Den heutigen Nachrichten zufolge lösen die zunehmenden Spannungen im Norden des Kosovos international Besorgnis aus.
Während die EU und die USA zur Deeskalation aufrufen, stellt sich Russland klar an die Seite Serbiens.
Auch das Auswärtige Amt äußerte sich besorgt und rät von nicht unbedingt notwendigen Reisen in die vier Gemeinden des Nordkosovos ab.
Was ich weiß: Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo gehörte früher zu Serbien und ist seit 2008 unabhängig. Serbien findet sich damit nicht ab und beansprucht das Territorium des Landes für sich. Auch die europäischen Länder Spanien, Griechenland, Zypern, die Slowakei und Rumänien erkennen den Kosovo nicht an. Auffällig ist, dass in all diesen Ländern immer wieder Konflikte wegen Minderheiten im Land aufflackern.
Das Gebiet nördlich der geteilten Stadt Mitrovica am Fluss Ibar ist nahezu ausschließlich von ethnischen Serben bewohnt und grenzt direkt an Serbien. Präsident Vučić will die Rückkehr des serbischen Militärs und ermuntert die Bewohner des Gebiets dazu, die Oberhoheit des kosovarischen Staates nicht anzuerkennen.
Möglicherweise der nächste Kriegsschauplatz in unserer Nähe...
Dass die Kosovoalbaner nach der von Serbien versuchten „ethnischen Säuberung“ und Vertreibung ihre Heimat nicht mehr als Teil Serbiens sehen wollen, dafür habe ich größtes Verständnis. Dass die serbisch besiedelten Teile des Kosovo aber gleich als mit unabhängig anerkannt wurden, heiße ich nicht für gut. Vielleicht sollte man den Kosovo entlang der Sprachgrenze einfach teilen. Serbien behält die serbisch besiedelten Teile der Provinz und erkennt den Rest des Kosovo dafür als unabhängig an.
Zitat von Quirin im Beitrag #2Dass die Kosovoalbaner nach der von Serbien versuchten „ethnischen Säuberung“ und Vertreibung ihre Heimat nicht mehr als Teil Serbiens sehen wollen, dafür habe ich größtes Verständnis. Dass die serbisch besiedelten Teile des Kosovo aber gleich als mit unabhängig anerkannt wurden, heiße ich nicht für gut. Vielleicht sollte man den Kosovo entlang der Sprachgrenze einfach teilen. Serbien behält die serbisch besiedelten Teile der Provinz und erkennt den Rest des Kosovo dafür als unabhängig an.
Meines Wissens war der Kosovo ganz früher mal von Serben besiedelt und die Albaner eine kleine Minderheit. Durch die natürliche Vermehrung haben die Albaner irgendwann die Mehrheit im Kosovo bekommen und sich von Serbien losgesagt. Das nur ganz grob. Den Zeitraum weiß ich natürlich nicht. Das Problem ist wohl die Religion mal wieder. Ich kann die Serben verstehen, mag mir die Zukunft gar nicht ausmalen. Für mich liegt die Lösung nicht in einzelnen Stasten, sondern in einem vereinten Europa der Bundesländer. (Es gibt einen anderen Namen dafür, statt Bundesländer, der fällt mir aber jetzt nicht ein.)
Ich mache mir in der aktuellen Situation aber keine Sorgen, Russland hat keine Kapatzitäten frei, Serbien und Albanien sind wirtschaftlich am Boden, die können sich keinen Krieg leisten. Außerdem sind Kfor Truppen da, viel Vertrauen habe ich nicht in die, aber vielleicht haben die doch mäßigenden Einfluss auf die Parteien.
Die Albaner sollen sowieso in die Eu aufgenommen werden, mit voller Visafreiheit. Die kommen dann eh, brauchen dann wenigstens kein Asyl mehr beantragen
„Kaffee redet nicht, Kaffee jammert nicht, Kaffee macht einfach seinen Job.“ Aufsteller vor einem Café in Kreuzberg
Zitat von Hair im Beitrag #5Die Albaner sollen sowieso in die Eu aufgenommen werden, mit voller Visafreiheit. Die kommen dann eh, brauchen dann wenigstens kein Asyl mehr beantragen
Abwarten, Albanien ist lediglich offizieller Beitrittskandidat der EU. Erst im Sommer diesen Jahres eröffnete die EU das Beitrittsverfahren. Kann also noch dauern.
Zitat von Hair im Beitrag #5Außerdem sind Kfor Truppen da, viel Vertrauen habe ich nicht in die,
Ich hab schon Vertrauen, denn die 3700 NATO-Soldaten der KFOR-Friedensmission sorgen nun schon seit 23 Jahren für die Sicherstellung eines friedlichen und sicheren Umfeldes im Land...
Zitat von Hair im Beitrag #5... Meines Wissens war der Kosovo ganz früher mal von Serben besiedelt und die Albaner eine kleine Minderheit. ...
Ja, irgendwann im 17. oder 18. Jahrhundert war das vielleicht noch so.
Zitat... Durch die natürliche Vermehrung haben die Albaner irgendwann die Mehrheit im Kosovo bekommen und sich von Serbien losgesagt. Das nur ganz grob. Den Zeitraum weiß ich natürlich nicht. ...
Die Zeiträume bzw. -läufe sind da aber ziemlich entscheidend.
... Der Anteil der Kosovo-Albaner wuchs im Laufe des letzten Jahrhunderts infolge überdurchschnittlich hoher Geburtenzahlen und der Abwanderung der Serben beständig an. Eine nichtserbische Bevölkerungsmehrheit wies das Kosovo bereits gegen Ende der osmanischen Herrschaft im Jahr 1912 auf.[27]
Der Kosovo wird vor allem von Albanern bewohnt. Schätzungen der Weltbank aus dem Jahr 2000, denen das statistische Amt von Kosovo bis heute folgt, gehen von 88 % Albanern, 7 % Serben und 5 % der übrigen ethnischen Gruppen aus. .... https://de.wikipedia.org/wiki/Kosovo#Ethnische_Struktur fett von mir Also hat sich die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung im Kosovo im Laufe von Jahrhunderten durch Abwanderung von Serben und überdurchschnittlich hohe kosovo-albanischen Geburtenzahlen verändert. Für unabhängig erklärt hat sich der Kosovo allerdings erst 2008.
Zitat von Hair im Beitrag #5... Das Problem ist wohl die Religion mal wieder. ...
Nö, das Hauptproblem dürfte sein, dass manche Serben spätestens seit dem Zusammenbruch Jugoslawiens wieder von einem Großserbien träumen, in dem sich natürlich alle Menschen den ethnischen Serben unterzuordnen haben. Geographisch gehören neben dem Kosovo auch Teile anderer Nachbarstaaten zu ebendiesem Großserbien. Sowas wird dann gern mal religiös bemäntelt und hat u.a. zum Kosovo-Krieg und Srebrenica-Massaker geführt.
(Mal ehrlich: Wäre die Religion wirklich das Problem, wieso hat das friedliche Zusammenleben dann in Jugoslawien jahrzehntelang funktioniert?)
Zitat... Ich kann die Serben verstehen, mag mir die Zukunft gar nicht ausmalen. ...
Welche denn genau - die der "Überfremdung durch albanische Horden"?
Zitat... Die Albaner sollen sowieso in die Eu aufgenommen werden, mit voller Visafreiheit. Die kommen dann eh, brauchen dann wenigstens kein Asyl mehr beantragen
Bis Albanien in die EU aufgenommen wird, fliesst noch 'ne Menge Wasser den Rhein herunter - wenn es überhaupt irgendwann passiert. Aber Albanien ist ein ganz anderer Staat als der Kosovo, ein anderes Gebiet, auch international anerkannt.
Albanien ist als Konflikt- oder potentielle Kriegspartei also gar nicht involviert, so weit ich weiss.
Zitat von Hair im Beitrag #5... Für mich liegt die Lösung nicht in einzelnen Stasten, sondern in einem vereinten Europa der Bundesländer. (Es gibt einen anderen Namen dafür, statt Bundesländer, der fällt mir aber jetzt nicht ein.) ...
Wieso sollten Gruppen wie die Serben und Kosovo-Albaner in so einem Konstrukt friedlicher zusammenleben können in zwei voneinander getrennten Staaten?
Zitat von Quirin im Beitrag #2Dass die Kosovoalbaner nach der von Serbien versuchten „ethnischen Säuberung“ und Vertreibung ihre Heimat nicht mehr als Teil Serbiens sehen wollen, dafür habe ich größtes Verständnis. Dass die serbisch besiedelten Teile des Kosovo aber gleich als mit unabhängig anerkannt wurden, heiße ich nicht für gut. Vielleicht sollte man den Kosovo entlang der Sprachgrenze einfach teilen. Serbien behält die serbisch besiedelten Teile der Provinz und erkennt den Rest des Kosovo dafür als unabhängig an.
Das wäre eine pragmatische Lösung. Aber an pragmatischen Lösungen sind die in solchen Konflikten beteiligten Parteien meist nicht interessiert. Insbesondere den Serben würde ich diesbezüglich keinen Millimeter über den Weg trauen.
(Und wenn wir viel genauer hinschauen, finden wir vermutlich auch hier ganz platt geopraphisch bedingte wirtschaftliche Vorteile, derentwegen beide Seiten so scharf auf dieses Grenzgebiet zwischen Serbien und dem Kosovo sind.)
Zitat von Hair im Beitrag #5... Für mich liegt die Lösung nicht in einzelnen Stasten, sondern in einem vereinten Europa der Bundesländer. (Es gibt einen anderen Namen dafür, statt Bundesländer, der fällt mir aber jetzt nicht ein.) ...
Wieso sollten Gruppen wie die Serben und Kosovo-Albaner in so einem Konstrukt friedlicher zusammenleben können in zwei voneinander getrennten Staaten?
Das halte ich auch für einen Irrtum, auch wenn ein Frieden in Europa natürlich wünshenswert wäre. "Vereinigte Staaten von Europa", die den Namen verdienen, sollten dann aber auch gleiche Konditionen in allen Belangen haben wie Steuern, KV, Renteneintrittsalter etc. Das sehe ich absolut nicht in greifbarer Nähe.
Dafür Verständnis zu haben erschließt sich mir nicht wirklich... Der nationalistische Teil der serbischen Bevölkerung sieht die "Wiege der serbischen Kultur" im Kosovo, das war in den 90gern so und hat sich bis heute nicht geändert. Einfach gesagt führt Vucic die Politik von Milosevic aus den 90gern weiter, bedeutet im Grunde: Gebiete, die von Serben bewohnt werden, sind quasi serbisches Staatsgebiet und die dort lebenden Serben müssen geschützt werden- eine Meinung, die an die Ansichten eines gewissen Herrn Putin erinnert ( was kein Wunder ist, Serbien ist traditionell prorussisch orientiert) und einem ganz ähnlichen Narrativ folgt. Hier geht es nur um reine "Grösseninteressen", wirtschaftliche Gründe gibt's eher keine, das Kosovo ist arm. Ein friedliches Zusammenleben gab es selbst zu Titos Zeiten nicht wirklich- der setzte seine Politik der "Einheit und Brüderlichkeit" in ganz Jugoslawien allerdings mit eiserner Hand durch.Die Spannungen zwischen den einzelnen Ethnien ( in ganz Ex Jugoslawien) sind Jahrhunderte alt.
Das Gebiet in Nordmazedonien wird auch deshalb noch von KFOR Truppen überwacht, um einen "Puffer" zwischen Kosovoalbanern und Serben zu bilden. Wirklich bedroht wird da niemand- das derzeitige Theater von Vucic ist eine Show fürs einheimische Publikum- unumstritten ist er nämlich nicht. Er wird eher nicht so dumm sein, seine Truppen ins Kosovo einmarschieren zu lassen, um dann NATO Kräften gegenüber zu stehen. Zudem hat er mit Kroatien und Montenegro zwei Natomitglieder als Nachbarn- und wie wohl der Großteil der gesamten Bevölkerung auf dem Balkan haben wohl auch die Serben keine Lust auf eine zweite Runde mit den Nachbarn, diesmal dann mit frühzeitiger Beteiligung der NATO. Die EU hat ärgerlicherweise ziemlich geschlafen- auch Serbien möchte in die EU. Man hätte Druck aufbauen und die Anerkennung des Kosovo zur Bedingung machen können.
Ach ja- zu den KFOR gehört übrigens immer noch ein ziemlich kleines Truppenkontingent der Bundeswehr. Der Standort Prizren wurde, ich meine 2018, zwar geräumt- aber der KFOR Einsatz ist der längste Einsatz der Bundeswehr in ihrer Geschichte. Die KFOR Truppen sind übrigens für öffentliche Sicherheit und Ordnung im Nordkosovo verantwortlich- eine Vereinbarung, die von Serbien im Vertrag von Rambouliet unterschrieben wurde. Ist also wirklich nicht so, dass die serbische Minderheit schutzlos da steht.
Sasapi, was hast Du gegen Minderheitenschutz? Das ist gelebte Demokratie, das ist in Deutschland auch bei Dänen und Sorben so. Worum genau es in diesem aktuellen Konflikt geht, weiß ich nicht so genau, ich bin der Konflikte müde und kan mich km Moment nicht so sehr damit beschäftigen. Das letzte, was ich hörte, waren Nummernschilder, es ging mal um Kirchen, eigentlich nichts, was vernünftige Leute nicht miteinander regeln könnten. Doch müßten alle über ihren Schatten springen und die Vorteile annehmen. Dazu gehört ein EU Beitritt oder wenigstens eine Assoziation. Das ist ein immenser Vorteil für einen sehr armen Staat.
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(Mal ehrlich: Wäre die Religion wirklich das Problem, wieso hat das friedliche Zusammenleben dann in Jugoslawien jahrzehntelang funktioniert?).
Mit Gewalt natürlich. Außerdemwurden zur Zeit Jugoslawiens die Muslime dort nicht massiv von Saudi Arabien unterstützt. Dh die Muslime waren damals sehr weltlich eingestellt, die Frauen trugen kein Kopftuch usw. Das hat sich sehr geändert.
Quellen müßte ich googeln, habe ich vor einiger Zeit mal gelesen.
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Zitat von Hair im Beitrag #5Die Albaner sollen sowieso in die Eu aufgenommen werden, mit voller Visafreiheit. Die kommen dann eh, brauchen dann wenigstens kein Asyl mehr beantragen
Abwarten, Albanien ist lediglich offizieller Beitrittskandidat der EU. Erst im Sommer diesen Jahres eröffnete die EU das Beitrittsverfahren. Kann also noch dauern.
um himmels willen, bloß nicht. nicht noch so ein land, das entwicklungstechnisch auf unterster stufe ist.
Zitat von SASAPI im Beitrag #12Gebiete, die von Serben bewohnt werden, sind quasi serbisches Staatsgebiet und die dort lebenden Serben müssen geschützt werden- eine Meinung, die an die Ansichten eines gewissen Herrn Putin erinnert ( was kein Wunder ist, Serbien ist traditionell prorussisch orientiert) und einem ganz ähnlichen Narrativ folgt.
Vučić und Putin, beide Aggressoren, die die Autorität und Recht anderer Länder mit Füßen treten. Beide nationalistisch, der eine träumt vom russischen Großreich und der andere vom serbischen Pendant. Beide brandgefährlich...
ZitatHier geht es nur um reine "Grösseninteressen"
Ich nenne es "Geopolitik". Gebietsansprüche, die nicht mit den völkerrechtlich anerkannten Grenzen übereinstimmen.
Vor 90 Jahren ging es um das "historische Deutschland". Heute geht es um das "historische Russland", das "historische Serbien" und den "historischen Staat China" .
Zitat von SASAPI im Beitrag #12was kein Wunder ist, Serbien ist traditionell prorussisch orientiert und einem ganz ähnlichen Narrativ folgt.
Immerhin hat Serbien in der UN-Vollversammlung für die Resolution gestimmt, als die russische Invasion in der Ukraine verurteilt wurde. Das war nicht unbedingt von vornherein klar. Ich kann mir denken, dass die zahllosen "Putinflüchtlinge", die mittlerweile im Land sind, ziemlich konsterniert sind angesichts der Putinbegeisterung eines Teils der Serben..
Zitat von Quirin im Beitrag #2Serbien behält die serbisch besiedelten Teile der Provinz und erkennt den Rest des Kosovo dafür als unabhängig an.
Sie könnten ja auch einfach gehen... Die Grenzen für Aussiedler sind mit Sicherheit passierbar. Nein, die wollen keine diplomatische Lösung. So wie ich das verstanden habe, will die serbische Minderheit das ganze kosovarische Staatsgebiet annektieren lassen...
Nein, Quirin, dass ist es nicht. Da du mein Post aus dem Kontext gerissen hast, formuliere ich es nochmal:
Niemand hindert den serbischen Bevölkerungsteil daran zu gehen. Wenn sie nicht unter den Kosovaren leben wollen, dann müssen sie das Land eben verlassen und umsiedeln.
Wenn sie aber dort leben wollen, dann müssen sie den Kosovo anerkennen. Ganz einfach. Wollen sie aber anscheinend nicht. Die Serben betrachten den Kosovo als ihre "Heimat". Deshalb (so habe ich es verstanden), wollen sie das ganze Land "mitnehmen", möglichst frei von den ethnischen Minderheiten...