Ich hatte gerade einen Traum, in der ich mich mit einer Soldatin angefreundet habe. Kurz bevor sie weg musste , um ihre Pflicht zu tun, fragte ich sie: „Warum machst du das?“ Sie antwortete mir, „Wenn Menschen in den Krieg ziehen, ist die Hemmschwelle höher, schlimme Dinge zu tun.“
Dieser Satz lässt mich nicht mehr los. Jeder kennt doch den Spruch, „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“. Ein Spruch für den Frieden, dachte ich immer. Aber ist das so?
Hier soll es absichtlich nicht um das aktuelle Tagesgeschehen und Politik gehen, sondern um eure Gedanken zum Thema, was passiert, wenn Krieg ist und wirklich keiner (physisch) hingeht.
Vielleicht ist diese Frage auch nur sinnloses Geschwurbel, weil ich schlecht geschlafen habe. Das kann natürlich auch sein. Eure Meinung würde mich aber trotzdem interessieren ☺️
Die Vorstellung, alle Soldaten würden ihre Waffen niederlegen und sich schlicht weigern ( denn: täten sie das wirklich geschlossen, dann könnten kriegführende Machthaber ja wenig tun. Große Teile eines Volkes ( im Kriegsfall würde das ja alle Männer zwischen 18 und knapp über 60 betreffen) kann man nicht einsperren oder anderweitig bestrafen) ist aber auf jeden Fall interessant. Und die daraus folgende Vorstellung, dass zb Putin und Selenskyj um die Ukraine boxen würden ( wobei: das wäre für UA vorteilhaft, Selenskyj könnte die Klitschkos in den Ring schicken..) oder sich wie in früheren Zeiten duellieren, ist für mich interessant:)
Mein Vater,der Berufssoldat war, hat mir bei Diskussionen in meiner Teenagerzeit immer erklärt, dass er seinen Beruf zur "Abschreckung" ausübt. Also: Dass es in einem Land eine Armee gibt sorgt dafür, dass andere Länder von der Idee, dieses Land anzugreifen, Abstand nehmen. Aber das waren die 80ger.
Der Denkansatz: "einfach nicht mitmachen" ist grundsätzlich durchaus sexy und wird durchaus versucht. Wir können wählen: im und durch Krieg leiden/sterben oder im oder durch Widerstand gegen den Krieg; Widerstand ist auch die nicht aktive Beteiligung. Auch dafür muss man sich sehr warm anziehen, dabei kann ich die aktuellen Geschehen nicht ausblenden. Mainstream ist eine Basis des Krieges, da haben die ihre Hände an den Hebeln, die sie auch am Abzug (der Waffen, nicht der Truppen) haben. Ja, auch in der Demokratie, sorry, ist so. Historisch, aktuell
Ich würde mir das sehr wünschen, es geht keiner hin, keiner macht mit. Es würde soviel Leid ersparen. Kriege finde ich völlig verrückt. Wenn ich mit meinem Nachbarn Streit habe kann ich auch nicht hingehen und einen Teil von seinem Haus/sein Auto usw. kaputt machen. Bzw. ich kann das, aber das hat Sanktionen zur Folge. Kindern bringt man bei - oder sollte man zumindest - Konflikte gewaltfrei zu lösen. Krieg ist nur Gewalt und Zerstörung. Mein Traum wäre - in keinem Land der Welt sollte es Militär geben, keine Waffen, keine Kampfflugzeuge, gar nichts in der Art.
Passender wird er vielleicht so: Wenn Menschen bereit sind, gemeinsam auch Gewalt als Mittel einzusetzen, wird es für Tyrannen schwieriger, die Macht an sich zu reißen und für verfeindete Gruppen, die eigene Gruppe zu übernehmen.
Darin liegt letztlich das Dilemma.
Es gibt Analysen / Denkmodelle, die Spieltheorie, Evolution und Gewaltbereitschaft kombinieren. Finde ich hochinteressant.
Ich kann die Sehnsucht nach Frieden gut verstehen, aber leider liegt das nicht in der Natur von Biologie, "Natur" und Lebewesen.
Auch menschliche Populationen unterliegen letztlich aufgrund verschiedener systembedingter Faktoren immer wieder Fluktuationsprozessen.
Diese wiederum führen zu allen Phasen (und Verhaltensweisen) zwischen Überfluß und Mangel, Stagnation ist etwas, was lebendigen Organismen und Systemen nicht entspricht. Ein stabiles, stagnierendes, tragfähiges Optimum gibt es letzlich nicht.
Dann wird "mehr Optimum" versucht, was in meisten Fällen zum Zusammenbruch des Bisherigen führt.
Das mußte schon Jane Goodall erleben, aber bitte Vorsicht, die Beschreibungen sind nichts für zarte Gemüter:
Wer Schwäche zeigt, wird "platt gemacht", intra- und und interspezifisch. Ob Tier- oder Pflanzenwelt.
Survival of the fittest findet im Großen wie im Kleinen statt und gilt in den meisten Fällen. Und da wo es nicht gilt, greifen andere biologische Erklärungen.
................................................................................................ I don´t know where I´m going- but I´m on my way... Carl Sagan
Vielleicht geht es auf dem Weg gar nicht darum, irgendwas zu werden. Vielleicht geht es darum, alles abzuwerfen, was wir nicht sind, so daß wir das sein können, wofür wir bestimmt sind. Paulo Coelho
Zitat von Sternenfliegerin im Beitrag #7Ich kann die Sehnsucht nach Frieden gut verstehen, aber leider liegt das nicht in der Natur von Biologie, "Natur" und Lebewesen.
Das ist grundfalsch, was den Menschen betrifft (bei den anderen wäre ich überfragt).
Es ist ein sehr großer - und leider sehr weit verbreiteter - Irrtum, sich den Menschen der letzten paar Tausend Jahre anzuschauen, um daraus Schlüsse über das Wesen des Menschen zu ziehen.
Die Frage, die man sich stellen sollte, ist: Ist die Art, wie sich ein sehr großer Teil der Menschheit heute entwickelt hat, die, die seinem Wesen als Menschen entspricht? Die Frage stellt man sich nicht bzw. man unterstellt völlig unreflektiert, dass es "natürlich" so ist, "was denn sonst?".
Der Rest ist dann ein "logischer" Fehler, der auf falschen Tatsachenbehauptungen beruht, d.h. die Grundannahme ist falsch.
ich fand den Spruch schon immer sehr oberflächlich...
sorry, aber wenn wirklich Krieg ist, dann hat der kampffähige Mann gar nicht wirklich die freie Wahl, da nicht hin zu gehen... weil er sonst schnell an der Laterne baumelt oder erschossen an der Mauer liegt... dann ist die Verweigerungshaltung eher theoretischer Natur oder führt in den schnellen Tod... Wehrkraftzersetzung galt auch nicht gerade als Kavaliersdelikt ....
wir wissen, dass weltweit Menschen gezwungen werden... sogar Kinder... und wie das läuft ....
also.. dieses "keiner geht hin" das ist Romantik pur ... es werden immer welche hin gehen... weil sie wollen... oder weil man sie zwingt..
Und Dein Traumsatz könnte bedeuten... im Kriege ist die Hemmschwelle höher, es nicht zu tun... zu Kriegszeiten hat man größere Hemmungen, seine Pflicht nicht zu erfüllen, andere im Stich zu lassen, Heimat und alle die dort leben nicht zu verteidigen, Politik zu kritisieren und sich dem Konsens zu verweigern, das man zusammenhalten muss ..
Sorry.... tut mir leid... aber seit Homer uns allen in epischer Breite gedichtet hat, warum Männer nach Troja segeln und was sie bereit sind, auch wirklich zu tun ... glaubt man da nicht dran ... dass sich gar keiner aufs Schlachtfeld begeben wollte und tatsächlich alle zu Hause blieben ...
Zitat von Kastanie im Beitrag #6Die Hemmschwelle höher bedeutet, man kann dann noch leichter schlimme Dinge tun.
Das hätte ich als "die Bereitschaft höher, schlimme Dinge zu tun" formuliert. Oder die Hemmschwelle niedriger. Weshalb ich den Satz auch im Zusammenhang nciht verstehe.
Zitat von Julika im Beitrag #10 Das hätte ich als "die Bereitschaft höher, schlimme Dinge zu tun" formuliert. Oder die Hemmschwelle niedriger.
Ja, eben. Vielleicht hatte es die Soldatin anders gemeint, aber falsch formuliert. Oder es ist vielleicht ein Übersetzungsfehler? Eine kleine, aber nicht unwesentliche Umdeutung bei der Erinnerung?
Leider kann man die Soldatin nicht nochmal fragen. 😉
Zitat von Stadtkrone im Beitrag #11Ich hab den Satz überhaupt nicht verstanden.
ja... aber wenigstens ist es dir dieser Umstand bewusst geworden.... Pluspunkt, denn diejenigen die bei solchen Orakelsätzen sofort wissen, was angeblich Sache ist, entgeht das auch mal ...
Zitat von Blondine im Beitrag #9sorry, aber wenn wirklich Krieg ist, dann hat der kampffähige Mann gar nicht wirklich die freie Wahl, da nicht hin zu gehen... weil er sonst schnell an der Laterne baumelt oder erschossen an der Mauer liegt...
Ist das nicht zu allgemein?
Nehmen wir Deutschland.. Ein Krieg bricht nicht immer von heute auf morgen aus. Oft gibt es eine Entwicklung bis dahin. Vorher gibt es oft irgendeinen Konflikt.. Während sich der Konflikt immer weiter zuspitzt, kann es der Regierung nicht egal sein, ob sie die Leute mobilisieren kann. Gäbe es Anzeichen, dass eine deutliche Mehrheit total dagegen ist, wird sie das berücksichtigen und entsprechend handeln müssen. Das würde dann die nächsten Schritte bei der Konfliktbewältigung beeinflussen. Es bringt ja nichts, wenn Massen desertieren oder vollig demotiviert an die Front gezwungen werden. Schliesslich will man ja bei einem Krieg auch was erreichen bzw. das Land verteidigen können.
Das heißt, "keiner geht hin" kann bei manchen Ländern schon im Vorfeld dafür sorgen, dass ein Konflikt anders angegangen wird.
Zitat von Kastanie im Beitrag #15 Das heißt, "keiner geht hin" kann bei manchen Ländern schon im Vorfeld dafür sorgen, dass ein Konflikt anders angegangen wird.
Es ist ein guter Satz, der bei anderen Konflikten/Meinungsunterschieden auch umgesetzt wird, zum Beispiel bei friedlichen Demonstrationen. Aber was bleibt einem Land übrig, als sich zu verteidigen, wenn es überfallen wird und einverleibt werden soll und somit in den Krieg einzusteigen? Schade, dass nicht die ganze Welt in der Nato vertreten ist. Dann wäre, sollte irgendwo ein Putin an die Macht kommen, die ganze Welt gezwungen durch Verträge, sich friedlich zu verhalten.
Leider ist die Geschichte der Menschheit eine der Greuel, auch, wenn es vereinzelt Perioden der Friedfertigkeit gab. Ob es in der Natur der Menschen angelegt ist, Krieg zu führen? Ist Krieg nicht einfach eine Zuspitzung der menschlichen Gewohnheit, andere zu unterdrücken und auszubeuten und sich damit zu bereichern? Das scheint ja wohl angelegt zu sein in der Spezies Mensch, jedenfalls in den meisten.
Ne prenez pas la vie au sérieux, de toute façon vous n'en sortirez pas vivant Bernard de Fontenelle
Zitat von Kastanie im Beitrag #12Vielleicht hatte es die Soldatin anders gemeint, aber falsch formuliert. Oder es ist vielleicht ein Übersetzungsfehler? Eine kleine, aber nicht unwesentliche Umdeutung bei der Erinnerung?
Leider kann man die Soldatin nicht nochmal fragen. ��
Ich hatte es so verstanden: Wenn keine menschlichen Wesen aus Fleisch und Blut aktiv am Krieg teilnehmen, ist die Hemmschwelle höher (z.B. auf die Zivilbevölkerung zu schießen). Wenn zum Beispiel Drohnen verwendet werden, dann ist das mehr wie ein Videospiel...? Natürlich müsste jemand diese Drohne steuern, aber diese Person wäre selbst nicht in Gefahr und könnte vielleicht gar nicht überblicken, was es bedeutet, mit der Drohne auf ein Dorf zu feuern oder so.
Ich hätte die Soldatin gerne dazu befragt, aber ich bin danach aufgewacht
Ach, im Traum macht irgendwie alles mehr Sinn.... 😅🤔
Wenn keiner hingeht. Also überhaupt keiner, ist kein Krieg.
Die sind dann nicht im Schützengraben oder Tec Zentrum Drohnen steuern, sondern putzen das Fahrrad im Hinterhof oder sitzen in der Berufsschule 2 (Kunststoffformgebung oder ZFMA) Oder sie sind im Biergarten oder im Kreissaal.
Wenn KEINER hingeht, ist kein Krieg möglich.
Ich finde so Träume immer wichtig und reflektiere auch darüber.
Ich hatte einen Traum, wo ich über den Spruch "das Wasser findet immer einen Weg, sei wie Wasser" träumte..... Ich hab im Traum ein Wasser gefragt, woher es den Weg kennt, wie ihn findet. Weil ich das auch tagsüber nicht kapiert hab und es mich mords beschäftigt hat damals.
Das Wasser hat mir im Traum geantwortet: "ich bin der Weg, der Weg ist da"
Zitat von Wendy im Beitrag #16 Ob es in der Natur der Menschen angelegt ist, Krieg zu führen?
Nein, eigentlich gar nicht.
Zitat von Wendy im Beitrag #16 Ist Krieg nicht einfach eine Zuspitzung der menschlichen Gewohnheit, andere zu unterdrücken und auszubeuten und sich damit zu bereichern? Das scheint ja wohl angelegt zu sein in der Spezies Mensch, jedenfalls in den meisten.
Das hat nichts mit der menschlichen Natur zu tun, sondern mit der Störung eben dieser menschlichen Natur. Daraus erwächst dann alles Mögliche.
Zitat von Wendy im Beitrag #16 Ob es in der Natur der Menschen angelegt ist, Krieg zu führen?
Nein, eigentlich gar nicht.
Zitat von Wendy im Beitrag #16 Ist Krieg nicht einfach eine Zuspitzung der menschlichen Gewohnheit, andere zu unterdrücken und auszubeuten und sich damit zu bereichern? Das scheint ja wohl angelegt zu sein in der Spezies Mensch, jedenfalls in den meisten.
Das hat nichts mit der menschlichen Natur zu tun, sondern mit der Störung eben dieser menschlichen Natur. Daraus erwächst dann alles Mögliche.
Wer oder wie oder was hat denn diese "Störung" verursacht? Denn sie schein ja von Anfang an dagewesen zu sein, in unseren Breitengraden sowie in den indigenen Völkern, denen oft eine "edle" Natur nachgesagt wird, was aber niemals der Fall war, weder bei den Ureinwohnern Amerikas noch bei den afrikanischen Stämmen. Die Geschichte der Menschheit ist voll von Krieg, Krieg und nochmal Krieg. Ich sehe wenig Hoffnung ...
Ne prenez pas la vie au sérieux, de toute façon vous n'en sortirez pas vivant Bernard de Fontenelle
Ich kenn diesen Spruch noch als Spontispruch aus den achtziger Jahren als der kalte Krieg vor jedermanns Tür stand. Er heißt doch ncihts anderes als dass wenn niemand in den Krieg geht, es auch keinen Krieg geben kann. Den anderen Satz aus dem Traum verstehe ich auch nicht.
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.
Bald sind eh 70 % untauglich wegen Übergewicht, dann bleibt niemand mehr der hingehen könnte. Als extrem aggressionsgehemmter Typ habe ich noch nie verstanden wie es das gibt.