Am 27.01.1921 veröffentlichte Kurt Tucholsky (unter seinem Synonym Ignaz Wrobel) einen Artikel in der Weltbühne, der zu einem Boykott des protofaschistischen Bayerns aufrief. Angesichts der Zeitgeschehnisse denke ich, man sollte solch Ansinnen aktualisieren.
Ich fange mal mit Quedlinburg/Sachsen-Anhalt an. Ein pittoreskes Städtchen, das ich eigentlich dieses Jahr noch aufsuchen wollte. Nachdem die Einwohner dort allerdings den evangelischen Pfarrer (sic!) Martin Michaelis bei den Kommunalwahlen für die AfD in den Stadtrat gewählt haben, nehme ich dann doch lieber Abstand. Keinen Cent sollen die von mir sehen. Falls jemand Produkte aus Quedlinburg kennt, möge mich bitte (zwecks Boykott) informieren.
"Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch." Theodor W. Adorno
Ich mach' gleich mal weiter, mit einem ebenfalls pittoresken Örtchen in Sachsen (gibt es einen Zusammenhang mit Architektur und reaktionärem Denken?): Görlitz. Dort hat es die AfD tatsächlich zu über 40% gebracht. Chapeau! Ok, schon von jeher Garnisonsstadt, da muss man sich nicht wundern. Zu Sachsen habe ich ja, durch meine Erfahrungen als Bandmitglied auf Tour damals in den 90ern, eine ganz besondere Beziehung (inklusive physischer als auch psychischer Narben). Oberlausitz scheint das Ganze noch mal zu toppen. Ich dachte eine Weile, es könnte sich dort eventuell bessern; das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
"Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch." Theodor W. Adorno
Vielleicht ist die nette Besitzerin des kleinen Hotels, das Du gebucht hättest, eine Demokratin durch und durch, die in ihrem Lokal allen Anfeindungen zum Trotz Menschen verschiedenster Herkunft beschäftigt und ebenso wie der Herr X, der Stadtführungen anbietet, an die Zukunft ihres Städtchens und des Tourismus glaubt ... und täglich dafür arbeitet.
Letti, darum geht es doch gar nicht. Ob jemand weint oder lacht, ist mir eher egal. Sagt einiges über denjenigen aus, aber berührt mich nicht.
Wir haben Ostdeutschland auch vor einiger Zeit auf Eis gelegt als Reiseziel. Schade. Wir waren eine Weile viel da, aber es fühlt sich für uns nicht mehr stimmig an, unbeschwerten Urlaub in Gegenden zu machen, wo so viele eine rechte Gesinnung haben.
Dazu kommt in unserem Fall noch die Überlegung, ob wir gewünscht sind oder angegriffen werden. Mit einem Ausländer als Familienvater. Weiß man ja auch nicht.
Convalleria, mir als Ostdeutsche ist das vollkommen egal, gern könnt ihr wegbleiben. Ich persönlich mag eh keine Touristen und bin froh wenn die Saison vorbei ist.
Ja, bie Italien sind wir auch gerade inkonsequent. 😕 Wobei ich fairerweise sagen muss, dass die Pläne schon länger bestehen. Emotional vielleicht bedingt? Fühlt sich doch noch anders an, wenn das eigene Land betroffen ist. Plus, mein Mann geht als Italiener durch, da muss man keine Angst haben.
Zitat von mühe1 im Beitrag #10Ich hatte schon überlegt, ob man eigentlich noch nach Italien kann.
Bis dato war Florenz immer noch eher linksliberal.
Ausgerechnet ein Deutscher versucht das gerade zu ändern…
"Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch." Theodor W. Adorno
Zitat von Tryke im Beitrag #11Frankreich geht halt auch nicht mehr…
Ach, ich bin ein Fan von Anne Hidalgo. Paris geht schon noch… (Provence leider nicht mehr)
"Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch." Theodor W. Adorno
Ich habe in Görlitz eine schwer kranke Freundin, die ich besuchen will, bevor sie stirbt. Soll ich da wegen einer Wahl drauf verzichten? Das fände ich total unmenschlich ihr gegenüber.
In der EU fallen dann inzwischen Italien Frankreich Niederlande Belgien Österreich Und einige osteuropäische Länder weg USA wenn sie Trump wieder wählen Usw
Zitat von Puls im Beitrag #4Vielleicht ist die nette Besitzerin des kleinen Hotels, das Du gebucht hättest, eine Demokratin durch und durch, die in ihrem Lokal allen Anfeindungen zum Trotz Menschen verschiedenster Herkunft beschäftigt und ebenso wie der Herr X, der Stadtführungen anbietet, an die Zukunft ihres Städtchens und des Tourismus glaubt ... und täglich dafür arbeitet.
Hatten wir damals in den 90ern. Wirklich nette Hoteliers und Veranstalter. Um dann in der Stadt selber nächtens eine Hetzjagd auf unseren Bassisten und zwei Sängerinnen (PoC) mit zu erleben. Dankeschön. Damals war ich 30 und konnte noch austeilen (was ich auch tat). Heute bin ich nicht mehr so fit.
Sowas prägt.
"Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch." Theodor W. Adorno
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Zitat von mühe1 im Beitrag #10Ich hatte schon überlegt, ob man eigentlich noch nach Italien kann.
Mir ist irgendwie die Lust auf Italien schon mit dem Cavaliere bzw. dem Caimano vergangen. Ich war - zusammen mit den italienischen Freunden - fassungslos, dass sie den immer wieder gewählt haben. Der Rechtsrutsch tut ein Übriges.
Dabei war ich immer italophil und eine Seite meiner Familie waren (Nord)Italiener.
-------------------------- Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.
Zitat von spreefee im Beitrag #22Was verstehst du unter "protofaschistisch"? So alltäglich ist die Wortwahl ja nicht.
Wo genau gibt es bei dem von mir in #21 verlinkten Wikipedia-Artikel Verständnisschwierigkeiten bei dir?
"Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch." Theodor W. Adorno
Wikipedia hätte ich bei Bedarf schon selbst bemühen können.
Wenn du aber schon auf einen Artikel mit mehreren Bedeutungen des Wortes verweist, kann man ja mal fragen, welche der Bedeutungen du im Eingangsposting aufgegriffen hast.