Zitat von Liane im Beitrag #2750Die wollten "was besseres" für ihre Kinder! Eltern sind oft / meist der Schlüssel zur Bildung.
Genau, das meinte ich mit "Nicht-materiellem Faktor". Die entgegengesetzte Haltung ist: "Was für uns gut genug war/ist, muss auch den Kindern reichen."
Zitat von Pia im Beitrag #2749Ne, das ist ja gerade das Bewundernswerte, die haben beide keinen akademischen Hintergrund, so dern kommen aus einem staubigen Dorf, kleine Landwirtschaft.
Ja, dann ist das echt bewunderswert. Meine Großeltern väterlicherseits kommen ja auch von einer sehr kleinen Landwirtschaft, aber da ist den Eltern wohl erst später klar geworden, dass die nicht reicht, um einen der Söhne zu ernähren. Also gab's ganz normal die Volksschule, dann Ausbildung (im Falle meines Vaters noch Fachschule, weil er nach nur 8 Schuljahren noch zu jung war, als dass er die Maurerlehre direkt hätte anfangen können), und danach ging's dann weiter mit Technikerschule etc.
Ja, es gibt solche Leute, die von sich aus einen Bildungswillen haben, gerade für die Kinder. Der Großvater meines Mannes war so einer, Waisenkind, als "Verdingkind" (ganz übel) zu einem Bauern geschickt, war erst Melker, dann Stahlarbeiter, seine Frau ein Dienstmädchen. Immer viel gelesen und politisch engagiert. Er hat dafür gesorgt, dass alle Kinder, auch die Mädchen, eine Lehre gemacht haben. Mein Schwiegervater, der Sohn, hat eine Frau aus ähnlichen Verhältnissen geheiratet, die aber auch etwas "wollte", gerade für die Kinder. Sie kam auch aus bescheidenen Verhältnissen, aber deren Eltern hatten ebenfalls Wert auf Bildung gelegt und so hatte sie eine kaufmännische Ausbildung. Mein Schwiegervater hat während der Ehe noch den Meister gemacht (für die damalige Zeit schon ungewöhnlich) und sie hat dann in der örtlichen Bank gearbeitet. Besonders viel Geld war zunächst nicht da, aber der Klavierunterricht für die Kinder wurde finanziert und mein Mann erst auf ein Gymnasium geschickt und als das mit dem Latein nicht klappte, auf ein anderes. Sie war stolz wie Bolle, als der Sohn dann Jurist wurde, in einem Land mit niedrigerer Abiquote als hier. Leider habe ich sie nie kennengelernt, sie muss "quite something" gewesen sein.
Ich kenne auch so eine Migrantenfamilie, die jeden Cent in die Bildung der Kinder gesteckt hat. Die Mutter hatte sich vom Vater der Kinder getrennt und lebte dann von Hartz4. Aber zuerst wurde immer geschaut, dass die Kinder alles haben, was sie für die Schule brauchen. Der Junge hatte leider nicht so gute Noten trotz aller Bemühungen, aber auch da hat die Mutter alles dran gesetzt, dass er wenigstens den qualifizierenden Hauptschulabschluss schafft, weil sie sich eigentlich gewünscht hat, dass er weiter zur Schule geht. Wollte er aber nicht sondern er hat dann eine Ausbildung angefangen und mittlerweile auch abgeschlossen. Das Mädel hat es aufs Gymnasium geschafft, macht dieses Jahr Abitur und will studieren, was die Mutter auch 100%ig unterstützt.
Manchmal denke ich, Migranten verstehen besser, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist als viele deutsche Eltern, gerade aus der Unterschicht.
Zitat von Leuchtkachel im Beitrag #2738Ich finde Aussagen wie "ich hätte besser/ lieber dieses und jenes" total unproduktiv. Zum einen lässt es sich eh nicht ändern, zum anderen weiß niemand, ob man tatsächlich glücklicher wäre, wenn das Leben anders verlaufen wäre. Das Gefühl, zufrieden zu sein, ist m.M.n. sowieso eine Charakterfrage.
Stimmt, das sehe ich auch so. Bislang habe ich auch immer gedacht, dass, wenn ich mein Leben noch einmal leben würde, die Entscheidungen genauso treffen würde wie ich sie getroffen habe.
Erst in letzter Zeit kommen mir die Gedanken, dass ich vielleicht doch auch anders hätte entscheiden können. Warum habe ich nicht Medizin studiert? Ich hätte es doch geschafft! Und es gibt so spannende Medizinbereiche! Vielleicht wäre ich gerne katholische (!) Pastorin geworden. okay, dann eben nicht römisch-katholisch sondern altkatholisch.
Es gibt aus meiner aktuellen Sicht so viele Berufsbilder, an die ich früher niemals gedacht habe. Und ja, wenn ich einen Vorstandsposten will, darf ich eben keine Ingenieurwissenschaften studieren, sondern muss etwas machen, was mit Geld zu tun hat.
Aber letztlich (und ich denke, es geht vielen von uns so) haben wir richtig gute Ausbildungen bekommen und richtig gut was aus unserem Leben gemacht.
Zitat von Jorinde im Beitrag #2735Die Studien- und Berufsberatung in den 80ern war, zumindest in meiner Kleinstadt, aber ziemlich nutzlos.
Ja, in den 90ern auch. Ich hatte zudem noch das Problem, dass meine Eltern auch praktisch keine anderen Akademiker kannten, die man mal hätte fragen können. Das kam und kommt alles in ihrer Welt gar nicht vor.