Dass „Leiden“ und der Tod eben so da sind bzw. sich unweigerlich im Lsuf des Lebens so zutragen werden, macht es aber ja nicht automatisch „gut“.
Dieses „da muss das Kind dann eben durch“ löst bei mir ein Störgefühl aus, wenn man das durch das Nicht-Erschaffen des dazugehörigen Menschen hätte vermeiden können. Es leidet doch keiner gern.
„Running is a mental sport, and we are all insane. No halftimes, no timeouts, no breaks. From start to finish... we run.“
"Everything happens for a reason. Sometimes the reason is that you're stupid."
ich bin in der gleichen Situation wie du (minimal jünger). Ich mache mir über sowas keine Gedanken. Es ist eine Sache, die nur mich und meinen Mann angeht, und niemanden sonst. Zum Glück kenne ich im echten Leben niemanden, der so denkt wie manche Leute hier - so kann ich sie einfach überlesen. Kinderwunsch ist eine persönliche Sache, da hat sich niemand einzumischen. Und ein Kinderwunsch ist mitunter so drängend, dass man auch im großen Chaos Kinder möchte, und das ist ok. Wenn meine Eltern so gedacht hätten wie manche hier, würde es mich nicht geben, und ich hatte eine gute Kindheit. Sicher und geborgen im Schoß der Familie.
Ich habe mir solche Gedanken wirklich nie gemacht, Naomi.
Ich bin mit einer Großmutter aufgewachsen, die mit einer Horde Kinder aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten fliehen musste. Ihr Mann, den sie auf väterliches Donnerwetter heiraten musste (nicht aufgrund einer Schwangerschaft. Er verfügte, dass sie unter die Haube zu kommen habe), kam vermutlich mit einem ordentlichen Knacks aus der Gefangenschaft zurück. Ich habe ihn nicht kennengelernt, er starb lange vor meiner Geburt. Aber ich weiß, dass er trank und das Leben meiner Großmutter und das ihrer Kinder wirklich nicht schön war. Das Einzige, was meine Oma immer bedauerte war-sie hätte gerne Zwillinge bekommen. Damals, ich war gerade Anfang 20, hielt ich innerlich die Luft an. So ein, für meine Verhältnisse, hartes Leben, und alles, was sie bedauerte war die Tatsache, keine Zwillinge bekommen zu haben? Verstand ich nicht. Mein Vater und seine Geschwister haben übrigens nie über ihre Kindheit oder Jugend geklagt - wenn man von Ermahnungen, man selbst sei täglich 6km einfach im Schnee zu Schule gegangen, wenn wir in den 80gern jaulten, dass X, Y und Z bei Regen in die Schule gebracht wurden, während wir Rad fahren mussten, absieht. Ich bin davon überzeugt, dass man nur das aufgeladen bekommt, was man auch tragen kann. Bisher hats für mich gestimmt.
Jubidu, eine Kinderwunschbehandlung blieb mir erspart, deshalb nur : Du nutzt Möglichkeiten, die Du hast. Aber erzwingen kannst Du nichts, alle Behandlungsmöglichkeiten erhöhen zwar die Chance, aber es gibt ja keine Garantie. Verstehst Du, worauf ich hinaus will?
Zitat von SASAPI im Beitrag #30 Ich bin davon überzeugt, dass man nur das aufgeladen bekommt, was man auch tragen kann. Bisher hats für mich gestimmt.?
Das sehen Leute mit schweren Krankheiten wahrscheinlich anders. Ich habe mal eine Weile im Bereich Krebs-Bestrahlungen gearbeitet - zB Palliativ-Bestrahlungen für Kinder. Vor dem Hintergrund dessen, was ich da gesehen habe, kann ich mich dieser Aussage nicht anschließen.
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Ja Sasapi, das verstehe ich. Dennoch setze ich mich mit den Gedanken auseinander. Für mich bedeutet Kinderwunsch nicht nur die Erfüllung meiner Bedürfnisse, sondern auch Verantwortung. Hinter der ich voll und ganz stehen möchte. Kinderwunsch, nach vielen Jahren des Hoffen, Bangens und Enttäuscht-werdens ist aber auch ein Stück weit traumatisch und es stellt das Leben ein wenig aufs Wartegleis. Weil sich zumindest bei mir persönlich mein alternatives Lebenskonzept nicht mit dem aktiven Kinderwunsch vereinbaren lassen.
Es ist also schon die Frage, wie sehr ich/wir bei aller Sehnsucht noch hinter dem Wunsch stehen können. Einfach weitermachen und schauen was passiert ist zwar möglich, aber bedeutet eben auch viel Stress, viele Emotionen, auch Geld und Zeit. Gehen wir mal von der These aus, dass ich eh nicht schwanger würde, wenn sich irgendwas in mir dagegen sperrt, macht das dann Sinn?
Ich habe weder emotional noch rational bisher eine Entscheidung getroffen. Ich teile hier nur meine Gedanken mit. Dass tausende Gedanken und Gefühle für das Kinderkriegen sprechen, steht für mich dabei außer Frage.
Und aus der Sicht des heutigen Lebensstandards war eigentlich jede vorherige Zeit keine gute um Kinder in die Welt zu setzen und vermutlich gab es nie den perfekten Zeitpunkt um ein Kind zu bekommen, aber wenn man wirklich ein Kind will, dann gibt es auch keinen falschen Zeitpunkt dafür.
Sehe ich auch so.
Und ergänze: ein Kind heisst immer, sich auf die Unwägbarkeit des Lebens einzulassen, nie wird das Leben weniger planbar, als mit Kindern.
Und überleg mal, Du hättest die Entscheidung vor 6 Monaten getroffen, in denen der Krieg zwar möglich schien, aber doch nur ein mögliches Szenario war: wahrscheinlich würdest Du nicht denken, dass Deine Entscheidung falsch war, sondern Dich aufs Kind freuen. Ist zumindest bei den drei Kolleginnen von mir, die in den letzten Monaten schwanger geworden sind, so. Und planen genauso Kinderzimmer und Erstausstattung wie werdende Eltern das tun, während der Krieg zwar in Diskussionen und Überlegungen vorkommt, aber die Freude aufs Kind nicht tangiert und auch nicht mehr Sorgen macht, als allen anderen. Wenn Du ein Kind bekommst, egal wie geplant, weisst Du nie, wie die Welt aussehen wird, in die Du es dereinst entlässt und was Du jetzt siehst, ist nur eine Momentaufnahme, die nicht viel über die Entwicklung der nächsten 20 bis 30 Jahre (denn das Kind soll ja nicht nur eine möglichst glückliche Kindheit, sondern auch ein gutes Leben im Erwachsenenalter haben) aussagt. Die Verantwortung, dass alles gut wird oder bleibt, muss und kann kein Elternteil übernehmen.
"Tell me, what it is you plan to do with your one wild and precious life?" - Mary Oliver
Moderatorin im Reiseforum, Frauengesundheit, Kinder, Familie und Erziehung, Kindergesundheit, Kinderwunsch, Psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen, Schwangerschaft, Baby und Kleinkind, Umbrüche im Leben, Verlust und Trennung, Was bringt Dich aus der Fassung?
Zitat von Jubidu im Beitrag #32J Gehen wir mal von der These aus, dass ich eh nicht schwanger würde, wenn sich irgendwas in mir dagegen sperrt, macht das dann Sinn? .
Glaubst Du, dass diese These stimmt?
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Zitat von Jofi im Beitrag #10Ich glaube trotz allem, was hier (auch von mir) geschrieben wurde: Wenn ich sicher wäre ein Kind zu wollen, würde ich es unabhängig von solchen Überlegungen wie sie hier (auch von mir) geäußert werden, bekommen. .
Und wäre das dann dem Kind gegenüber „fair“?
Ich finde die Frage irgendwie ….ich suche ein neutrales Wort……..deplatziert. Wir alle wurden, wie unsere Vorfahren auch, in ein Leben hineingeboren. Wir mussten es bewältigen, haben Glück und Schmerz und ganz viel dazwischen daraus gezogen. Dieses Leben kann ich weitergeben oder eben auch nicht. Und das hängt im Wesentlichen davon ab, ob ich ein Leben mit Kind will und ob ich glaube, dass ich dem gewachsen bin. Ob mein Kind dieses Leben mal für der Mühe wert halten wird, weiß ich nicht. Darüber habe ich auch nicht zu entscheiden. Ich finde es absolut anmaßend zu glauben, dass man für die kommende Generation entscheiden kann.
Zitat von Jofi im Beitrag #35 Dieses Leben kann ich weitergeben oder eben auch nicht. Und das hängt im Wesentlichen davon ab, ob ich ein Leben mit Kind will und ob ich glaube, dass ich dem gewachsen bin. Ob mein Kind dieses Leben mal für der Mühe wert halten wird, weiß ich nicht. Darüber habe ich auch nicht zu entscheiden.
Da stehst jetzt aber erst mal du und dein Kinderwunsch im Mittelpunkt dieser Argumentationskette. Und nicht das Kind (das es geben wird oder nicht) und für das Du mit entscheidest, ob du das willst oder nicht.
Ich finde es absolut anmaßend zu glauben, dass man für die kommende Generation entscheiden kann.
Das machst du doch ständig. ZB mit jedem Tropfen Benzin, den du kaufst (oder eben auch nicht) triffst du eine kleine Entscheidung für die nächste Generation.
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Zitat von Jubidu im Beitrag #32 Es ist also schon die Frage, wie sehr ich/wir bei aller Sehnsucht noch hinter dem Wunsch stehen können.
Wenn es nicht zu indiskret ist: wie denkt denn Dein Partner, den das Thema gleichermaßen betrifft, darüber?
Meine persönliche vorsichtige Einschätzung (mit der ich aber auch komplett daneben liegen kann): würde *Schwangerschaft* bei Dir/Euch nicht mit einer Kinderwunschbehandlung in Zusammenhang stehen, dann würdest Du viele Deiner Bedenken erst gar nicht zulassen. So aber werden *Aufwand/Nutzen* sorgfältig gegen einander abgewogen und erschweren eine Entscheidung.
Aber ich verstehe Deine rationalen Überlegungen genau so gut, wie ich den Kinderwunsch nachvollziehen kann.
Die Entscheidung hängt sicher auch ein Stück weit mit der Persönlichkeitsstruktur zusammen. Wie geht man mit bedrohlichen und unangenehmen Situationen um? Tendiert die Grundstimmung dennoch in Richtung mutig und hoffnungsfroh - oder überwiegt ein ängstlicher, besorgter Pessimismus ...?
Gibt es denn Menschen, mit denen Ihr Euch offen austauschen könnt und die möglicherweise andere Sichtweisen einbringen?
Zitat von Jubidu im Beitrag #32JFür mich bedeutet Kinderwunsch nicht nur die Erfüllung meiner Bedürfnisse, sondern auch Verantwortung. Hinter der ich voll und ganz stehen möchte.
gekürzt von mir
Ich spreche ja aus einer anderen Situation und Gefühlslage heraus. Aber ich glaube, dass unsere Gedankengänge zu dem Thema zumindest ähnlich gelagert sind. Ich hoffe es ist okay, wenn ich kurz meine Gedanken schildere.
Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, habe ich mich sofort mit dem Gedanken an einen Schwangerschaftsabbruch beschäftigt. Gerade auch aus der Perspektive "Will ich ein Kind in dieser Zeit in diese Welt setzen?" Und "Können wir uns überhaupt ein Kind leisten". Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der eher rationale (Lebens-)Entscheidungen trifft. Ich musste aber feststellen, dass ich bei diesem Thema mit meinem Kopf nicht sehr weit kam und auch die Gedanken um eine mögliche politische oder gesellschaftliche Situation, die mein Kind ggf. 'aushalten' muss eher eine Platzhalterdiskussion in meinem Kopf war.
Ich hatte mir mein Leben für die nächsten Jahre anders und auch sehr schön vorgestellt. Der Gedanke an ein Kind und die damit verbundenen Veränderungen in meinem sehr bequemen und 'sicherem' Leben erforderte mir völlige gedankliche Flexibilität für die Zukunft ab, etwas in dem ich einfach nicht so gut bin. Und eigentlich ging es im Endeffekt nur darum: Kann ich diese Verantwortung für ein Leben tragen, bin ich so flexibel, dass ich in eine unplanbare Zukunft gehe und halte ich es aus, meine Bedürfnisse zurückzuschrauben für mein Kind.
Hätte ich gefühlsmäßig in Richtung Abbruch tendiert, hätte ich die Argumente bzgl. der Weltsituation wahrscheinlich wesentlich wichtiger und ausschlaggebender gewertet als ich es nun im Endeffekt getan habe.
PS: ich schreibe bewusst in der 'ich'-Form, weil mein Partner mit der Schwangerschaft keine Sekunde so gehadert hat wie ich. Das ganze oben beschriebene Kopfkino war 'mein Film'. Er hat sehr dafür gesorgt, dass ich meine Gedanken und Sorgen diesbezüglich aufarbeiten und sortieren konnte.
Zitat von Avada im Beitrag #39Hätte ich gefühlsmäßig in Richtung Abbruch tendiert, hätte ich die Argumente bzgl. der Weltsituation wahrscheinlich wesentlich wichtiger und ausschlaggebender gewertet als ich es nun im Endeffekt getan habe.
Ja, genau das sehe ich auch so. Die Entscheidung wird emotional getroffen, danach werden Argumente gesucht, die diese Entscheidung rechtfertigen...
Hier wird häufig aus der „ich“-Brille argumentiert - wenn „ich“ der Meinung bin, Verantwortung übernehmen zu können/das Leben mit Kind organisiert zu kriegen, dann wird das Kind schon ein gutes Leben haben. Kann man so sehen, aber das ist eben nur eine Seite der Medaille. Wenn die Welt parallel auseinander fällt, hat das Kind trotzdem nicht unbedingt ein „gutes“ Leben, da nutzt dann auch das liebevollste Elternhaus wenig.
Und da ist auch immer das Selbstbild-Fremdbild-Thema - wenn man selbst der Meinung ist, gute Voraussetzungen für das Aufziehen eines Kinds zu haben, muss das das Kind später ja nicht genauso sehen. Klar wird man die Frage nie abschließend beantworten können, aber ich finde schon, dass das zu Überlegungen „für“ oder „gegen“ Kinder dazu gehört.
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Das Kind kann man ja nicht fragen, bevor es geboren wurde. Von daher ist die Frage müßig, „was denn das Kind wollen würde“. Im Zweifel ist das Kind doch glücklich, überhaupt auf die Welt gekommen zu sein…
Und Eltern sind nur bedingt verantwortlich dafür, ob das Leben ihres Kindes schön sein wird, sie können nur die Voraussetzungen schaffen.
Zitat von Naomi_Nagata im Beitrag #41Wenn die Welt parallel auseinander fällt, hat das Kind trotzdem nicht unbedingt ein „gutes“ Leben, da nutzt dann auch das liebevollste Elternhaus wenig.
Aber das ist doch nur dein persönliches Empfinden, dass die Welt auseinander fällt. Diese zwingst du dem ungeborenen Kind auf. Und bestimmst vorher, dass es bestimmt leiden wird. Wie kommst du darauf?
Zitat von ZeroZero im Beitrag #44. Und bestimmst vorher, dass es bestimmt leiden wird. Wie kommst du darauf?
Ich würde mal behaupten: 80-90% der Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben. Bei unserer aktuellen Lebenserwartung ist die Wahrscheinlichkeit, irgendwann Krebs zu bekommen, zB ein Drittel. Jetzt kann man natürlich argumentieren, das würde irgendwie „zum Leben gehören“, aber das sehe ich eben differenzierter. Und: mit Blick auf Klimawandel etc. bin ich der Meinung, dass das „Leiden“ eben zunehmen wird.
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Zitat von Jubidu im Beitrag #1 Dabei möchte ich darum bitten, hier keine Diskussionen anzufangen, sondern die unterschiedlichen Beiträge einfach so stehen zu lassen. Ich finde, das ist kein Thema, was man diskutieren kann, denn in erster Linie geht es um Gefühle, die ich mit euch teilen möchte.
Ich habe den Strang gerade durchgelesen und zitiere einfach mal aus dem Eröffnungsposting, bevor es noch mehr in die bereits eingeschlagene Richtung geht.
fettundlila ...irgendwann ist irgenwie ein andres Wort für nie... energy flows, where attention goes
Eben. Ob jemand Kinder möchte oder nicht ist eine private Entscheidung. Dass Du, Naomi, auf keinen Fall Kinder willst ist absolut klar. Aber gestehe doch Anderen zu, es anders zu sehen.