Glück gehabt! Der Wert von Briefmarken sinkt in den letzten Jahrzehnten, den Katalogwert kriegt man kaum noch. Mein Mann ist noch einer der "jüngeren" Sammler und hatte öfters das Vergnügen, als Freundschaftsdienst Sammlungen von verstorbenen Vätern oder Großvätern durchzusehen. Wirklich wertvolle Marken sind selten, die behalten auch Wert, aber vieles andere ist kaum noch oder nur stark unter Katalogwert verkaufbar.
Immerhin hat meine Mutter nicht mehr im Haus gewohnt, so dass sie das vor knapp 20 Jahren aufgelöst hat. Mein Vater hatte ihr weisgemacht, dass eine Modelleisenbahn plus Zubehör eine super Geldanlage ist. Nur kamen dann nicht Dutzende von Interessenten, um x Jahrgänge der Zeitschrift "Minibahn" zu erwerben (auf deren Wert mein Vater zu Lebzeiten gerne hingewiesen hatte).
Die Sammelleidenschaften haben auch alle ihre Zeit. Ob in 100 Jahren noch jemand für Pokemon-Karten oder die Nike "Air Jordan"-Sneakers viel Geld bezahlen wird?
Vieles unterliegt bei Hausrat, Schmuck und Möbeln genauso Moden. Vor 25 Jahren bekam man für einen Biedermeierschrank noch richtig Geld, heute werden die (zu meinem Entsetzen) mit Kreidefarbe angemalt, Intarsien und Schellackpolitur überstrichen und stolz auf bei Facebook als „Upcyclingobjekt“ hergezeigt.
Ich denke mir auch oft, wenn Leute von einer Rolex oder Hermes Handtasche etc. als Anlageobjekt sprechen, das kann sich auch ganz schnell ändern.
Wusstet ihr, dass 14 Muskeln aktiv sind, während man eine Flasche Wein öffnet? Folgt mir für mehr Fitnesstipps!
Ich hoffe, es geht euch mit den Eltern/ Schwiegereltern gut!
Ich muss mir nur gerade Luft machen.
Schwiegermutter wünscht, dass man an die Agentur weitergibt, die neue Betreuerin soll schlank und nicht groß sein - Mann Diese wird eh nur für einen Übergang von ein paar Wochen da sein, da die jetzige gerne wiederkommen möchte.
Wirklich zum Fremdschämen, und mein Mann gibt's natürlich nicht weiter.
Menschen können nicht irgendein Leben führen, sondern nur ihr eigenes. Remo Largo
Hobbitfrau, ohne Worte! Wobei man, wenn man nicht betroffen ist, ja auch ein bisschen schmunzeln muss. Immerhin gut, dass sie sich mit der jetzigen so gut zusammengerauft hat, dass die wiederkommen möchte. Das ist doch schon mal was.
Fremdschämen hatte ich auch gerade wieder, aber das ist eigentlich kein Thema für diesen Strang hier, weil es nichts mit dem Alter meiner Mutter zu tun hat - so war die schon immer. Letzte Woche wurde nämlich meine schwerst demente, 91-jährige Patentante beerdigt, und was meine Mutter da wieder mal beim Kaffeetrinken zum Besten gegeben hat - auch zum Fremdschämen. Wenn ich das zu Hause sage, sagen meine Kinder dann immer "Mama, warum sagst Du ihr nicht einfach, dass das unmöglich ist, gerade wenn sie Dich auch noch mit reinzieht". Ja, und dann kann ich immer nur sagen: "Die Anderen wissen ja, wie sie ist, und ich kann darauf verzichten, dass sie dann heulend dort beim Kaffeetrinken sitzt, weil ihre Tochter so gemein zu ihr ist." Ob das richtig ist - keine Ahnung.
Ansonsten kann ich aktuell von meiner Schwiegermutter berichten, dass in Auge 2 nun endlich wieder eine Linse drin ist, aber an der Netzhaut ein Ödem, was beobachtet werden muss und das Sehen auch noch beeinträchtigt. Und weshalb natürlich auch weiter getropft werden muss. Hoffen wir, dass es verschwindet. Und ich habe gerade schon den Eindruck, dass die Demenz schlimmer wird. Es fällt ihr immer schwerer auszudrücken, was sie sagen will, man muss viel raten. Mal sehen, wie das alles weitergeht.
Fremdscham kenne ich leider auch zur Genüge, bei beiden Elternteilen. Inzwischen nur noch mein Vater, da ist es regelmäßig bei Ärzten oder Amtspersonen so, dass ich nach einem Loch im Boden Ausschau halte.
——————————————————————————————————— Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht. (Jean Anouilh)
Da bin ich wohl sehr gesegnet, schämen muss ich mich nicht für Mutti. Euch mein Mitgefühl!
Tigerente, richtig ist - was DIR gut tut. Ich denke auch: Alle anderen kennen sie ja. Wie schön, dass das eine Auge wieder besser funktioniert.
Hobbitfrau, die Alten werden echt manchmal wunderlich. Einfach überhören. Nicht daran denken, das kostet nur Energie.
Annilein, jeder blamiert nur sich selbst. DU brauchst dich nicht zu schämen. Was ist das für eine Anwandlung? Du bist doch nicht verantwortlich für sein Verhalten. Und ein Arzt kann das schon einschätzen.
Das sind meine Gedanken zu euren Postings.
Bei uns gibt es nichts neues. Alles ist so wie immer (gähn!). Ach doch, Mutter hatte Corona. Wodurch ich 10 Tage "Urlaub" hatte, das war recht angenehm, wenn auch zunächst shocking. Zum Glück hatte sie einen so genannten "milden Verlauf".
_____________________________________ Ich bin Karla48 aus dem alten Brigitte-Forum.
Annilein, gute Nerven und ich denke auch, Ärzte können damit umgehen *tröst*
Tigerente, dieses Raten, was ist jetzt gemeint und (vielleicht) die Erleichterung "ja, das ist's" (bei meiner Mutter), dein Eindruck wird dich nicht täuschen. Ich finde, gerade wenn man jemanden nicht jeden Tag sieht, fallen einem die Dinge intensiver auf.
Bei meiner Schwiegermutter war es bei einem der letzten Besuche so, dass ich meinte, es geht ja schon einiges besser als beim letzten Mal. Da war sie überwiegend im Bett gelegen und konnte ohne Hilfe nicht aufstehen usw. Da war sie ganz empört, dass es gar nicht besser ist und es ihr ganz schlecht geht, es war richtig skuril. War eben ihr Empfinden, und mehr wollte sie auch nicht hören.
Das Fremdschämen heute war so ein Gefühl von mir, mit welchen Ansichten sie doch bei dieser Sache ist. Wie beim Bestellen aus dem Katalog, nicht dick, nicht groß, ja geht's noch? Das sind Menschen und sie redet so!
Und ich finde, zu allem Ja und Amen sagen muss man nicht, wenn auch manches schon mal überhören. Kommt darauf an.
Menschen können nicht irgendein Leben führen, sondern nur ihr eigenes. Remo Largo
Hobbitfrau, da ist deine Schwiegermutter nicht die Einzige ... ich hatte eine Patientin, deren Bein amputiert wurde, ältere Dame und ich kümmerte mich um sie, bis sie mir zu sehr auf den Senkel ging. Bildzeitung zu dick oder zu dünn, Schinken zu dick oder zu dünn, Jagdwurst nicht so, wie sie sie kennt, der Arzt nicht freundlich genug, egal was, sie meckerte immer ... Als ich ihr sagte, dass ich nicht mehr käme und ihr die Gemeindeschwester schicke, war sie verblüfft ... "aber achten sie darauf, dass eine schöne Schwester kommt, ich dulde nur schöne Menschen um mich rum" ... Hat mir erstmal die Sprache verschlagen.
Aaaaach, da würde ich "rechts ´rein, links ´raus" denken. Alte Menschen reden halt oft gewaltigen Stuß! Lasst euch doch nicht auf unsinnige Diskussionen ein! Wozu? Kostet nur Energie.
Ständiges Meckern erlebt man ja auch bei gesunden Menschen. Wobei übrigens eine Depression, gern auch undiagnostiziert, dahinter stehen kann. Na das wisst ihr alle selber. Das Alter bringt offenbar einige Deppen hervor.
So klagte kürzlich ein Freund über seine Eltern, was für einen unfassbaren Dünkel sie entwickelt hätten, direkt ekelhaft! (Sind Ärztin und Rechtsanwalt, Sohn Arzt) Diesen hatten sie zuvor NIE. Im Gegenteil. Tja, so kann´s gehen. Lasst uns hoffen, dass nicht wir selber auch so seltsam werden, eines Tages!
Zum Thema "Wortfindungsprobleme": Ich hatte gelesen, dass man als Angehöriger sehr geduldig warten soll, bis diejenige sich ausdrücken kann. Nicht die Sätze vervollständigen soll. Weil - dann fühlt der Betroffene sich so...dumm. Also ich versuche wirklich immer lange, lange geduldig abzuwarten, bis Mutter sagen kann, was sie meint. Kann dauern, ist klar. Meistens geht es so: Mutter: "Ich hab mal noch eine Frage bitte". "Ja, gerne?". Schweigen Schweigen Schweigen. Ihr muss erst wieder einfallen, was sie meinte! Naja, kennt ihr alle.
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Danke Hobbitfrau für deine Annahme, ich war damals noch zu jung, um die Doppedeutigkeit erkennen zu können. An mir hat sie ja auch rumgenörgelt, ein Kilo mehr war unästhetich, ein Kilo weniger, dann war ich ein Gerippe. Als sie verlangte, ihre Fernsehsendungen zu gucken, wars bei mir vorbei
Wie gesagt: zu dick, zu dünn, zu uninformativ, nix war recht ...der Arzt bewunderte mich, dass ich ihre Sachen am Laufen hielt.
Die Familie, Herr Obermedizinalrat, Herr Staatsminister udn irgendwas mit ...dirigent, alle hatten sich von ihr abgewendet, es kam keiner je zu Besuch, aber kaum war sie gestorben, wimmelte es in dem Okalhaus von Familie ... Nö, als total Fremde muss ich das nicht dauerhaft haben, sie war seinerzeit noch einen Ticken boshafter als meine Mutter ...
Guten Abend, ich habe hier ab und an mal reingelesen… bislang ging es mit meinem Eltern scheinbar noch irgendwie einigermaßen – aber letztlich ist es seit einigen Jahren ein Fiasko.
Meine Mutter ist in den letzten Jahren zunehmend dement geworden, Vater versuchte lange, dies zu verheimlichen. Ich hatte aus guten Gründen 10 Jahre sehr wenig Kontakt zu ihnen – vor zwei Jahren dann bin ich mal hin, mit meinem Mann, um den es ihnen eh immer nur ging, der heilige Schwiegersohn, und ich war leicht geschockt. Mutter, ihr Leben lang immer und stets wie aus dem Ei gepellt, da lag jedes Härchen exakt, sah sehr verwahrlost aus. Vater völlig überfordert – kümmerte sich aber insgesamt schlecht um sie. Verweigerte aber auch jede Hilfe.
Vor drei Wochen nun ist meine Mutter in eine Einrichtung für demente Menschen gekommen, es ging nicht mehr. Sie lief ständig weg, dürftig bekleidet, klingelte um 5 Uhr morgens bei allen Nachbarn… schrie, brüllte, tobte, wusch sich nicht mehr, fand nicht mehr nach Hause zurück, etc. Mich hatte sie bereits nicht mehr so richtig erkannt.
Vater war quasi zeitgleich zusammengebrochen, hatte wohl bereits seit einiger Zeit Diabetes, aber auch verheimlicht, bzw. tatsächlich nicht gewusst. Er hatte einen wunden Zeh, der aber ja nicht weh getan hätte… der war doppelt so dick und knallrot. Er fiel dann irgendwann um und Mutter war nicht in der Lage, etwas zu tun. Zum Glück schaute mein Bruder an dem Tag vorbei. Er wohnt im Nachbardorf.
Zeh musste amputiert werden und er bekam auch gleich noch 3 Stents am Herz. Mein Vater war noch nie im Krankenhaus, vll 5x im Leben beim Arzt.
Vorletzte Woche waren wir da. Vater blühte im Krankenhaus auf, trotz Zeh weg, und fragte nicht einmal nach seiner Frau. Obwohl er vorher immer gesagt hatte, wenn sie „wegkäme“ wolle er nicht mehr leben. Er will sie auch nicht besuchen.
Die Einrichtung, wo meine Mutter nun lebt, ist ausgesprochen klasse, die beste in der Gegend. Neu, schön, hell, lichtdurchflutet, alles offen, schöne Zimmer, großer schöner Garten, sehr tolles Personal. Man kann jederzeit unangemeldet kommen und einfach mit da sein. Meine Mutter sieht viel besser aus, hat uns sofort erkannt und sich total gefreut. Das habe ich bisher NOCH NIE erlebt.
Ich bin dann 3 Tage später nochmal bin, alleine, da rief sie sofort: „Da kommt meine Tochter!“ Wow. Es war sehr angenehm mit ihr, wenngleich da kaum noch irgendein vernünftiger Satz kommt. Es tut ihr gut dort und sie hat viele Kontakte.
Das mich das so berührt, meine Mutter dort zu sehen, wie sie da so lieb saß und mit einer anderen dementen Frau sprach (sie redeten wirklich verqueres Zeug, aber egal) – das hatte ich nicht erwartet.
Ich werde sie nicht so oft besuchen (können), sind fast 300km, aber ich fahre bald mal wieder hin. Es tut auch mir gut, das sie freundlich zu mir ist und nicht so abweisend wie früher. Und das sie sagt, es gehe ihr gut.
Ich erzähle das hier einfach nur, um es mal loszuwerden, ohne das ich eine Frage habe…
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"Paradise has never been about places. It exists in moments. In connection. In flashes across time."
Syriana, das ist echt schön zu lesen! Meine Mutter war in ihrer letzten Lebensphase auch freundlicher als zuvor. Vorher hatte ich auch viele Fremdschäm-Momente, Tigerentes Geschichte kann ich gut nachvollziehen. Das einzige, was nach meiner Erfahrung hilft, ist, sofort das Thema zu wechseln. Das hat, wenn wir zu zweit bei meiner Mutter waren, mein gesprächsführungskurserfahrener Mann gemacht. Er meinte dann, Konfrontation führt nur zu Streit, man müsse das Gespräch in friedlicheres Fahrwasser lenken. Das war auch für die hilflose Wut gut, die bei mir immer in solchen Situationen hochkam.
Einen schönen Fremdschäm-Moment habe ich noch, schon ein paar Jahre her. Da sagt meine Schulfreundin vom Heimatort zu mir: "Du, ich habe schon ein paar Mal deine Mutter dabei gesehen, wie sie mit ihrem Stock in öffentlichen Mülleimern herumwühlt. Was ist denn da los?" Ich wundere mich, denn Geldprobleme können es nicht sein, die sie zum Flaschensuchen oder so etwas veranlassen.
Ich spreche sie also beim nächsten Besuch darauf an (mit leicht mulmigem Gefühl, wer weiß, was ich da lostrete). Antwort, empört: "Was die Leute heutzutage alles wegwerfen, unmöglich! Da findet sich...(Aufzählung). Also wir, in der schlechten Zeit... (Aufzählung)". Schon, aber WARUM machst du das?? "Es interessiert mich halt."
Syriana, es tut gut, mal eine Geschichte zu lesen, wo die Situation allen "um die Ohren geflogen" ist und am Ende gut ausgegangen. Wie schön, dass Deine Mutter das Glück hatte, in einer guten Einrichtung zu landen. Was ist mit Deinem Vater? Geht er dann erstmal wieder nach Hause, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird?
Klara, was die Wortfindungsstörungen angeht - genau so machen wir es ja. Also abwarten, bis es dann kommt. Die neue Entwicklung ist tatsächlich, dass immer öfter Sätze kommen, in denen nicht nur ein einzelnes Wort falsch ist (das man dann erraten kann), sondern die semantisch komisch und wirr und mit unpassenden Wörtern durchsetzt sind. Also sie stellt uns eine Frage und wir sitzen ratlos da und fragen uns, was sie damit meint. Weiß nicht mehr, ob ich das noch zusammenbekomme, neulich wollte sie wohl fragen, ob mein Mann den Augenarzttermin noch auf dem Schirm hat, und sagte irgendwas ganz anderes, ich glaube "da ist ja dann am Montag dieses Treffen wo wir zusammen hin wollen" oder so ähnlich. Auch als sie neulich nach dem Fußpflegetermin fragte, war das sehr rätselhaft, wovon sie spricht, denn das Wort "Fuß" kam einfach nicht vor. Es ist so vieles, was ich nicht mehr mit "Wortfindungsstörung" schönreden kann. So rief sie meinen Mann jetzt schon zweimal an und fragte, ob er bei der Krankenkasse endlich das Rezept mit der Erlaubnis für ein neues Hörgerät besorgt hätte. Er sagte ihr immer, sie brauche doch gar kein Rezept. Sie fragte wieder und wieder. Ich habe ihm dann gesagt, dass er einfach sagen soll, dass ich das gemacht hätte und sie darf losgehen und eins kaufen. Meine Vermutung: sie hat irgendwie im Kopf gehabt, dass das nicht "einfach so" geht, weil ihre Zusatzversicherung nur alle 5 Jahre ein Neues bezahlt. Dieser Zeitraum war aber letztes Jahr im September oder Oktober schon abgelaufen, der Neukauf kam nur wegen der Augenkomplikationen "unter die Räder", und so hatte sie schon wieder vergessen, dass ich schon vor knapp einem Jahr gesagt habe, sie kann sich ein Neues besorgen. So etwas meine ich halt. Sie hat im Hinterkopf "da war irgendwas mit der Krankenkasse, weshalb ich nicht einfach losgehen kann". Wir sagen ihr "nein, alles in Ordnung, Du kannst losgehen" - und das kann sie sich dann nicht merken.
Ich musste auch etwas schmunzeln, als mein Mann klagte, das sei ja schon knifflig, ihre Arzttermine irgendwie noch unterzubringen zeitlich (also sie zu begleiten). Wir reden hier aktuell von einem Augenarzttermin alle 4 Wochen zur Kontrolle momentan. Alle anderen nimmt sie noch selbständig wahr. Ihm ist gar nicht klar, was für ein Aufwand das bei jemandem in dem Alter sein könnte - sie muss ansonsten ja nur alle halbe Jahr zum HNO-Arzt und ich glaube alle 6 Wochen oder so wegen ihrer Vitamin-B-Spritzen zum Hausarzt. Natürlich, das ist schon einiges, aber könnte ja noch viel mehr sein.
Ich hatte jetzt immerhin die grandiose Idee, den Termin beim Akustiker auf den nächsten Besuch ihrer Tochter zu legen - die sucht ja ohnehin in heftigem Aktionismus ständig nach Aktivitäten, wenn sie hier ist. Hat auch geklappt.
Zitat von Tigerente im Beitrag #4318Syriana, es tut gut, mal eine Geschichte zu lesen, wo die Situation allen "um die Ohren geflogen" ist und am Ende gut ausgegangen. Wie schön, dass Deine Mutter das Glück hatte, in einer guten Einrichtung zu landen. Was ist mit Deinem Vater? Geht er dann erstmal wieder nach Hause, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird?
Mein Vater kam bereits nach Hause, als wir noch da waren. Meine Sorge, ob er das verkraftet, das seine Frau weg ist, hat sich erst mal aufgelöst.
Er lässt derzeit 3x täglich den Pflegedienst kommen wegen der Diabetes, alle 2 Tage ist Verbandwechsel vom Fuß und die Tiefkühltruhe hat mein Bruder ihm vollgepackt mit qualitativ durchaus einigermaßen hochwertigem Essen.
So kann er nun das tun, was er sein Leben lang am liebsten tat: auf seiner Couch liegen und TV gucken, zwischendurch ein Nickerchen oder mal in den Garten und dort was rumpuseln. Zeh heilt top und er wirkt recht aufgeräumt.
Das er sich so gar nicht mehr für seine Frau interessiert, interpretierte ich anfänglich als Verdrängung vor Schmerz. Ich vermute nun eher, es ist sein Riesenego.. er wollte sie ja vorher nicht mal in die Tagespflege geben, obwohl ihr das so guttat. Sie war „seine“ Frau und er kümmerte sich oder niemand!
Leider hat er ihr auch immer gesagt, was sie alles nicht kann und wie dumm sie sei. Mein Bruder hatte sie eine Woche daheim, bevor der Heimplatz frei war und sagte, es sei erschreckend gewesen, wie sie selbst immer zu sich gesagt habe: ich bin zu dumm…. ich kann das nicht…. Aber mein.Vater war mit seinen 85 Jahren auch extrem überfordert und gestresst mit der Pflege…er wollte auf seine Weise sein Bestes geben.
Die Familie meines Bruders haben meine Mutter aufgebaut und sie erscheint nun gelöster und einfach viel besser drauf. Anfangs hat sie wohl mit übelsten Fäkalausdrücken um sich geworfen (und das meine Mutter!) aber das habe sich gelegt. Die Pflegerinnen dort nehmen die Patienten oft in den Arm, lachen viel mit ihnen, beziehen sie ein und sind wirklich für sie da. Ich hatte das nicht erwartet und hatte Angst, das seien lediglich so „Verwahranstalten“ und die Patienten würden mit Medis vollgestopft. Mitnichten.
Hat natürlich seinen Preis… und wer das längerfristig bezahlt, muss man sehen…
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"Paradise has never been about places. It exists in moments. In connection. In flashes across time."
Puh, Syriana, das klingt aber heftig. Bei der Mutter einer Freundin ist das so ähnlich - die hat die ganze Familie immer "klein" gehalten, es hieß immer, die wäre dumm und "nur gut den Haushalt zu machen". Meine Mutter besucht sich ab und zu mal, und sagt nach jedem Besuch, dass sie inzwischen diese Dorfweisheit von der "dummen M." für sich völlig revidiert hat - die sei nicht dumm sondern würde mehr mitbekommen, wissen und durchschauen als viele Andere.
Ich drücke die Daumen, dass Ihr eine Lösung für die Finanzierung findet. Ich weiß gar nicht, wie das ist, ob das Sozialamt auch einspringt, wenn noch Wohneigentum da ist, in dem der andere Partner lebt.
Dieses "ich kann das alleine" hatten wir ja in den letzten Jahren bei meiner Patentante auch, ihr Mann hatte auch diesen Drang allen zu zeigen, dass er nicht alt ist und das alles alleine wuppt - am Ende mit 90. Aber er war immer der "Macher-Typ", er konnte sich nicht eingestehen, auch mal Hilfe anzunehmen. Aber er hat es ihr halt auch, soweit möglich, zu Hause noch "schön" gemacht.
Zitat von Tigerente im Beitrag #4320Ich weiß gar nicht, wie das ist, ob das Sozialamt auch einspringt, wenn noch Wohneigentum da ist, in dem der andere Partner lebt.
Zitat von Tigerente im Beitrag #4320Ich weiß gar nicht, wie das ist, ob das Sozialamt auch einspringt, wenn noch Wohneigentum da ist, in dem der andere Partner lebt.
Zunächst mal kommen derzeit die Ersparnisse meiner Eltern dran. Anschließend muss mein Bruder einen Teil zahlen. Ab einem Verdienst von über 100.000 Euro ist das so.
Das Haus bleibt so lange außen vor, wie mein Vater darin lebt. Es ist allerdings, ehrlich gesagt, auch nicht übermäßig viel wert.
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"Paradise has never been about places. It exists in moments. In connection. In flashes across time."
Oops, ich gehe immer davon aus, dass kaum jemand 100.000 Euro verdient bzw. so nennenswert darüber, dass Elternunterhalt fällig wird. Einfach, weil ich das Gefühl habe, selbst schon sehr gut zu verdienen und immer staune, dass ich nicht unterhaltspflichtig wäre.
Ja, ich sehe schon. Einerseits bin ich Beamtin, andererseits liegt mein Netto tatsächlich unter 5000 € im Monat, wenn ich die Krankenversicherung noch abziehe, die bei Beamten ja nicht direkt abgezogen wird. Und schließlich kommt dieses Gefühl von "viel Geld" natürlich daher, dass ich nicht die Alleinverdienerin der Familie bin. Aber für den Elternunterhalt zählt halt nicht das Familieneinkommen, sondern das Einkommen des jeweiligen Kindes.