Zitat von Sally im Beitrag #49Wenn ich das so lese, dann bin ich sehr froh, nie irgendwelche Erwartungen von meinen Eltern gespürt zu haben, was ich zu erreichen habe.
Was ich schon verstehen kann: Dem Kind Wege aufzeigen und Chancen eröffnen wollen, die es in einem bestimmten Alter so noch nicht sehen kann (Also zum Beispiel Musikunterricht anbieten und ausprobieren Etcpp.)
Der Musikunterricht ist ein gutes Beispiel für den Zwiespalt, den man manchmal hat. Viele Erwachsenen bedauern, als Kind kein Instrument gelernt zu haben und sind sehr froh, wenn sie das ihren Kindern ermöglichen können. Nur - wie geht man vor, wenn das Kind keine Lust zum Üben hat, wenn es die Chance komplett ablehnt? Obwohl es vielleicht sogar eine gewisse Begabung hat, auch nichts anderes ausprobieren will und statt dessen lieber abhängt?
Es gibt so einige Erwachsene, die meinen, ihre Eltern hätten sie als Kinder mehr zwingen sollen, irgendwann wäre der Spaß schon zurück gekommen. Ginge bei meinen Kindern nicht, aber bei manchen funktioniert das wohl.
Zitat von Sally im Beitrag #49 Ich dachte immer, das sei normal.... Etwas werden, darstellen müssen... Damit kann ich wenig anfangen. Und was haben Eltern davon, wenn das Kind das tut?
Ich kann das ja auch nicht verstehen. Sie stehen in ihrer Blase in ihrer Vorstellung wohl besser da und können sich damit dann besser darstellen.
Am Tag, als mein Partner seinen Dissertation feierte (und verständlicherweise darauf stolz war und nach mehr als zwei Jahren echt harter Arbeit auch erstmal erschöpft und fertig war) meinte seine Mutter nur zu ihm:
"Und die Habilitation wünsche ich mir zum Geburtstag!"
Und sie meinte das ernst, das war kein mißglückter Scherz.
Kein "ich freue mich, ich bin stolz" - sondern der nächste Schritt, die nächste Forderung zu ihrem Glück.
................................................................................................ I don´t know where I´m going- but I´m on my way... Carl Sagan
Vielleicht geht es auf dem Weg gar nicht darum, irgendwas zu werden. Vielleicht geht es darum, alles abzuwerfen, was wir nicht sind, so daß wir das sein können, wofür wir bestimmt sind. Paulo Coelho
Zitat von Tigerente im Beitrag #1 b) Meiner Mutter mache ich heute noch Kummer. Weil ich einen Beruf ergriffen habe, der mich weit weg von zu Hause geführt hat. Weil ich nicht täglich anrufe. Keinen perfekten Haushalt habe. Meine Kinder ihrer Meinung nach falsch erzogen habe. Liste beliebig verlängerbar. (...) Welchen Anspruch können wir da überhaupt haben? Meiner ist inzwischen der, immer offen und ehrlich miteinander reden zu können ...
Zitat von Tigerente im Beitrag #13 Klar könnte ich mich hinstellen und sagen "dass ich so weit weggezogen bin, liegt nur daran, dass Du immer so klammerig warst und mich nicht loslassen konntest", was ja auch wahr wäre.
Für mich passt das nicht recht zusammen.
Deine Mutter tut eigentlich genau das, was Dein Anspruch ist - nämlich offen reden, ihren Kummer artikulieren - sonst wüsstest Du es ja nicht so genau.
Du hingegen (zweites Zitat) bist ihr gegenüber nicht so ehrlich.
Ich will das gar nicht werten, es fällt mir nur auf.
Das hast Du falsch verstanden. Ich weiß das alles nicht aus "offen reden, ihren Kummer artikulieren", sondern aus Randbemerkungen, Seitenhieben in Unterhaltungen mit anderen Leuten, bei denen ich zugegen war und ähnlichem. Zu mir hat sie das nie so gesagt. Selbst dass ich meine Kinder falsch erziehe, kam immer nur hintenrum (aber deutlich, sehr deutlich, sie ist Großmeisterin in passiv-aggressiv). Indem mir andere Kinder oder Mütter als große Vorbilder hingehalten wurden (die es anders machten als ich), mit "die Dingsbums macht das ja so-und-so, das finde ich ja sooooo toll, und guck mal, wie deren Kinder spuren" (ja, genau dieses Wort, "spuren").
Wohingegen ich immer wieder das Gespräch gesucht habe - weil mir nicht zugehört oder das Wort im Munde herumgedreht wurde, in meinen Mittzwanzigern auch mal per Brief. Irgendwann habe ich eingesehen, dass ich mir den Mund fusselig reden kann, mein Standpunkt wird nicht gehört, denn (Originalzitat): "Das kannst Du nicht verstehen, das ist halt so, wenn man Mutter ist, dann macht man sich halt immer Sorgen, und man sieht das Kind immer als Kind und kann es nicht als Erwachsenen sehen, das ist halt so."
Aber, um schon mal die Frage von irgendwem und von Blue teilweise zu beantworten: nein, ich habe diesen Strang nicht erstellt, um über meine Mutter zu diskutieren. Im Gegenteil. Die finde ich ausdiskutiert. Aber: wenn ich über eigene Erfahrungen reden will, kann ich nur über diese Mutter reden (gut, natürlich auch über Mütter, die ich kenne, das kommt gleich noch), denn ich hab nur die eine. Genau wie ich über Mutter-Tochter-Dynamik eigentlich nur aus Sicht einer Tochter einer Mutter reden kann, denn ich habe nur Söhne und kann daher aus Muttersicht keine spezielle geschlechterspezifische Mutter-Tochter-Sicht einbringen.
Zitat von Blue2022 im Beitrag #29@ Tigerente: Damit ich sinnstiftend antworten kann: Was ist Ziel deines Strangs?
Du brauchst nur sinnstiftend antworten, wenn Du magst.
Das Ziel des Strangs ist ein Austausch darüber, was wir so für Erwartungen haben in der Eltern-Kind-Beziehung.
Jeder hat doch irgendwelche Erwartungen. Und ich stelle fest, die sind oft recht "groß" (deshalb der Strangtitel, auch wenn diese Art von Erwartungen jetzt eher wenig mit dem von mir geliebten Dickens-Roman zu tun hat). Wie gehen wir damit um, wenn die nicht erfüllt werden? Wie sehr zeigen wir das den Kindern? Spüren die das sowieso? Wie sehr verbiegen sich Kinder, um diesen Erwartungen gerecht zu werden? Und was ist, wenn sie es nicht tun?
Natürlich hätte jeder gerne so eine "Rama-Familie". Alles toll, alle haben sich lieb, alle sind immer total verständnisvoll.
Wie gehen wir damit um, wenn es mal nicht so ist?
Und wie hilfreich sind Worthülsen wie "ach, jeder macht Fehler, machen wir alle, Ihr seid alle tolle Mütter"?
Kann ich bei mir so nicht sagen. Mein Sohn war ein sehr aufgewecktes Kind, wissbegierig, fit. Er brachte sich mich 5 Jahren mehr oder weniger selbst das Lesen bei, jonglierte mit Zahlen bis zum Raum 100. Wir spielten Spiele für Kinder ab 10.
Die Schule sagte ihm gar nicht zu, er lernte ungern weil ihn vieles wohl auch nicht interessierte. Machte trotzdem die Fachhochschulreife einigermaßen gut. Bei ihm hätte ich als Kind bestimmt gedacht, er würde mal studieren, ein Einser-Abi machen usw. War so aber nicht. Er ist mehr der praktische, er ist im sprachlichen Bereich und in der Kommunikation hoch entwickelt. Was ja auch sein gutes hat.
Manchmal war da von meiner Seite her schon etwas Enttäuschung dabei, auch wenn ich mir damals bei seiner Geburt gesagt hatte, ich möchte ihn so werden lassen, wie er selbst es will. Es triggerte mich schon, dass er aus seinen Begabungen scheinbar wenig machte (er war auch sehr musikalisch).
Aber so ist es halt gekommen, er ist glücklich in einem sozialen Beruf, hat dort inzwischen die Leitung einer größeren Einrichtung. Das passt einfach für ihn und er ist ein guter Typ. Er kommt bei anderen Leuten gut an, kann einen Stein zum Reden bringen, das sind ja auch Begabungen, die allerdings in den Schulnoten sich nicht niederschlagen.
Bei meiner Tochter war es eher so, dass sie in allem etwas langsam war, daher hatte ich gar nicht so hohe Erwartungen an sie. Auch sie ist ihren Weg gegangen und ist eine wirklich tolle junge Frau geworden. Wenn ich die beiden so anschaue, dann denke ich, es ist zwar nicht alles so gekommen, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte, aber es ist in Ordnung und die Kinder sind zu glücklichen, partnerschaftsfähigen und leistungsstarken Mitgliedern der Gesellschaft geworden.
Was will ich mehr? Nun habe ich ja schon ein Enkelkind und dieses Jahr werden es noch 2 mehr (bei Sohn und Tochter). Die Kleine hat mit ihren 2 Jahren schon einen ganz eigenen (wie ich finde entzückenden) Charakter. Sie hat ihre Vorlieben und Abneigungen. Ich bin da sehr gespannt und auch entspannt, was mit ihr mal wird.
Sie bekommt Liebe und Förderung von uns, alles andere wird sich geben. Kummer würde es mir ja nur machen, wenn ich eine bestimmte Vorstellung hätte und diese nicht erfüllt wird. Ich bin da eher der begleitende Beobachter und freue mich über jede neue Fähigkeit von ihr.
b) Meiner Mutter mache ich heute noch Kummer. Weil ich einen Beruf ergriffen habe, der mich weit weg von zu Hause geführt hat. Weil ich nicht täglich anrufe. Keinen perfekten Haushalt habe. Meine Kinder ihrer Meinung nach falsch erzogen habe. Liste beliebig verlängerbar.
Den Kummer macht sie sich aber doch selbst, oder? Weil sie an Vorstellungen festhält, die nicht der Realität entsprechen. Dass es nicht leicht ist, da umzudenken, stell ich gar nicht in Abrede.
Das meinte ich. Dass dieser "Kummer" in der Mutter ist. In ihr entsteht. Und das Kind daran vielleicht Anteil hat (ja auch an dem Kummer, den man hat, wenn man das Kind leiden sieht), aber keine Verantwortung dafür trägt.
Als "positivierte" Variante von "Mach der Mutter keinen Kummer" fällt mir gerade ein Poesiealbumspruch meiner Kindheit ein (den das gleichaltrige Kind vermutlich aus dem Poesiealbum seiner Mutter abgeschrieben hatte): "Mach Deiner Mutter Freude, entzücke sie mit Fleiß, dann erntest Du im Alter dafür den höchsten Preis."
Zitat von Annabell23 im Beitrag #51 Der Musikunterricht ist ein gutes Beispiel für den Zwiespalt, den man manchmal hat. Viele Erwachsenen bedauern, als Kind kein Instrument gelernt zu haben und sind sehr froh, wenn sie das ihren Kindern ermöglichen können. Nur - wie geht man vor, wenn das Kind keine Lust zum Üben hat, wenn es die Chance komplett ablehnt? Obwohl es vielleicht sogar eine gewisse Begabung hat, auch nichts anderes ausprobieren will und statt dessen lieber abhängt?
Es gibt so einige Erwachsene, die meinen, ihre Eltern hätten sie als Kinder mehr zwingen sollen, irgendwann wäre der Spaß schon zurück gekommen. Ginge bei meinen Kindern nicht, aber bei manchen funktioniert das wohl.
Genau. Das ist z. B. eines der Dinge, die ich bei beiden Kindern angekurbelt habe, sogar weil die Kinder wollten, und bei denen die Kinder dann auch nach 6 Monaten bis 3 Jahren nicht mehr wollten. Nie mehr wollten. Und bisher (sind jetzt fast 14 und fast 17) nicht gesagt haben "hättest Du uns doch gezwungen, dabeizubleiben". Ebenso habe ich es nicht geschafft, sie zu irgendeiner Vereinssportart zu bewegen. Der eine ist trotzdem (wie auch immer) total sportlich, der andere überhaupt nicht.
Auch das eigene Beispiel (selbst regelmäßig zum Sport gehen, selbst wieder Musikunterricht zu nehmen, zu üben und Freude daran zu haben) hat Null Wirkung.
Bin gespannt, ob mir das irgendwann mal vorgeworfen wird, dass ich sie da nicht mehr gezwungen habe (wobei mir bei den Sturköpfen nicht klar ist, wie das hätte gehen können).
In den Augen vieler Nachbarseltern bin ich eine Totalversagerin. Kinder aus gutbürgerlichem Hause, spielen weder ein Instrument noch treiben sie Vereinssport. Sind totale Nerds. Kann ich vielleicht besser verkraften, weil wir Eltern vermutlich auch Nerds sind. Und trotzdem glücklich mit unserem Leben.
Zitat von Fels im Beitrag #55... und die Kinder sind zu glücklichen, partnerschaftsfähigen und leistungsstarken Mitgliedern der Gesellschaft geworden. Was will ich mehr?
Zitat von Tigerente im Beitrag #57In den Augen vieler Nachbarseltern bin ich eine Totalversagerin. Kinder aus gutbürgerlichem Hause, spielen weder ein Instrument noch treiben sie Vereinssport. Sind totale Nerds.
Wie kommst du darauf, dass die Nachbarseltern dich so sehen?!
Zitat von Tigerente im Beitrag #57In den Augen vieler Nachbarseltern bin ich eine Totalversagerin. Kinder aus gutbürgerlichem Hause, spielen weder ein Instrument noch treiben sie Vereinssport. Sind totale Nerds.
Wie kommst du darauf, dass die Nachbarseltern dich so sehen?!
Durch die Blicke oder Reaktionen, wenn ich auf die Smalltalk-Frage, was für einen Sport denn meine Kinder treiben antworte "keinen, konnte sie zu nichts bewegen". Und dann die wohlmeinenden Vorschläge, was man vielleicht doch noch mal ausprobieren könnte. Über Jahre hinweg.
Durch Antworten wie "Oh Gott, dann wird er ja noch mehr Nerd." z. B. auf die Aussage meinerseits, dass ich überlege, Kind 2 in einem Programmierkurs für Kinder anzumelden.
Wen ich hätte küssen können war eine Nachbarin, die mich sozusagen beneidet um meinen Großen, der zwar zeitweise viel Mist gemacht hat, aber den sie um seine Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit bewundert, als sie klagte, dass ihr Mittlerer (ein Jahr älter als mein Großer) so durchhängt und für nichts Leidenschaft entwickeln könne. (Auch wenn meiner nur so schräge Leidenschaften entwickelt wie "selbst die perfekten Bonbons herstellen" oder so.) Ich sagte: "Naja, aber Deiner hat doch Erfolge beim Sport, das ist doch super, das ist doch bestimmt gut für's Selbstbewusstsein." Und sie antwortete: "Ach, Tigerente, weißt Du, das sieht auch immer nur von außen so toll aus. Da ist ja trotzdem ein unheimlicher Druck, nach dem Sieg ist vor dem nächsten Spiel, und wenn es dann mal nicht läuft bist Du immer schnell in Gefahr, auf der Ersatzbank zu landen, und dann ist's aus mit dem "Boost für's Selbstbewusstsein"".
Zitat von Blue2022 im Beitrag #60 Wie kommst du darauf, dass die Nachbarseltern dich so sehen?!
Bei der Frage schließe ich mich an. Ich habe das mit dem Instrument aufgebracht aber als eine Idee unter 1000. Man kann Kindern nicht alles nahe bringen und nicht allen liegt das. Nie würde ich auf die Idee kommen jemanden dessen Kinder das nicht können oder nicht im Verein sind als Totalversager zu sehen. Ich finde toll, wenn Kinder das tun was ihnen Spass macht. Und was das warum auch immer ist kann man ohne jemanden nah zu kennen nie wissen. Nerds sind doch super!
Hat sich jetzt überschnitten aber ich las es mal so stehen...
Ihr Lieben, Ihr braucht mich nicht zu trösten. Über die Zeiten, wo mir das ein schlechtes Gewissen gemacht hat, bin ich hinweg. Und was die Nachbarn in dieser Frage denken, ist mir auch egal - war nur ein Beispiel für "Erwartungen", die man heutzutage halt so hat.
Bei "Erwartungen" fällt mir auch immer dieser ganz speziellen Tonfall ein, mit dem die Eltern aus meiner "Blase" manchmal äußern "ach, er muss ja nicht studieren, eine Ausbildung erdet ja erstmal, soll er ruhig eine Ausbildung machen - kann ja immer noch studieren, wenn er will" oder "ach, er muss ja kein Abi machen, kann ja auch nach der Realschule eine Lehre machen, kann ja dann immer noch Meister werden oder das Fachabi nachmachen und an der FH studieren", und es soll total lässig klingen, aber man hört genau, dass es so ein Mantra ist, das sie hersagen, von dem sie aber hoffen, dass es nicht wahr wird.
Zitat von Tigerente im Beitrag #54 [...] Und wie hilfreich sind Worthülsen wie "ach, jeder macht Fehler, machen wir alle, Ihr seid alle tolle Mütter"?
Und wie hilfreich ist es wohl, so ein Zitat aus einem Plauderstrang, in dem sich einige erboste, gekränkte Mütter über ihre mißratene Brut in diesem bestimmten Augenblick beklagen , als Aufhänger zu nehmen für einen philosophischen Strang über Erwartungen. Das eine ist ein nettes Gespräch spätabends mit einem Glas Wein, wo man sich gegenseitig stützt und tröstet, das andere ist ein Versuch der Selbstfindung. Du erwartest Hörsaal-Diskussionen während das aus dem abendlichen "Blöder Tag, ich hab die Schnauze voll " Gespräch ist.
Es gibt tatsächlich Familien , die keine so wie von dir angeführten Probleme haben. Es gibt keine Einheitsbeziehungen zwischen Eltern und Kinder, es gibt nur Beziehungen zwischen einzelnen individuellen Menschen. Dieses pauschale Mütterbashing der eigenen Müttergeneration und das Hervorheben der eigenen natürlich viel besseren Ausübung des Mutterseins geht mir auf die Nerven.
Hast du dir irgendwann mal die Mühe gemacht, dich darüber zu informieren, in welcher Umgebung und Atmosphäre unsere Eltern aufgewachsen sind? Teilweise noch im Krieg, im Nachkriegsdeutschland, als Soldatenkinder, als Enkel dieser Generation? Lies mal die Bücher von Sabine Bode und dann überdenke mal deine Mutter und ihr Benehmen dir gegenüber nach der Lektüre. Hilft dir vielleicht sogar.
Es kommt immer aufs Umfeld an. Hier : Wir sind absolut unfähige Eltern. Drei Töchter, keine verheiratet, keine Enkel- und keine hat bislang ein Haus gebaut, in Nähe des Elternhauses. Wer soll sich denn im Alter um uns kümmern? Dabei ist die Große schon 31! Nein, ernsthaft: Dass 25jährige ins Eigenheim ziehen, ist hier gerade sehr en vogue. Ist ja auch schön, wenns passt. Wir sind ganz zufrieden mit unserem "ungewöhnlichen" Nachwuchs:)
Zitat von Annabell23 im Beitrag #51Der Musikunterricht ist ein gutes Beispiel für den Zwiespalt, den man manchmal hat. Viele Erwachsenen bedauern, als Kind kein Instrument gelernt zu haben und sind sehr froh, wenn sie das ihren Kindern ermöglichen können. Nur - wie geht man vor, wenn das Kind keine Lust zum Üben hat, wenn es die Chance komplett ablehnt? Obwohl es vielleicht sogar eine gewisse Begabung hat, auch nichts anderes ausprobieren will und statt dessen lieber abhängt?
Es gibt so einige Erwachsene, die meinen, ihre Eltern hätten sie als Kinder mehr zwingen sollen, irgendwann wäre der Spaß schon zurück gekommen. Ginge bei meinen Kindern nicht, aber bei manchen funktioniert das wohl.
Das kann ich grundsätzlich schon verstehen. Und umgekehrt gibt es das auch. Kenne jemanden der hatte als Kind eher musikalische Förderung und meinte, wäre wahrscheinlich viel besser im Fussballverein gewesen. Tat dann viel dafür, dass sein Sohn das durfte. Der war dann allerdings selbst gänzlich untalentiert....
Daher in Grenzen verstehe ich, dass man was anders machen will...aber alles abdecken geht halt nicht.
Eine andere Hausnummer ist jedoch das was @Sternenfliegerin schildert. "Die Habilitation schenkst Du mir dann zum Geburtstag..." DAS ist wirklich ungesund, vermute ich.
genny, ich weiß nicht in welchem Strang über Ähnliches diskutiert wurde, aber das ist auch vollkommen irrelevant: tigerente hat ihre problemstellung geschildert, und über diese wird diskutiert. ob sich das aus einer anderen unterhalten entwickelt hat, ist wirklich nicht relevant Ich finde schade, dass ich offenbar die eine oder andere dadurch auf den Schlips getreten fühlt, denn meiner Ansicht nach macht Tigerente mit ihrem eigenen Thema damit alles richtig.
Great Expectations- ich arbeite das gerade mit meinem Bruder etwas auf. Jetzt in dem Kümmern und Organisieren mit unserem dementen Vater kommen wir uns etwas näher und ich denke, dass an unserem distanzierten Verhältnis auch unsere Eltern nicht unschuldig waren. Mein Vater, Anfang der 30 er Jahre geboren und aus Ostpreußen geflohen hat mit viel Zähigkeit und Glück studiert und promoviert. Eine Universitätskarriere war ihm dann mit Familie zu unsicher und er hat trotzdem in der Verwaltung einen guten Job gefunden. Aber wenn seine ehemaligen Mitdoktoranden ihre Veröffentlichungen ihm geschickt haben war es schon ein Stachel. Das habe ich schon als Kind und Jugendliche gemerkt. Mir ist die Schule recht leicht gefallen, meinem jüngeren Bruder nicht so und er musste sich immer anhören- deine Schwester kann das besser… Wissenschaftler ist leider keiner von uns geworden, mein Medizinstudium fand er schon recht gut. Mein Bruder musste sich da bezüglich seiner beruflichen Situation auch schon immer einige mehr oder minder subtile Entwertungen anhören, obwohl er einen guten Job, Frau , Haus und Kind hat.
Annabell und Sally Ich habe es auch so erlebt: weil meiner Mutter mit klavierunterricht getriezt worden war, hat sie mich nie gezwungen, ein Instrument zu erlernen. Ich wollte zwar irgendwann Gitarre lernen, war aber sehr viel später traurig, dass ich nie Klavier ausprobieren durfte... (Wahrscheinlich hätte ich es gekauft, wenn ich es wirklich gewollt hätte. na ja)
Danke franzi. Mir lag das Thema auf der Seele, und ich fand es echt schwierig, wie ich das jetzt machen soll. Anderen Strang wollte ich nicht belasten, aber ich habe (getrennt von den Personen) einige Formulierungen rausgegriffen, die dazu beigetragen haben, dass ich das Bedürfnis hatte, darüber zu schreiben. Deshalb habe ich einen eigenen Strang aufgemacht, diesen extra nicht als Outtake benannt und auch nicht gegenseitig referenziert. Aber durch das Verwenden dieser Formulierungen (die aber ja relativ generisch sind) fühlen sich manche halt selbst angesprochen.
Zitat Und was ist denn mit dem Vater? Kann man dem keinen Kummer machen? Bin ich der Mutter zu mehr "lieb sein" verpflichtet? Weil sie mich geboren hat und ich ihr daher lebenslang dankbar sein muss, obwohl ich nie gefragt wurde, ob ich überhaupt auf der Welt sein möchte?
Ich glaube, da läuft gerade "Dein Film" ab und das tut mir leid, daß es Dich so anpiekst. Ich sehe da keinen Unterschied in den Elternteilen.
Keine Sorge - mich selbst piekst das nicht an. Ich lasse meiner Tochter die Freiheit, ihr Leben zu gestalten wie sie mag und ich selbst habe Erwartungen meiner Eltern frühzeitig weitestgehend abgeschüttelt und mein Ding gemacht.
Es macht mich eher traurig bis wütend, dass Kindern noch immer so viel aufgebürdet und zugemutet wird. Leider hat nicht jedes Kind die Kraft, sich davon zu befreien bzw. teilweise scheitert es sicher schon daran, so ungute Muster zu erkennen.
Ja, Tigerente, so kommt es bei mir auch an. Du hast so umfassend formuliert, dass nicht die Notwendigkeit besteht, woanders nachzugucken. Ich habe wirklich den Eindruck, dass es dein intrinsisches Thema ist.
................................................................................................ I don´t know where I´m going- but I´m on my way... Carl Sagan
Vielleicht geht es auf dem Weg gar nicht darum, irgendwas zu werden. Vielleicht geht es darum, alles abzuwerfen, was wir nicht sind, so daß wir das sein können, wofür wir bestimmt sind. Paulo Coelho
Danke für den Gedanken, dass es beim gleichgeschlechtlichen Kind schwierig ist Annabell (zitieren krieg ich grad nicht hin). Wobei ich es nicht so formulieren würde, dass ich erwarte, dass sie glücklich werden, sondern das war und ist immer mein Wunsch und Ziel der Erziehung gewesen. Und je ähnlicher sie einem sind und je ähnlicher die Probleme, umso schwerer die Abgrenzung. Mir fällt es schwer, aber ich übe.
Natürlich ist man auch stolz, wenn sie gut sind in der Schule oder später im Job Erfolg haben, nen tollen Partner, gut geratene Enkel, ja, alles schön. Aber ich finde es schlimm, wenn Eltern den Kindern da Vorgaben machen und sich selber an solchen Meilensteinen messen. Kann man hier im Forum ja auch lesen.
Zitat von Tigerente im Beitrag #63...und es soll total lässig klingen, aber man hört genau, dass es so ein Mantra ist, das sie hersagen, von dem sie aber hoffen, dass es nicht wahr wird.
Du denkst, eure Nachbarn meinen es eigentlich gar nicht "gut" mit euch? Halten deine Kids für unsportlich und Nerds? Warum? Weil deine Jungs zocken? Machen doch alle in dem Alter.