So, ich wollte mich hier doch einmal wieder melden - gestern war ich ungeplant im Hospiz meiner Mutter.
In der letzten Woche hatte sie dann noch über einen ehrenamtlichen Helfer dort Kontakt zu einem Heimatmuseum in der Gegend aufgetan, weil sie von einem früher lokal bekannten Maler Bilder hat (von denen mir nur wenige gefallen). Sie hat es geschafft, von jetzt auf gleich mit Museumsmitarbeitenden einen Termin in ihrer Wohnung dafür zu machen, das Hospiz hat dann mit einem Ehrenamtlichen ihren Transport dahin organisiert und mich angerufen: es findet morgen ein Besuch in der Wohnung statt, können sie dazukommen? Ich bin fast vom Stuhl gekippt. Das Hospiz muss ihr einen unglaublichen Medikamentencocktail gegeben haben, denn sie hat es gut durchgehalten und sie hat es genossen, den Museumsleuten diese Bilder zu zeigen und Geschichten über den Maler zu erzählen. Im Hospiz hat sie dann gesagt, dass sie das noch auf ihrer Liste hatte und nun habe sie alles in ihrem Leben erledigt.
Es geht jetzt sukzessive schlechter, vorgestern hatte sie eine Krise, weil sie bisher auf drei regulären Mahlzeiten am Tag bestanden hat, obwohl es nicht mehr geht und sie sie wieder erbricht, Magen, Leber etc. sind alle mit Metastasen durchsetzt. Das wurde dann auf einmal ganz schlimm, ich erspare die Beschreibung und weiß, warum der Pflegeberuf nichts für mich wäre. Jetzt kann sie nicht mehr aufstehen und schläft fast die ganze Zeit. Als ich gestern auf Anregung des Hospizes unter der Woche da war, hat sie es in ihren wachen Minuten immerhin geschafft, mich noch durch die Gegend zu scheuchen (manche Charakterzüge bleiben eben bis zuletzt). Und was für mich schlimm ist: sie versteht fast kein Wort mehr von dem, was ich sage, weil sie sich nicht mehr auf meine Mundbewegungen konzentrieren kann und darauf, was ich vermutlich sagen werde. Einiges musste ich ihr aufschreiben. Sehr schwierig. Es freut mich, dass sie dort gut aufgehoben ist, keine Schmerzen hat und permanent jemand nach ihr schaut. Wenn irgendwas ist, sind die Pflegekräfte innerhalb von Minuten da und sie haben auch ausdrücklich Zeit für Angehörigengespräche.
Insofern waren die gestern (danke, DB) 8 Stunden Zugfahrt okay. Am WE wieder, das zerrt schon an meiner Kraft. Einige Wochen kann ich mich aber noch zusammenreißen...
Es freut mich ungeheuer für deine Mutter, dass sie die Bilderaktion noch durchhalten konnte. Ob dir die Bilder gefallen - ist nicht wichtig. Sterbenskranke haben oft noch einen letzten erstaunlichen Kraftschub. Habe ich gelesen.
Ja, die letzten Wünsche werden erfüllt, auch zum Teil Lieblingsessen gekocht. Schlimm, dass sie nichts mehr essen kann. Nach dem erlebten glaubt sie es jetzt hoffentlich.
Ok, also dann per Zettel. Klar, ist nervig. Aber für sie noch mehr! Die Mutter einer Bekannten kann kaum hören plus kaum sehen - das muss grausam sein. Dazu hatte sie ihre Tochter lebenslang unter der Fuchtel, allerdings auch viel Geld gegeben. Fällt mir nur gerade so ein. Ist OT, klar.
Jorinde, halt durch! Du machst es gut! 8 Stunden Zugfahrt, da ist wohl wieder einiges ausgefallen...
Alles liebe, Klara
_____________________________________ Ich bin Karla48 aus dem alten Brigitte-Forum.
Liebe Jorinde, obwohl es traurig ist, dass sich die Lebenszeit deiner Mutter ihrem Ende zuneigt, bin ich dennoch beeindruckt, wie gut die Versorgungen in ihren letzten Monaten geklappt hat und jetzt auch den angemessenen Abschluss findet.
Du hast dich, obwohl nicht vor Ort, hervorragend um die Organisation gekümmert. Es ist keine Kleinigkeit, sich über die Wünsche der eigenen Mutter hinwegzusetzen ("ich will nach Hause"), gerade weil man die beste Versorgung im Blick hat. Das hat sie dir zu verdanken und das sollte auch ausdrücklich gelobt werden. Ich habe selber damit Erfahrungen gemacht und man ist ja sehr selbstkritisch, besonders hinterher, von wegen man hätte noch dieses oder jenes besser tun, machen, lassen sollen.
Nun hat deine Mutter ihren Bildern scheinbar den Schlusspunkt gesetzt, ganz nach ihrem Geschmack. So wie ich es lese, war es ein gutes Leben und sie kann in Frieden gehen. Alle guten Wünsche für die nächste Zeit.
Die Chance klopft öfter an als man meint, aber meistens ist niemand zu Hause. (Willi Rogers)
Danke Euch - nur so richtig "friedlich" oder "sanft" ist es nicht von Ihrer Seite aus. "Warum muss ausgerechnet mir so was passieren", sagt sie immer empört in ihren wachen Phasen. Wenn ich sie erinnere, dass Sie mit fast 88 Jahren ein sehr langes und fast immer gesundes Leben hatte, nach einem schlimmen Start mit Krieg und Flucht auch ein immer besseres, finanziell gut versorgt, mit Mann, Haus, Garten und Hobbies, versöhnt sie das kein bisschen. Daher sage ich mittlerweile nur, ja das ist schlimm, dass es so ist. Ich bin schon dankbar, dass sie mir nicht die Schuld an ihrer Krebserkrankung gibt...
Und froh letztlich, dass es wegen der mangelnden Kapazität der Sozialstation gar nicht denkbar war, dass sie wieder nach Hause geht. Denn wenn ich sehe, welche Pflege und palliativmedizinsche Versorgung sie jetzt braucht, das hätte die Sozialstation nicht leisten können und auch nicht eine osteuropäische Pflegekraft. Wenn man die Webseiten, die sowas anbieten, genau liest, stehen da Aussagen wie "Tätigkeiten der medizinischen Behandlungspflege bleiben hingegen examinierten Pflegekräften vorbehalten und dürfen nicht durch “24-Stunden-Pflegekräfte” durchgeführt werden".
In meiner Naivität hätte ich gedacht, dass Palliativmedizin aus dem Verschreiben schwerer Schmerzmittel besteht, fertig. Aber gestern waren es dann auch Beruhigungsmittel, es gibt Schlafmittel, wenn meine Mutter nachts nicht schlafen kann, Schmerzmittel braucht es auch mal zusätzlich. Und gestern war auch ein Blasenkatheter nötig, weil man gesehen hat, dass die Kontrolle gar nicht mehr funktioniert. Nachdem ich mir das nun quasi in der nächsten Stufe angesehen habe, was die alles tun, habe ich heute morgen endlich der Dame aus dem Palliativnetzwerk einen Dankesbrief geschrieben, die mir den Tipp gegeben hat, es da zu versuchen.
Zitat von Jorinde im Beitrag #4127 Insofern waren die gestern (danke, DB) 8 Stunden Zugfahrt okay. Am WE wieder, das zerrt schon an meiner Kraft. Einige Wochen kann ich mich aber noch zusammenreißen...
habe eben nur deine beiden letzten Berichte gelesen und möchte dir mitfühlende Grüße schicken- wie "gut", dass Deine Mutter so gut betreut wird- das sehe ich als großes "Glück" im Unglück
(hier bei meiner Mutter ist es anders leider....)
alles, was du selber brauchst, wünsche ich dir von Herzen!
Ich wollte vorhin "kurz" was schauen, bin deshalb am Smart-TV auf Youtube, und da wurde mir diese Sendung angezeigt, noch nie gesehen oder was davon gehört, die ich dann sehr interessiert geschaut habe; dachte aber, dass es für die eine oder andere wichtig sein könnte, weil es ua um den Generationen-Vertrag und Pflege geht, und ob und wann da ne Pflicht besteht. Meinem Bauchgefühl zufolge paßt es besser hier als in meinem Schwierige Mutter-Thread. Wer möchte, schaut rein und entscheidet, ob es sie anspricht.
Ich habe mir die Sendung angesehen. Sie war interessant, aber mit dem Psychiater und dessen Wut auf seine Eltern hatte ich Probleme. Er scheint da immer noch darauf herumzukauen, und das finde ich nicht gut. Auch wenn sein Vater viele furchtbare Dinge getan hat - das hat er auch aus seiner Vorgeschichte heraus getan. Für mich ist dann die Frage, konnten die Eltern nicht anders aus ihrer spezifischen Situation heraus oder hätten sie gekonnt, wollten nicht/waren nicht gescheit genug, das zu sehen, etc. Dann sind sie eine Person, nicht ein Monster, das Wut und Angst auslöst und so das eigene Leben bestimmt. Wenn man sie als, vielleicht nicht so sehr sympathische, Person sehen kann, die nicht mehr Macht über einen haben sollen als andere unsympathische Personen auch, lebt man friedlicher, finde ich.
Es ist schwierig - ganz kriegt man das "Kinder-Ich" nicht weg. ich habe es an Ostern zuletzt recht stark gespürt, da waren meine Mutter und ich in ihrer engen Küche. Wegen ihres Rollators war ich quasi auf der türabgewandten Seite des Raums gefangen, und ich hatte auf einmal ein ganz schlimmes Panikgefühl des Ausgeliefertseins, weil keine Fluchtmöglichkeit bestand. Völlig idiotisch, aber auf einmal war ich wieder drei Jahre alt. Dann habe ich realisiert, "sie kann mir nichts mehr tun", durchgeatmet und es ging wieder.
Selbst bin ich hoffentlich kein Monster für andere Leute und das will ich auch gegenüber meiner Mutter nicht sein. Ich möchte sie noch in ihrer letzten Zeit begleiten, wie ich es kann (allerdings nicht bis zur Selbstaufgabe) und sie soll sich dabei aufgehoben fühlen. Denn ich weiß: es ist endlich und danach werde ich loslassen können, in dem Gefühl, mich vorher wie ein Mensch verhalten zu haben. In zehn Jahren möchte ich keine Wut in mir spüren.
ich schreibe hier im Strang zum ersten Mal. Ich weiß gerade nicht wohin mit meiner inneren Not. Ich befürchte, es wird ein kleiner Roman, aber ich muss mir das gerade mal alles von der Seele schreiben....
Meine Mutter, 89 Jahre, musste vor knapp zwei Wochen in ein Pflegeheim ziehen. Sie war bis vor einem Vierteljahr körperlich und geistig noch voll auf der Höhe. Sie lebte seit dem Tod meines Vaters vor 9 Jahren allein in einem Haus auf dem Dorf, managte selbstständig ihre Arzttermine, machte ihren Haushalt, Einkäufe hat eine Nichte übernommen. Ich wohne ca. 160 km entfernt in einer mittelgroßen Stadt, bin berufstätig und bin ca. alle 3 Wochen am Wochenende zu meiner Mutter gefahren. Manchmal nur für einen Tag, manchmal bin ich über Nacht geblieben. Bei wichtigen Arztterminen hatte ich mir frei genommen und sie begleitet.
Vor zwei Monaten ist meine Mutter dann gestürzt, hatte eine große Beule am Kopf, war in der Notfallambulanz, wo sie gründlich durchgecheckt worden ist (CT usw.) und wurde sofort entlassen, alles sei okay. Mir fiel dann auf, dass sie erstmalig nicht mehr so fit war, z.B. nicht mehr richtig wusste, wie die Fernbedienung für den TV funktionierte und Sachen durcheinander brachte. Ich ordnete es unter „normale“ Alterserscheinungen ein. Knapp ein Monat später kam meine Mutter erneut ins Krankenhaus, weil ihr Elektrolytenhaushalt entgleist war. Der Krankenhausaufenthalt lief sehr ungut, sie war sehr desorientiert, sollte auch eigentlich danach in eine Kurzzeitpflege, wurde aber bereits nach vier Tagen entlassen, obwohl sie in einem völlig desolaten Zustand war. Ich nahm mir daraufhin frei und wollte die ersten Tage bei ihr bleiben. Zur Info noch: ich habe zwei Geschwister. Eine Schwester, die sich gar nicht um unsere Mutter kümmern mag, auch kaum Kontakt hat und einen Bruder, der im selben Dorf wohnt und der zwar nach meiner Mutter schaut, aber sich nicht allzu sehr verantwortlich fühlt.
Meiner Mutter ging es nach dem Krankenhaus immer schlechter, zum einen körperlich, sie war ständig erschöpft und dann auch geistig. Sie war durcheinander, teilweise verwirrt, in keinster Weise mehr die Mutter, die ich kannte. Ich kümmerte mich um das Organisatorische (Pflegegrad, Verordnung zum Richten und Geben der Medikamente, Beratung beim Pflegestützpunkt, Kontakt zur Pflegekasse usw.). Es deutete sich nach kurzer Zeit an, dass meine Mutter nicht mehr allein leben kann. Sie war teilweise sehr verwirrt, weckte mich vollständig angezogen mitten in der Nacht, wollte nicht mehr kochen, keine Zeitung lesen, sondern schlief tagsüber sehr viel.
Ich fing an, nach einem Pflegeplatz zu schauen, was leider total schwierig war. Ich ließ mich zehn Tage von der Arbeit freistellen wg. akuter Pflegebedürftigkeit und nahm danach noch Urlaub. Insgesamt war ich fünf Wochen bei meiner Mutter, managte in der Zeit alles und fand dann schließlich auch einen Heimplatz.
Das hört sich nun alles sehr sachlich an, aber es war eine sehr schwere Zeit für mich, emotional ganz arg belastend. Es tat mir furchtbar weh, zu sehen, wie meine Mutter in eine andere Welt gleitet. Ihre Hausärztin sprach von Demenz und für mich war es so unglaublich, weil das so rasend schnell ging. Wochen zuvor war sie ja noch „normal“. Ich bin emotional nicht hinterher gekommen.
Vorletzte Woche war der Umzug ins Pflegeheim und es war einfach furchtbar. Es tut mir für meine Mutter so unendlich leid. Und ich bin überfordert mit der Heimsituation. Ich dachte, wenn sie nun versorgt ist, dass ich wieder etwas Luft zum Atmen habe. Aber dem ist nicht so. Eventuell ist es in allen Heimen gerade so, weil die Personalknappheit ja überall ist. Aber in dem Heim meiner Mutter funktioniert so vieles nicht. Angefangen, dass sie nicht, wie mehrmals abgesprochen, direkt dem Arzt vorgestellt wird, es wird nicht darauf geachtet, dass sie genügend trinkt, sie sitzt allein im Zimmer, es gibt keine Betreuung, es kommen ständig Sachen weg (Kleidung, Geld usw.).
Ich habe den Eindruck, die Pfleger/-innen sind genervt, weil meine Mutter oft nachts aktiv ist und mehrmals sich schon ein Taxi holen wollte, um nach Hause zu fahren. Sie hat Heimweh und mein Herz blutet. Ich hätte es ihr so gerne ermöglicht, dass sie weiterhin in ihrer vertrauten Umgebung leben kann mit einer 24-Stunden-Kraft plus Pflegedienst, aber da hätten wir Geschwister alle mitspielen müssen, und das wollte außer mir niemand.
Und im Moment weiß ich einfach nicht, woher ich die Kraft nehmen soll, zukünftig alles zu stemmen – Alltag mit stressigem Job, meine Mutter regelmäßig besuchen, am liebsten würde ich 2-3x wöchentlich hinfahren, was aber einfache Fahrtzeit von 1,5 Std. bedeutet. Daneben muss ich mich um alles Organisatorische kümmern, um die Finanzen, Nachsendeantrag, Kontakt zum Pflegeheim etc. und dann kommt dazu, dass auch das Haus leer gemacht und verkauft werden muss. Meine Mutter ist nicht vermögend und die Heimkosten sind hoch. Meine Eltern hatten, typisch Kriegskinder, nichts wegwerfen können, das Haus ist einfach irre voll.
Ich bin gerade so leer und so wahnsinnig traurig. Ich fühle mich so allein gelassen von meinen Geschwistern, kann die Sorge um meine Mutter nicht teilen und stehe vor ein riesigen Berg von Aufgaben und Verantwortung und weiß gerade nicht, wie ich das alles hinbekommen kann.
@BlueVelvet: ich habe hier deinen Tipp zu Desideria gelesen. Vielen Dank dafür. Ich habe mich zu einem Online-Seminar angemeldet.
Es tat mir gut, das jetzt einfach mal nieder zu schreiben.
Oh je, Rosanna. Wenn Du magst, fühle Dich in den Arm genommen. So eine blöde Situation.
Es ist gut, dass Deine Mutter einen Heimplatz bekommen hat. Gebt Euch Zeit, damit die ganze Familie emotional ankommen kann. Wenn es in ein paar Monaten immer noch nicht eingespielt ist, könnt Ihr versuchen einen anderen Platz zu finden.
Meine Ersatzeltern sind in diesem Alter und noch weitgehend fit, aber so könnte ihr Leben jederzeit aussehen. Wir haben dieser Tage viel über ihre Wünsche und Pläne für den letzten Lebensabschnitt gesprochen. Sie wollen definitiv keine 24-Stunden-Helferin im Haus haben, sondern in ein Altenheim gehen. Mehrere Freund*innen von ihnen haben solche wechselnden Pflegerinnen, und das ist für alle Beteiligten eine Qual.
Schlaf gut.
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt, das war's.
Rosanna, fühl Dich gedrückt! Das ist eine beschissene Situation.
Kannst Du vielleicht die weniger mutterbezogenen Aufgaben (Verkauf und Leeren des Hauses) an Deine Geschwister abdrücken? Wenn die sich schon in Heim und Co nicht reinhängen?
"Wenn man mit einer Regenbogenflagge rumläuft, wo ‚Peace’ draufsteht und fünf Meter weiter Leute die Reichsflagge schwenken, muss man sich schon fragen: Mit wem machen wir uns gemein?“ - Wolfgang Niedecken
Liebe Rosanna, es tut mir so leid, dass dir das passiert und du dich mies fühlst. Verstehe ich alles sehr gut!
Mir wurde auch gesagt, dass eine 24-Std.-Kraft beileibe nicht die tolle Lösung sein muss, die man sich laienhaft so vorstellt. Manchmal "passt" es nicht zwischen den Beteiligten usw. Dann muss man trotz dieses Vertrages noch dauernd eingreifen und plötzlich Zeit haben. Also - mach dir da keinen Kopf. Sowas klappt nur, wenn man richtig viel Geld hat und Top-Kräfte buchen kann.
Das Heim nimmt dir in der Tat vieles ab. Es läuft nicht, wie gedacht ---> kenne ich auch so. Leider. Es macht einen wahnsinnig, aber kann man was ändern? Nein!
Die Dehydrierung deiner Mutter hat bestimmt einiges dazu beigetragen, dass sie tüdelig wurde. Auch die Kraft lässt dadurch sehr nach, meine Mutter fiel öfter schlichtweg um. Wir waren deshalb oft und oft im Krankenhaus. Ehrlich, dass DAS jetzt wegfällt, ist schon eine Erleichterung für mich. Vorher war ich ja schon angefasst, wenn überhaupt mein Telefon klingelte! Jedes Mal dachte ich: Ogott, sie ist wohl wieder gefallen??
Dass du alles komplett alleine abgewickelt hast, ist eine ganz, ganz starke Leistung. Hut ab! So kann es nicht weitergehen. Deine Geschwister werden zur Kasse gebeten werden für die Pflegekosten (Du natürlich auch), ich denke dadurch spätestens werden sie verstehen, dass das Haus verkauft werden muss! Nehmt einen Entrümpler, das ist das einzige, was geht! Wer will denn tagelang "Kram" sortieren? Und noch einzeln verkaufen? Nee, das ist nicht zu schaffen.
Pflegerinnen sollten damit umgehen können, dass demente Menschen sich wie demente Menschen verhalten. Ungehalten? Geht GAR nicht. Da kannst du auch ruhig mal etwas sagen. Denn das GEHT einfach nicht. Leider muss man sich an mancher Stelle den Pflegern gegenüber durchsetzen, das ist blöde Arbeit, aber es nützt ja nix - muss sein.
Finden denn keine Angebote für die Senioren statt in dem Heim? Bist du sicher? Oder wollte sie vielleicht nicht teilnehmen? Angst: Lauter Fremde. Angst: Die merken, dass ich tüdelig bin. Bei meiner Mutter ist das so!
Ich habe über die Alzheimer Gesellschaft eine Dame gefunden, die Mutti regelmäßig besucht, mit ihr rausgeht usw. Der Stundenlohn ist niedrig, das solltet ihr auf jeden Fall versuchen, ist mein Tipp. Meine Mutter hat sich an ihre "Dame" gut gewöhnt und freut sich immer auf sie. Obwohl: Auch da gibt es natürlich nichts perfektes. Man muss die Leute nehmen, die es gibt! Die Alzheimer Gesellschaft bietet auch Gesprächsgruppen und Einzelgespräche für Angehörige an. Das kann sehr, sehr gut tun. Nun hast du ja bald erst einmal die online-Gruppe. Hoffe sehr, dass dich das weiterbringt.
Bitte, schreibe hier jederzeit, was du auf dem Herzen hast. Wie du oben ja selbst sagst - es tut gut, es mal aufgeschrieben zu haben, es "gesagt" zu haben.
Soviel für den Moment. Ich umarme dich in Gedanken und wünsche dir eine ruhige, angenehme Nacht. Alles liebe und bis bald.
Herzlich, Klara
_____________________________________ Ich bin Karla48 aus dem alten Brigitte-Forum.
Liebe Rosanna, ich sende Dir eine Umarmung! Es ist irre viel, was Du da tust und man will das Beste für seine Eltern. Wenn es wieder schlimm ist, kannst Du Dir vor Augen führen, dass Deine Mutter auch einen Eigenanteil an ihrer Situation hat. Nicht an ihrer Krankheit, sondern daran, dass sie nicht gekümmert hat, wo sie hingeht, wenn sie nicht mehr alleine sein kann. Und es ist leider so, dass man bei den Pflegeheimen hinterher sein muss, sonst geht vieles schleppend oder gar nicht. An Deiner Stelle würde ich meine Energie dafür einsetzen, und zwar so, wie Du kannst. Das Haus wäre mir unwichtig, ohnehin dann, wenn nicht viel da ist und es nicht darum geht, ein Erbe zu "sichern". Das würde ich auf die Geschwister schieben. Mit einer klaren Ansage, dass Du da keinen Finger hebst. Und wenn sie es nicht tun, tun es eben die Sozialbehörden. Auch das Ausräumen. Das schmälert den Ertrag, aber so what? Selbst wenn es Dir weh tut, ist die volle Bude keinen Burnout wert. Und zur finanziellen Verpflichtung der Kinder - diese kommt nach der letzten Gesetzesreform nur bei einem Einkommen von über 100.000 Euro zum Tragen. Ich wünsche Dir viel Kraft, vor allem für Auszeiten zwischendurch ohne schlechtes Gewissen.
Rosanna, das ist alles gerade ganz schwer für Dich.
Um so wichtiger, dass Du Dir mit den "einfacheren" Dingen Hilfe holst.
Damit meine ich das Haus. Geht alle einmal durch (also Du und Deine Geschwister) und schaut, ob in dem Haus noch etwas ist, was Ihr haben wollt und was Euch wichtig ist. Das nehmt mit. Und dann übergebt es einem Entrümpler zum Ausräumen und einem Makler zum Verkaufen. Das Geld dafür kommt über den Verkauf schon rein, und es wird trotzdem noch genug für das Pflegeheim übrigbleiben.
Ach so, Jorinde, ich hatte mich letztens hier gar nicht gemeldet - viel Kraft für die letzte Zeit, und was für ein Glück, dass Deine Mutter sie im Hospiz verbringen kann.
herzlich willkommen - das ist sehr hart, was du da gerade durchmachst. Ich habe Ähnliches mit meiner Mutter hinter mir, auch wenn einige Details anders waren. Aber diese Flut an Organisatorischem, diese teilweise Dickfelligkeit im Heim, die Hilflosigkeit, weil man wenig tun kann, und dann noch der Abschied von der Mutter.... das belastet.
Melde dich hier immer, wenn du dir was von der Seele schreiben willst, wir haben das alle durch oder stecken noch drin.
Zum Thema Haus: ich hatte eine ähnliche Situation und habe schlussendlich verkauft mitsamt des Inhalts, nachdem ich einige Erinnerungsstücke mitgenommen hatte. Es ist völlig legitim, das so zu machen.
Zitat von Klara48 im Beitrag #4139Deine Geschwister werden zur Kasse gebeten werden für die Pflegekosten (Du natürlich auch), ich denke dadurch spätestens werden sie verstehen, dass das Haus verkauft werden muss!
Zustimmung zu allem, was du schriebst, bis auf das: Zur Kasse gebeten wird Rosanna und die Geschwister nur, wenn sie jeweils 100.000 Euro jährlich oder mehr verdienen. Die Verwertung des Hauses aber, ja, die kann anstehen.
100.000 oder mehr. Das hatte ich tatsächlich nicht mitbekommen. Sicher deshalb, weil unser Haus schon lange zuvor verkauft wurde. Danke für die Aufklärung, auch an dich, liebe Jorinde.
_____________________________________ Ich bin Karla48 aus dem alten Brigitte-Forum.
Trotzdem müssen die Kosten für das Heim ja erstmal gezahlt werden, bis eben das Haus verkauft ist. So gesehen macht es schon Sinn zu überlegen, wie das ohne viel Stress möglich ist.
Und ich hatte gerade wieder das Erlebnis, dass mir in meinem Heimatdorf jemand die neue Wohnung meiner Mutter madig machen wollte. Sei doch so teuer gewesen, was ich denn davon halten würde. Die Frage ging in Richtung "das Haus wäre Dein Erbe gewesen, und das hat sie jetzt minimiert, indem sie das Haus verkauft hat und stattdessen eine überteuerte Wohnung gekauft hat, Kosten wie Grunderwerbssteuer, Umzug etc. hatte sie damit auch, ärgert Dich das nicht, dass damit Dein Erbe geschmälert wurde?" Wurde so nicht explizit gesagt, aber deutlich impliziert.
Deshalb muss man sich unter Geschwistern da schon einig sein, dass man dann eben lieber den Entrümpler und Makler bezahlt, auch wenn dann am Ende weniger übrig bleibt von dem, was nach Verkauf und Heimkosten noch da ist. Aber wer das Geld sparen will, muss dann halt arbeiten, also entrümpeln oder ähnliches. Das darf nicht an Rosanna hängenbleiben.
Ich fand übrigens jeden Cent gut investiert von meiner Mutter - dieser Umzug hat uns so viel Stress und Arbeit erspart, und in der Wohnung kann sie im Gegensatz zum alten Haus noch lange bleiben, auch wenn sie mehr Hilfe braucht.
Zitat von Tigerente im Beitrag #4145Trotzdem müssen die Kosten für das Heim ja erstmal gezahlt werden, bis eben das Haus verkauft ist.
In einem vergleichbaren Fall hat der Kostenträger (in meinem Fall der Landeswohlfahrtsverband) sich auf eine Stundung eingelassen. Aber auch das muss natürlich geklärt werden.
Zitat von Zuversicht2021 im Beitrag #4148@karheibes hier geht es um konkrete Probleme und kein theoretisches Geschwurbel, das ist hier völlig deplatziert
Genau.
Bitte einen eigenen Thread zu diesem Thema eröffnen und vor allem gern von eigenen, praktischen Erfahrungen berichten, @karheibes.