Ja, aber so etwas macht man nicht über Nacht. Da müssen doch ganz viele Einwohner und Mitmenschen etwas mitbekommen haben und keiner hat etwas dagegen unternommen?
Warum keiner das aufgehalten hat.. ist wahrscheinlich wie überall. Die Leute "wollen sich nicht einmischen", "geht es nichts an", "was hätten sie schon machen können?" usw.
Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu!
Was ein Irrsinn! Wie soll man Natur noch schützen, wenn selbst Schutzgebiete nicht mehr beachtet werden?
Zitat von Lurchi im Beitrag #3Da müssen doch ganz viele Einwohner und Mitmenschen etwas mitbekommen haben
Frage ich mich auch: das muss man doch irgendwie mitbekommen haben - denkt man.
Aber: Ich kenne nur das untere Tal nach Oberstdorf hin (Lizzie -> da war ich winters auf der Loipe) So viele Menschen leben dort nicht. Aktuell ist sozusagen Saisonpause: Die Wanderer sind entschwunden und nun können die Leute von den Hütten und Gastgeber im Tal selbst mal Urlaub machen, bevor die Wintersaison kurz vor Weihnachten mit ihrem Trubel los bricht. Ich will jetzt nicht behaupten, es sind alle ausgeflogen, aber vermutlich eben halt weniger Leute als im Sommer im Tal. Auch viel weniger Besucher/Sportler sind jetzt dort unterwegs -> Der Gast ist vielleicht irritiert vom Lärm, wenn Kies hin und her gebaggert wird, denkt sich aber nur "Jesses Baustelle" -> Im unteren Tal Richtung Oberstdorf, wo schon einige Häuser zusammen stehen, denkt man sich auch erstmal nichts, wenn Bagger durchs Dorf fahren -> Ah Baustelle irgendwo! Kann gut sein: da wird noch schnell gewerkelt, nachdem die Touris weg sind und bevor der Schnee kommt
im Allgäu spielt der Tourismus auch eine große Rolle und dazu benötigen sie eine intakte Natur. Und nach 500, 700 oder 1000 Metern muss doch irgendjemandem mal aufgefallen sein, dass das ein bißchen komisch ist was die da machen. Im Oktober sind sicher auch noch ein paar Wanderer unterwegs. Auf dem Land (bin auch eine Landpomeranze) schwatzt man ja auch mal und fragt nach was genau da gemacht wird.
Allerdings sind 1,5 km schon ein ordentliches Stück - das hat man nicht in 20 min. begradigt, da wird es eine ganze Weile rumort haben!
Fragt sich nur: Was haben die sich überhaupt dabei gedacht ???? Wie kommt man auf die alberne Idee, dort den Gebirgsbach zu begradigen? Die wissen dort im Tal doch, dass das Wasser bei viel Regen und Schneeschmelze nur so durchs Bachbett rauscht. Ist doch irrsinnig, das zu begradigen, damit das Wasser noch schneller fließt und dann Unheil anrichtet.
Aus eigener Erfahrung hier mit dem Fluss vor meiner Haustür in der Stadt: --> ein Zurück wird es nicht geben! Das Biotop ist ruiniert! Hier wurde mühsamst auf 1km Länge der Fluss "renaturiert" - statt dass er begradigt fließt. Die Baggerei ist nun schon ein paar Jahre her und mit mehrfachem nachbaggern funktioniert nun immerhin, dass der Fluss auf dem Teilstück wieder mehr mändert. Es sieht anders aus, es wachsen inzwischen mehr Büsche am "neuen" Ufer...aber das war es dann auch. Was bisher überhaupt gar nicht funktioniert: mehr Kleinstlebewesen im Flussbett -> es ist eben kein natürliches Flussbett, es ist gebaggert und dann irgendwie Kies hingekippt und genau das funktioniert nicht: das fließende Wasser schwemmt sozusagen immer die Lücken zwischen den Kieseln zu und dann fehlen die Lücken für die Kleinsttiere. Es schwimmen zwar Fische im Fluss, aber das Flussbett, der Grund bleibt sozusagen nach wie vor tot. Dumm gelaufen - da ist sozusagen auch nach Jahren noch gar nichts von Renaturierung zu finden!
Blöd, wenn jetzt im Rappenalptal auch noch das Wasser entschwunden ist, weil es durch die Baggerei irgendwie in tiefere Schichten absickert und dann, man ahnt es nicht wo, wieder auftaucht.
Zitat von WhiteTara im Beitrag #10 Fragt sich nur: Was haben die sich überhaupt dabei gedacht ???? Wie kommt man auf die alberne Idee, dort den Gebirgsbach zu begradigen? Die wissen dort im Tal doch, dass das Wasser bei viel Regen und Schneeschmelze nur so durchs Bachbett rauscht. Ist doch irrsinnig, das zu begradigen, damit das Wasser noch schneller fließt und dann Unheil anrichtet.
Das verstehe ich auch nicht. Ich verstehe den großen Sinn nicht. Welchen großen Vorteil sie jetzt dadurch haben.
Und für seltene geschützte Arten kann so ein Kahlschlag schon das Ende bedeuten. Denn große Ausweichmöglichkeiten an Lebensräumen haben sie nicht und sie kommen zu selten vor um sich Jahre später wieder anzusiedeln. Wo sollen sie denn in der Zwischenzeit hin?
Zitat von Lurchi im Beitrag #9Auf dem Land (bin auch eine Landpomeranze) schwatzt man ja auch mal und fragt nach was genau da gemacht wird.
Ja schon, aber auch als Landei ist man dann doch nicht jeden Tag auch noch dort unterwegs, wo dann fast nur noch Natur ist (sei denn man marschiert genau dort, wo sie gebaggert haben täglich mit dem Hund)
Und selbst wenn es einem auffällt: Ich würde auch zu allererst denken "Oh Baustelle" und mir dann erstmal weiter keinen Kopf drum machen....sei denn ich gehöre zu den direkten Nutzern der angrenzenden Wiesen oder ich habe beruflich oder ehrenamtlich mit dem Schutzgebiet zu tun.
Bekloppt ist aber auch, ohne Genehmigung im Schutzgebiet einfach los zu baggern -> ist doch klar, dass das früher oder später jemandem auffällt und ganz schnell rauskommt, dass es eben nicht genehmigt ist.
Mir würde hier in der Stadt auch gerade gar nicht weiter auffallen, wenn eine unrechtmäßige Baustelle entsteht, weil Diebe mit dem Presslufthammer eine Hauswand aufstemmen -> rundum ständig irgendwo Baustelle und Gewerkele! Täte mir wohl nur auffallen, wenn spätabends gewerkelt wird oder direkt bei mir am Haus, denn für das Grundstück hier hätten wir vorab eine Info bekommen von der Hausverwaltung.
Im Gegenzug tappte ich letzte Woche um 21.30h in den Feierabend und dachte ich gucke nicht richtig: Bauloch mitten vor der T-Kreuzung an der Straßenecke von meinem Job: Man konnte aus der Jobstraße nicht richtig raus fahren und die vom T-Schenkel konnten auch nicht wirklich ums Loch herum, weil sie dann über die Straßenbahnschienen mussten, die aber genau dort erhöht liegen. Auch abends mit wenig Verkehr fabrizierte das ein gewisses Chaos. Mittags als ich zum Job bin, standen da auch noch keine Schilder, dass dort Baustelle droht. Feuerwehr wäre von der Seite jedenfalls nicht Richtung Seniorenheim gekommen. Da hätten sich auch Klima-Kleber einen bösen Scherz erlaubt haben können (Absperrgitter auf die Straße geklebt) und ich hätte es dennoch für eine rechtmäßige Baustelle gehalten!
Und für seltene geschützte Arten kann so ein Kahlschlag schon das Ende bedeuten. Denn große Ausweichmöglichkeiten an Lebensräumen haben sie nicht und sie kommen zu selten vor um sich Jahre später wieder anzusiedeln. Wo sollen sie denn in der Zwischenzeit hin?
Wie es auf den ersten Blick aussieht, ist ja nicht nur bei der Baggerei der Lebensraum der Pflanzen/Tiere ruiniert -> das hat ja Auswirkungen auf den gesamten unteren Bachlauf! Da ist nichts mit "ausweichen" wenn über weitere Strecke das Biotop nicht mehr passt.
Schrecklich so was. Macht mich dann immer doppelt betroffen, wenn ich solche Ecken auch noch "kenne"; selbst wenn ich dort im Tal bisher erst 2x war, einmal Winter und einmal Spätsommer.
Und ich kenne auch von hier aus dem Schwarzwald, die zähen Verhandlungen, bis überhaupt erstmal irgendein Gebiet unter Schutz gestellt wird.
Aber wir sehen das ja auch immer wieder z.B. in Brasilien: Man weiß, wie wichtig der Regenwald ist! Es gibt Menschen, die wollen ihn schützen+erhalten! Man weiß genau, wer dennoch täglich dort Bäume rodet...nicht ein paar sondern im großen Stil. Man kennt den Staatschef, der das einfach weiterhin zugelassen hat! ...und irgendwie "guckt doch die ganze Welt zu" und verhindert es nicht ...stattdessen gibt es die x-te Klimakonferenz mit sozusagen "0,0 Ergebnis oder Handlungszwang" ...es passiert weiterhin NICHTS
Ja, es ist schlimm und da haben einige wohl die Augen zugedrückt, Vetternwirtschaft kann ich mir gut vorstellen. Allerdings empört sich auch niemand grossartig, wenn die Berge durch Skipisten, hässliche Liftanlagen und künstliche Wasserreservoirs für den Kunstschnee zerstört werden. Letzteres bringt nachweislich den ganzen Ökohaushalt der Berge durcheinander und langfristige Folgen sind nicht absehbar. Hauptsache Pistenfun und der Rubel rollt.🤮 Mir kann es egal sein, ich habe keine Kinder, aber ich verstehe die Eltern nicht, die da jedes Wochenende mit ihren Kindern hinfahren müssen.
Soweit ich informiert bin, gehört das Gelände rund um den nun zerstörten Abschnitt des Rappenalpbaches einer Weidegenossenschaft. Und deren Ansinnen ist/war es wohl, die Weideflächen zu vergrößern - mit Blick auf mögliche EU-Förderung. Dort, wo ein Bach oder Fluss großzügig in einem Kiesbett mäandert, wächst nichts, was sich beweiden lässt. Deshalb: Möglichst wenig Platz für den Bach - und mehr Platz für Weiden. Vor diesem Hintergrund erscheint es auch nachvollziehbar, warum keiner was gesagt hat: die wenigen Wanderer oder Mountainbiker von auswärts können evtl. Sinn und Ausmaß einer Baustelle nicht beim einmaligen Durchlaufen oder -fahren ermessen. Und die Einheimischen hängen irgendwie in der Weidegenossenschaft mit drin.
Leider hat es - wieder mal - an der Weitsicht gefehlt: Das Gewässerbett zerstört, so dass das Wasser stellenweise komplett versickert. Zerstörung von Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Beschleunigung des Abflusses bei Starkregen mit dem Risiko von Hochwasser flussabwärts..... Ob und wie das alles geahndet wird, wird sich zeigen. Derzeit ist die Empörung allenthalben bis hinauf ins Ministerium groß. Ob sie anhält? In Deutschland haben Natur- und Umweltschutz und vernünftige Klimapolitik leider keinen hohen Stellenwert. Derzeit drohen bis 2030 EU-Strafzahlungen in Milliardenhöhe, wenn Deutschland sich nicht endlich merklich den Klimazielen annähert.
Zitat von GuteLaune im Beitrag #20Und deren Ansinnen ist/war es wohl, die Weideflächen zu vergrößern - mit Blick auf mögliche EU-Förderung.
Das blicke ich jetzt irgendwie nicht: Es stünde vielleicht eine EU-Förderung im Raum, wenn die Weideflächen vergrößert werden ? Ich hätte jetzt eher vermutet, die Weidegenossenschaft könne irgendwo Förderung beantragen, weil sie in die Kategorie "unterstützungsfähig" fallen, gerade weil durch den mäandernden Fluss die Beweidung nicht ganz einfach ist und man die Koexistenz von Biotop+Beweidung unterstüzen möchte.
Bei nur in Aussicht stehender Förderung muss aber doch das Geld erstmal da sein, bevor man mit Baumaßnahmen los legen kann...macht für mich so auch keinen Sinn.
Die EU fördert meist nach Fläche, durch größere Weideflächen könnte dann mehr Förderung beantragt werden. Da könnte es als lukrativ angesehen werden einfach Fakten zu schaffen.
- "Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts zu seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen." - Epikur von Samos
Danke Klemenzia, kenne mich da nicht so! Das könnte natürlich ein Grund sein.
Frage mich allerdings: Wo ist da nun der Unterschied, ob fressbares Grünzeug wächst und die Rinder am sich schlängelnden Fluss entlang grasen oder ob sie nun am begradigten Fluss entlang grasen? Wenn die Wiesen dort gemeinschaftlich bewirtschaftet werden, dann ist doch nach Begradigung nicht wirklich so viel mehr Fläche da, wo Grünzeug wachsen könnte. Aktuell ist dann ja auch nur umgebaggert etwas am begradigten Fluss, Schotter, wo erstmal nichts wächst. Und wenn der begradigte Fluss dann Hochwasserprobleme bereitet, ist auch wieder nicht richtig, wenn die Wiesen unterhalb dann ersaufen....
Zitat von Klemenzia im Beitrag #23Die EU fördert meist nach Fläche, durch größere Weideflächen könnte dann mehr Förderung beantragt werden. Da könnte es als lukrativ angesehen werden einfach Fakten zu schaffen.
Ich weiß nicht ob das Sinn macht denn das Rappenalptal gehört zu einem FFH Schutzgebiet und die sind durch Richtlinien der EU besonders geschützt. Der Fall könnte sogar vor der Europäischen Kommission landen. Vielleicht daher die Aufregung bis ganz oben.
Denn die EU hat Deutschland 2021 verklagt wegen jahrelanger Verstöße gegen geltendes Naturschutzrecht. Im Falle einer Verurteilung könnten Deutschland hohe Strafen drohen