gestern sah ich auf N3 DAS (auf dem roten Sofa) die bewegende Geschichte von Olaf Beck über sein Leben mit Alkohol. Gibt's auch in der Mediathek. Darin wurde auch ein Podcast von Kai Rohde vorgestellt: Tanzen kann man auch auf Brause. Da könnte man ja mal reinhören.
Liebe Grüße aus dem verschneiten, sonnigen und klirrend kalten Norden.
Guten Morgen 🌞, hier ist die Sonne noch nicht angekommen. Den Podcast kenne ich nicht, aber klar kann man auf Brause tanzen. Ich hab 2018 angefangen, seitdem mit ungebrochener Lust regelmäßig tanzen hier in der Tanzschule.
Du fragtest an anderer Stelle wie meine Forenpause war. Ich antworte hier, da die Rubrik besser für schwere Themen passt.
Ich hatte eigentlich vor mich mit etwas Abstand zu besinnen, nachzuspüren, Klarheit zu bekommen darüber wie ich mein Leben neu ausrichte. Es gibt auf verschiedenen Ebenen so viele Baustellen. Das ist mir in der ersten Woche nicht gelungen.
Silvester wurde dann eine Schwester tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Das hat mich geschockt. Obwohl es von ihrem Lebenswandel her absehbar war, dass das einmal so passieren wird. Ich hatte zwar keinen Kontakt mehr, weil sie mich vor vielen Jahren mit Anrufen terrorisiert hat, wusste aber durch eine andere Schwester, dass es mit ihr gesundheitlich immer mehr bergab geht, sie die Wohnung verwahrlosen lässt ectr. Das ist nun die Zweite in der Geschwisterreihe, die es nicht geschafft hat. Vor 4 Jahren wurde eine andere Schwester ebenfalls in der Wohnung aufgefunden, wiederbelebt. Nach einigen Tagen wurden die Maschinen abgeschaltet (Organversagen, Leberzirrhose). Sie war schwer alkohlabhängig. Die Schwester die jetzt starb hatte seit Jahrzehnten Depressionen und wohl auch mit Alkohol zu tun. Beide weigerten sich professionelle Hilfe anzunehmen. Der älteste Bruder wurde auch tot in der Wohnung aufgefunden. Todesursache weiß ich nicht.
Es ist schwierig für mich zu sehen, wie viele es aus diesem dysfunktionalen Familiensystem es nicht geschafft haben mit dem Leben zurecht zu kommen. Und wie viele krank sind, einschließlich mir. Ich stamme aus einer Großfamilie. Ich werde noch Zeit brauchen das zu verarbeiten. Ich habe aber jemanden an meiner Seite der mir dabei hilft.
Kennt ihr das auch? Also das jemand in eurer Familie auch Probleme mit Sucht, Depression hat, hatte?
Zitat von Aloe im Beitrag #2601Darin wurde auch ein Podcast von Kai Rohde vorgestellt: Tanzen kann man auch auf Brause. Da könnte man ja mal reinhören.
Kenn ich, der ist gut! Hat auch ne fb-Gruppe, in der ich bin. Die Regionalgruppe trifft sich auch regelmäßig, da war ich schon häufiger dabei. Sodaklub kann ich noch empfehlen als Podcast. Hatten neulich eine witzige Silvesterfolge.
- Sobriety is not a sad consequence. It's a proud choice. -
ich möchte Dir mein Mitgefühl aussprechen! Erschrocken habe ich Deinen Betrag und Deine Erlebnisse um den Jahreswechsel gelesen.
Sucht und Depressionen spielen wohl in vielen, vielleicht sehr vielen Familienkonstrukten eine Rolle, so auch im weitesten Sinne in meiner - wohl nur zu einem Bruchteil im Vergleich zu Deiner, deswegen bin ich sicher nicht die erste Mitschreiberin für Dich. Doch möchte ich Dir Mut machen und einfach nicht schweigen.
Ich wünsche Dir viele hilfreiche Kontakte hier, und: Hut ab, dass Du geschrieben hast!
Herzliche Wünsche, nicht nur für 2024 - aurora
seit 2008 im Brigitteforum - und glücklich über diese 'Fortsetzung'! - Danke!
Liebe Zeitlose, auch von mir an dieser Stelle mein tiefes Mitgefühl! Was für eine Familiengeschichte!
Ja, ich kenne das, in meiner Familie gibt es eine hohe Bereitschaft zu süchtigem Verhalten. Eine Tante, die ich sehr geliebt habe, hat sich im wahrsten Wortsinn totgesoffen, sie ist keine 40 geworden, ich war 18 als sie starb. Mein wunderbarer Neffe war lange magersüchtig und hat heute diese Sucht in eine furchtbare Arbeitssucht umgewandelt, und ein Onkel von mir - ein hohes Tier in der Landespolitik - hatte deutliche Probleme mit Drogen, Perfektionismus und Kontrolle.
Für mich ist und bleibt deshalb wichtig, mich gut abzugrenzen: ich bin nicht (!) meine Familie. Ich muss nicht (mehr) zwangsläufig deren Symptome tragen. Die Muster (er-) kenne ich zwar blind und empfinde sie als überaus einladend, das heißt aber nicht, dass ich mich a u c h unreflektiert süchtig verhalten oder identifizieren muss.
Was mich immer gerettet hat und bis heute rettet ist mein liebevolles Umfeld, meine Freunde und mein Mann, und: gnadenlose Ehrlichkeit sowie ein guter Bezug zu meinem Körper und Dingen, die mir wichtig sind.
ich bin im Moment ohne Worte für deine schrecklichen Jahresende-Familien-Erfahrungen ... das hatte ich natürlich nicht mit meiner Frage nach "erholsam" gemeint.
Ich möchte dich aber wissen lassen, dass ich dein Schockerlebnis gelesen habe, dich sehe und ganz tiefes Mitgefühl für dich verspüre ... ich schreibe dir, wenn ich dazu wieder Worte habe, liebe Zeitlose.
Süchtig bin ich ja selbst, und es ist für mich ein Wunder, dass ich überhaupt noch da bin ... ich erkenne Verhaltensweise, Muster und weiss, was unbearbeitete Gefühle sowie Missverständnisse auslösen können. Grauenhaft, mit all diesen Dingen allein zurechtkommen zu müssen und niemals erfahren oder gelernt zu haben, sich darüber mitzuteilen.
"Darüber" spricht "man" nicht, die Zustände zuhause gehen keinen ausserhalb der Familie etwas an ...dann mögen dich die Leute sowieso nicht mehr ...und was sollen die Nachbarn denken ...etcpp-
Ich bleibe dabei, wie immer: Alles raus, was keine Miete zahlt! Gilt für jeden, nicht nur für Suchtkranke ....
Ich schicke dir ein Kraftpaket und puste gute Energie zu dir, damit du die nächsten Tage einigermassen gut und einigermassen heil überstehen kannst ...
auch ich habe deinen Bericht gelesen und kann mir vorstellen, wie viel Kraft dich das kostet. Es tut mir sehr leid und ich wünsche dir sehr, dass du deine eigene Kraft findest, ein anderes Leben zu führen.
In meiner Familie gibt es zum Glück keinen Hang zum Alkoholismus, aber starke Sensibilität und Ängste, die dann in etwas Ungutem münden -Depressionen, soziale Ängste, Essstörungen- die die Lebensqualität stark einschränken.
Ich selbst bin betroffen, teilweise meine Eltern, in der jungen Generation meine Nichte. Meine Tochter kommt bis jetzt mit ihrem Leben recht gut zurecht, ist aber auch sehr sensibel und leicht kränkbar. Ich hoffe, dass sie es gut schaffen wird.
Das Thema Abgrenzung ist für mich in der Ehe sehr wichtig geworden.
Gut, dass du hier schreibst und dich überhaupt öffnest, ich denke, du bist auf einem guten Weg.
Ich danke euch sehr für eure lieben Worte und das Mitgefühl.
Ich glaube, was mich so mitnimmt ist, die Art und Weise wie sie starben. Und - das Wissen darum, dass auch ich so einen selbstzerstörerischen Anteil in mir habe und ich dieses Gefühle aufgeben zu wollen sehr gut kenne. Nicht so ausgeprägt und nicht durchgehend aber ich kann nachvollziehen was in ihnen vorgegangen sein mag. Das Thema Sucht betrifft mich insoweit, dass ich Nikotinabhängig bin. Eigentlich müsste ich aufhören und schaffe es nicht. :-(
Im Gegensatz zu meinen Geschwistern habe ich mir sehr früh professionelle Hilfe gesucht und bin, bis heute, auf dem Weg geblieben. Trotzdem empfinde ich es oft als sehr schwer mit komplexen Traumatisierungen umzugehen d.h. das Nervensystem zu regulieren.
Ich fühle mich betroffen vom Tode Fanz Beckenbauers, ich wusste, dass er krank war ...
Ich hatte ein Gespräch mit einer interessierten jungen Frau beim Bäcker ... Kern des Gesprächs war: woran ist zu erkennen, dass jemand süchtig ist?
Meine Antwort fiel relativ kurz aus: wenn derjenige nicht aufhören kann mit dem, was er sich zu lassen vorgenommen hat.
Das können Alkohol, Aufputschmittel, Drogen,eben stoffliche Suchtmittel sein, aber auch andere Dinge wie Kaufsucht, Spielsucht, Ess-oder Fresssucht, Handysucht, Sportsucht, Arbeitssucht, Sexsucht uvm.
Wenn derjenige unter seiner Sucht leidet und es nicht alleine, selbsttätig ändern kann, dann braucht er Unterstützung und wahrscheinlich auch intensivere Hilfe von Menschen, die wissen, was in demjenigen vorgeht oder vorgehen kann.
Ich selbst kann nur ahnen, ob jemand süchtig ist ....erkennen muss es der "Süchtige" selbst.
Ich weiss es nur sicher von mir, dass ich es bin und wie es ist, süchtig zu sein (und ich muss es einfach mal sagen, es fing ganz harmlos an ...) und aus den Erzählungen anderer. Meist decken sich die Geschichten in irgendeiner Form, manchmal auch nicht.
Ich bin dankbar, dass ich im Laufe der Zeit lernen durfte, die Geschichten als das zu nehmen, was sie sind, ohne das gebotene Mitgefühl nicht zu vergessen ... Andernfalls wäre ich schon längst wieder rückfällig geworden aus Loyalität oder Mit"leid" mit dem anderen ... und das würde keinem etwas nützen.
Zitat von eva im Beitrag #2356 Ein Satz hat mir besonders gefallen:
Kein Mensch stolpert über den Mount Everest... Maulwurfshügel auf unserem Weg sind viel gefährlicher.
Der Satz gefällt mir auch besonders gut und muss unbedingt wiederholt werden ...kann auch für andere Lebensveränderungen angewendet werden, gilt nicht nur für Alkoholerkrankungen ....
Oh ja, gestern bin ich "in echt" über einen gestolpert. Der war hart gefroren...
Mir gings tagelang nicht gut. Zunächst hat mich eine AA Freundin "belagert" ...sie wurde als Kind ausgesetzt, von 8 Kindern wuchs keins im Elternhaus auf. Ich konnte, auf Dich liebe Zeitlose, gar nicht antworten. Die Gemeinsamkeit hat mich schlichtweg überfordert. Von der Freundin war gerade auch die Schwester tot aufgefunden worden. Heute ist klar, sie hat sich das Leben genommen.
Mehr mag ich davon nicht sagen. Sie war bei mir wegen extrem Suchtdruck. 30 Jahre ohne Alkohol und dann so nah dran.
Ich kann es verstehen.
Mein Mann hat sich zurück gezogen. Keiner wusste damit umzugehen und mir fiel,Abgrenzung sehr schwer.
Abgrenzung ist wohl mein Thema.
Jetzt habe ich die letzten Tage nichts anderes gemacht, als hier aufzuräumen...Im Aussen. Tat gut, war aber total anstrengend "was kann weg"
Und das hat mit Alkohol zu tun, eben:
Alles raus was keine Miete zahlt!
Innen und außen. Dabei geschehen kleine Wunder: Ich suchte Wochen und Monate meine Hörgeräte.... sie sind wieder da !!! Hörgeräte zu finden bedeutet in meinem Fall 1800,- wieder gefunden und 1800,- nicht neu ausgeben zu müssen....
Zitat von eva im Beitrag #2613Oh ja, gestern bin ich "in echt" über einen gestolpert. Der war hart gefroren...
Mehr mag ich davon nicht sagen. Sie war bei mir wegen extrem Suchtdruck. 30 Jahre ohne Alkohol und dann so nah dran.
Ich kann es verstehen.
Mein Mann hat sich zurück gezogen. Keiner wusste damit umzugehen und mir fiel,Abgrenzung sehr schwer.
Abgrenzung ist wohl mein Thema.
Ich suchte Wochen und Monate meine Hörgeräte.... sie sind wieder da !!! Hörgeräte zu finden bedeutet in meinem Fall 1800,- wieder gefunden und 1800,- nicht neu ausgeben zu müssen....
Hört Ihr den Rolling Stone ?
O Eva, ich bin froh, dass du das "überstanden hast und selbst dabei trocken geblieben bist. DAS ist gar nicht mal so einfach ...ich spreche da aus Erfahrung ...deshalb kümmere ich mich nicht mehr als Einzelperson um Suchtdruck von anderen, am Ende sitzen beide da und trinken sich die Welt schöner als sie ist. Ich habe früher schon viel davon geschrieben ...im anderen Forum.
Wenn ich so darüber nachdenke, ist das auch mit ein Grund, warum ich hier davon schreibe, wenn ich mal wieder "kurz davor" stehe ... weil so auch meine Erfahrung ...es ist nie vorbei! Mag bei dem ein oder anderen so sein, herzlichen Glüclwunsch, hätte ich gern, aber ich gehöre nicht zu denen, die nichts mehr mit Alkohol im Inneren zu tun hat, egal, wieviel Zeit vergangen ist und was ich zum Thema Alkohol weiss...
Du warst in einer äusserst heiklen Situation, und ich höre meine Therapeutin, die solche Situationen gerne zum Anlass nahm, um uns zu zeigen, wie unverhofft unsereins plötzlich in eine Situation kommen kann, wo Alkohol auf einmal höchste Priorität erlangen kann ... nicht, dass sofort Alkohol auf dem Tisch stehen muss, aber später ... deshalb bat sie, dass wir solche Situationen in der Gruppe schildern, weil sie dann bearbeitet werden konnten ... bevor jemand "unverhofft" wieder trinkt.
Ich will das nicht weiter ausführen, ich habe damals blöd geguckt und hätte allein gar nicht an sowas "denken" können. Aus meinen Gruppenerfahrungen weiss ich, dass immer etwas Tieferes vorausgegangen ist, bevor jemand von seinem Rückfall erzählte, und derjenige sah keinen Zusammenhang in dem Vorausgegangenen ...und trank bald wieder ...
Ich selbst weiss gar nicht, ob ich eine solche Situation alleine überstehen würde, ich hatte sie nur damals am Telefon und genau so eine, wie du sie schilderst, in der Gruppe ... die Dame trank 4 (in Worten vier) Flaschen Wodka nachdem sie ihre Freundin zur Beerdigung ihrer Tochter begleitet hatte ... sie war "nur" Begleitung und trotzdem war sie psychisch und physisch am Ende ... war im Krankenhaus auf Entgiftung, von dort wurde sie zu uns geschickt udn kam auch tatsächlich bei uns an, obwohl auf den Weg von der Klinik zur Gruppe eine Kneipe liegt ... Sie erzählte usn, dass sie wieder soviel trinken würde, damit ihr Leben ein Ende hat! Da würden auch die Gruppe und die Klinik nichts dran ändern ...ich habe sie nie wieder gesehen ... Die Gruppe war stark ...da sind viele Schultern ...aber alleine, die Last ist viel zu schwer für einen alleine ... jedenfalls wenn derjenige Zeit seines Lebens selbst eine unsichtbare Last wie die Sucht trägt. Die Last ist trocken nicht mehr so zu bemerken, sie ist aber dennoch da!
Und da sind auch wieder die Hörgeräte, juchhuhuhu ...musstest du die Dinger in der Höhe selbst bezahlen? Dann hat es sich ja finanziell richtig gelohnt, dass du geräumt, ausgemistet und nebenbei gefunden hast ...toll
Bitte bitte, fass es nicht als Besserwisserei auf, doch sei besonders aufmerksam mit dir, liebe Eva ... es ist etwas angerissen in dir und eigentlich immer auch irgendwie in uns allen, dass es sich lohnt, besonders auf sich selbst aufzupassen. jeden Tag ...
Ich höre den "Rolling Stone" ...er rollt auch bei mir ...
Ich bin jetzt mal wieder so "überheblich und stelle fest, dass es keinen gibt, dem "zu helfen" ist.
Da ist einfach keiner, dem diesbezüglich zu "helfen" wäre ...zuhören, ok ...aber gerade beim Alkohol ist es nicht möglich, jemandem, der meint, Hilfe zu brauchen, zu helfen. Entweder Gruppe, Therapeut, Arzt, DRK, Bund, Wortfindungsstörung für die anderen Gruppen wie ev. Kirche etc. ...jemand, der es gelernt hat, sich komplett abzugrenzen. Anders geht es nicht, ohne sich selbst zu gefährden als Suchtkranker.
Wenn ich es nicht selbst ausprobiert hätte und mein Tommy auch, dem es jedesmal danach schlecht ging, wüsste ich es wahrscheinlich gar nicht. Wir fühlten uns damals aber so noch stark ...
Ich schreibe nichts, was ich nicht selbst ausprobiert habe, Mensch will/muss alles selbst erfahren ..sonst weiss er es nicht und kann nicht mitreden ... ich habe sehr viel gelesen zum Thema und auch zu anderen, aber ich wusste nicht, ob das stimmte ... ich MUSSTE es selbst erfahren ...dann WUSSTE ich es!
Das schreib ich auch mal wieder für mich, liebe Eva ...
ich WILL nicht vergessen ...nichts, was mir gut tut!
Überheblich ist da gar nichts. Es ist eine Tatsache, dass wir nicht helfen können. Zuhören ist das einzige, und auch nur dann, wenn es sich nicht um reine selbstmittleidige Jammertiraden handelt.
Wenn mir was zuviel wird, muss ich die Reissleine ziehen.
Du hast mir mit den Hinweisen sehr geholfen.
Das was da im argen liegt, ist ein Fall für Psychologe, nichts was eine Freudin durch Zuhören irgendwie abfangen kann.
ich glaube ja, dass nichts im Leben Zufall ist, so hat hat auch diese ungute Begegnung eine riesige Bedeutung für dich ... du konntest endlich erkennen, wie weit du belastbar bist, ohne dass es dich umwirft und wann es dich umwirft. Das musstest du selbst erleben! Wenn es dir jemand erzählt, weisst du es noch lange nicht. JETZT weisst du es!
Vielleicht überdenkst du deine Hilfsbereitschaft in Bezug auf Alkohol und Sucht. Wenn es dich dort so hinzieht, andere an deinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, gäbe es auch die Möglichkeit, dich als "Streetworker" ausbilden zu lassen. Da lernt "man" auch, sich abzugrenzen und loszulassen. (Ich selbst beschränke mich mit dem Wunsch, andere teilhaben zu lassen, aufs Schreiben hier)
Mir ist bewusst, dass du das auch selbst alles weisst ..dafür bist du schon lange dabei, hast viel gehört und erlebt ... du hast alles Wissen in dir, was du brauchst, um zufrieden trocken leben zu können .... vielleicht nur grade nicht abrufbereit. Manch einer mag sich wundern, dass hier so oft dasselbe nur mit anderen Worten geschrieben wird ... aber gerade die Wiederholungen sind so wichtig, damit jeder auch verstehen kann, auf welchem Glatteis "man" sich grad befinden kann. Manch einer schreibt, er weiss nichts Neues ...es wäre dasselbe wie letzte Wochen ...ja und ?
Das Reinrutschen in die Befindlichkeiten anderer geht so schnell und unbemerkt, so schnell kann "man" oft gar nicht gucken oder denken ... das passiert nicht nur bei Suchtangelegenheiten, das geschieht jeden Tag mehrmals, wenn es um die Angelegenheiten anderer geht...
Du rappelst dich wieder auf, liebe Eva ...wahrscheinlich musst du erstmal verdauen und erkennen, dass du letztendlich auch nur ein Mensch bist und nicht der "Retter der Menschheit" Menschen sind sterblich, das hat schon Kennedy so toll gesagt "We all are mortal", woran der einzelne dann stirbt? Das weiss keiner.
Sei in Bezug auf Alkohol einfach mal ein bisschen egoistischer ...das DARF "man" sein, denn es geht um das eigene Leben! Dein eigenes Leben steht in dem Falle an erster Stelle ....
Falls ich jetzt besserwisserisch geschieben habe, tut es mir leid, aber anders kann ich es nicht beschreiben. Im Post über mir hast du alles beschrieben, wie du es in Zukunft handhaben kannst, solltest du noch mal mit solch einer Geschichte konfrontiert werden ... "aus der Situation rausgehen, verabschieden ..."
Zitat von lyanna im Beitrag #2618Genau so, liebe Eva ...
ich glaube ja, dass nichts im Leben Zufall ist, so hat hat auch diese ungute Begegnung eine riesige Bedeutung für dich ... du konntest endlich erkennen, wie weit du belastbar bist, ohne dass es dich umwirft und wann es dich umwirft. Das musstest du selbst erleben! Wenn es dir jemand erzählt, weisst du es noch lange nicht. JETZT weisst du es!
Ich fühle mich gerade, als wäre ich wieder ein kleines Kind. Klein genug um bequem unter dem Küchentisch hocken zu können - und doch alt genug um die tiefe Bedeutung in den Gesprächen zu erahnen, die meine Oma und ihre Freundin seinerzeit über mir führten. (Ich hoffe, ich trete euch nicht zu nahe mit meinem Bild ) Meine Alkoholkarriere führte objektiv gesehen nicht so tief hinunter, wie das, was ihr hier offenbart. Aber ich kann die abgrundtiefe Verzweiflung im Nacken spüren, wenn ich mich an die Zeit meines absoluten, persönlichen Nullpunkts erinnere. Ich sehe mich, wie ich neben der Getränkekiste im Keller hocke. Normalerweise räume ich alles gründlich weg, um mich anschließend mit einem Glas Rotwein zu belohnen ... zwei Gläsern ... aber dieses Mal habe ich diese Getränkekiste vergessen, in der noch drei kleine für den Gefrierschrank bestimmte Tiefkühl-Kräuterpäckchen stecken. Die Familie ist an diesem Abend außer Haus, ich habe Zeit für mich, aber es könnte ja sein, dass doch noch jemand kommt. Im Kopf beginnt sich die angenehme Watte auszubreiten - also nehm ich die Kiste auf und trage sie hinunter, rutsche auf der letzten Stufe aus. So sitz ich also auf dem kalten Kellerboden und kann mich nicht darüber freuen, dass ich mir nichts gebrochen habe. Denn dieses laute Scheppern hat die Watte zerrissen und ich habe nur noch Verzweiflung in meinem Kopf. Wieder habe ich gerade mal zwei Tage ohne Alkohol geschafft. Und wieder konnte ich nicht den Abend erwarten, um ein Glas auf der Couch zu "genießen", nein die Belohnung musste sofort sein und nein - ich konnte wieder nicht nach einem Glas aufhören ... die Flasche musste leer werden.
Eine Stunde später sitze ich wieder am Computer und lese in dem Forum, das ich in den Weiten des WWW gefunden hatte. Lese von den Geschichten vieler Menschen, denen es so geht wie mir und noch viel schlimmer und ich spüre, ich bin nicht allein, ich muss mich nicht schämen.
ZitatWenn es dir jemand erzählt, weisst du es noch lange nicht.
Aber ich kann das Stück Wissen eines anderen aufnehmen, es erfühlen und damit arbeiten.
Zitat von Zeitlose im Beitrag #2603 Kennt ihr das auch? Also das jemand in eurer Familie auch Probleme mit Sucht, Depression hat, hatte?
Sucht scheint in meiner Familie kein Grundthema zu sein, aber Depressionen tauchen immer wieder auf. Der Grundsatz bei uns war, dass es uns gut geht, es gibt keine Probleme. Probleme haben die anderen. Ich weiß, dass meine Mutter ihr Bestes gegeben hat - aber ich brachte es seinerzeit nicht fertig, dieses Bild zu zerstören. Als junge Erwachsene grübelte ich mich schließlich in eine Essstörung hinein. Ich weiß nicht warum - aber irgendwie fand ich von alleine wieder hinaus. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich doch tief in meinem Inneren von guter Nestwärme seitens meiner Eltern erfüllt war und mich getragen fühlte (nur so kann ich mir das erklären) Meine Alkoholgeschichte entwickelte sich erst massiv, als die Wechseljahre allmählich einsetzten. Bis dahin konnte ich zwar bei Feiern gut zulangen, hatte jedoch nie irgendwelche Ausfälle.
Eines unserer Kinder hatte ebenfalls eine depressive Phase als junges Erwachsenes. Es war dann auch in Therapie. Wir sagte ihm, wenn wir irgendwie dazu beitragen könnten, wir würden auch Therapiestunden mitmachen; aber es verneinte damals. Es würde bei den Depressionen keine Verbindung zu uns sehen. Vielleicht gibt es ja ein Grübelgen, das allerdings nicht so recht in diese Welt passen will ... ich weiß es nicht.
Liebe Zeitlose ich freue mich, dass du jemand an deiner Seite hast, der dir hilft. In diesem Sinne - fühl dich gedrückt, wenn du magst - und jetzt kommt wieder mein Spruch: wir bleiben dabei, es lohnt sich
Mir gings tagelang nicht gut. Zunächst hat mich eine AA Freundin "belagert" ...sie wurde als Kind ausgesetzt, von 8 Kindern wuchs keins im Elternhaus auf. Ich konnte, auf Dich liebe Zeitlose, gar nicht antworten. Die Gemeinsamkeit hat mich schlichtweg überfordert. Von der Freundin war gerade auch die Schwester tot aufgefunden worden. Heute ist klar, sie hat sich das Leben genommen.
Das kann ich sehr gut verstehen. Ich hatte seinerzeit auch erst große Mühe mich von dieser Schwester abzugrenzen. Aber mir war schnell klar, dass hier professionelle Hilfe nötig ist. Wir als Familie waren damit überfordert. Das "Helfergen" springt schon lange nicht mehr an. Ich kenne meine Grenzen.
Und so allgemein kann ich sagen, dass mir Synchronizität hier im Forum oft begegnet. Das heißt ich lese in einem Thema das mich interessiert und kurz darauf bin ich in meinem Leben selbst damit konfrontiert. Es ist als hätte es als Ereignis bereits unbewusst als Wahrscheinlichkeit in der "Luft" gelegen.
Liebe Zeitlose ich freue mich, dass du jemand an deiner Seite hast, der dir hilft. In diesem Sinne - fühl dich gedrückt, wenn du magst - und jetzt kommt wieder mein Spruch: wir bleiben dabei, es lohnt sich
vielleicht erinnert sich die Eine oder Andere, ich war im Mai 22 zur Entgiftung in der Klinik. Bin seither trocken, ohne Rückfall, was mir im großen und ganzen leicht fällt. Schwieriger sind Stresssituationen, Weihnachten und Silvester ohne Sekt sind auch noch gewöhnungsbedürftig gewesen (das waren vorher Tage, wo ich spätestens am Nachmittag schon richtig betrunken war).
Ich lese viel bei Euch mit und möchte heute fragen, wie es Euch mit Büchern / Romanen geht, in denen Personen richtig viel trinken. Gestern habe ich z.B. nach Jahren wieder einmal eine Reisebeschreibung (Zugreise) von Paul Theroux zu lesen angefangen - da stapeln sich buchstäblich die leeren Weinflaschen, ich lese nicht wie früher über die Stellen hinweg, weil ich es nicht mehr als "normal" emfpinde. Der "Gesamt-Lese-Genuss" ist weg.
Wie geht es Euch bei solchen Büchern?
Ich bin am Überlegen, die betreffenden Bücher zu entsorgen. Oder kommt in ein paar Jahren eine Zeit, wo ich - trocken - einfach darüber weglesen kann?
Liebe Grüße, Emmi
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Katzen lieben Menschen viel mehr, als sie zugeben wollen, aber sie besitzen genug Weisheit, es für sich zu behalten. - Mary E. Wilkins Freeman (1853 - 1930) -
Zitat von Emelia 2.0 im Beitrag #2623Ich lese viel bei Euch mit und möchte heute fragen, wie es Euch mit Büchern / Romanen geht, in denen Personen richtig viel trinken. Gestern habe ich z.B. nach Jahren wieder einmal eine Reisebeschreibung (Zugreise) von Paul Theroux zu lesen angefangen - da stapeln sich buchstäblich die leeren Weinflaschen, ich lese nicht wie früher über die Stellen hinweg, weil ich es nicht mehr als "normal" emfpinde. Der "Gesamt-Lese-Genuss" ist weg.
Wie geht es Euch bei solchen Büchern?
Ich bin am Überlegen, die betreffenden Bücher zu entsorgen. Oder kommt in ein paar Jahren eine Zeit, wo ich - trocken - einfach darüber weglesen kann?
Liebe Emelia ich freue mich sehr solche Zeilen von dir zu lesen. Das klingt, als würdest du dir ein stabiles Fundament erarbeiten
In meiner Anfangszeit war ich in dieser Hinsicht ebenfalls sehr empfindlich; auch bei Filmen konnte es passieren, dass ich mich sehr unwohl fühlte - also schaltete ich ab. Vor allem wenn es um kulinarische Selbstverständlichkeiten geht; dann sieht man ja nicht das Suchtpotential des Alkohols. Ich hatte bestimmte Bücher oder DVDs beiseite gepackt. Irgendwann konnte ich in Ruhe darüber nachdenken, was ich mit ihnen anstelle. Manches habe ich wieder einsortiert, anderes verschenkt und jene, die sich wirklich nicht gut anfühlten gnadenlos in der Mülltonne entsorgt.
In diesem Sinne - mein Leben ist wieder klar - ich bleib dabei.
Liebe Sylvestris, danke für die Rückmeldung und den Tipp mit dem Wegpacken. Filme schaue ich nicht. Ich denke, ich werde am Dachboden ein "Giftregal" einrichten.
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