Zitat von Linaya im Beitrag #1 Ich hoffe auf einen Austausch. Gibt es hier Leute, die Ähnliches erlebt haben? Die Belastendes bewältigen mussten und sich dabei einsam gefühlt haben? Wie seid ihr damit zurechtgekommen? Ist es euch gelungen, gute Kontakte zu finden, und wie? Wie konntet ihr eure Einsamkeit bewältigen?
Hallo Linaya,
im Prinzip ergeht es mir ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen. Eine große Herkunftsfamilie habe ich nie gehabt, solange ich lebe. Die Familie war zwar ursprünglich groß gewesen, hat sich aber schon vor meiner Geburt dezimiert, und solange ich lebe, ist sie immer kleiner geworden. Inzwischen besteht sie nur noch aus meiner hochbetagten Mutter und mir. Dementsprechend geht es mir auch so, dass ich mich quasi ohne familiären Rückhalt fühle und auch keinen familiären Rückzugsort mehr habe (das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, steht weitgehend leer).
Seit Jahren schon versuche ich, mir ein soziales Netzwerk zu knüpfen, aber richtig erfolgreich bin ich nicht. Das ist eines der Themen, die mich umtreiben und ich frage mich oft, woran es liegt und was ich unternehmen könnte, um das zu ändern. Mit einem Ehrenamt habe ich es schon versucht, aber das hat nie richtig funktioniert (es ergab sich kein Gruppenzusammenhalt, bzw. ich hatte das Gefühl, nicht wirklich dazu zu gehören). Zurzeit bin ich neuerdings Mitglied in einer Selbsthilfegruppe. Die Leute sind zwar ganz nett, aber bisher strebt die Gruppe nach dem Ende der Sitzung auseinander und man lernt sich irgendwie nicht näher kennen.
Zitat von Linaya im Beitrag #19PTSD - hat mir mal jemand gesagt. Ich dachte dann, das haben die Leute, die wirklich schlimme Sachen erlebt haben, also Krieg, Mord… Und ich bin doch gesund, hab einen Job, ein Leben - ich bin halt „nur“ nicht glücklich… dachte ich.
Hallo Linaya, schön, dass du dich entschlossen hast, hier zu schreiben. Schlimme Sachen kann man leider überall auf der Welt erleben - sicher in den Krisengebieten dieser Welt, aber eben auch da, wo es oberflächlich betrachtet sicher zu sein scheint.
Gut, dass du dir therapeutische Hilfe gesucht hast. Was den Umgang mit deiner Mutter angeht, haben andere schon gute Dinge aufgeschrieben. Ich habe noch in Erinnerung, dass du auf der Suche nach neuen Kontakten bist. Eine Möglichkeit Menschen kennenzulernen und etwas zusammen zu machen, ist für mich das Chorsingen gewesen. Ich weiß nicht, ob du gerne singst, aber im Chor bist du Teil einer Gemeinschaft, ohne zu viel von dir preisgeben zu müssen.
Zitat von R_Rokeby im Beitrag #25 Die Fokussierung auf "Kriegserlebnis" ist meiner Ansicht nach so, weil sie im Vergleich zu z. B. Kindesmisshandlung, Gewalt und Sex.Straftaten einen erfolgreicheren Therapieansatz kennt. Da klarer abzugrenzen temporal oder / und lokal.
Wobei es ja auch transgenerationale Weitergabe von Traumen gibt; die Youtube-Kanäle Psychotherapie Ruland oder Pet Anthony Mind (beides Therapeuten) haben meiner Erinnerung dazu Videos auf ihren Kanälen.
Wegen Alkohol bin ich nicht wirklich im Thema, weil es mich / mein Familiensystem nicht betroffen hat, aber afaik könnte bei Alkoholmißbrauch doch auch Trauma zugrunde liegen, das durch den Alk versucht wird zu betäuben, um sich und das Trauma nicht spüren zu müssen? Vllt könnte da was weiter gegeben worden sein. Hilfreich könnte evtl auch Familienaufstellung sein.
Wegen der Einsamkeit - wie ich gestern in einem anderen Thread schon schrieb, im Prinzip sind wir alle allein; wir müssen alleine durch kritische Situationen wie Krankheit, Trauma, Ende einer Beziehung, und sogar Tod usw alleine durchgehen, das kann niemand abnehmen. Was helfen kann, ist Tagebuch schreiben.
Vorsicht mit dem Heiligenschein! Er könnte über die Augen rutschen.
zuerst einmal Respekt vor dem Schritt, hier jetzt Deinem Thema Raum zu schaffen, ich hoffe, es wird Dir gut tun und Dich weiter bringen.
Zitat von Linaya im Beitrag #1 Ich hoffe auf einen Austausch. Gibt es hier Leute, die Ähnliches erlebt haben? Die Belastendes bewältigen mussten und sich dabei einsam gefühlt haben?
Meine Kindheit und Jugend war durch sehr ungute Entscheidungen meiner Eltern und zweier dysfunktionalen Herkunftsfamilien auch von viel Einsamkeit geprägt, äußerlich wie innerlich.
Vor allem hatte ich außerhalb der Schule viel zu wenig Kontakt-Möglichkeiten zu anderen Kindern/Jugendlichen.
Gleichzeitig denke ich heute, daß schwierige Herkunftsfamilien Kinder sehr oft fast zwangsweise in eine - zumindest empfundene - Einsamkeit führen.
Denn solche Kinder sind erst einmal immer loyal zu ihrer Herkunftsfamilie, zu ihrem Familiensystem, denn es ist oft ja lange das Einzige, was sie kennen - und Teil des Probems ist, daß sie viel tun, um nicht nach außen dringen zu lassen, was innen schwierig ist.
Das führt häufig auch zu beschränkten - tieferen - Kontakten, denn die Familienloyalität bedingt, all die Sorgen und Nöte und Traurigkeit und Wut nicht nach außen dringen zu lassen.
ZitatWie seid ihr damit zurechtgekommen?
Ich habe jahrelang verdrängt, sehr "erfolgreich" und die Augen verschlossen vor vielem Mist, den meine Eltern gebaut haben.
Hätte damals jemand gefragt, hätte ich alles getan, um zu verbergen, wie es mir eigentlich ging.
Denn - und das kommt in schwierigen Familienverhältnissen leider auch sehr häufig vor - ich war ein ganz wichtiger Stabilisator in der Familie und sogar in der Ehe meiner Eltern. Und das habe ich von kleinauf gespürt und später auch gewußt.
Eine frühere enge Freundin von mir war auch Kind zweier Alkoholiker, sie hat sooo sehr Verantwortung übernommen für das Wohl ihrer Eltern. Ich nehme an, das war bei Dir auch so? Auch das macht einfach einsam.
Dieses Eltern-Kind-Umkehr, bei der sich Kinder (und das leider mit Grund) für die Eltern verantwortlich fühlen und dies auch umsetzen.
ZitatIst es euch gelungen, gute Kontakte zu finden, und wie?
Ich halte es für einen Trugschluß, zu glauben, daß gute Kontakte und Einsamkeit sich immer ausschließen. Natürlich kann das sein, aber auch äußerlich gut eingebundene Menschen können sich sehr einsam fühlen.
Zumindest ich habe ich mich oft trotzdem einsam gefühlt obwohl liebe Menschen immer für mich da gewesen wären und es nach außen nicht so gewirkt hätte.
Bei mir lag es daran, daß ich lange nicht ehrlich zu mir sein konnte, weil eine solche Ehrlichkeit meine Sozialstrukturen komplett hätte sprengen können.
ZitatWie konntet ihr eure Einsamkeit bewältigen?
Ich weiß nicht, ob meine Erfahrung Dir helfen kann, weil Du wahrscheinlich etwas Anderes meintest, aber vielleicht macht sie ja trotzdem Mut und Zuversicht.
In erster Linie war für mich aber lebensverändernd, mich all diesen Themen zu stellen.
Denn so merkwürdig sich das vielleicht liest, durch das Eingestehen all dieser Themen und das Bearbeiten war ich das erste Mal empfunden nicht mehr wirklich allein und einsam - weil ICH endlich für mich einstand. Meinen Schmerz und meine Wut erkannte, anerkannte.
Vorher "mußte" und "wollte" ich unser Familiensystem stützen, mußte meine Eltern und unsere Familie stabilisieren und habe dabei mich selbst und meine Gefühle komplett im Stich gelassen. Ich kannte ja nichts anderes...
Als ich bereit war, mir die Wahrheit über unsere Familie einzugestehen, habe ich sozusagen erstmals in meinem Leben mich, wirklich mich, gefunden - und ich merke, daß ich mich seitdem nie mehr so allein gefühlt habe wie früher.
Vor allem aber hatte ich mich mit den falschen Menschen um mich sehr allein und irgendwie doppelt verletzlich gefühlt - und die habe ich aus meinem Leben verbannt.
Für mich hat dieser Weg auch erst ab 40 angefangen und der vielfältige Austausch im Vorgängerforum war ein ganz wichtiger Faktor.
Dir alles Gute für Deinen Weg, wie auch immer der aussehen wird.
Zitat von Linaya im Beitrag #16 Ich war immer irgendwie auf der Hut und programmiert, mir nix anmerken zu lassen. Und das macht einsam.
Dazu habe ich gerade etwas geschrieben - es ist leider nur logisch bei Deiner Familienkonstellation.
Aber der Umgang kann ein anderer werden, wenn man sich diesen Themen stellt.
Fühl Dich mal gedrückt, ich weiß, wie sehr das fürs ganze Leben prägt.
Zitat Ich muss das noch hervorheben: Das geht mir gerade total im Kopf herum. Als würde so ein ständiger Alarmmodus bestehen, der mich immer wieder zum Aufpassen, Angsthaben und damit in die Defensive zwingt...
Es gibt - leider - viele Kinder, die aus den verschiedensten Gründen und in den verschiedensten Konstellationen, so aufwachsen.
Survival Mode. Schon in der Kindheit.
Immer, weil es die Prägungen der Kindheit waren, das, was am Tiefsten gelernt wurde, verinnerlicht wurde.
Viele Menschen haben solche Erfahrungen, aber viele sprechen erst spät darüber - oder nie.
Wie schön, eure Antworten, ich fühle mich weniger allein. Ich danke euch, dass ihr eure Erfahrungen geteilt habt.
Mal sehen, wie ich das mit den Zitaten gebastelt kriege...
Zitat von mumpf im Beitrag #26Mit einem Ehrenamt habe ich es schon versucht, aber das hat nie richtig funktioniert (es ergab sich kein Gruppenzusammenhalt, bzw. ich hatte das Gefühl, nicht wirklich dazu zu gehören). Zurzeit bin ich neuerdings Mitglied in einer Selbsthilfegruppe. Die Leute sind zwar ganz nett, aber bisher strebt die Gruppe nach dem Ende der Sitzung auseinander und man lernt sich irgendwie nicht näher kennen.
Das Gefühl kenne ich, dass man zwar in einer Gruppe ist, aber dann doch alles auseinandergeht und wenig Interesse daran besteht, noch zu bleiben und zu quatschen. Finde ich auch immer schade. Ich versuche immer, es zu nutzen, wenn dann doch noch Leute Interesse haben, zb wenn jemand fragt, ob noch einer Lust auf Kaffee hat, bin ich dabei und freue mich. Ich versuche auch, aktiver zu werden und etwas vorzuschlagen, habe aber dann oft Sorge, dass meine Initiative ins Leere geht.
Zitat von Fernande im Beitrag #27Eine Möglichkeit Menschen kennenzulernen und etwas zusammen zu machen, ist für mich das Chorsingen gewesen. Ich weiß nicht, ob du gerne singst, aber im Chor bist du Teil einer Gemeinschaft, ohne zu viel von dir preisgeben zu müssen.
Singen mag ich auch. Ich weiß nur nicht, ob man meine Stimme meiner Umwelt zumuten sollte ;) Ich bin nicht gläubig, war aber neulich mal in der Kirche, und das Mitsingen war eigentlich sehr schön.
Zitat von N8eule im Beitrag #28 Wegen der Einsamkeit - wie ich gestern in einem anderen Thread schon schrieb, im Prinzip sind wir alle allein; wir müssen alleine durch kritische Situationen wie Krankheit, Trauma, Ende einer Beziehung, und sogar Tod usw alleine durchgehen, das kann niemand abnehmen. Was helfen kann, ist Tagebuch schreiben.
Das hatte ich in dem anderen Strang auch gelesen. Stimmt ja grundsätzlich auch. Aber es wäre schon schön, wenn man nicht alles ganz alleine durchstehen müsste. Sich selber Wärme geben ist schwierig.
@Sternenfliegerin, bei dir finde ich ganz viel wieder. Ich war auch Stabilisator. Und das hat mich einsam und immer noch verschlossener gemacht. Ich hatte auch neben der Schule wenige, zu wenige Kontaktmöglichkeiten zu anderen meines Alters, und irgendwann habe ich andere Kinder/Jugendliche gemieden, habe mich in meine Bücher und Musik geflüchtet. Ich wurde gemobbt, war aber nie ein sanftes Lamm und habe mich auch gewehrt. Das hat mir zwar Respekt verschafft, aber gemocht wurde ich nicht. Respekt ist wichtig; ich finde es wichtig, zu lernen, wie man sich welchen verschafft. Aber das andere, eben meine menschliche Nische zu finden, das habe ich nicht gelernt. Ich sprach mit den anderen keine gemeinsame Sprache. Ich weiß, dass ich mich da einigem stellen muss, das versuche ich auch. Nur fühlt sich das im Moment an wie nur noch ein weiterer langer Kampf, und ich bin echt müde...
Zitat von Linaya im Beitrag #31 Das Gefühl kenne ich, dass man zwar in einer Gruppe ist, aber dann doch alles auseinandergeht und wenig Interesse daran besteht, noch zu bleiben und zu quatschen. Finde ich auch immer schade. Ich versuche immer, es zu nutzen, wenn dann doch noch Leute Interesse haben, zb wenn jemand fragt, ob noch einer Lust auf Kaffee hat, bin ich dabei und freue mich. Ich versuche auch, aktiver zu werden und etwas vorzuschlagen, habe aber dann oft Sorge, dass meine Initiative ins Leere geht.
Ich habe schon verschiedene Arten von Gruppen ausprobiert, auch Sprachlerngruppen bzw. Sprachkurse (ich lerne gern Sprachen). Aber auch bei Sprachkursen ist es Glücksache, ob die Gruppe an einem sozialen Miteinander interessiert ist oder nicht. Häufig sind die Teilnehmer nur ausschließlich am Sprachenlernen interessiert und verschwinden oft sogar gleich kurz nach (oder sogar schon kurz vor) Ende der Kurseinheit.
Ein anderes Mal habe ich mich als Ehrenamtler für eine Aufgabe in einem Kunstzentrum engagiert. Es ging darum, Ausstellungen zu betreuen und gleichzeitig als Ansprechpartner für Fragen zu den Kunstwerken zur Verfügung zu stehen. Die Aufgabe war letztlich viel langweiliger als erwartet, weil kaum Besucher kamen und ich oft stundenlang allein auf einem Stuhl saß. Ich hatte irgendwie gedacht, dass ich dabei interessante Menschen kennenlernen könnte, aber in der Hinsicht ist gar nichts passiert.
Oh ja, ich bin auch sprachinteressiert, aber es kommt wirklich immer darauf an, wie die Gruppe gestrickt ist. In den Kursen, die ich über die Jahre gemacht habe, waren zT Paare, die für den gemeinsamen Urlaub in einem Land ein paar Brocken lernen wollten, die waren ganz zielorientiert und verschwanden nach Kursende zügig. Oder Rentner, die schnell nach Hause wollten. So richtig habe ich da selbst kein Glück gehabt.
Das mit dem Kunstzentrum klingt gut, das hätte ich mir auch wohl interessanter vorgestellt. Ich habe mal Lesungen in Schulen gemacht. Zum Teil ergaben sich da interessante Gespräche, weil Lehrer aus ihrem Alltag mit zum Teil schwierigen Gruppen erzählten. Das fand ich spannend. Aber mehr Kontakt, auch in der Gruppe der Vorleser, ergab sich da nicht. Ich bin in Tanzgruppen, auch da wollen viele nach dem Training schnell weg. Nur selten ergibt sich mal ein Gespräch, oder gar mehr.
Wie erwähnt bin ich neuerdings in einer Selbsthilfegruppe. Zu den behandelnden Themen gehören tatsächlich neben depressiven Stimmungen auch Gefühle wie Einsamkeit, fehlende soziale Kontakte etc. Aber selbst die Mitglieder dieser Gruppe ziehen größtenteils gleich nach dem Ende der Runde ab. Naja, ich werde dieser Gruppe aber wohl noch eine Weile eine Chance geben. Manchmal entwickelt sich erst nach einer Weile ein besserer Kontakt. Dazu kommt, dass immer wieder neue Teilnehmer dazu stoßen, die natürlich auch unterschiedlich reagieren. Wenn es heute nicht klappt, dann vielleicht nächste Woche oder in einem Monat.
Zusätzlich würde ich sagen, dass ich es nie wirklich gelernt habe, mir ein soziales Netzwerk zu knüpfen. Das hat wohl auch mit meiner Herkunftsfamilie zu tun, die wie erwähnt immer schon klein war und ihrerseits auch keine Anstalten gemacht hat, sich sozial zu vernetzen. Meine Eltern waren eher Einzelgänger bzw. Eigenbrötler, und von ihnen habe ich nicht gelernt, wie man es macht, Menschen als Freunde kennenzulernen. Dazu kommt, dass ich ein Einzelkind bin und einen Großteil meiner Kindheit allein (bzw. nur mit meinen Eltern) verbracht habe.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Selbsthilfegruppen gut gegen Einsamkeit sind, weil es da ja wirklich gezielt um den Austausch bezüglich eines belastenden Themas geht. Vielleicht geht es den Teilnehmern so wie mir, und sie wollen dem Thema nicht noch mehr Raum geben, als es ohnehin schon hat. Schreibe ich so, ohne Erfahrung damit zu haben... Oder es ist Teil eines sozialen Vermeidungsmechanismus, dass sie verschwinden, wer weiß.
Dein zweiter Aspekt - da wird mir immer klarer, dass das bei mir ähnlich ist. Ich hab es nicht gelernt, mir ein Umfeld zu gestalten. Ich gehe sogar davon aus, in diesen Dingen machtlos zu sein. Meine Eltern waren auch nicht vernetzt, klar, wie denn auch. Das prägt. Ich glaube, bestimmte Dinge nicht erlernt zu haben, als es noch einfacher war, das zu tun. Ich hatte keine Testphase, weil keine Energie/thematisch ganz woanders unterwegs. Lernt man das noch? Schön wäre es.
Was man bei Gruppen bedenken muss, ist, dass viele ein klares Ziel haben - das motiviert nicht unbedingt, danach noch weiter zu quatschen. Es ist für viele ohnehin schon schwer, regelmässige Gruppenstunden im Alltag unter zu bringen.
Bei SHG muss man bedenken, dass viele der TN sehr belastet sind, das gilt auch für Gruppen, die sich um psychologische Themen drehen. Gerade im Kontext Depression ist der Besuch einer solchen Gruppenstunde für viele TN schon das Äusserste, was sie in Sachen Kraftanstrengung bewältigen können. Insgesamt sind solche Gruppenstunden zudem oft sehr intensiv und bewegend - da ist es nachvollziehbar, dass die TN danach erst einmal den Abstand suchen.
Geselliger geht es dagegen tatsächlich im Sport oder beim Singen oder Schauspielern, in Spielgruppen o.ä. zu. Nach dem Sport oder Singen sitzt man gern noch auf ein Kaltgetränk zusammen.
Zitat von Linaya im Beitrag #35ILernt man das noch? Schön wäre es.
Sagen wir so, ich gebe die Hoffnung nicht auf und starte immer wieder neue Versuche. Aber manchmal fühle ich mich, als ob ich in gewisser Weise sozial blind wäre. An meinem fehlenden "guten Willen" bzw. freundlichen Absichten kann es eigentlich nicht liegen, und ich reagiere auch nicht abweisend oder mürrisch (denke ich zumindest), aber irgendwie klappt es meistens trotzdem nicht besonders gut. Es ist fast so, als ob ich bestimmte nonverbale Signale oder bestimmte Verhaltensweisen nicht beherrschen würde, auf die es vielleicht ankommt.
Linaya, auch ich komme aus einer verkorksten Herkunftsfamilie, die nach dem Tod meiner Mutter endgültig zerbrochen ist. Mit dem Abitur habe ich mich sehr rar gemacht, mit Ende 20 habe ich den Kontakt endgültig abgebrochen.
Ich bin im Heimatort geblieben, weil wir (mein Mann, 3 Kinder und ich) hier gut eingebunden sind.
Frei war ich wirklich, als ich den Kontaktabbruch öffentlich gemacht habe. Danach hat mich keiner mehr belämmert und mein Vater bekommt keine Info mehr von Mitmenschen, die er in Smalltalk verwickelt.
Es ist keine Schande aus einer schrecklich netten Familie zu kommen.
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt, das war's.
@PiazzaNavona, da hast du wirklich Glück dass euer Umfeld das respektiert und zu euch steht. Leider läuft es manchmal anders.
@mumpf mir geht es zunehmend auch so, umso älter ich werde desto weniger kommen andere mit mir klar. Seit einem Jahr habe ich keine Freundschaften mehr.
harder, better, faster, stronger
beating the competition ist easy, beating yourself is a never ending commitment
das mit dem öffentlich machen - das habe ich zT umgesetzt. Ich fühle mich aber immer noch nicht sehr gut damit. Nicht weil ich mich persönlich schämen würde, Alkoholismus ist eine Krankheit, und wenn ich darüber mit Leuten spreche, wundere ich mich immer wieder, wie viele damit Erfahrungen haben. Ich mag einfach nicht so gerne Leuten davon erzählen. Vor allem Menschen, die eher Bekannte, Arbeitskontakte etc. sind. Ich sollte mich dadurch wahrscheinlich stärker, autonomer fühlen, tue ich aber leider nicht.
Allerdings, wenn ich es bei dir so lese: Es ist eine starke Reaktion, die deinem Vater Angriffsmöglichkeiten genommen hat. Chapeau.
Früher habe ich mich übrigens immer als ohnehin nicht liebenswert wahrgenommen, weswegen ich mich nicht getraut hatte, aktiv auf andere Leute zuzugehen (weil ich mir dachte, dass man das den Menschen nicht antun kann, sich mit mir beschäftigen zu müssen). Da würde ich Ursachen bei meiner Mutter sehen, weil sie zur Zeit meiner Kindheit nicht müde geworden war, mir zu signalisieren, dass ich eigentlich nichts tauge bzw. nichts wert sei. Dementsprechend fühlte bzw. fühle ich mich immer noch oft wie ein Mensch, der uninteressant, langweilig und dumm sei. Aus diesem Gefühl heraus tendiere ich dazu, mich voreilig zurückzuziehen, um andere Menschen nicht mit meiner Anwesenheit zu "belästigen". Wenn mich doch einmal jemand nett findet (bzw. das behauptet), dann habe ich Schwierigkeiten, das zu glauben. Beziehungsweise ich kann dann damit nicht richtig umgehen und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn mich jemand mag.
Das war kein einmaliger Akt, also nicht auf die Kanzel gestellt und herausgerufen, dass wir geschiedene Leute sind.
Erst hab ich seinen Nachbarn im Laden getroffen, der mich fragt, warum er mich so lang nicht in der Straße gesehen hat. "Du, Thomas, hast sicherlich oft genug das Geschrei bei uns gehört. Ich mag nicht mehr, wir verstehen uns nicht."
Dann traf ich eine Freundin vom Verein, die mich nach dem Vater fragte, weil sie beruflich was von ihm wollte. "Gabi, das ist die Nummer von seinem Büro. Grüße bitte nicht von mir." Warum? "Erklärung " Stimmt, er war schon immer ein bisschen seltsam
usw.
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt, das war's.
Zitat von mumpf im Beitrag #42Früher habe ich mich übrigens immer als ohnehin nicht liebenswert wahrgenommen, weswegen ich mich nicht getraut hatte, aktiv auf andere Leute zuzugehen (weil ich mir dachte, dass man das den Menschen nicht antun kann, sich mit mir beschäftigen zu müssen). Da würde ich Ursachen bei meiner Mutter sehen, weil sie zur Zeit meiner Kindheit nicht müde geworden war, mir zu signalisieren, dass ich eigentlich nichts tauge bzw. nichts wert sei. Dementsprechend fühlte bzw. fühle ich mich immer noch oft wie ein Mensch, der uninteressant, langweilig und dumm sei. Aus diesem Gefühl heraus tendiere ich dazu, mich voreilig zurückzuziehen, um andere Menschen nicht mit meiner Anwesenheit zu "belästigen". Wenn mich doch einmal jemand nett findet (bzw. das behauptet), dann habe ich Schwierigkeiten, das zu glauben. Beziehungsweise ich kann dann damit nicht richtig umgehen und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn mich jemand mag.
Da kommen mir beim Lesen die Tränen. Exakt so jemanden hab ich hier, auch diese Worte wurden gewählt. Ich nehme an, du bist über das jugendlich Alter schon raus? Ich hatte immer noch Hoffnung, dass sich das mit Hilfe von Therapien ändert, 8 Jahre haben wir ja schon. Das zu lesen, macht mich jetzt komplett mutlos.
Eine alte Indianer Legende besagt: Wenn Du stirbst, begegnest Du auf der Brücke, die zum Himmel führt, allen Tieren, die Dir auf Deinem Weg zu Lebzeiten begegnet sind. Und diese Tiere entscheiden, ob Du weiter gehen darfst oder nicht.
Zitat von PiazzaNavona im Beitrag #44Das war kein einmaliger Akt, also nicht auf die Kanzel gestellt und herausgerufen, dass wir geschiedene Leute sind.
Erst hab ich seinen Nachbarn im Laden getroffen, der mich fragt, warum er mich so lang nicht in der Straße gesehen hat. "Du, Thomas, hast sicherlich oft genug das Geschrei bei uns gehört. Ich mag nicht mehr, wir verstehen uns nicht."
Dann traf ich eine Freundin vom Verein, die mich nach dem Vater fragte, weil sie beruflich was von ihm wollte. "Gabi, das ist die Nummer von seinem Büro. Grüße bitte nicht von mir." Warum? "Erklärung " Stimmt, er war schon immer ein bisschen seltsam
usw.
Das muss sehr kraftraubend gewesen sein, das immer wieder zu erklären. Wahnsinn. Aber wenn die Menschen darauf vernünftig reagiert haben, dann war das sicher hilfreich.
Zitat von mumpf im Beitrag #42Früher habe ich mich übrigens immer als ohnehin nicht liebenswert wahrgenommen, weswegen ich mich nicht getraut hatte, aktiv auf andere Leute zuzugehen (weil ich mir dachte, dass man das den Menschen nicht antun kann, sich mit mir beschäftigen zu müssen). Da würde ich Ursachen bei meiner Mutter sehen, weil sie zur Zeit meiner Kindheit nicht müde geworden war, mir zu signalisieren, dass ich eigentlich nichts tauge bzw. nichts wert sei. Dementsprechend fühlte bzw. fühle ich mich immer noch oft wie ein Mensch, der uninteressant, langweilig und dumm sei. Aus diesem Gefühl heraus tendiere ich dazu, mich voreilig zurückzuziehen, um andere Menschen nicht mit meiner Anwesenheit zu "belästigen". Wenn mich doch einmal jemand nett findet (bzw. das behauptet), dann habe ich Schwierigkeiten, das zu glauben. Beziehungsweise ich kann dann damit nicht richtig umgehen und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn mich jemand mag.
Das tut mir Leid, lass dich drücken, wenn ich darf. Schlimm, wenn man in einem solchen Gefühl steckt.
Naja, die Leut kennen ihn seit bald 80 Jahren, er war schon immer nicht nett, über die Jahre ist er noch unnetter geworden.
Jetzt bin ich besser denn je im Dorf, im Job (gleiche Branche- frag nicht) und sogar der netten, aber verstreuten Verwandtschaft gemocht und integriert
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt, das war's.