Ich war damals in einer Selbsthilfegruppe für Eltern von ADHS-Kindern, die von einem spezialisierten Arzt begleitet wurde. Einhellige Meinung war, es sei besser es ohne Medikamente hinzubekommen. Natürlich gab es trotzdem Kinder, die Medikamente nahmen. Es hieß aber auch, die Medikamente müssen irgendwann ausgeschlichen werden sonst darf der Führerschein nicht gemacht werden. Wie das heute ist, weiß ich nicht. Ich habe festgestellt (gilt natürlich immer nur für mein Kind), dass eine andere Erziehung und vor allem ständige Bewegung gut waren. Ich hab dann eher so Abenteuersportarten gewählt. In der Schule bat ich die Lehrer, Schulaufgaben bitte am frühen Morgen zu schreiben und nicht um 13.00 Uhr, wenn die Konzentration praktisch 0 war. Hausaufgaben wurden grundsätzlich am Boden in liegender Position erledigt. Ja, wir sind gut durchgekommen und heute liegt es in der Verantwortung des Kindes ob Medikamente ja oder nein.
Und ja, ich habe bei dem anderen Kind erlebt was die Medikamente anrichten können. Es lag nur noch in der Ecke, war nicht mehr ansprechbar, hatte an nichts mehr Freude. Die Mutter hat es dann abgesetzt und die alte Persönlichkeit war wieder da. Das Kind hat selber gesagt, es wolle diese Medikamente nie mehr nehmen, es nahm die Welt nur noch wie durch einen Nebel wahr.
Wenn es Menschen besser geht mit den Medikamenten ist doch alles gut. Menschen sind ja auch unterschiedlich und mein Kind will nichts nehmen, könnte aber jederzeit.
Ich empfinde ADHS auch nicht als Störung sondern als Andersartigkeit. Mein Kind hat auf der einen Seite erstaunliche Fähigkeiten und auf der anderen Seite leichte Defizite. Sie arbeitet heute in einem Beruf, der ihren Fähigkeiten entgegen kommt und wo die Defizite nicht auffallen.
Danke, Eva und Lizzie, dass ihr es ausgesprochen habt. Dieselbe Diskussion gab es auch im Brigitte Forum bei Depressionen. Wer Medikamente nimmt, ist schwach und will sich nicht anstrengen. Mir hätte das rechtzeitige Erkennen und die Medikation höchstwahrscheinlich die Alkoholabhängigkeit und mehrere depressiven Episoden erspart und ich hätte vielleicht studiert... Wie auch immer, es ist, wie es ist. Ich fühle mich durch die Medikamente nicht schwach, im Gegenteil, es fällt mir jetzt nur leichter, das zu tun, was neurotypische Menschen von Haus aus können. Konzentriert arbeiten, nicht endlos prokrastinieren...
Vermutlich kommt es drauf an, von welchem (Erfahrungs-)punkt man spricht. Nicht von Medikamenten abhängig zu sein, hat etwas für sich, genauso, froh darüber zu sein, dass eben jene Medikamente einem helfen können.
meistens-heiter, ich schrieb schon oben, dass mich das Thema beschäftigt, weil eine Freundin von mir das hat - sie schleppt auch immer mehr Leute an, die das auch haben oder zu haben glauben (lies: noch nicht diagnostiziert).
Seit ich weiß, was mit mir los ist, nehme ich meine Stärken sehr viel deutlicher wahr. Es wird nicht mehr alles überlagert von dem ständigen Gefühl der Unfähigkeit. Mit oder ohne Medikamenten...
Ich glaube, allein das Wissen drum hilft schon vielen Betroffenen. Mir hat die Diagnose eine riesige Erleichterung gebracht.
Ich war sehr euphorisch, als sich der Verdacht erhärtete, und habe Freunden und Bekannten meine neuen Erkenntnisse dargelegt. Zum Teil auch etwas nervig... Ich versuche, mich damit nicht mehr aufzudrängen, die Impulskontrolle ist aber nicht immer auf Zack
Meine Freundin hat mir ja ständig das Gefühl vermittelt, ich hätte das auch. ich finde mich da aber nicht wieder. Sie möchte auch immer beratschlagen und selbst beratschlagt werden.
Wie lange hat sie schon die Diagnose? Eine gute Freundin hat ADHS mit viel H. Als ich mich mit meinem Thema beschäftigt habe, habe ich auch immer wieder sie vor mir gesehen. Ich habe versucht, vorsichtig meinen Verdacht anzusprechen, nicht vorsichtig genug. Das war schon erst problematisch. Inzwischen hat sie viel gelesen und findet sie sich absolut wieder. Medikamente lehnt sie für sich aber ab. Ist ja auch total ok.
Zitat von eva im Beitrag #52 Ich habe auch kein Zeitgefühl. Fehlt in beiden Richtungen, ich unterschätze und überschätze.
Beispiel Ich sehe meine unordentliche Küche und denke "die Zeit reicht nicht das JETZT aufzuräumen, ich muss in 15 min los"
Vorhin gab es vor dem Tatort noch einen Brennpunkt, also noch 20 Minuten Zeit für die Küche. Extra mal gestoppt und es dauerte gerade mal 6 Minuten und alles war weggeräumt.
Nächstes Beispiel Ich muss nur noch 1 Rechnung schreiben, bin in 5 Minuten fertig.
Die Unterlagen suchen, PC hochfahren, Rechnung tippen, kontrollieren, drucken und in Umschlag und frankierten....dauert mindestens 25 Minuten.
Das finde ich jetzt ein typisches Beispiel, für das ich überhaupt kein Verständnis aufbringe, weil es für mich in die Kategorie fällt, dass jemand versucht, seine persönliche Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit auf etwas zu schieben, das damit überhaupt nichts zu tun hat, um keine Verantwortung dafür zu übernehmen.
Du weisst doch, wie lange diese Sachen dauern, denn du schreibst es ja hier: 6 Minuten die Küche, 25 Minuten die Rechnung. Und das weisst du, weil du darauf geachtet hast bzw. die Zeit gestoppt hast und es dir gemerkt hast. Vorher hast du es nicht gewusst, weil du dir die Zeit bei diesen Handlungen nicht bewusst gemacht hast oder weil du sie vorher noch nie ausgeführt hast. Sprich, es war dir nicht wichtig genug und hat dich nicht gekümmert. Das ist ja völlig ok, aber das hat doch nichts mit ADHS oder anderen Besonderheiten zu tun - was glaubst du denn, wie andere Menschen ein Zeitgefühl entwickeln? Man schaut auf die Uhr und merkt sich, wie lange etwas dauert. Und wenn ich mir diese Mühe nicht mache, weiss ich es halt nicht. Und dass man sich verschätzt, gerade bei Sachen, die man zum ersten Mal tut, ist auch völlig normal.
Dieses Kokettieren mit vermeintlichen "Da-kann-ich-nicht-für, ich bin eben etwas ganz Besonderes"-Eigenheiten stört mich, weil andere Menschen mit solchen Alltäglichkeiten umgehen, ohne das einer Erwähnung wert zu finden.
Stefanie63, Für Leute, die strukturiert denken und strukturiert funktionieren, ist es so. Aber andere haben damit wirklich ein Problem!
Ich denke dabei immer meine Freundin, die theoretisch auch weiß, wie lange ein Vorgang dauert, aber sich praktisch immer wieder verzettelt, so dass ein Vorgang länger dauert. Dann braucht eben das Tee Kochen keine 15 Minuten (inklusive Tee trinken), sondern 35, weil ihr zwischendrin dies noch einfällt und jenes noch einfällt und sie diesen Gedanken hat und das noch aufschreiben muss, und dann "ach ja, ich wollte ja Tee kochen" ... Wenn ich es persönlich miterlebe, muss ich an mich halten, weil es mich nervös und wuschig macht. Aber sie kann es fast nicht anders. Sie schafft es zwar, in ihrem Beruf einigermaßen strukturiert zu sein, aber auch da ... verpasst sie die Straßenbahn oder hat das Handy zu Hause vergessen oder ... Jedes einzelne Ereignis hat in der Regel eine Erklärung, aber insgesamt ist es sehr ...
Ich habe inzwischen verstanden, dass sie so ist. Sie ist nicht bösartig und macht es nicht mit Absicht. (Aber sie kokettiert damit nicht, sie versteht nicht, warum ihr immer so etwas passiert. Und sie hält sich auch nicht für etwas Besonderes.)
Zitat von Stefanie63 im Beitrag #86 Das finde ich jetzt ein typisches Beispiel, für das ich überhaupt kein Verständnis aufbringe, weil es für mich in die Kategorie fällt, dass jemand versucht, seine persönliche Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit auf etwas zu schieben, das damit überhaupt nichts zu tun hat, um keine Verantwortung dafür zu übernehmen.
[...] Dieses Kokettieren mit vermeintlichen "Da-kann-ich-nicht-für, ich bin eben etwas ganz Besonderes"-Eigenheiten stört mich, weil andere Menschen mit solchen Alltäglichkeiten umgehen, ohne das einer Erwähnung wert zu finden.
Moderative Erinnerung:
Ich möchte vorsorglich daran erinnern, daß wir uns hier im Unterforum Psychische Gesundheit und Erkrankungen befinden, für das wir einen etwas weniger robusten Ton und Umgang untereinander erwarten als vielleicht in anderen Unterforen ok sind.
Gute Nacht. Sternenfliegerin
................................................................................................ I don´t know where I´m going- but I´m on my way... Carl Sagan
Vielleicht geht es auf dem Weg gar nicht darum, irgendwas zu werden. Vielleicht geht es darum, alles abzuwerfen, was wir nicht sind, so daß wir das sein können, wofür wir bestimmt sind. Paulo Coelho
Tja, mit dem Lesen und der Zuordnung, welcher Beitrag von wem stammt, klappt es bei DIR wohl nicht.
Die Zeit für Rechnungen schreiben, die hatte ich mal gestoppt. Die sagte "kein Zeitgefühl", das war Katta.
Wir reflektieren uns hier und Du kommst um die Ecke und stellst Behauptungen auf ohne ADHS zu kennen. Du nimmst nicht mal wahr, dass wir hier schreiben, unter zB dieser Zeitblindheit zu leiden. Mit dem Stoppen der Zeit wollte ich mir klar machen, dass ich eben NICHT in der Lage bin, die Dauer von Tätigkeiten einzuschätzen.
Ich bin übrigens nichts "besonderes" Mein Gehirn funktioniert jedoch nicht neurotypisch.
Kannst Du das verstehen? Oder willst Du es gar nicht verstehen?
Als nicht Betroffene hast Du gut beschrieben wie das ist.
Da gehen auch mal Freundschaften flöten. Ich wurde schon gefragt warum ich das nicht schaffe oder dies und das vergesse... Und dann wird es dem Gegenüber zu anstrengend oder Freunde fühlen sich verletzt.
Ich kann schon verstehen wie dieses Verhalten beim Gegenüber ankommen kann.
Mit Absicht oder aus Gleichgültigkeit mache ich das natürlich nicht.
Mein Mann sagte mal, er könnte meinen Gedanken ja meist folgen. In meinem Kopf möchte er allerdings nicht wohnen müssen.
Ich war die mit "kein Zeitgefühl", genau. Ich fange noch schnell eine Sache an, bevor ich das Haus verlassen will, z.b. Spülmaschine ausräumen, und ja, ich habe das hundert Mal gemacht, und trotzdem ist manchmal einfach mehr Zeit vergangen, als ich gedacht habe. Gleichgültig ist mir das nicht. Wenn ich alleine für mich bin, ist das ja egal, ich bemerke, dass ich mich verzettelt habe und mache weiter, was ich eigentlich tun wollte. Oder auch nicht. Wenn ich aber weiß, dass andere auf mich warten müssen, fange ich meistens gar nichts mehr "schnell" an oder bin furchtbar gestresst, ich bin oft überpünktlich. Wenn ich mich nicht noch verlaufe, was auch wieder ein Kapitel für sich ist. Ich kokettiere nicht damit. Es ist ein Problem, das ich so gut wie möglich handeln will. Denn mir macht es auch keinen Spaß, Menschen warten zu lassen, oder selbst warten zu müssen.
Ich habe immer so sein wollen wie meine Mitschülerinnen oder Freunde. Ich fand mich nie exklusiv, nur verpeilter und tollpatschiger, irgendwie anders. Das war aber kein gutes Gefühl.
Jemand anderem zuzuschauen, der hantiert wie ich, macht mich übrigens sehr nervös. Ich möchte es dann lieber selber machen.
@Katta, Es war ein langer Weg. 🙃 Es klappt, weil ich sehe, wie sie sich bemüht, bei unseren Verabredungen pünktlich zu sein. Das rechne ich ihr hoch an.👍 (Und weil sie immer mal wieder erzählt, dass sie nicht versteht, wie sie in unangenehme Situationen geraten kann. )
meistens-heiter, ich wollte noch schreiben, dass es ein großes Glück ist, wenn man Eltern hat, die mit der Diagnose etwas konstruktives anfangen können (auf dem Bauch liegend lernen lassen...) Wenn das ADHS früh erkannt wird und die Umwelt auf das Kind anders eingeht, kann es bestimmt ein anderes Selbstbewusstsein entwickeln und früh Skills lernen, die das Leben ein bisschen einfacher machen.
Nicht jeder spricht auf die Stimulanzien an. Ritalin ist aber kein Beruhigungsmittel wie Valium oder Tavor. Was mit dem Kind damals war, von dem du berichtest, weiß ich natürlich nicht. Es gibt ja nichts, was es nicht gibt.
Ich habe mich jetzt hier 2 Minuten bevor ich das Haus hätte verlassen sollen, um pünktlich zu einem Treffen mit Freundinnen zu kommen, unbedingt hier noch registrieren müssen…. Dass ich nicht pünktlich war, kann sich jeder hier vorstellen… Aber ich habe meine Diagnose erst ein paar Monate und nehme jetzt seit gut einem Monat Elvanse und hab mich einfach sehr gefreut, hier einen Austausch von Betroffenen zu finden!
Katta, ich habe tatsächlich meinem Kind erst von der Diagnose erzählt als sie schon erwachsen war. Ich hatte Bedenken, dass sie ADHS als Ausrede für alles was schief läuft hernehmen würde. Aber ich habe allen davon erzählt die mit ihr viel zu tun hatten. Also den Großeltern, Lehrern usw. Alle haben sich gut darauf eingestellt und sind ihr so weit als möglich entgegen gekommen.
Ja, wir hatten Glück mit der frühen Diagnose. Aber sie war ja auch schon sehr früh auffällig und da habe ich mir Hilfe gesucht und Gottseidank gefunden. Es war ja auch für mich als Mutter eine Riesenerleichterung zu erfahren, dass ich nicht die totale Versagerin bin sondern mein Kind eben einfach anders ist.
Allerdings wurde es zu der Zeit auch so eine Art Modediagnose, auf einmal hatten alle bewegungsfreudigen Kinder ADHS.
Dann driftete das Ganze noch in die Esoterikecke ab. Ich lernte Eltern und Großeltern kennen, die total stolz berichteten, dass das Kind ein Indigokind sei. Ich hab mich nur oberflächlich damit befasst, aber Indigokinder sind im Prinzip ADHS-Kinder mit ganz tollen Fähigkeiten und die nächste Stufe der Menschheit. Die jetzige Menschheit kann diese Kinder nicht verstehen, denn sie sind ja nicht auf dem gleichen Level. Für mich total absurd.
Ja, mein Kind hat zum Teil außergewöhnliche Fähigkeiten, aber eben auch Defizite. Sie hat z.B. genau null Orientierungsinn, ich frag sie immer ob ich ihr den Weg zur Toilette in meinem Haus (ihr Elternhaus) mit Pfeilen weisen soll. Aber dieser nicht vorhandene Orientierungsinn beschränkt sich nur auf bebaute Gebiete, also Städte, Dörfer usw.
Setze sie im finsteren Wald aus und sie findet mit traumwandlerischer Sicherheit wieder heraus. Das finde ich wirklich erstaunlich, denn den meisten von uns geht es wahrscheinlich genau andersrum. Trotzdem sehe ich nicht in ihr die nächste Stufe der Menschheit.
Für mich habe ich es zu der damaligen Zeit so empfunden, dass die Diagnose ADHS als Modediagnose für viele bequem war. Eltern und Lehrer drängten bei den Ärzten auf Ritalin statt dem Bewegungsdrang der Kinder nachzugeben. Stundenlang im Stuhlkreis zu sitzen war für mein Kind Höchststrafe aber eben für viele andere Kinder auch die kein ADHS hatten. So, zack, gib ihnen eine Pille und sie verhalten sich ruhig. Fand ich einfach falsch und finde ich immer noch falsch.
Bitte nicht falsch verstehen. Wenn sich jemand mit entsprechenden Medikamenten besser fühlt ist das völlig in Ordnung. Nur hatte ich eben das Gefühl, dass Menschen (Kinder) in dieser Gesellschaft einfach zu funktionieren haben und es eben Menschen (Kinder) gibt, die aber eben nicht wie gewünscht funktionieren. Jetzt ist das ja nun echt nichts besonderes, wenn einige Kinder mehr Bewegungsdrang haben aber selbst das wird nicht akzeptiert.
Ach, ich glaube, ich kann nicht richtig ausdrücken was ich meine. Ich weiß nur mein Kind ist richtig so wie es ist, manchmal anstrengend aber total liebenswert.
Zitat von bazeba im Beitrag #33Ich bin wohl auch betroffen, wenn auch nicht offiziell diagnostiziert.
Zwischen 20 und Ende 30 konnte ich einige Symptome mit Disziplin ausgleichen. Nun gelingt mir - 46 - das immer schlechter. Meine Zerstreutheit, die Prokrastination, die Überforderung durch z.B. Menschenmaßen,...
Mir geht es sehr ähnlich, bin 45 und habe bemerkt, wie die Symptome die letzten Jahre immer stärker wurden bzw. ich sie immer schlechter unbewusst kompensieren konnte (also bemerkt erst nachdem ich den Verdacht mit ADS hatte, vorher fühlte ich mich halt einfach immer schlechter ohne zu wissen, was los ist). Nachdem ich mich in das Thema eingelesen hatte (Hyperfokus sei Dank - einer meiner Lieblingssymptome ), wusste ich dann auch, dass es anscheinend sehr verbreitet ist bei weiblichen ADHS-Betroffenen (verstärkt sogar bei denen die spät eine Diagnose erhalten haben). Die Symptome werden Mitte 40 nach und nach stärker, man kann weniger gut kompensieren... gibt anscheinend zwei Hauptgründe dafür: die hormonelle Umstellung, die mit der Perimenopause beginnt, wirbelt da einiges durcheinander und verstärkt die Symptome (ich war noch dazu hormonell immer schon ziemlich gebeutelt, PMS und so). Außerdem spürt man irgendwann, dass man sich über Jahrzehnte unbewusst immer angepasst hat, kompensiert hat, der Alltag viel mehr Energie und Anstrengung gekostet hat als bei Nicht-ADHS-Menschen. Das kostet soviel Energie über die Jahrzehnte, dass man irgendwann nicht mehr genug dafür aufbringen kann und die Symptome verstärkt zu Tage treten. Beides trifft bei mir definitiv zu und es war ein Segen, zu merken, wie gut mein Medikament hilft. Ich hab irgendwie das Gefühl, jetzt habe ich plötzlich genügend Energie, erst richtig durchzustarten in mein neues Leben....
Zitat von eva im Beitrag #39Verwirbeln 😉 ja passt auch bei mir.
Sinnieren kann ich bei monotonen Arbeiten allerdings auch. Heute habe ich beim Autofahren darüber nachgedacht, wie dieses Schicht-Denken funktioniert.
Es entsteht dann was ein Dialog mit mir selbst. Leider habe ich dann die Abfahrt verpasst.
Klar, jeder ist mal verpeilt oder vergisst was, aber doch nicht täglich und immer zu.
Ich frage mich echt manchmal wie anders mein Leben hätte sein können. Hilft ja nichts, tut aber gut zu wissen, warum ein Studium für mich nicht in Frage kam.
Ich hätte mich einfach nicht organisieren können. Später in der Selbständigkeit war die Buchhaltung die reine Hölle.
Nicht die Abrechnung, sondern einfach die ganzen "Zettel"
Ich glaube ich habe jeden Tag 1 Stunde mit Suchen verbracht. Ich suche im Grunde immer was.
Heute im Parkhaus bezahlt und an der Ausfahrt total panisch die Ausfahrkarte gesucht.
Kein Wunder dass meine Nerven davon dauernd strapaziert wurden.
Heute hatte ich nur privates zu erledigen und deshalb kein Medikament genommen
Morgen fahren wir in Urlaub und ich werde auch dann Medikamente nehmen, es fühlt sich einfach ruhiger und bedächtiger an.
Liebe Eva, danke für das Eröffnen dieses Themas hier - ich bin schon länger um diverse ADHS-Foren herumgestrichen, aber die sind mir zum mitschreiben und länger verfolgen zu detailliert und ich habe dann das Gefühl, ich kreise nur noch um mein "Problem", Hyperfokus lässt grüßen. Da kann ich mich dann furchtbar drinnen verlieren, wie belastend nicht alles ist und welche Symptome ich ja noch alle habe und was mit der Medikation schief gehen könnte etc. Einfach zuviel halt. Das hier finde ich einen schönen Austausch mit Betroffenen (auch wenn ich erst gestern eingestiegen bin, aber ich hoffe, hier geht es noch länger weiter), ich bin ja noch ziemlich am Anfang der Diagnose, Medikation etc..
All das, was du hier schreibst kann ich eins zu eins unterschreiben - inkl. Studium sowas von in den Sand gesetzt weil ich mich nicht organisieren konnte und Selbständigkeit, die der Horror war weil ich die öden Büro-Dinge halt nicht und nicht hinkriegte, weil meinem Hirn damit einfach zu langweilig war (ging halt leider bis zur Insolvenz....).
protea, willkommen! Ist es bei dir denn ADHS oder ADS ohne Hyperaktivität?
Mir geht's wie bazeba, ich habe keine offizielle Diagnose, aber ich bin mir sehr sicher, dass sie ADS lauten wird. Hyperaktiv bin ich nicht, zum Glück.
Ich will seit Monaten in eine Selbsthilfegruppe, aber es passt terminlich einfach fast nie. Ich geb nicht auf. Zwar bin ich mittlerweile 60, aber ich will trotzdem eine Diagnose.