Um das zu vermeiden, gibt es eine gute Möglichkeit: frau übernimmt das mit dem Rede halten selbst. Ist nicht so schwer, wenn man sich vorstellt,
Doch, für viele Menschen ist das schwer - nicht nur das Schreiben einer Rede, sondern auch das Vortragen vor einer grö0eren Gruppe Trauergäste. Ich finde nicht, dass eine Beerdigung eine gute Gelegenheit ist, das ohne Übung und Erfahrung zu tun. In den meisten Fällen, in denen ich es erlebt habe, waren solche gut gemeinten Versuche von Angehörigen eher peinlich, sowohl was den Inhalt als auch was die Formulierungen als auch was den Vortrag betraf.
Zitat von Broken im Beitrag #76@Nora: Damit wollte ich sagen, dass alle Posten genau aufgelistet waren - bis hin zum kleinsten Posten - dem Urnenträger.
Ja, aber das ist doch gut und transparent. Das macht der Bestatter doch auch. Finde ich besser als einen undefinierten Pauschbetrag.
Zitat von Broken im Beitrag #79Nichts anderes habe ich gesagt: Es war alles klar aufgelistet. Von A bis Z sozusagen.
Dann hatte ich dich falsch verstanden. Es klang für mich „vorwurfsvoll“. Und wenn die Rechnung vom Friedwald ausgestellt wurde, dann hat das nichts mit der Kirche zu tun, außer sie ist dessen Betreiberin.
Nein, das war nicht vorwurfsvoll. Diese (zweite) Beerdigung hatte zum Glück mit der Kirche überhaupt nichts zu tun, sie war nur etwas unpersönlich. Bei der ersten Beerdigung war der Suizid des Verstorbenen der Auslöser für das grenzwertige Verhalten des Pfarrers.
Ich hatte das gelesen und es hat mich irgendwie traurig gemacht, weil es - wenn es tatsächlich so sein sollte - den Menschen verwehren würde, ihre Gefühle zuzulassen.
Aber ob ich die Quelle jetzt noch finde, ist fraglich ...
da kann ich dich wirklich beruhigen- nein, es ist nicht so, dass Buddhisten verwehrt wird, ihre Gefühle zuzulassen-
egal, was wir glauben- wir sind Menschen und haben Gefühle und die kann einer niemandem absprechen!
Mir sind zwei Beerdigungen besonders im Gedächtnis geblieben. Beerdigung 1: Frau mit grad 50 Jahren verstorben. Die Trauerrednerin erzählte wirklich 3 x, dass die Verstorbene gern lachte, die Reisen in sonnige Gegenden liebte und Sauberkeit und Ordnung ihr sehr wichtig waren. Das Traurige: Genau so war die Frau. Das Lachen - ja, aber leider auch, wenn es gar nichts zu lachen gab. Und mehr gab es über sie nicht zu sagen. Ich hab hinterher gedacht: wie traurig, wenn von einer Ehefrau, Mutter, vielleicht Freundin nicht mehr übrig bleibt als dass sie gern lachte und Sauberkeit und Ordnung so wichtig waren, dass sie zur Beerdigung erwähnt werden.
Beerdigung 2: Mann, Mitte 50 gestorben. Ein ganz heißer Sommertag, Massen von Menschen und ein Vikar, der super war! Er sprach immer wieder die Witwe und die Kinder mit Namen an, erzählte ganz viel (auch lustiges) aus dem Leben des Verstorbenen... Wenn es das gibt, dann war das eine schöne Beerdigung. Danach gab es eine Zusammenkunft mit allen, die wollten. Es gab ganz viele junge Leute aus dem Dorf, die gegrillt haben, Getränke ausgegeben haben, Frauen aus der Nachbarschaft hatten Kuchen und Torten gebacken. Es waren alle Altersgruppen da: ganz alte Menschen und die, die noch im Kinderwagen waren. So etwas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt.
Zitat von Tabea57 im Beitrag #68 Um das zu vermeiden, gibt es eine gute Möglichkeit: frau übernimmt das mit dem Rede halten selbst. Ist nicht so schwer, wenn man sich vorstellt,
Doch, für viele Menschen ist das schwer - nicht nur das Schreiben einer Rede, sondern auch das Vortragen vor einer grö0eren Gruppe Trauergäste. Ich finde nicht, dass eine Beerdigung eine gute Gelegenheit ist, das ohne Übung und Erfahrung zu tun.[...]
Ich habe die bisherigen Beiträge, in denen es um Trauerreden durch Angehörige ging, mit gemischten Gefühlen gelesen. Respekt, wer das kann, das finde ich bemerkenswert.
Für mich selbst muss ich zugeben, dass ich mich dazu nicht in der Lage sähe. Es geht dabei nicht um das Reden selbst - das muss ich beruflich und vom Ehrenamt her ohnehin ab und an vor 60-200 Leuten - aber ich wäre aus emotionalen Gründen wahrscheinlich keine gute Rednerin.
Ich nehme für mich jedoch aus dem Strang mit, dass ich mich bei nahen Angehörigen in die Erstellung der Rede stark einbringen werde oder sie ganz selbst schreibe.
Das ist ja auch sehr individuell, was man als naher Angehöriger in dem Moment hinkriegt und was einfach nicht funktioniert.
Ich könnte keine Rede halten oder Texte vortragen (ich hatte schon bei der Taufe meines Patenkindes einen Kloß im Hals vor Rührung ...), aber ich habe im Requiem für meinen sehr geliebten Stiefpapa zwei Lieder gesungen. Das ging seltsamerweise gut.
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
Moderatorin in Kultur und Unterhaltung | Mode und Kosmetik | Andere Sprachen - anderes Leben | Photographie | Hobbies aller Art
Bei mir hat es sich beim ersten Mal quasi ergeben, weil sich mein Vater (der dran gewesen wäre, die Rede auf seinen Schwiegervater zu halten) sich weigerte und zwar als wir schon in der Trauerkapelle waren. Wir hatten bewusst auf einen Trauerredner verzichtet und es war unausgesprochen klar, mein Vater macht es - tja allen war das klar außer ihm. Wir waren nur zu fünf auf der Beerdigung und es war klar, einer muss sprechen, weil wir können meinen Opa nicht einfach völlig wortlos zu Grabe tragen und so habe ich es einfach getan. War sicher kein highlight meiner Redekunst, aber meiner Mutter als Hauptbetroffener hat es gut gefallen und sie wäre sehr viel trauriger gewesen, wenn niemand gesprochen hätte.
Und beim zweiten Mal ergab es sich ähnlich, mein Onkel wollte den Trauerredner für die Beerdigung meiner Oma engagieren, der schon bei der Beerdigung meiner Tante gesprochen hatte und den meine Oma damals ganz schrecklich fand. Das wollte ich ihr nicht "antun" und auf die etwas provokante Frage "ja wer soll es denn sonst machen, du etwa?" habe ich dann schlicht mit ja geantwortet. Ich hatte dann aber noch ein paar Tage mich darauf vorzubereiten und es hat mir erstaunlicherweise den Abschied leichter gemacht, weil ich mich nochmal gedanklich mit ihr beschäftigt habe und wusste, dass an ihrem Grab kein Unsinn erzählt wird.
Und gerade bei kleiner familiären Trauerfeiern ist das gute Wille vermutlich oft mehr wert als eine angepasste Standardrede.
Und ja leider kann ich bestätigen, je jünger die Verstorbenen, desto toller die Beerdigung ... aber trotzdem kein Grund früh zu versterben.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann.
Solange ich nie wieder auf einer Beerdigung den Spruch hören muß „Wie schön, daß mal wieder eine Beerdigung ist, da sieht man sich wenigstens mal wieder!“
(Die Dame war übrigens auch schon gut jenseits des Renteneintrittsalters…)
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Zitat von promethea71 im Beitrag #86Und ja leider kann ich bestätigen, je jünger die Verstorbenen, desto toller die Beerdigung ... aber trotzdem kein Grund früh zu versterben.
Das würde ich gerne bestätigen, aber die 3 furchtbarsten Beerdigungen in meinem Leben, waren leider die von jungen Menschen 1. Meine beste Freundin mit 17 bei einem Autounfall getötet, der katholische Priester sprach die ganze Zeit davon, dass sie für die Sünden der Menschheit jungfräulich gestorben wäre 2. Ein Jugendfreund der Suizid begangen hat und dessen Trauerfeier von damaligen Freunden gestaltet wurde. Es war einfach nur unwürdig, der Redner hat die ganze Zeit davon gesprochen, dass sie ihn doch alle geholfen hätten, aber eigentlich nichts persönliches über ihn. Es kam die ganze Zeit so rüber, dass sie bloß alle keine Schuld haben und sie um natürlich geholfen hätten, wenn sie das Ausmaß seiner Depressionen gekannt hätten. Die ganze Beerdigung war, da er und seine Familie kein Geld hatten, einfach nur billig. Alleine da hätten sie sich einbringen können, es war Würdelos. Das sie keine Schuld haben, ist klar, es war sein Weg. Übrigens nicht nur mein Eindruck, ein paar alte Bekannte und ich haben uns danach noch getroffen und eine kleine Andacht für ihn gehalten, ein Lied welches ihm viel bedeutet hat, gesungen und an ihn gedacht. Das hat mich ein bisschen versöhnt 3. Aber da konnte der Priester nur bedingt etwas dafür, die Beerdigung eines 17 jährigen . Es wurde eine Standardrede vorgetragen und immer wieder "unser Bruder xy" gesagt, der gleiche Name den mein Bruder trägt, das war jedesmal ein Stich
Das klingt wirklich schlimm - daneben, dass so jung sterben sowieso schon schlimm ist.
Ok, bei meinen "jungen Beerdigungen" waren die Verstorbenen zwischen 45 und 65 und somit war der Kreis der Trauernden groß und es gab viel persönliches aus dem Leben zu berichten.
Meine einen Großeltern sind quasi fast als letzte ihres Freundeskreises gestorben und lebten die letzten Jahre sehr zurückgezogen (blind bzw. dement) und so war ausschließlich unsere kleine Familie bei der Beerdigung ... aber verallgemeinern lässt sich das sowieso nicht.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann.
Zitat von promethea71 im Beitrag #86.... Wir waren nur zu fünf auf der Beerdigung und es war klar, einer muss sprechen, weil wir können meinen Opa nicht einfach völlig wortlos zu Grabe tragen und so habe ich es einfach getan. War sicher kein highlight meiner Redekunst, aber meiner Mutter als Hauptbetroffener hat es gut gefallen und sie wäre sehr viel trauriger gewesen, wenn niemand gesprochen hätte.
Und beim zweiten Mal ergab es sich ähnlich, mein Onkel wollte den Trauerredner für die Beerdigung meiner Oma engagieren, der schon bei der Beerdigung meiner Tante gesprochen hatte und den meine Oma damals ganz schrecklich fand. Das wollte ich ihr nicht "antun" und auf die etwas provokante Frage "ja wer soll es denn sonst machen, du etwa?" habe ich dann schlicht mit ja geantwortet. Ich hatte dann aber noch ein paar Tage mich darauf vorzubereiten und es hat mir erstaunlicherweise den Abschied leichter gemacht, weil ich mich nochmal gedanklich mit ihr beschäftigt habe und wusste, dass an ihrem Grab kein Unsinn erzählt wird.
Und gerade bei kleiner familiären Trauerfeiern ist das gute Wille vermutlich oft mehr wert als eine angepasste Standardrede.
Das mit dem "Abschied leichter gemacht" kann ich bestätigen. Sich hinsetzen und das Leben der Verstorbenen noch mal Revue passieren lassen und die Erinnerungen fließen lassen... da kommt sehr viel hoch, und das kann auch eine ganz tröstliche Erfahrung sein. Für mich war es auch eine (meine) Art, die letzte Ehre zu erweisen und sie zu würdigen. Ganz sicher bin ich keine geübte Rednerin, aber es war eine Möglichkeit, meine Liebe ein letztes Mal zu geben. Mir kam es nicht auf Perfektion und Performance an, sondern darauf, sie so darzustellen, wie wir (an der Zusammentragung der Erinnerungen waren mehrere beteiligt) sie gesehen haben. Ich fand, sie hatte es verdient, dass jemand sprach, der sie kannte. Wenn es sich um einen alten Menschen handelt und der Tod vorher absehbar war, ist ja auch ganz viel Trauerarbeit vorher schon gelaufen, dann geht das mit dem Kloß. Außerdem - wenn die Stimme stockt, wenn die Worte schwer kommen.... darf alles sein. Tief atmen, dann gings.
Zitat von Marie-Madeleine im Beitrag #85Das ist ja auch sehr individuell, was man als naher Angehöriger in dem Moment hinkriegt und was einfach nicht funktioniert.
Ich könnte keine Rede halten oder Texte vortragen (ich hatte schon bei der Taufe meines Patenkindes einen Kloß im Hals vor Rührung ...), aber ich habe im Requiem für meinen sehr geliebten Stiefpapa zwei Lieder gesungen. Das ging seltsamerweise gut.
Das wäre mir z.B. gänzlich unmöglich, aber ich kann mir vorstellen, wenn Singen eine von Dir auch vorher schon gewohnte Ausdrucksform ist, dass es dann möglich ist. Schön!
Zitat von Nora im Beitrag #87Solange ich nie wieder auf einer Beerdigung den Spruch hören muß „Wie schön, daß mal wieder eine Beerdigung ist, da sieht man sich wenigstens mal wieder!“
Das "wie schön" finde ich echt befremdlich. Ich kenne das eher als "Mensch, man müsste sich ja eigentlich auch mal zu anderen Gelegenheiten treffen als zu Beerdigungen".
Beim Kaffeetrinken nach dem Begräbnis ging es in der Familie durchaus dann auch mal ganz lustig zu, wenn in witzigen Erinnerungen geschwelgt wurde.
Zitat von Zuversicht2021 im Beitrag #881. Meine beste Freundin mit 17 bei einem Autounfall getötet, der katholische Priester sprach die ganze Zeit davon, dass sie für die Sünden der Menschheit jungfräulich gestorben wäre
Wie war der denn drauf?!
Zitat von Tabea57 im Beitrag #90Das wäre mir z.B. gänzlich unmöglich, aber ich kann mir vorstellen, wenn Singen eine von Dir auch vorher schon gewohnte Ausdrucksform ist, dass es dann möglich ist.
Ja, Singen ist bei mir etwas, das tatsächlich in fast allen Lebenslagen geht, ich bin auch Kantorin in der Gemeinde und Singen in der Kirche gewohnt. Ich war mir trotzdem nicht sicher, ob es klappt, und hatte mit meinem Organisten=Ehemann ausgemacht, dass er einen Gemeindegesang anzeigen soll, wenn es nicht geht, aber es ging, und ich war froh darüber, weil mein Stiefpapa und ich beide gerne gesungen haben und er mich auch gerne gehört hat.
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
Moderatorin in Kultur und Unterhaltung | Mode und Kosmetik | Andere Sprachen - anderes Leben | Photographie | Hobbies aller Art
Zitat von Zuversicht2021 im Beitrag #88 Das würde ich gerne bestätigen, aber die 3 furchtbarsten Beerdigungen in meinem Leben, waren leider die von jungen Menschen 1. Meine beste Freundin mit 17 bei einem Autounfall getötet, der katholische Priester sprach die ganze Zeit davon, dass sie für die Sünden der Menschheit jungfräulich gestorben wäre ....
Da krieg ich richtig Aggressionen, wenn ich so was lese. Diese Fixierung mancher Priester auf die Jungfräulichkeit (außerdem konnte er das gar nicht wissen) und auf die Sünden! Da wünscht man sich ja, dass der Blitz ihn beim Reden ereilt - oder wenigstens einen freien Trauerredner statt seiner.
Tröstlich oder hilfreich oder würdigend war das jedenfalls nicht.
Beim Freund mit dem Suizid liest es sich so, als ob die Freunde sich irgendwie schuldig gefühlt haben. Zwar verständlich, aber leider völlig unpassend.
Die schlimmste Beerdigung war die vom Ex-Mann meiner Cousine. Er hatte sich mit Mitte 40 suizidiert. Das allein ist ja schon schrecklich genug. Jetzt war aber keiner da, der für die Beerdigung aufkommen konnte oder wollte. Meine Cousine war ja von ihm seit einigen Jahren geschieden, also war sie nicht zuständig. Die Kinder waren im sehr jungen Erwachsenenalter und hatten noch kein oder nur ein Ausbildungs-Einkommen, das fiel also auch weg.
Seine Mutter sah sich aus finanziellen Gründen nicht in der Lage, dafür aufzukommen. Also wurde es eine "Armenbestattung", ohne Pfarrer, ohne Redner, ohne irgendetwas. Man traf sich an einem grauen Märzvormittag auf dem Waldfriedhof vor der Kapelle, die Urne wurde von einem städtischen Mitarbeiter gebracht und voran getragen. Die doch recht große Trauergemeinde folgte betröppelt. An einem Wiesenstück wurde die Urne dann in ein Loch gelassen, man konnte noch etwas Erde hinein geben, der Mann von der Stadt sprach ein Vater-unser und forderte alle Trauergäste auf, die dies wollten, es ihm gleich zu tun. Ende Amen Aus.
Ein paar Wochen später ging ich mit meiner Tochter mal zur Grabstätte, sie hatte ihn schließlich auch jahrelang gekannt. Sie war sehr verstört, es gab nur die Wiese, schmucklos, darauf ein paar Plaketten, unter denen sich die Urnen befanden, Namen, Geburts- und Sterbedatum, fertig. Sehr traurig, kein Lied, kein Essen danach, nichts. Was auch schlimm war, war dass ich die Einzige aus der ganzen großen Familie war (außer natürlich meine Cousine und ihre Kinder), die bei der Bestattung dabei war. Dabei hatte der Verstorbene ja jahrelang zu uns gehört und war bei Familientreffen dabei gewesen, wenn auch eher schweigsam, aber so war er halt. 2