Zitat von beweme im Beitrag #32 Meine Mutter war während unserer Kindheit nicht berufstätig, da der Mann im Haus selbstverständlich die Familie ernähren konnte.
... andererseits hat damals aber offenbar auch ein Gehalt ausgereicht, um den Ansprüchen einer 4-köpfigen Familie gerecht zu werden. Vermutlich gab es geringere Ansprüche und ggf. eine bessere Kaufkraft.
So ist es! Dazu kam, dass das tägliche Leben sehr mühsam war, verglichen mit heute. Waschmaschinen gab es erst, als ich ca. 12 Jahre alt war, Mixer und Staubsauger auch sehr spät. Stellt euch vor, wie es wäre, die gesamte Wäsche per Hand zu waschen und die Teppiche auszuklopfen. Sehr zeitaufwändig. Kühlschränke gab es auch erst spät. Eine sogenannte Hausfrau - und das waren so gut wie alle verheirateten Frauen - waren so gut wie den ganzen Tag beschäftigt, um das Leben aufrecht zu halten. Bügelfrei war auch nichts! Ich erinnere mich gut daran, wie meine Mutter, von der ich die Abneigung gegen Hausarbeit geerbt habe, fluchte, während sie die Kragen an den Oberhemden meines Vater stärkte, und dann das Bügeln! Wie hätte sie da noch berufstätig sein können! Berufstätige Frauen wurden bedauert oder mit Befremden betrachtet. Entweder "mussten sie dazuverdienen", weil das Gehalt des Ehemannes nicht reichte oder aber, sie konnten "den Hals nicht voll genug kriegen". Eine berufstätige Mutter war erst recht verpönt, Rabenmutter. Wirklich - der Zeitgeist war bis Ende der 60-er total anders als heute. Aber man empfand ihn als normal. Deshalb machten auch so wenig Mädchen Abitur. "Du heiratest ja doch!" Nur Akademiker ließen die Mädchen aufs Lyzeum gehen und studieren. Aber selten, damit sich diese eine gute Zukunft aufbauen konnten, sondern damit sie für einen adäquaten Ehemann geeignet waren. Es gab so gut wie keine Rechtsanwältinnen oder Ärztinnen. Allenfalls Lehrerinnen, aber die durften bis in die 70-er nicht heiraten, sonst mussten sie den Beruf aufgeben. Außerdem betrachtete man sie als "Blaustrümpfe." Unverheirate Frauen blieben bis an ihr Lebensende "Fräulein" und eine solche ab dem Alter 30 eine alte Jungfer.
Ich glaube allerdings, dass außer mir das alles hier kaum jemand kennengelernt hat, ich bin und bleibe die Urälteste im Forum .
Ne prenez pas la vie au sérieux, de toute façon vous n'en sortirez pas vivant Bernard de Fontenelle
Meine eigenen: über 7%. Auch die ganzen „goodies“ wie lange Zinsbindung, Sonderzahlungen etc. gabs kaum.
Ich bin auch Babyboomer. Ich war überall einen von viel Zuvielen. Kindergarten? Tut mir leid, wir sind voll. Da stand ich dann draußen am Zaun und hab geheult, weil ich nicht rein durfte. Schule: wir waren immer 35-40 Schüler. Ständig fiel der Unterricht aus wegen zuwenig Lehrern. Unterhaltung: sonntags ging’s zu meiner Kinderzeit mit den Eltern zum Wandern, auf der Rückfahrt wurde mangels Radio im Auto gesungen.
Beruf: hohe Arbeitslosigkeit und viele Boomer-Jahrgänge, die sich um die wenigen Jobs gerissen haben. Wohnungsnot gabs auch schon, da keine Änderung.
Sexismus: das ist definitiv besser geworden. Was hab ich mir alles gefallen lassen und hab noch gelächelt dazu. Weil man sonst ne blöde Zicke war.
Was wurde früher geraucht! Meine Eltern nicht, aber ich kann mich an Fahrten erinnern, bei denen wir Kinder mit zwei rauchenden Erwachsenen stundenlang im Auto saßen. Unangeschnallt natürlich, wir saßen ja hinten. Hat sich kein Mensch was dabei gedacht.
Sicherheitsgefühl: ich hab das ja schon mal erzählt, als Jugendliche dachte ich oft, wenn ich über 40 bin, ist die Welt kaputt. Saurer Regen, RAF, Pershing, you name it. Dafür erfuhr man nicht von Amokläufen in weit entfernten Kontinenten. Ich denke oft, es ist besser, nicht alles zu wissen, was so Schlimmes an bedauerlichen Einzelfällen auf der Welt passiert. Das verschiebt die Perspektiven oft.
Informationen: für jemand, der so neugierig ist wie ich, ist das Internet oft fantastisch. Du kannst alles nachgucken, ich genieße das total. Informationsbeschaffung in den 80ern? Joa, jemanden fragen oder ins Lexikon gucken. Das wars.
Ich hab ja damit aufgehört, frühmorgens am Waldesrand zu joggen. Nicht, dass mich ein Jäger aufgrund meiner Eleganz mit einem Reh verwechselt.
@Wendy: Ja, manches kenne ich auch noch so. Dass Lehrerinnen bis in die 70iger bei Heirat ihren Beruf aufgeben mussten, stimmt so aber sicherlich nicht. Meine Grundschullehrerinnen waren 1962 bis 1966 schon verheiratet.
Zitat von Ranunkel im Beitrag #54@Wendy: Ja, manches kenne ich auch noch so. Dass Lehrerinnen bis in die 70iger bei Heirat ihren Beruf aufgeben mussten, stimmt so aber sicherlich nicht. Meine Grundschullehrerinnen waren 1962 bis 1966 schon verheiratet.
Dann habe ich falsche Informationen. Ich hörte irgendwann davon und hielt es für richtig, weil ich auf dem Lyzeum nur unverheiratete Lehrerinnen hatte und nur einen einzigen Lehrer! Zu diesem "Lehrerinnenzölibat" habe ich Folgendes gegoogelt: https://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerinnenz%C3%B6libat Es gäbe auch noch einiges über das Scheidungsrecht im Wandel der Zeit zu sagen, aber ich bin müde und sage: Gute Nacht!
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Zitat von Kürbiskern im Beitrag #45Bis in die 80er hieß einkaufen für die Familienbedürfnisse: Man ging zum Metzger, zum Bäcker, in den Käseladen, in die Drogerie…
Und wir haben auf den Otto-/Neckermann-/etc.-Katalog gewartet um Klamotten für die nächste Saison zu bestellen 😁 Und im Winterkatalog gab es das Spielzeug zum Ausschneiden für den Wunschzettel
Das hat sich auf jeden Fall geändert, diese ständige Verfügbarkeit der Dinge (hier bei uns zumindest)
Macht das etwas? Verlernt man Vorfreude und warten? Oder ist das einfach nur der Unterschied zwischen Kindheit und Erwachsensein? 🤔
Was sich auch geändert hat, jedenfalls in einem großen Maße, ist das Bewusstsein, dass es sowas wie Dyskalkulie oder Legasthenie gibt. Gabs nicht, als ich Kind war. Da gabs nur dumm, mittel und intelligent.
Ich hab ja damit aufgehört, frühmorgens am Waldesrand zu joggen. Nicht, dass mich ein Jäger aufgrund meiner Eleganz mit einem Reh verwechselt.
In den 80ern konnte ich ohne Ankündigung Freunde spontan besuchen. War auch bei meinen Eltern, meiner Oma und deren Freunden üblich. Heute sind lange vorher angekündigte Treffen üblich, bei denen oft doch etwas dazwischen kommt.
Zur Abi-Feier/Zeugnisübergabe gingen wir in Jeans. Schicke Kleidung wäre uncool und peinlich gewesen. Heute gibt es Abi-Bälle.
Klassenfahrten ins Ausland waren unüblich. Wir waren mit dem Oberstufenkurs in Heidelberg.
Wenn ich in den 80ern telefonierte, hatte ich keine Privatsphäre. Das Telefon stand im Wohnzimmer meiner Eltern/Oma und ein langes Kabel gab es nicht. Bei Ferngesprächen wurde ich ermahnt, dass ich nicht zu lange telefonieren soll. Heute haben Kinder/Jugendliche ihr eigenes Handy.
Meine ersten eigenen Wohnungen in den 90ern hatten Teppich-Auslegware. Oder nur Linoleum. Heute ist Laminat Standard.
Früher gab es noch riesige Nachtspeicherheizungen, die nie warm waren, wenn ich am meisten fror.
Manche Dinge sind sicherlich regional unterschiedlich oder landestypisch.
Wenn ich aus australischer Perspektive so von euch lese, hier oder generell querbeet im Forum, dann fällt mir zumindest als Gemeinsamkeit auf, dass im Berufsleben alles schneller geworden ist. Jobs, für die ich vor 30 Jahren noch 2 Monate Zeit hatte, müssen heute in 2 Wochen max abgewickelt werden. 2-Wochen Jobs in 24 Stunden. Leider geht dabei häufig Qualität verloren. Isso. Ich warte immer noch auf die Vollbremsung überall und 'back to the roots', aber das ist sicher auch nicht in jeder Branche möglich. Ich finde auch, dass es heute mehr Heissluftschwallerei und Dünnbrettbohrerei gibt. Aber auch das mag es früher gegeben haben, ich mags nur mangels Einblick anders empfinden. Aber Menschen sind inzwischen im Job anders ausgebildet, nicht immer besser, und geben es so weiter. Grad in Verwaltungs- und Handwerksbranchen.
Was sich aber in meinen Augen signifikant verändert hat, ist die medizinische Versorgung. Sie ist objektiv nicht schlechter geworden, nur anders. Ich vermisse den langjährigen Hausarzt, der einen im Detail kennt. Hier zumindest wechseln die Ärzte in einem ziemlichen Tempo. Kommen nach der Uni in die Gemeinschaftspraxen/Medical Centres, bleiben da 1-2 Jahre, mit Glück ein paar Jahre länger, dann wechseln sie. Meist wegen Weiterbildung. Ich hatte in den letzten 14 Jahren 7 verschiedene Allgemeinmediziner und jedesmal fängt man wieder vorn vorne an. Ist zwar alles digitalisiert, aber die wenigsten lesen sich durch jahrelange Dokumentation. Aufs Land ziehen bringt's auch nicht, da gibt es kaum noch Allgemeinmediziner.
Und was sich verändert hat, ist das vermehrte Helikoptern durch Eltern. Mag aber auch landestypisch sein. Die Tage sind durchgeplant, jeder Geburtstag generalstabsmässig durchorganisiert, entweder von der Familie oder Eventmanagern. Auch die Playdates sind organisiert - ich stand neulich in einer Shoppingmall vor einem in sich abgeschlossenen Cafe, wo es verschiedene Räume gab, voll mit Spielzeug (so ikeamässig) und in der Mitte ein Platz mit Tischen und Stühlen für die Eltern, wo sie Kaffee trinken können. Kinder müssen angemeldet werden, man kommt nur mit Code in die Räume.
Aber so ist das halt, Leben ist Veränderung. Meine Mutter hatte wahrscheinlich kaum eigene Kindergeburtstagsfeiern.
Don't worry about the World coming to an end. It's already tomorrow in Australia. -Charles M Schulz
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #52 Informationen: für jemand, der so neugierig ist wie ich, ist das Internet oft fantastisch. Du kannst alles nachgucken, ich genieße das total. Informationsbeschaffung in den 80ern? Joa, jemanden fragen oder ins Lexikon gucken. Das wars.
Es gibt einen Film mit Katherine Hepburn und Spencer Tracy, da spielt sie eine Frau, die eine Art Auskunftei betreibt. Leute riefen mit Fragen an und sie organisierte die Antworten. Den Film fand ich grossartig, damals. So einen Job hätte ich auch gerne gehabt.
Tja, und dann kam das Internet .
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Noch vor wenigen Jahren, konnte man beim Arzt anrufen und hatte einen Menschen an der anderen Leitung. Heute nur noch AB-Ansagen, bei denen man am Ende eine Nummer wählen muss und dann mit Glück und langer Warteschleife, eine - wenn noch mehr Glück!! - freundliche Kraft am Telefon hat.
Ich bin damit groß geworden, dass ich als Patient willkommen war und mir geholfen wird. Heute fühlt man sich lästig und abgelehnt, wenn man zum Arzt muss. Auch da- Hektik und schnell schnell, heute macht es mir Angst, krank zu werden. Auch diese Sicherheit gibt es nicht mehr.
Zitat von kenzia im Beitrag #66Noch vor wenigen Jahren, konnte man beim Arzt anrufen und hatte einen Menschen an der anderen Leitung. Heute nur noch AB-Ansagen, bei denen man am Ende eine Nummer wählen muss und dann mit Glück und langer Warteschleife, eine - wenn noch mehr Glück!! - freundliche Kraft am Telefon hat.
Ich bin damit groß geworden, dass ich als Patient willkommen war und mir geholfen wird. Heute fühlt man sich lästig und abgelehnt, wenn man zum Arzt muss. Auch da- Hektik und schnell schnell, heute macht es mir Angst, krank zu werden. Auch diese Sicherheit gibt es nicht mehr.
O ja! Früher gab es in Arztpraxen noch sowas wie Freundlichkeit, selbst für ein kleines Schwätzchen war oft Zeit, im Wartezimmer sowieso. Heut hat man das Gefühl, auf einer Beerdigung zu sein.
Da muss ich allerdings sagen, dass die Freundlichkeit in den Praxen hier schon noch existiert. Trotz Termindruck und fehlendem Personal. Manchmal gehen sie in meiner Praxis auf dem Zahnfleisch und müssen dann in den social media die teilweise aggressiven Patienten drauf hinweisen, dass dort auch nur Menschen arbeiten, und dann geht's wieder. Ist ja keine Einbahnstrasse.
Termin, Erinnerungen, etc werden hier viel über Hotdoc und ähnliche Apps gemacht.
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Also hier sind alle Arztpraxen sehr freundlich, allerdings hängt man auch mal öfter in der Warteschleife.
Was sich zum positiven verändert hat: Rollkoffer. Früher musste man seine Koffer ewig schleppen, heute zieht man sie mit notfalls einem Finger neben sich her
Ich finde ja Doctolib eine echte Verbesserung - man muß niemanden mehr "belästigen" und hat die Termine jederzeit digital.
Noch was ist mir eingefallen - die Mülltrennung. Das gab es in meiner Kindheit nicht, nur eine Metalltonne. Zeitungen hatte man, glaube ich, gebündelt und einmal im Monat wurden die abgeholt. Aber es gab auch wesentlich weniger Verpackungsmüll.
When the power of love overcomes the love of power the world will know peace