Zitat... Das war beim Rentengutachten des Wissenschaftlichen Beirats so, und es wiederholte sich während Corona und jetzt in der Frage eines Gasembargos. Der Bundeskanzler hat es als unverantwortlich bezeichnet, die Folgen eines Embargos überhaupt zu berechnen. Diese Art der Kritik aus der Politik hat in den vergangenen Jahren definitiv zugenommen. …
fett gesetzt von mir
Tja, Herr ifo, ich erinnere das so: 1. Das oben fett Gesetzte hat der BK nie gesagt. Sondern: ... Wenn einige von diesen [Wissenschaftlern] "mit mathematischen Modellen" vorrechneten, dass Deutschland sich ein Öl- und Gasembargo leisten könne, dann ist dies für Scholz einfach falsch, sogar "unverantwortlich". ... (ergänzt und fett von mir) Also nicht das Berechnen als solches, sondern die Art der Berechnung und die Schlussfolgerung aus dem Ergebnis nannte er falsch und unverantwortlich.
Ich habe mir seinerzeit zwei solcher "Modelle" angeschaut (DIW und welches noch?). Da ging es mehr so oberflächlich darum: "Gibt es auf der Welt genug Gas- und Öl-Angebot, um damit die russischen Exporte nach D zu ersetzen?"
Wenig verblüffende Antwort: ja. Mich verblüffender Schluss: D könnte russisches Öl und Gas ruhig boykottieren. Allemal gut für eine Schlagzeile oder eine Experten-Einladung zu x Talkshows.
In beiden Berechnungen fehlten aber Antworten auf so "unerhebliche Detailfragen" wie: "Wie genau kommt das Öl und Gas dann wie schnell und zu welchem erwartbaren Preis nach D?" Manchmal gab es dazu auch erstaunliche Ideen wie die, dass ja kurzfristig Gas aus Nordafrika nach D fließen könnte (DIW). Dass es dafür gar keine Pipelineverbindung gab (und bis heute nicht gibt, das Spanien-Frankreich-Pyrenäen-Debakel), was gegen kurzfrsitige Liefermöglichkeiten und einen Boykott spricht ... ist der Fachfrau dieses Detail entgangen?
Wie auch immer - im Frühjahr wurde dies alles noch auf breiter Front als Scholzens Arroganz gegeisselt wurde. Heute wissen wir aber leider ziemlich genau, wie wir ohne das billige russische Gas dastehen, also auch im Falle eines Boykotts seit Frühjahr dagestanden hätten: nämlich ziemlich dumm.
Und so ganz nebenbei hat die Regierung, genauer das BMWi das sehr wohl ausgerechnet hat.. Mehrfach sogar. Bloß eben mit einem kam zu einem anderen Ergebnis kam als so mancher Berater oder Wissenschaftler.
Auch daher eben meine Frage, die ich mir dann lieber jeweils im Detail beantworte: Liegt's am schlechten Rat der Wissenschaftler*innen oder dem Unwillen der Politiker*innen, guten Rat anzunehmen?
Zitat von Naomi_Nagata im Beitrag #599 Ach, ich bin da Söldner. Hauptsache das Geld kommt in ausreichender Menge rein.
Im Übrigen: man kann sich entweder für wenig Geld „für die gute Sache“ abrackern und letztlich wenig bis nichts erreichen, weil die allgemeine Hohlköpfigkeit groß und der politische Wille klein ist. Oder man verdient ordentlich viel Geld (zB mit einem Online-Shop für rosa Socken) und nutzt dieses dann, um unkompliziert Dinge zu unterstützen, die schnell Wirkung zeigen (Aufforstung wäre so ein Beispiel). ...
Schon ok, und ein Online-Shop für rosa Socken ist ja auch noch was vergleichsweise Sinnstiftendes.
Zitat... Das glaube ich nun wieder nicht, dass das so kompliziert wäre. Aber da fehlt es der „herrschenden Kaste“ natürlich an Eigenmotivation, denn warum sollte man den Ast absägen, auf dem man sitzt. Das ist doch das Hauptproblem. ...
Das ginge auf dem Wege von Petition und Volksbegehren. Es sind ja auch nicht einmal alle Parteien mit der Ist-Situation zufrieden. Weit schwieriger stelle ich mir vor, ein wirklich schlüssiges, praktikables Wahl- oder Demokratiekonzept zu entwickeln.
Zitat... Ein einfaches Beispiel: warum gibt es immer noch „Wahllisten“ mit nur 20 Plätzen (oder so)? Antwort: weil wir es nicht hinkriegen, digital wählen zu lassen. Theoretisch müsste doch jeder wählbar sein, der ein Parteibuch hat und im Bezirk xy wohnt. Faktisch fördert das bestehende System aber klassische Parteien-Klüngelei aus Zeiten, als man sich noch in der Turnhalle traf.
Ich weiss ja um Deinen Glauben ans Digitale als Wundermittel, aber hier halte ich ihn für irrig.
Theoretisch ist selbstverständlich bereits jetzt jede/r wählbar (über 18 Jahren, deutsche Staatsbürgeschaft und mit festem Wohnsitz). Ein Parteibuch muss mensch nicht mal haben, es dürfen auch parteilose Kandidatinnen auf Partei-Listen gesetzt werden. Freie Listen und Einzelkandidaturen (1-Personen-Listen) sind möglich - die müssen derzeit aber vorher x.y00(?) unterstützende Unterschriften beibringen - das könnte mensch als Demokratiedefizit, vor allem aber als Parteienbevorzugung empfinden.
Sinnvollerweise sind praktisch aber nur die wählbar, die sich auch zur Wahl stellen. Denn das ist nur ein sehr kleiner Prozentsatz aller Inhaber*innen des passiven Wahlrechts.
Die maximale Anzahl Listenplätze orientiert sich m.W. auch nicht an der "Länge des papierenen Zettels", sondern daran, wieviel Mandate eine Liste maximal erhalten könnte (für 100% aller abgebenen Stimmen).
Die Anzahl von Listen oder Einzelkandidaturen pro Wahl und damit Stimmzettel sind m.W. gar nicht begrenzt. Darum werden die Dinger ja auch immer länger, je stärker die politische Landschaft fragmentiert.
Da ist aus meiner Sicht digital nicht "mehr oder bessere" Demokratie herauszuholen. Aber vielleicht missverstehe ich Dich ja auch.
Na, ich glaube, da bin ich mittlerweile raus - gedanklich aus dem „Demokratie-Club“ ausgestiegen und bekennender Nicht-Wähler für die nächsten Wahlperioden. Die Quintessenz der letzten Jahre ist: es ändert sich ja sowieso nichts. Es lohnt daher den Aufwand nicht, da tiefer reinzugehen. Oder ein Wahllokal zu betreten.
„Running is a mental sport, and we are all insane. No halftimes, no timeouts, no breaks. From start to finish... we run.“
"Everything happens for a reason. Sometimes the reason is that you're stupid."
Zitat: „ Viele Politiker haben ja auch keinen wirtschaftlichen Sachverstand, sondern lesen sich den an über die Morgenzeitung und über ein paar Powerpoint-Präsentationen von Beratern.““
Hätte ich nicht besser formulieren können, und genau das ist ein Problem für den Wirtschaftsstandort.
„Running is a mental sport, and we are all insane. No halftimes, no timeouts, no breaks. From start to finish... we run.“
"Everything happens for a reason. Sometimes the reason is that you're stupid."
Zitat: „ Viele Politiker haben ja auch keinen wirtschaftlichen Sachverstand, sondern lesen sich den an über die Morgenzeitung und über ein paar Powerpoint-Präsentationen von Beratern.““
Hätte ich nicht besser formulieren können, und genau das ist ein Problem für den Wirtschaftsstandort.
Entspricht (leider) meinen Erfahrungen aus Jahrzehnten.
In Deutschland fühlen sich so manche politische Protagonisten ohne jede Berufsausbildung (und nicht selten auch noch ohne jede berufliche Erfahrung irgendwelcher Art) dennoch befähigt, sich öffentlich (beispielsweise im TV und in Talkshows) zu allen möglichen wirtschaftlichen Themen und Fragen zu äußern und Ihre Meinung kundzutun. Auf einem dann nicht selten deprimierenden (fachlichen) Niveau allerdings. Das wäre in etwa so, als würde meine Wenigkeit öffentlich über das Thema Ballett referieren ...
Den Sachverständigenrat beispielsweise (sowie unabhängige kompetente Sachverständige generell) könnte man sich eigentlich inzwischen fast sparen, da deren Expertise nicht selten von politischer Seite eher als "unangenehm" wahrgenommen wird. Jedenfalls, wenn es nicht in das eigene politische Programm paßt ... Im Zweifel sorgen dann Politiker lieber schon im Vorfeld (Beispiel: Berufung bzw. Zusammensetzung des Sachverständigenrates) für ihnen "(an)genehme" Sachverständige ...
Um in dem Kontext generell und auch die aktuelle Situation speziell betreffend einen Kollegin zu zitieren: "Geldverteilung mit der Gießkanne (noch dazu oft auf Pump), Tricksereien mit der Schuldenbremse (bei den aus Schulden dann "Sondervermögen" werden) und eine ideologische motivierte Energiepolitik ersetzen keine zukunftsweisende Wirtschaftspolitik. Dazu ist eine Rückkehr zu einer sich an marktwirtschaftlichen Grundregeln, Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien orientierenden Wirtschaftspolitik erforderlich, die denknotwendig wieder stärker die Angebotsseite in den Blick nimmt. Dies ist notwendig, um den durch technischen Fortschritt unausweichlichen Strukturwandel zu begleiten. Zwingend ist dabei ebenso eine saubere Trennung zwischen Asyl- und gezielt sprich gesteuerter Migrationspolitik, da Zuwanderung (schon aus demographischen Gründen) erforderlich ist aber nicht hauptsächlich als Zuwanderung in die Sozialsysteme erfolgen kann sondern ganz überwiegend in den Arbeitsmarkt erfolgen muß"
Das hätte ich wiederum nicht besser formulieren können.
Zitat von vreneli im Beitrag #606 In Deutschland fühlen sich so manche politische Protagonisten ohne jede Berufsausbildung (und nicht selten auch noch ohne jede berufliche Erfahrung irgendwelcher Art) dennoch befähigt, sich öffentlich (beispielsweise im TV und in Talkshows) zu allen möglichen wirtschaftlichen Themen und Fragen zu äußern und Ihre Meinung kundzutun.
„Vom Kreißsaal in den Hörsaal in den Plenarsaal“.
„Running is a mental sport, and we are all insane. No halftimes, no timeouts, no breaks. From start to finish... we run.“
"Everything happens for a reason. Sometimes the reason is that you're stupid."
Die sogenannten "Wirtschaftsweisen" sind leider auch nur eine Truppe, die der Regierung liefert, was diese hören will. Könnte man sich sparen und das Geld sinnvoll einsetzen.
Zitat von Naomi_Nagata im Beitrag #607„Vom Kreißsaal in den Hörsaal in den Plenarsaal“.
Beispiele für diese sog. "Drei-Saal-Karriere" habe ich in meinem Umfeld einige, noch mehr sind mir in meinem Berufsleben begegnet.
Wobei in Stufe 2 (Hörsaal) auffällig ist, daß nicht selten ohne erfolgreichen Studienabschluss studiert wird, man nur pro forma immatrikuliert ist, parallel zur politischen Tätigkeiten man sich an einer Fernuni einschreibt usw. - zudem besteht oft keine Schnittmenge zwischen dem Studiengang und dem als Politiker bespielten Themenfeld.
Ein zwar ganz schwacher Trost aber wenigstens gilt: Immerhin sind solche Protagonisten dann "untergekommen" und "von der Straße weg" - bei manchen wüßte man spontan gar nicht, wie und wo diese außerhalb der Politik ansonsten ihren Lebensunterhalt verdienen könnten ... Politik ist in Deutschland eine eher schlechte bezahlte Tätigkeit (von der Altersversorgung vieler Politiker mal abgesehen); für Menschen ganz ohne jede Qualifikation (und/oder Berufserfahrung) ist aber die Bezahlung - relativ gesehen - wiederum ausgezeichnet im Vergleich zu dem, was im normalen Arbeitsmarkt sonst möglich wäre.
ZitatLesen, Schreiben, Rechnen: Vielen Viertklässlern fehlt es an grundlegenden Kompetenzen, beklagen Bildungsexperten. Die Situation an den Grundschulen müsse sich schleunigst ändern. In einem Gutachten stellen sie 20 Maßnahmen vor, um den Negativtrend umzukehren.
Bildungsforscher sehen wegen der schlechten Deutsch- und Mathematik-Kompetenzen vieler Viertklässler und angesichts eines relevanten Anteils von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten dringenden Handlungsbedarf.
D.h. selbst wenn irgendwann mal wieder - aus dem Nichts - kompetente Wirtschaftspolitiker hier auftauchen würden, es wird dann einfach anteilsmäßig zu wenige junge Menschen geben, die dann über die Grundkompetenzen verfügen werden, vernünftigen Jobs nachgehen zu können.
Ich habe den Artikel auch mit Grausen gelesen. Kein Wunder, dass immer mehr „Bildungsbürger“ die Kinder in privaten Schulen anmelden.
Ich bin im Erstberuf Lehrer und weiss, wie schwierig es ist, eine Klasse in Schach zu halten. Wie das mit Inklusion und Integration überhaupt gehen soll, ist mir schon immer schleierhaft.
Wobei mir bei den Erhebungen zum Thema "Bildung" immer das Bild fehlt, was wir denn in 15 - 20 Jahren wirklich brauchen an Kompetenzen. Wenn die aktuelle Generation in Fähigkeiten, die man bald sowieso nicht mehr benötigen wird, jetzt nicht so top sind, ist das nicht so schlimm, finde ich. Wenn ich so zurückblicke: so gefühlte 2/3 des Unterrichts, den ich genossen habe, waren irgendwie überflüssig, weil man das heute alles auf Wikipedia nachlesen kann, was wir noch mühsam auswendig gelernt hatten. "Gut" war dagegen, dass ich in der Schule vernünftig Englisch gelernt habe, das lässt sich ja nicht mal eben so schnell kompensieren.
„Running is a mental sport, and we are all insane. No halftimes, no timeouts, no breaks. From start to finish... we run.“
"Everything happens for a reason. Sometimes the reason is that you're stupid."
Luci- es kann mit Integration und Inklusion sehr gut funktionieren, wenn man a. nicht davon ausgeht, dass das 3gliedrige Schulsystem das einzig Wahre ist und b. auf "Einer erzählt und diktiert, 30 hören zu" besteht. Sprich: Schule wie in den 80gern ist nicht, weil die Schüler auch nicht wie in den 80gern sind. Ich habe es schon öfter geschrieben, meine Damen waren auf einer integrierten Gesamtschule, Ganztagsschule, keine Ziffernnoten bis Klasse 8 einschließlich, ab Klasse 6 wird nach 3 verschiedenen Levels eingekurst, so dass ab 8 nur der Bereich MuKuBi übrig bleibt. Welchen Abschluss das Kind macht bleibt sehr lange offen, die endgültige Entscheidung fällt nach den MSA Prüfungen in Klasse 10.
Meine "integrierte" Mittlere war in einer Klasse mit 16 Schülern, 3 Klassenlehrer, davon eine Sonderpädagogin, die für die gesamte Schulzeit dieser Klasse fest von der Förderschule abgeordnet war. 5 Kinder waren Integrationskinder zu Beginn, zum Schluss noch 3 - zwei hatten den I Status zwischenzeitlich "abgelegt". Von diesen 5 kamen 4 von der Förderschule L und E, aus dem Grundschulbereich, in Klasse 5.
Zwei von ihnen haben den Erw. Sek. I erworben, 2 den MSA - Sprich Realschulabschluss- einer den Qual. Hauptschulabschluss.
Ich bin im Erstberuf Lehrer und weiss, wie schwierig es ist, eine Klasse in Schach zu halten. Wie das mit Inklusion und Integration überhaupt gehen soll, ist mir schon immer schleierhaft.
Luci
Ich bekomme den verwalteten Mangel an unterschiedlichen Stellen mit - Lehrkräftemangel in Kombination mit Pandemie-Bedingungen macht ein sowieso schon veraltetes Bildungskonzept einfach nicht besser. Zuwenig Lehrer für zu viele SuS, keine Möglichkeit SuS entsprechend ihren Möglichkeiten zu fördern/fordern, Schulleiterstellen für die sich niemand findet, weil alle wissen - die Arbeitsbelastung steigt quasi jährlich, während zwar immer wieder Unterstützung versprochen aber nicht realisiert wird (werden kann), usw.
I imagine one of the reasons people cling to their hates so stubbornly is because they sense, once hate is gone, they will be forced to deal with pain.
Luci, nur wer die Natur kennt, wird wohl den Wunsch entwickeln sie zu erhalten.
- "Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts zu seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen." - Epikur von Samos
Zitat von Klemenzia im Beitrag #616Luci, nur wer die Natur kennt, wird wohl den Wunsch entwickeln sie zu erhalten.
Das stimmt allerdings! Meine Prüfungslehrprobe als Biologielehrer war genau dieses Thema: Ökologisches Gleichgewicht. Ich hatte ein Aquarium mit Fisch und einer Pflanze dabei und jeder hat verstanden, dass O2 und Co2 im Gleichgewicht sein sollten.
Zitat von luciernago im Beitrag #615 Ich denke, es gibt einige Skills, die wirklich essentiell sind: - Mathematik incl. Kopfrechen - Englisch - MINT-Kenntnisse - Sauber recherchieren
Die Frage ist welchen Bildungsauftrag hat die Schule? Soll sie „nur“ Nachwuchs für die Wirtschaft produzieren oder hat sie einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag? Eine Gesellschaft besteht ja aus viel mehr als nur aus Wirtschaft.
Und so breit wie die Gesellschaft ist so breit ist auch das Spektrum der Berufe.
Zitat von luciernago im Beitrag #615 Kein Mensch der Welt braucht in der Mittelstufe 10 Süsswasserfische zu kennen. Mein Patensohn (12) musste das neulich lernen . .
Eine katastrophale Einstellung. In Kanada ist zur Zeit die Weltnaturschutzkonferenz die sich mit dem rasanten Artensterben beschäftigt. Neben dem Klimawandel sägen wir uns auch hier unsere Lebensgrundlage ab. Nur wie sollen wir verstehen was beim Artensterben passiert wenn wir die Natur als unwichtig betrachten
Zitat von luciernago im Beitrag #617 Meine Prüfungslehrprobe als Biologielehrer war genau dieses Thema: Ökologisches Gleichgewicht. Ich hatte ein Aquarium mit Fisch und einer Pflanze dabei und jeder hat verstanden, dass O2 und Co2 im Gleichgewicht sein sollten.
Ökosysteme bestehen nicht nur aus dem Gleichgewicht von O2 und CO2. Das sind komplexe vernetzte Gebilde in denen jeder seine Aufgabe hat … doch es wird OT
Luci, was ist mit dem Institut für Seenforschung, welches dir bekannt sein sollte? Es geht in vielen Bereichen um die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Wirtschaft. Wirtschaft sind aber nicht nur Daimler und Co., du beziehst dein Trinkwasser aus dem Bodensee und der Fischbestand geht in selbigem Zurück. Heimische Süßwasserbestände übrigens.
Zitat von luciernago im Beitrag #617 Meine Prüfungslehrprobe als Biologielehrer war genau dieses Thema: Ökologisches Gleichgewicht. Ich hatte ein Aquarium mit Fisch und einer Pflanze dabei und jeder hat verstanden, dass O2 und Co2 im Gleichgewicht sein sollten.
Ökosysteme bestehen nicht nur aus dem Gleichgewicht von O2 und CO2. Das sind komplexe vernetzte Gebilde in denen jeder seine Aufgabe hat … doch es wird OT
Lurchi (toller Nickname!)
Das ist mir schon klar. Ökologie ist ein weites Feld. Um auf die Bildung zurückzukommen: Natürlich sollen wir nicht empathielose Zombies für die Wirtschaft heranzüchten.
Umweltschutz hat aber viel mit Naturwissenschaften zu tun und deshalb halte ich Basics diesbezüglich für wichtig. Gerade beim Thema Energie merke ich immer wieder, was meine Mitbürger für Defizite haben. Die meisten wissen nicht einmal in Ansätzen, wie z.B. Strom tickt. .
Mit dem Beispiel der 10 Süsswasserfische wollte ich nur ausdrücken, dass meiner Meinung nach teilweise ein Wissen vermittelt wird, wass man sicch selbst auch problemlos aneignen kann. Dafür werden andere basics vernachlässigt.
Beispiel: Ich habe in englisch und französisch Abitur gemacht und musste Shakespeare auf mittelaltenglisch lesen. „La peste“ auf französisch war völlig wirr, allerdings habe ich dieses literarische Werk nicht einmal auf deutsch verstanden. Die beiden Sprach-LKs habe ich gemacht, weil ich in deutsch immer eine Niete war und mit 2 Sprachen deutsch abwählen konnte . . Ich bin zwar ein Grammatik-As, aber anspruchsvolle Texte will ich nicht lesen. Ich bin halt ein (inselbegabter) Technikfreak.
Ich brauche beruflich bedingt englisch und neuerdings auch französisch (ich habe ein paar Kunden in Frankreich dazubekommen) zur Korrespondenz und musste mir mühsam zusammenkratzen, wie man eine Email auf englisch oder französisch schreibt und was zum Teufel „Mit freundlichen Grüssen“ heisst . . Gerade die Franzosen sind begeistert, wenn ich ein paar französische Sätze in den ansonsten englisch gehaltenen Text einbaue.
Wer wirklich Shakespeare oder Camus lesen will, der schafft das bei entsprechendem Interesse auch als Erwachsener. Ich hoffe, ich konnte rüberbringen, was ich meine.
Mein Patensohn ist übrigens ein echter Allrounder und Pflanzenfan, seit er laufen kann säen wir gemeinsam aus (ich wohne in der Einliegerwohnung) und pflegen die Pflanzen in unserem Garten. Dieses Jahr haben wir Topinambur gezogen. Um den Kerl muss ich mir keine Sorgen machen, dass er zu wenig von Umweltschutz und der Natur versteht. Da habe ich als ausgebildeter Biolehrer echt meine Freude an ihm und seinen beiden Geschwistern, denen kann ich spielerisch natürlich viel Wissen vermitteln. Das ist wirklich eine schöne Aufgabe.
Zitat von Lurchi im Beitrag #618. Nur wie sollen wir verstehen was beim Artensterben passiert wenn wir die Natur als unwichtig betrachten
Über Zusammenhänge in Sachen Klima kann man ja was lernen. Ist nur die Frage, ob die 10 Arten Süßwasserfische, die man auch googeln könnte, da einen Mehrwert bieten.
„Running is a mental sport, and we are all insane. No halftimes, no timeouts, no breaks. From start to finish... we run.“
"Everything happens for a reason. Sometimes the reason is that you're stupid."
Zitat von Lurchi im Beitrag #618. Nur wie sollen wir verstehen was beim Artensterben passiert wenn wir die Natur als unwichtig betrachten
Über Zusammenhänge in Sachen Klima kann man ja was lernen. Ist nur die Frage, ob die 10 Arten Süßwasserfische, die man auch googeln könnte, da einen Mehrwert bieten.
Genau das meinte ich. Ich kann auch als studierter Biologe keine 10 Süsswasserfische benennen, aber ich verstehe viel von Ökologie, Chemie und Technik und vor allem davon, wie alles zusammenhängt.
Ich glaube nicht, daß es in dem Gutachten für die KMK darum geht, wieviele Süßwasserfische man in der Schule kennenlernen sollte oder wie wichtig Umweltschutz ist. Ich drück's mal provokanter und nicht pädagogisch verbrämt aus: Die Kinder sollten wenigstens ihren Namen schreiben können und bis 100 zählen. Und nicht gleich jedem "aufs Maul hauen", der nicht ihrer Meinung ist oder "guckt". Das sind wohl eher die tatsächlichen Probleme, um die es da geht...
Zitat von luciernago im Beitrag #611... Kein Wunder, dass immer mehr „Bildungsbürger“ die Kinder in privaten Schulen anmelden. ...
Direkt auf das in der Tat alarmierende Untersuchungsergebnis bezogen: Sind denn nur Kinder aus staatlichen Schulen getestet worden? Und wenn nicht, die waren die Ergebnisse an privaten Schulen besser?
Ich sehe es andersherum: Wenn bzw. da immer mehr zahlungskräftige Eltern und Großeltern ihre (Enkel-)Kinder auf Privatschulen und später Privatuniversitäten schicken, fehlen diese Menschen als Zielgruppe für bessere staatliche Bildungspolitik. Mich verwundert es daher nicht, dass die politische Relevanz der Zustände an und Ausbildungsergebnisse von staatlichen Schulen und Unis abnimmt. Es interessiert einfach weniger Menschen ("Hach ja, schlimm, aber Unsere sind ja zum Glück auf der Privatschule ..."). Entsprechend nimmt auch die staatliche Aufmerksamkeit sowie der Umsetzungswillen hin aufgabengerechter Organsisation, funktionierenden Lehr/Lernkonzepten sowie angemessener Ausstattung des staatlichen Bildungsbereichs ab.
Der Aufgabenkatalog, der aus Elternhäusern, Gesellschaft und Politik an Kitas und Schulen weitergereicht wird, wächst ständig. Aber Organisation, Lehr/Lernkonzepte und Ausstattung werden nicht entsprechend angepasst. Auch da wirkt die Verabschiedung der zahlungskräftigeren (Groß-)Eltern eher negativ: "Was? Mehr Geld für staatliche Bildung, womöglich mehr Steuern? Nööö, ich zahle doch schon das Privat-Schulgeld für meine Kinder."
Wie so oft beisst sich die Katze in den Schwanz: So verlockend es zunächst erscheinen, so gut es sich anfühlen mag, den "eigenen" Kindern die (dann hoffentlich wenigstens wirklich) bessere Bildung zu kaufen, die gesellschaftlichen Folgeprobleme fallen letztlich der Gesamtgesellschaft auf die Füße.
Je mehr schon Kita und Regelschule als Felder für "familiäre Startvorteile", also letztlich soziale Abgrenzung benutzt werden (können), desto weniger kann dabei m.E. ein gutes gesellschaftliches Gesamtergebnis herauskommen.