich im hohen Mais böse Männer verstecken, die auf die Kinder warten: Das hört sich an wie in Nordamerika und gehört eher in die Kategorie Urban Myths. Da gibt es doch nun wirklich andere Gelegenheiten für solche bösen Menschen als sich stundenlang im Maisfeld auf die Lauer zu legen...
Zitat von Flau im Beitrag #10737 Und: Dürfen eigentlich auch jüngere Generationen sowas? "Meine Güte, die Senior*innen, die immer persönlich ans Händchen genommen werden müssen und ein Papierchen brauchen! Ich musste schon immer Onlinebanking machen und konnte noch nie mit Scheck bezahlen. Hat mir auch nicht geschadet!"
„Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart.“
Zitat von Genny im Beitrag #10738Knackpunkt an dem Schulweg sind wohl die Worte: Unbeleuchtet und nicht geräumt/gestreut. Schule fängt wann morgens an? Bei uns damals 7h30 - also Schulweg im Herbst/Winter in tiefster Dunkelheit, ebenso wie ungesicherter Straßenüberweg. Im Sommer ok, aber im Winter mit Dunkelheit, Eis und Schnee ( und ja, in Dachau schneit es ab und an schon mal, auch mal ordentlich) nicht akzeptabel.
Um 8:05 Uhr.
Man könnte übrigens auch im Winter mit dem Bus fahren (und diesen bezahlen) und von April-Oktober zu Fuß gehen. Oder bringt sie an diesen Tagen im Rundverfahren hin mit dem Auto. In der Gegend gibt’s viele Mütter, die gar nicht oder nur stundenweise arbeiten, zwei Autos pro Haushalt gibt’s so gut wie immer. Man braucht nicht immer eine Regelung für alle Tage, wollt ich nur mal anmerken.
Zitat von Genny im Beitrag #10738 Nur dass sich im hohen Mais böse Männer verstecken, die auf die Kinder warten: Das hört sich an wie in Nordamerika und gehört eher in die Kategorie Urban Myths. Da gibt es doch nun wirklich andere Gelegenheiten für solche bösen Menschen als sich stundenlang im Maisfeld auf die Lauer zu legen...
Vor allem macht das wenig Sinn, Kindern aufzulauern, die zu neunt sind.
Vieles könnte so viel leichter sein, wenn Mücken Fett statt Blut saugen würden.
Ja, Fahrgemeinschaften bieten sich da auch an. Oder Bus bei schlechtem Wetter. Vielleicht auch die einen oder anderen Großeltern, wenn die vorort wohnen. Aber wir sind eben ein anspruchsgewohntes Volk geworden. Ja, ich hatte eine Busfahrkarte, meine Schule war aber auch 20 km weg. Allerdings nur ein Zuschuß zur Busfahrkarte - umsonst war die nicht.
Zitat von Brombeerkatze im Beitrag #10743Und ich glaube doch, es hat einigen geschadet - sonst würden sie nicht so mißgünstig und gehässig auf heutige Kinder schauen.
Zitat von Mendo im Beitrag #10735Ich finde ja interessant, daß keiner die Gefahren beim Busfahren analysiert 😉 Oder im Elterntaxi. Oder auf dem Schulhof.
Weil's in Zusammenhang mit dem geposteten Link hier OT wäre.
Auch wenn ich mich wiederhole: wenn man selbst Kinder hat, dann sieht man die möglichen Gefahren doch mit etwas anderen Augen - und ja, gut möglich, dass man sie dann entsprechend *analysiert*. Ganz frei von Polemik.
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #10741 Vor allem macht das wenig Sinn, Kindern aufzulauern, die zu neunt sind.
Ich habe es lediglich so verstanden, dass diese Regelung neun Kinder verschiedener Schulstufen betrifft und nicht so, dass die alle gemeinsam unterwegs sind. Unterschiedliche Klassen haben meist auch unterschiedliche Zeiten, wann der Unterricht endet.
Zitat von Brombeerkatze im Beitrag #10743Und ich glaube doch, es hat einigen geschadet - sonst würden sie nicht so mißgünstig und gehässig auf heutige Kinder schauen.
Mich überrascht das auch, und nicht das erste Mal.
Ich habe den ganzen Thread durchgelesen und absolut nichts "Gehässiges" gefunden... @Brombeerkatze @schafwolle Was konkret empfindet ihr denn so? Warum berührt Euch das so? Das tut mir so leid, wenn man bei kleinen Fassungslosigkeiten gleich so tangiert ist. Kann es sein, daß Euch im Hintergrund etwas anderes belastet?
Look for the bear necessities, the simple bear necessities. Forget about your worry and your strife.
Nichts davon ist gehässig. Bei mir eher sorgenvoll, da ich fürchte, dass sie später vielleicht eher ängstlich und unselbstständig sein könnten. In der jungen Erwachsenengeneration bemerke ich das öfter.
Du hasst mich, ich mag das, ich lebe durch dich. (Böhse Onkelz)
Zitat von Mendo im Beitrag #10746Ich habe den ganzen Thread durchgelesen und absolut nichts "Gehässiges" gefunden... @Brombeerkatze @schafwolle Was konkret empfindet ihr denn so? Warum berührt Euch das so? Das tut mir so leid, wenn man bei kleinen Fassungslosigkeiten gleich so tangiert ist. Kann es sein, daß Euch im Hintergrund etwas anderes belastet?
Guck, so unterschiedlich kommt es bei den LeserInnen an. Ich fand gleich 2 Beiträge, in denen sich über die Besorgnis lustig gemacht wurde. Einer von dir. Das kann man als gehässig empfinden, auch wenn es so vielleicht nicht gemeint war.
Und deine Nachfragen an Schafwolle und Brombeerkatze haben für mich auch ein Geschmäckle. Wie gesagt, wenn es nicht so gemeint war - alles gut. Aber das Geschriebene lädt öfter zu (Fehl)Interpretationen ein als das persönliche Wort, bei dem man Mimik, Gestik und Stimme wahrnimmt.
Zum Thema an sich: Ich empfinde das heute "Helikoptern" als teilweise stark übertrieben. Ich habe so etwas im engeren Kreis, habe aber selbst keine Kinder. Kann also nur bedingt mitreden. Was ich bei dem geschilderten Fall aber bemerkenswert finde, ist dass es um einen einsamen Fußweg geht ohne Beleuchtung. Und das gehört für mich in eine ganz andere Kategorie als die Strecke. 2 km fände ich auch nicht viel. Und wie können wir wissen, ob die betroffenen Kinder immer gemeinsam gehen oder nicht doch auch einzeln? Dass es Menschen, die Kindern auflauern wollen, hierzulande genauso gibt wie in anderen Ländern ist offensichtlich.
Also: Mein Mann hat über 10 Jahre in Dachau gelebt und kann sich genau an einen einzigen (!) Winter mit ernsthaftem Schneefall erinnern - soviel zu der oben geäußerten These, in Dachau würde es regelmäßig und durchaus auch mal viel schneien.
Ist aber eigentlich für das Thema hier völlig unwichtig, denn Röhrmoos ist in keinem einzigen Punkt mit Dachau vergleichbar. Nichtmal beim Wetter. (Ich weiß das deshalb so genau, weil wir ziemlich direkt nach unserer Hochzeit von Dachau in den Nachbarort von Röhrmoos gezogen sind. ) Da oben (also direkt nördlich von München) war es schon knochentrocken, als die Jahreszeiten woanders noch "normal" waren, es gab also generell sommers wie winters zu wenig Niederschlag, in welcher Form auch immer.
Deshalb zieht das Argument, die Kinder könnten nicht 2km durch Schnee, Eis und Regen laufen, hier nicht.
Was allerdings für mich, würde ich dort noch leben und hätte ich Kinder, tatsächlich das ultimative Argument GEGEN diesen Schulweg wäre, ist tatsächlich die Sicherheit. Wir haben ganz schön mit den Ohren geschlackert, als uns klar wurde, daß unser neuer Wohnort - wie gesagt, der Nachbarort von Röhrmoos - damals ein echter Kriminalitätsschwerpunkt war. Das Problem waren wohl vor allem die vielen Schüler (Fachoberschule, Gymnasium , Hauptschule, inzwischen ist noch ein Schulzentrum dazu gekommen), für die es vor Ort in der Mittagspause und bei Unterrichtsauswahl wenig bis keine Betreuung gab, so daß sich dann eine Drogenszene gebildet hat, die auch noch reichlich anderes Gschwerl anzog. Dazu die nächste Polizeistation weit weg, aber alle 20 Minuten eine S-Bahn-Verbindung - paradiesische Verhältnisse für allerlei Tunichtgute.
Ich habe mich damals nichtmal als erwachsene Frau alleine auf die Wege zwischen die Dörfer getraut und schon gleich gar nicht ist das für Kinder empfehlenswert. Und ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß in den knapp 10 Jahren, die wir jetzt nicht mehr im Landkreis Dachau wohnen, sonderlich viel in punkto Sicherheit verbessert wurde.