Zu dem Thema Osteuropäische Betreuerin habe ich auch schon einige Fernsehberichte gesehen. Kann wohl recht gut gehen, aber auch vom Gegenteil war zu hören. Es muss auch die Chemie stimmen. Von früheren Kolleginnen hörte ich schon positives.
Bei meinem instrumentenbezogenen Stammtisch vor Jahren (noch in der Heimat) hatten das einige Mitglieder für ihre Eltern (Mütter) gebucht, dh einer hats vom anderen abgeguckt; soweit war überwiegend positives zu hören.
Neben der Unterkunft, wo ein bestimmter Mindeststandard vorgeschrieben ist wie zB eigenes Bad (wenn ich mich recht entsinne), ist es aber ein Problem, dass die Pflegerinnen alle paar Wochen "getauscht" werden (ich meine, mich an einen Zeitraum von 6 Wochen zu erinnern), dh wieder in die Heimat zurück fahren, und eine andere kommt (war zumindest bei der Organisation so, wo die damals gebucht hatten), und das war halt jedesmal ein Act, dh der zu betreuende alte Mensch mußte sich auf eine neue Bezugsperson einstellen, das "Kind" mußte sich auf eine neue Person im Haus des Elternteils einstellen usw. Wenn es mit einer Pflegerin die Chemie gestimmt hat, konnte die erst nach einer gewissen Zeit erneut kommen.
Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die andern können mich. (Konrad Adenauer)
Bei Weibern weiß man niemals, wo der Engel aufhört und der Teufel anfängt.(Heinrich Heine)
Gesegnet seien die, die den Mund halten, wenn sie nichts zu sagen haben.(frei nach Oscar Wilde)
Wir hatten das für meine Mutter, die tatsächlich in erster Linie jemanden für den Haushalt brauchte und eben dass für den Notfall einfach jemand da ist, auch organisiert, eigenes Bad hatten wir nicht, aber natürlich Internet und Fahrrad, Auto wäre noch besser gewesen.
Man darf dabei nicht unterschätzen, wie viel eigenes Engagement noch nötig ist, angefangen von der Anwesenheit während der Freizeit/freien Tage der Betreuerin über gemeinsamen Großeinkauf, wenn kein Auto vorhanden ist, bis hin zur generellen Ansprechpartnerin bei jeder Art von Problemen. Der Wasserhahn tropft? Die Waschmaschine ist kaputt? Anruf von der Betreuungskraft abends um 9: der Strom ist ausgefallen! Ja, überall in der Straße, alles dunkel! (Hmpf - was soll ich da tun?)
Meine Mutter wollte auch auf gar keinen Fall ins Heim und den Wunsch haben wir ihr erfüllt, aber vielleicht hätten wir dort mehr „Quality time“ zusammen gehabt und ganz eventuell wäre sie auch länger mobil geblieben und weniger depressiv geworden, wenn sie dort vielleicht doch ein, zwei nette Leute kennengelernt hätte, mit denen sie mal einen Kaffee getrunken hätte oder im Park spazieren gegangen wäre… so war sie halt mit ihrer nicht immer perfekt deutsch sprechenden Betreuerin ziemlich alleine und hat sich immer mehr zurückgezogen.
Das habe ich auch gedacht, da kann Mutter doch nette Leute kennen lernen. Völlig nicht so. Entweder dement und somit nicht vernünftig ansprechbar, oder nicht willens. An ihrem Tisch im Speiseraum mochte niemand reden. Das ist kaum vorstellbar! Und doch war es so. Erst nach langer Zeit kam ein neuer älterer Herr dazu, der tatsächlich sprach. Fand sie natürlich super, aber über das gemeinsame Essen hinaus ging es nicht.
Das mit dem "Kümmern" trotz europäischer Kraft kann ich bestätigen. Mir wurde von einigen Leuten aufgrund dessen von dieser Lösung abgeraten. Es hieß "Du willst doch auch mal zur Ruhe kommen, also tu das nicht!". Besonders nah sehe ich es beim Vater einer alten Schulfreundin (wir waren Nachbarskinder). Ihn sehen wir hie und da. Er stresst nur. N-u-r. Davon erfährt das Kind nichts, wenn ich es ihr nicht mal stecke. Alle Leute haben mich angesprochen "Kannst du da nicht...". Ja, ich kann. Er hat der Kraft immer weisgemacht wunder was er alles prima alleine kann. Ist aber nicht so.
Mit meinem Ex sprach ich gestern noch darüber: Was wäre denn die allerbeste Lösung gewesen? Das wäre: Zimmer für Mutter hier, Zimmer für Helferin hier und noch zusätzlich Pflegedienst für Ausfallzeiten. Und trotz dem meinte mein Ex: Da wärst du noch viel mehr dran kaputt gegangen. Also doch nicht allerbeste Lösung. Nur für Mutti, aber nicht für mich.
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Ich glaube, es kommt auch auf die häuslichen Gegebenheiten an. Meine Studienfreundin war da super aufgestellt. Sie hat im Haus gewohnt, die Mutter auch und die Pflegerin auch. Jeder in einer eigenen Wohnung.
Die Belastung war für meine Freundin, sie war beruflich sehr eingespannt, trotzdem hoch. Allerdings hatten sie Glück mit den Pflegerinnen. Da auch noch 2 Retriever dort wohnten und das angegeben hatten, wurden immer nur Pflegerinnen geschickt, die tierlieb sind.
Die Pflegerin der Mutter, die am meisten da war, kommt auch Jahre nach dem Tod der Mutter regelmässig zu meiner Freundin zu Besuch. Sie ist übrigens studierte Physikerin. Witziges Weib, ich kenne sie natürlich auch und mag sie sehr gerne.
Ich wünsche Euch allen die nötige Gelassenheit, mit der Situation umzugehen. Achtet bitte auf Euch, dass es Euch gut geht.
Ich glaube, das ist eine gute Lösung, wenn genug Platz da ist und noch einer mit im Haushalt wohnt, der das alleine nicht mehr schafft mit dem Kümmern. Wie bei meiner Tante, oder einer Nachbarin meiner Mutter, wo der Sohn unter der Woche mit im Haus wohnte, weil er vor Ort arbeitete (aber mit seiner Familie eigentlich 60 km entfernt wohnte).
Wenn man nicht vor Ort ist, ist es glaube ich auch echt anstrengend, das zu organisieren. Ich denke, es kann auch mal so eine Überbrückungslösung sein, bis man einen Platz im Heim findet.
Hobbitfrau, ich hoffe, Dein Mann und sein Bruder finden bald eine Lösung. Meine Oma wollte damals auch nicht ins Heim, mein Vater hat dann beim Betreuungsgericht einen Antrag auf Betreuung gestellt. Danach konnte er dann über den Aufenthalt bestimmen. Meine Oma hätte gewollt, dass wir als Familie zu ihr ziehen und uns kümmern, weil sich das so gehört. Schon das Angebot zu uns zu ziehen hat sie (zum Glück, sie hätte meine Mutter innerhalb eines halben Jahres reif für die Psychiatrie gehabt, glaube ich) abgelehnt. Wollen kann man viel. Aber die erwachsenen Kinder müssen das nicht machen.
Zitat von Lucciola im Beitrag #3778Wir hatten das für meine Mutter, die tatsächlich in erster Linie jemanden für den Haushalt brauchte und eben dass für den Notfall einfach jemand da ist, auch organisiert, eigenes Bad hatten wir nicht, aber natürlich Internet und Fahrrad, Auto wäre noch besser gewesen.
Man darf dabei nicht unterschätzen, wie viel eigenes Engagement noch nötig ist, angefangen von der Anwesenheit während der Freizeit/freien Tage der Betreuerin über gemeinsamen Großeinkauf, wenn kein Auto vorhanden ist, bis hin zur generellen Ansprechpartnerin bei jeder Art von Problemen. Der Wasserhahn tropft? Die Waschmaschine ist kaputt? Anruf von der Betreuungskraft abends um 9: der Strom ist ausgefallen! Ja, überall in der Straße, alles dunkel! (Hmpf - was soll ich da tun?)
Meine Mutter wollte auch auf gar keinen Fall ins Heim und den Wunsch haben wir ihr erfüllt, aber vielleicht hätten wir dort mehr „Quality time“ zusammen gehabt und ganz eventuell wäre sie auch länger mobil geblieben und weniger depressiv geworden, wenn sie dort vielleicht doch ein, zwei nette Leute kennengelernt hätte, mit denen sie mal einen Kaffee getrunken hätte oder im Park spazieren gegangen wäre… so war sie halt mit ihrer nicht immer perfekt deutsch sprechenden Betreuerin ziemlich alleine und hat sich immer mehr zurückgezogen.
Lucciola, ich musste mal deinen ganzen Beitrag zitieren, danke dafür.
So sieht es aus, nur braucht sie auch für die Körperpflege viel Hilfe.
Die Söhne haben nun jemanden "rausgesucht" und sie wird in einer guten Woche beginnen. Wir sind schon alle sehr gespannt, wie es werden wird.
Der Schwager, der ja vorallem für diese Möglichkeit war, hat vor, häufig am Wochenende dort zu sein. Und wir ja auch mal unter der Woche.
Ihr Zimmer muss noch gerichtet werden. Mein Mann und Schwager räumen auf und putzen, eine neue Matratze und Bettzeug teilen wir uns auf. Ich will noch ein paar nette Kleinigkeiten raussuchen, damit es gemütlich für sie ist.
Der Pflegedienst kommt heute dann das erste Mal.
Ich wollte noch gerne was loswerden.
Es ist ja immer wieder zu lesen, es sei nur die Schwiegermutter.
Ja, ist es. Und ich bin froh, dass ich da nicht zu sehr involviert werde und auch manches mit dem Blick von "außen" sehe. Sage ich auch so. Und trotzdem kenne ich sie über 35 Jahre, habe eine Beziehung zu ihr und mein Mann und ich reden schon sehr viel übers Thema.
Er kann und macht das meiste alleine, hört aber auch gerne meine Meinung dazu. Bei manchen Dingen kann ich ihn unterstützen und das mache ich dann auch gerne.
Menschen können nicht irgendein Leben führen, sondern nur ihr eigenes. Remo Largo
Es gibt Frauen, deren Beziehung zur Schwiegermutter ist besser als die zur eigenen Mutter. Alles ist möglich! "Nur" die Schwiegermutter... Ich war damals auch froh, dass von mir - geschieden vom Ex - nicht mehr das volle Programm erwartet wurde. Dennoch habe ich sie natürlich besucht und mich um Dinge gekümmert. Natürlich. Sie hat viel gegeben in gesunden Zeiten!
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Hobbitfrau, dann ist ja erst mal was auf dem Weg, dann werdet Ihr alle sehen, ob das eine gute Lösung ist oder nicht.
Zitat von Hobbitfrau im Beitrag #3784 Ich wollte noch gerne was loswerden.
Es ist ja immer wieder zu lesen, es sei nur die Schwiegermutter.
Ja, ist es. Und ich bin froh, dass ich da nicht zu sehr involviert werde und auch manches mit dem Blick von "außen" sehe. Sage ich auch so. Und trotzdem kenne ich sie über 35 Jahre, habe eine Beziehung zu ihr und mein Mann und ich reden schon sehr viel übers Thema.
Er kann und macht das meiste alleine, hört aber auch gerne meine Meinung dazu. Bei manchen Dingen kann ich ihn unterstützen und das mache ich dann auch gerne.
Das sehe ich genauso. Ich glaube, der Punkt ist eher, dass der Mann sich vermutlich bei seiner Schwiegermutter nicht so einbringen würde, wie die Schwiegertöchter das oft tun.
Ich lasse meinen Mann auch machen, aber unterstütze, äußere meine Meinung, und ja, auch ich begleite mal zum Arzt oder so, wenn es bei ihm so gar nicht passt, ich es aber einrichten kann. Und mache den Krankenkassen-Papierkram, weil ich damit (weil selbst Beihilfeempfängerin) geübt bin.
Ich habe aber auch ein gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter, tatsächlich besser als zu meiner eigenen Mutter.
Trotzdem werde ich bei meiner Mutter alleine zuständig sein - alleine auch, weil sie hier nicht vor Ort wohnt. Wenn etwas passieren würde, so lange die Kinder noch hier wohnen, müsste er ja hier vor Ort unterstützen, wenn ich nicht da wäre, das wäre dann sein Job.
Oh ja, ich bin sehr gespannt, auch ob und wie sie sich drauf einlassen wird. Sie schwankt zwischen Ablehnung und Resignation. Die Hausärztin war heute da und hat ihr auch gesagt, dass es nur so geht, dass sie zuhause bleiben kann. Wenn die Ärztin das sagt hört sie eigentlich schon hin.
Diese wird auch regelmäßig kommen und sie bis zum Schluss begleiten, sagte sie zu meinem Mann.
Bei meinen Eltern wird er mich schon unterstützen mit Dingen, die ihm eher liegen. Meine Schwester ist eben noch voll berufstätig, im Gegensatz zu mir.
Und ich sehe ja jetzt, wie schnell es gehen kann
Menschen können nicht irgendein Leben führen, sondern nur ihr eigenes. Remo Largo
Zitat von Hobbitfrau im Beitrag #3787 Bei meinen Eltern wird er mich schon unterstützen mit Dingen, die ihm eher liegen. Meine Schwester ist eben noch voll berufstätig, im Gegensatz zu mir.
Und ich sehe ja jetzt, wie schnell es gehen kann
Wir sind ja beide noch voll berufstätig und ich bin Einzelkind, insofern wäre es für mich schon sehr herausfordernd, alles mögliche 250 km entfernt von meinem Wohnort zu regeln. Auch, da es in meinem Job sehr schwierig ist, ungeplant mal eben Urlaub zu nehmen in bestimmten Phasen des Jahres. Aber mein Mann hätte das gleiche Problem. Der könnte dann eben unterstützen, indem er der den hier vor Ort anfallenden Kram alleine wuppt.
Insofern hoffe ich, dass es bei meiner Mutter noch so lange gutgeht, bis zumindest die Kinder aus dem Haus sind oder wenigstens schon mal der jüngste 17 oder 18 ist. Aber das ist ja in 3-4 Jahren erreicht. Und momentan spricht alles dafür, dass es auch noch 10 Jahre lang gutgehen kann aufgrund der neuen Wohnsituation. Aber wie Du schon sagst - es kann halt auch mal ganz schnell gehen.
Tigerente, ich möchte dich vor allem ermutigen, die verbleibende Zeit mit deiner Mutter in vollen Zügen zu genießen! Gemeinsame Reisen oder Kurzreisen, Ausflüge - allerlei, was euch beiden ein gutes Gefühl gibt. Ja, du hast Kinder, aber die kommen dann halt mit, oder du teilst die Arbeit mit deinem Mann.
Du glaubst ja nicht, wie plötzlich sich alles ändert. Zack. Das wiederum gilt für jeden von uns Menschen. Denke nicht so viel an "später". Nutze das "heute". Volles Rohr!
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Das ist lieb von Dir, Klara, mich darauf hinzuweisen.
Aber glaub mir - ich verbringe genau so viel Zeit mit meiner Mutter, wie ich es möchte. Ich werde auf keinen Fall in 10 oder 20 Jahren dasitzen und denken "ach, hätten wir nur die Gelegenheit ergriffen und dieses oder jenes zusammen gemacht". Wer mein Mutter kennt (also im RL) versteht das. Hier im Forum kann ich das nicht erklären, ohne missverstanden zu werden. Lassen wir das Thema ruhen.
So. Bei meiner Mutter ist nun das Ende absehbar, der Arzt sprach vorhin am Telefon von wahrscheinlich wenigen Wochen, bis, vielleicht, wenige Monate. Sie ging Montag nachmittag in die Klinik "zum Entwässern", was bei meinem herzkranken Vater vor über 20 Jahren auch in Abständen immer wieder der Fall war. Nur hat sie Krebs und der Arzt sagte mir heute morgen, dass es die durch den Krebs vergrößerten Organe sind, nur zum kleinen Teil Wasser, was den Bauch so anschwellen lässt. Es ist also nicht so, dass sie in zwei Tagen nach Hause kommt und es weiter geht wie bisher, sie soll in eine Kurzzeitpflege und anschließend ins Hospiz. Es sollte mich nicht überraschen, tut es in dieser Plötzlichkeit aber doch.
ich war gestern dort und sie richtet sich jetzt darauf ein, dass es dem Ende zugeht. Obwohl: in ein Pflegeheim will sie deswegen nicht, weil man dann ja die Wohnung verkaufen müsste, lieber ein Hospiz, das zahlt schließlich die Kasse. Mein Argument, dass sie ihr Geld dafür einsetzen soll, dass es ihr gut geht (und ich genug habe und auf kein Erbe angewiesen bin), traf nicht so auf offene Ohren. Und sie scheint doch noch mit einem längeren Zeitraum im Pflegeheim zu rechnen - bis sie die Wohnung verkaufen müsste, könnte sie noch x Jahre von ihren sonstigen Mitteln im Pflegeheim leben. Sie hat aber schon gesagt, dass das letzte Jahr schwierig war, weil sie quasi nur zum Einkaufen und zum Arzt aus der Wohnung gekommen ist und sie so nicht mehr weiterleben will. Andere Aktivitäten hat sie aber wegen der Schwerhörigkeit abgelehnt und wenn wir ihr angeboten haben, ein Auto zu mieten und einen Ausflug zu machen, kam auch immer ein "nein". Außer einmal, als sie überraschend unbedingt zu einem Obstbauernhof wollte, um Zwetschgen zu kaufen. Das haben wir gemacht, die kurze Fahrt mit anschließendem Restaurantbesuch hat sie aber ziemlich angestrengt, sie wollte das dann weder verlängern (wir hätten noch Orte besuchen können, an denen sie früher war) noch wiederholen, obwohl wir das regelmäßig angeboten haben.
Sie sagte dann, sie habe mit ihren 86 Jahren ein langes Leben gehabt - und ich habe versucht, ihrer Schwarzmalerei entgegenzuhalten, dass die Kindheit mit Krieg und Flucht zwar schwierig war, aber es dann steil aufwärts ging, sie es gut hatte, ihr Wunsch von Haus und großem Garten in Erfüllung ging und sie auch viele schöne Dinge unternehmen konnte. Stimmt, sagte sie, das Schwimmen im Sommer sei schön gewesen, und auch die zehn Jahre in ihrem Tanzkreis bis Corona, das hätte sie sehr genossen. Immerhin... Auch wenn wir nie ein sehr gutes Verhältnis hatten - ich bin sehr traurig.
Liebe Jorinde, lass Dich mal drücken. Ich verstehe, dass Du sehr traurig bist.
Ich drücke allerdings die Daumen, dass es mit dem Hospiz klappt - da ist sie so viel besser aufgehoben als im Pflegeheim. Was ich gerade nicht verstehe: steht denn ein Pflegeheim überhaupt zur Debatte? Oder nur im Sinne von Kurzzeitpflege, bis ein Platz im Hospiz frei ist? (Das ist ja nicht so einfach, dort einen Platz zu bekommen.)
Die Argumentation "Hospiz zahlt die Kasse, Pflegeheim ich selbst" finde ich etwas schräg, da ich niemanden kenne, der wenn es dem Ende zugeht, lieber in einem Pflegeheim wäre als im Hospiz. Die Leute sind im Hospiz, was das Kümmern um sie angeht und die Möglichkeiten der Angehörigen, bei den Patienten zu sein, viel besser aufgehoben als im Heim. Etwas anderes wäre es evtl. wenn sie schon im Heim gewesen wäre und das für sie vertraut ist, aber so?
Aber da es ja bedeutet, sie will lieber ins Hospiz als ins Heim, ist das ja eigentlich gut.
Jorinde, wenn Ihr die Möglichkeit habt: auf jeden Fall besser ins Hospiz! Im Pflegeheim ist palliative Versorgung schwer zu organisieren, aber im Hospiz sind sie genau für solche Fälle eingerichtet. Am Ende ist die palliativmedizinische und pflegerische Versorgung das Wichtigste! Als meine Mutter in dem Stadium mit Wasser im Bauch war, ging es nur noch ein paar Wochen.
Ja, das Hospiz wäre auch besser; es gibt drei in der Nähe, die von derselben kirchlichen Einrichtungen betrieben werden. Der Sozialdienst des Krankenhauses hat erst dort nachgefragt, aktuell haben sie keinen Platz frei, und sich deshalb um Kurzzeitpflege gekümmert.
Ich habe in der Hospizberatung doch noch mal selbst angerufen und bin dabei, das Formular für die Warteliste auszufüllen. Die Mitarbeiterin sagte, dass die Länge der Warteliste kein Indiz sei, bei einem freien Platz könne es schon sein, dass die ersten sieben auf der Liste absagen, weil sie schon einen Platz woanders haben (oder gar nicht mehr auf der Welt sind). Ich muss heute meine Mutter nur noch nach der Versichertennummer fragen, dann kann ich das abschicken. Ich hätte das auch schon letztes Jahr getan, was sie aber nicht wollte... bei meinem letzten Besuch habe ich den ganzen Stapel Infomaterial liegen sehen, den ich vor einem Jahr beschafft hatte, offensichtlich einmal gelesen und dann nie mehr in die Hand genommen. Und ich weiß noch, dass ich letztes Jahr bei den Hospizen gefragt habe, die geraten hatten, sich so ein bis zwei Monate vor dem gewünschten Eintritt zu melden. Das hatte ich meiner Mutter natürlich weitergegeben, aber sie meinte, es sei noch lange nicht soweit.
Eigentlich hätte ich das im Dezember einfach in die Wege leiten sollen, als das Nationale Tumorzentrum in HD von "wenigen Monaten" Lebenserwartung gesprochen hat. Aber ab dem Zeitpunkt hat sie ihre Erkrankung sehr deutlich ignoriert und so getan, als ob das Medikament, das sie bekam, die Krankheit zum Stillstand bringen würde. Und da sie sehr brüsk sein kann, habe ich nicht "einfach" gemacht, weil auch mein Mann meinte, es würde ein absolutes Riesentheater geben, wenn ich sie hinter ihrem Rücken irgendwo anmelde und sie es doch mitkriegt.
Der Sozialdienst des Krankenhauses hat auch (wahrscheinlich) einen Kurzzeitpflegeplatz aufgetrieben. Schon auf der Website geschaut, die Zimmer sehen vernünftig aus, es ist auf dem Dorf und im Landkreis gibt es ein Palliativnetzwerk, das betreut. Liebe Rübezahl, das mit den paar Wochen sagte der Arzt heute auch - ich hätte nicht gedacht, dass es soo schnell gehen kann... Ach.
Und, liebe Tigerente, an die Kurzzeitpflege soll sich dann, sofern verfügbar, ein Hospiz, sonst eine Langzeitpflege anschließen, denn laut Arzt geht das Alleinleben keinesfalls mehr.
Liebe Jorinde! Du machst das genau richtig! Jetzt ist die Zeit zu handeln. Die Alternative mit der Kurzzeitpflege und dem Palliativnetzwerk klingt doch auch beruhigend! Meine Mutter wollte es bis zum Schluß nicht wahrhaben. Sie bekam noch Chemo, glaubte aber fest daran, dass diese sie noch heilen könne, obwohl auf allen Arztbriefen und Rechnungen "palliative Chemotherapie" stand, und man ihr das bestimmt auch so erklärt hatte. Ich selber bekam es erst wenige Tage vor ihrem Tod mit, wie schlecht es stand, denn ich wohnte 400km entfernt. Am Telefon tat sie ihre Beschwerden immer als Nebenwirkungen der Chemo ab... Von meiner Realisierung des Zustands bis zu ihrem Tod verging eine Woche. Wir haben es nicht mal mehr auf die Palliativstation geschafft, denn sie starb zu Hause, aber zum Glück unter ambulanter Palliatvbehandlung mit Morphium. Es kann wirklich erschreckend schnell gehen, aber letztlich hat uns das wohl auch vieles erspart.
Liebe Rübezahl, bei uns hieß es "sanfte Chemo" - und hier im Strang habe ich gelernt, was das heißt, nämlich "palliativ" mit der vagen Hoffnung, das Tumorwachstum zum Stillstand zu bringen. Zum Schluss bekam sie Tibsovo, ein neues Medikament, aber auch nur ein "Stillstandsbewirker" bzw. "Um-einige-Monate-Herauszögerer". Und wie bei Deiner Mutter, hat meine auch Nebenwirkungen des Medikaments gesehen, nicht die Krankheit selbst. Und geglaubt, dass es einen dauerhaften Stillstand geben würde, obwohl man ihr deutlich gesagt hat, dass es nicht so ist. Aber weiß ich, was ich in einer solchen Situation glauben möchte?
Aber da die Organe so angeschwollen sind, dass sehr unangenehm ist und man nichts tun kann, außer die Schmerzen zu beseitigen, hoffe ich, dass es für sie nicht lange und qualvoll wird...