Hallo, meine Kindheit war nicht wirklich toll, es gab Gewalt, Abwertungen und Erniedrigung. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter mich mal in den Arm genommen hat. Zum Geburtstag gab es ein Händeschütteln.
Bis heute blockiert mich das erlernte Muster von damals.Ich habe nie gelernt meine Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken. Und das wird heute, im Umgang mit meinen Kindern, immer mehr zum Problem. Ich will auf keinen Fall so werden, wie meine Mutter, aber ich merke, dass ich in manchen Situationen in das gleiche Verhalten zu rutschen drohe. Gewalt gibt es bei mir nicht, aber ich schreie und selbst das finde ich schon zu mies.
Meist entstehen diese Situationen aus Überforderung, zwei Kinder äußern durch schreien ihre Bedürfnisse und ich versuche diese zu erfüllen. Wenn dann meine Nerven aber selbst schon blank liegen, weil der Tag lang war, ich keine Pausen hatte, etc, verliere ich die Nerven. Und das liegt daran, dass ich nicht rechtzeitig erkenne, dass ich eine Pause brauche oder was ich fühle.
Aber das Problem zieht sich durch alle Lebensbereiche, egal ob es um Freundschaften, Beziehungen, Berufstätigkeit etc geht. Ich nehme meine Gefühle und Bedürfnisse nicht wahr, explodiere irgendwann und mache dadurch alles kaputt, weil der Gegenüber keine Ahnung hatte, was los ist.
die Kinder sind 1,5 und sprechen noch nicht, sie haben keine andere Möglichkeit sich auszudrücken, vor allem wenn es gegen Abend in Kombination mit Müde und Hunger ist. Ich denke, meine Kinder verhalten sich altersentsprechend absolut normal und es liegt rein an mir. Natürlich ist schreien dauerhaft keine adäquate Ausdrucksform, aber sie müssen ja auch erst einmal lernen, dass man Gefühle und Bedürfnisse auch mit Sprache äußern kann.
Initial würde eventuell helfen, das Gefühl das du hast, wenn eine Situation wie oben auftritt, zu verstehen. Nicht drüber hinweg reagieren, sondern dir komplett bewusst machen: ich bin müde, überfordert, gestresst und jetzt kommt das auch noch. Bewusst machen hilft, den Teufelskreis der n reflexhaften Reaktion zu durchbrechen. Effektiv brauchst du nämlich nur ein paar Sekunden mehr Zeit zwischen Reiz und deiner Reaktion, in der das Großhirn die Möglichkeit bekommt, reinzukicken.
Hilft das erst mal ein bisschen? Bin unterwegs schreibe dir heute Abend mehr.
Es IST! machbar, aber es ist Arbeit. Und unfair obendrauf, aber so ist das leider. Gut, wirklich super, dass du etwas ändern willst, das gehört viel Mut und Kraft dazu! 👏
Ja, wenn sie noch so klein sind, ist Schreien bisher ihre einzige Möglichkeit. Wichtig ist aber, dass du, sobald sie anfangen, sich verbal anzudrücken, ihnen immer wieder klarmachst, dass es zielführender ist, wenn sie ihre Bedürfnisse anders als mit Schreien äussern. Dass du also auf verbal geäusserte Bedürfnisse sofort, auf schreiend geäusserte nur verzögert bzw. mit zunehmender Sprachentwicklung immer weniger reagierst.
Ausser im Notfall, natürlich!
Und ganz zentral: du selbst solltest aufhören zu schreien. Wenn du die Nerven zu verlieren drohst, lieber kurz aus dem Raum gehen, tief durchatmen - und allenfalls einen Teddybär oder eine Wand anfluchen, aber nicht die Kinder anschreien. Oder in diesen Momenten die Sache deinem Mann überträgst und dich selbst rausnimmst. Oder bist du alleinerziehend?
Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas wichtiger ist als die eigene Angst.
Pause: du hast wohl nicht gelernt, deine Grenzen zu fühlen, wundert nicht bei deiner Schilderung.
Mit hat geholfen: Dauer Check in. Handy Wecker auf stündlich, 2 stündlich weiter auch immer stellen, 2 Minuten absolute Ruhe und sich sehr ehrlich fragen: wie geht es mit gerade?
Sonst wurde ich zumindest immer fortgetragen von den Anforderungen von außen, die ich zumindest reflexhaft erfüllt habe.
Ach ja, eines scheint Menschen wie die und mir gemein zu sein: wir sagen „ja“ und ziehen es dann auf biegen und brechen durch. Andere Menschen können problemlos nach einem „ja“ ankommen und sagen „ sorry, jetzt doch nein“. Das zu erlernen ist unglaublich hilfreich.( Freunde Arbeit Kollegen, —Kinder brauchen mmn stabile ja und nein Situationen, die nehm ich aus)
das ist doch verständlich, dass du nie gelernt hast, dich nie getraut hast, deine Gefühle und Bedürfnisse zu benennen, weil es von deiner Mutter keine Hilfe gab oder positive Rückmeldung kam.
Aber jetzt, wo du erwachsen bist, kannst du vielleicht versuchen, zumindest an kleinen Schrauben zu drehen. Du siehst ja, was das Problem ist, zu wenig Pausen bei der Arbeit, zu wenig Hilfe bei der Kinderbetreuung. In Beziehungen, Freundschaften zu wenig gesehen werden.
Sei mutig und hab keine Angst in der Not ehrlich zu sein und um Hilfe, Veränderung zu bitten. Nicht alle Menschen sind wie deine Mutter. Einige (wenn auch nicht vielleicht alle) werden das positiv sehen, dass du dich zeigst, wie du bist und auf dich achtest. Der Arbeitgeber will deine Arbeitskraft erhalten. Die Freunde wollen dich als Freundin behalten, die zufrieden ist, dann macht es ja auch mehr Spaß zusammen zu sein. Auch in der Beziehung ist es doch wichtig, dass man sich wirklich kennt.
Deine Kinder sind ja erstmal auf dich angewiesen, aber wenn du insgesamt Entlastung hast, wird es dir sicher auch dort leichter fallen, nicht aus der Haut zu fahren.
Evtl. durch eine Verhaltenstherapie - unabhängig von der Problematik mit den Kindern. Du schreibst ja, dass es sich durch alle Lebensbereiche zieht, deshalb denke ich, dass Du nicht nur bei den Kindern Hilfe brauchen könntest.
Hast Du niemanden, der Dir mit den Kindern hilft? Was ist mit dem Vater? Vielleicht kannst Du Dir auch antrainieren, beruhigend auf sie einzuwirken oder sie ohne großes Schrei-Echo einfach auch mal ausschreien zu lassen. Also auf keinen Fall gar nicht reagieren, dabei bleiben, aber so wenig wie möglich darauf eingehen - ihnen kein Echo auf gleicher Stufe zu geben. Wenn das Schreien dann aufhört oder weniger wird, kannst Du sie doch in die Arme nehmen und trösten. Und Du solltest jemanden haben, der Dich unterstützt und Dir den Rücken stärkt, vielleicht eine beste Freundin, Patin der Kinder, eine Verwandte von Dir, mit der Du Dich gut verstehst oder eine andere Mutter, die Du kennst. Vielleicht ist es auch möglich, sie einen Tag, Nachmittag oder ein paar Stunden in der Woche von jemand anderem betreuen zu lassen und diese Freizeit nur für Dich zu nutzen?
Zitat von Allexx im Beitrag #1 Meist entstehen diese Situationen aus Überforderung, zwei Kinder äußern durch schreien ihre Bedürfnisse und ich versuche diese zu erfüllen. Wenn dann meine Nerven aber selbst schon blank liegen, weil der Tag lang war, ich keine Pausen hatte, etc, verliere ich die Nerven. Und das liegt daran, dass ich nicht rechtzeitig erkenne, dass ich eine Pause brauche oder was ich fühle.
Hast Du ein soziales Netz, findest Du Unterstützung? Das fände ich - gerade bei dem von Dir gewählten Weg - äußerst wichtig.
Zitat von Allexx im Beitrag #3die Kinder sind 1,5 und sprechen noch nicht, sie haben keine andere Möglichkeit sich auszudrücken, vor allem wenn es gegen Abend in Kombination mit Müde und Hunger ist. Ich denke, meine Kinder verhalten sich altersentsprechend absolut normal und es liegt rein an mir.
Hm, Du hast also Zwillinge? Da ist es völlig normal, die ersten 3 Jahre immer am Rand zu stehen, das scheint allen Zwillingseltern so zu gehen. Bist Du alleine, oder hast Du einen Partner?
Sind die Minis schon in der Kita/Tagesmutter? Letzteres kann natürlich den Nachteil haben, daß Du sie ausgerechnet zur Hexenstunde wieder zu dir bekommst - müde, hungrig, knatschig. Das ist schon bei einem Kind unspassig.
Deine Kleinen sind jetzt gerade an der „Sprechgrenze“ - wenn Du viel mit ihnen sprichst, egal was Du machst, nehmen Kinder das schneller als übliche Kommunikation an - also auch beim spazierengehen/schieben die ganze Zeit reden - „Die Bäume, die Vögel, etc…“, oder bei der Hausarbeit, beim Kochen.
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
um der Kinder willen: such Dir bitte therapeutische Unterstützung. Das wird Dich entlasten und Dir zielgerichtet Werkzeuge an die Hand geben, die Dir errmöglichen, die beschriebenen Reiz-Reaktions-Muster zu verändern. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht, denn in der Überforderung fallen wir in unbewusste Muster zurück, die dann auch zunächst und ohne Übung kognitiv nicht steuerbar sind, da hier die internen Kreisläufe schlicht über unser limbisches System kurzgeschlossen werden. Man kann also kognitiv noch so reflektiert sein und wissen, dass etwas kontraproduktiv ist - die Amygdala (der "heisse" Schaltkreis sozusagen) ist schneller. Es gilt also, dort anzusetzen, so dass bestimmte Kaskaden frühzeitig moduliert werden können.
Dazu ist auch wichtig, dass Du lernst, Dich selbst und Deine Bedürfnisse besser wahr zu nehmen.
Ich würde hier zweigleisig fahren und zusätzlich ein körpertherapeutisches Verfahren wählen, das Dir dabei hilft, besser mit Dir und Deinem Organismus in Kontakt zu kommen und zu lernen, wie Du Dein limbisches System herunter regeln kannst.
Das wird bedeuten, dass Du Dir Zeit nehmen musst, um zum einen zur Therapie zu gehen, zum anderen an Deiner Wahrnehmungs-, und Deiner Fähigkeit, Deine Amygdala herunter zu fahren, zu arbeiten. Letzteres kannst Du beispielsweise ganz hervorragend über Feldenkrais erreichen - und das gibt Dir auch gute Möglichkeiten, denn ATM, also Gruppenstunden, kannst Du beispielsweise zuhause über zoom "besuchen". Einzelstunden finden natürlich vor Ort statt. Dein Kontakt zu Dir, Deine Wahrnehmungsfähigkeit werden hier sehr gestärkt und sukzessive immer feiner.
Meditation kann ebenfalls sehr hilfreich sein, aber viele Menschen finden es angenehmer, über den Körper zu gehen, weil das etwas ist, das mit Aktivität verbunden ist.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe. Falls Du Fragen zu dem hast, was ich hier angeregt habe, frag bitte.
ich habe keine guten tipp, möchte dir aber folgendes dalassen: Toll, dass du das Problem siehst und benennst! Alles Liebe.
Das finde ich auch, liebe Alexx und das ist doch schon der erste große Schritt in ein weit besseres zukünftiges Leben.
Als erstes "Not-Programm" würde ich versuchen, mehr Ruhe und Entspannung in den Alltag zu bekommen, gerade auch für Dich, selbst viel öfter und früher in Dich reinzuhören und hineinzufühlen, wie es mit Deinen Nerven und Deiner Geduld, aber auch Deiner Laune steht. Und bei Be- und Überlastung auch wirklich gut für Dich zu sorgen. Denn nur dann kannst Du gut für die Kinder sorgen.
Und sollte dann trotzdem ein Schimpf-/Schrei-Impuls kommen, nachdem Du die Problematik ja nun selbst ganz deutlich erkennst und selbst sehr ungut findest, dann würde ich versuchen, in genau solchen Impuls-Momenten wieder daran zu denken.
Vielleicht klappt es erst nur jedes dritte Mal, nächste Woche aber schon jedes zweite und je besser Du früher in Dich hineinfühlst dann noch öfter.
Ich weiß nicht, ob das realistisch ist, rein zeitlich, aber ich würde parallel unbedingt anfangen, mich mit der eigenen Kindheit nochmal komplett auseinanderzusetzen. Im Netz lesen, es gibt leider sehr viele Kinder, die auf die ein oder andere Weise ein schwieriges Elternhaus hatten und viele dieser Kinder haben sich Hilfe gesucht, weil es allein einfach schwierig ist. Entweder wirklich mit professioneller Begleitung oder ebenfalls als erste Maßnahme kann es auch ein Austausch mit Betroffenen sein, es kann auch das intensive Nachlesen zu entsprechenden Themen sein.
Stichwort ua. z.B. Inneres Kind, denn dieses "Konzept" ist ganz oft stimmig und so fühlt sich vieles an, was man da zu lesen bekommt und was ich vermute, worum es bei Dir nach Deiner beschriebenen Kindheit geht.
Wie geschrieben, es ist sehr stark, daß Du das für Dich so klar siehst, hier benennst und "zugibst" - und damit ja auch verändern willst - und ja, verbale Gewalt (auch wiederholtes Schreien gehört schon dazu) kann eine Kindheit auch schon sehr ungut beeinflussen und kleine Kinderseelen auf Dauer sehr verletzen.
Vor Dir liegt in meinen Augen gerade eine große Aufgabe, sorge gut und liebevoll für Euch alle drei, für Dich und die Kinder.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß allein mit dem Vertiefen in diese Themen sich für Dich so viel erklären wird, daß Du dadurch Deine bisherige Wut und Hilflosigkeit bald nicht mehr so nach außen brechen lassen mußt und vor allem auch nicht mehr so spürst. Denn Hilflosigkeit erzeugt oft Wut (und oft danach Scham) - und schon bist Du in so einem Kreislauf, den Du ja durchbrechen möchstest.
Der Weg des Verstehens und Aufarbeitens ist ein längerer, er tut anfangs oft sehr weh und kostet Kraft, aber gleichzeitig wird es mit jedem Schritt besser und leichter und dann kann er auch spannend und irgendwie auch befriedigend werden.
Man erlebt, daß es verständliche Erklärungen gibt für bestimmte ungute Verhaltensweisen (auch Schutzmechnismen) - aber daß man mit Verstehen und schon kleineren Veränderungen dann oft auch weit früher schon gegensteuern kann.
Übrigens, meine Fußzeile habe ich nicht umsonst, ich war so ein Kind mit einem verbal extrem aggressiven und zum großen Teil lieblosen Elternteil und einem, das kaum Schutz bot - aber mittlerweile verstehe ich all das und bin ich schon weit gekommen auf meinem Weg.
Alles Gute für Deine Familie und Dich.
................................................................................................ I don´t know where I´m going- but I´m on my way... Carl Sagan
Vielleicht geht es auf dem Weg gar nicht darum, irgendwas zu werden. Vielleicht geht es darum, alles abzuwerfen, was wir nicht sind, so daß wir das sein können, wofür wir bestimmt sind. Paulo Coelho
Du hast ja schon die Ursache der Probleme benannt: Du kannst nicht (rechtzeitig) deine Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen. Das kann man trainieren und ist kurzfristig die wirksamste Maßnahme gegen das Nervenverlieren.
Leonidensucher hat es schon erklärt: Die Uhr/das Handy stellen, alle 2 Stunden ein Signal. Dann jedesmal abchecken: Wie geht`s meinem Körper? Verspannt, hungrig, muss auf`s Klo, müde, .... Wie geht`s meiner Stimmung? Ärgerlich, gestresst, wütend, traurig, gute Laute, entspannt, ... Der nächste Schritt ist die Konsequenz daraus: etwas essen, kurze Dehnunübung, bewusst machen, was einen wütend/traurig gemacht hat, ...
Wenn du es schaffst, diese regelmäßigen Checks in deinen Alltag zu intergrieren, ist schon mal viel gewonnen. Das rechtzeitige Spüren verhindert das Aufstauen von Ballast und verhindert damit das Nervenverlieren.
Diese Checks sind auch besser umsetzbar mit Berufstätigkeigkeit und kleinen Kindern, als eine Therapie oder angeleitete Programme mit festen Terminen.
Mir (muss aber nicht für andere gelten) hat geholfen, zu schauen, was meine Wut mir eigentlich nützt.
Ich bin auch in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem psychische und physische Gewalt an der Tagesordnung war. Ich hatte gelernt, dass ich nicht gehört werde, es sei denn, ich schreie. Ich hatte gelernt, dass meine Bedürfnisse, Wünsche, meine ganze Persönlichkeit nicht wahrgenommen werden. Die Wut war bei mir ein Instrument, um nicht zu zerbrechen (wie Sternenfliegerin schrieb: Hilflosigkeit). Insofern hat sie mir genützt, solange ich in dieser Lebenssituation war.
Dass ich gesehen werden kann und man mich auch dann hört, wenn ich ruhig bleibe (sogar viel, viel besser), habe ich erst als Erwachsene erfahren. Das hat aber Jahre gedauert. Es war noch ein langer Weg, bis ich merkte, ich brauche die Wut gar nicht mehr, sie ist unnötig und schadet. Irgendwann habe ich es geschafft, mich von ihr zu lösen. Sie kam einfach nicht mehr.
Und in dem Moment war Platz da, um zu gucken, was ist denn eigentlich HINTER der Wut. Und das kann alles Mögliche sein, Überforderung, Ungerechtigkeit, Verletzung etc. Aber das sieht man eben erst, wenn man es ohne Wut betrachtet.
Vielleicht kannst Du Deiner Wut, wenn sie hochkommt, sagen, dass Du sie nicht (mehr) brauchst und die Situation auch ohne sie lösen kannst.
PS: Ich werde heute in manchen Situationen immer noch wütend. Aber ich eskaliere nicht mehr so wie früher. Ich schreie nicht mehr.
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Zitat von Distanzia im Beitrag #16 Die Uhr/das Handy stellen, alle 2 Stunden ein Signal. Dann jedesmal abchecken:
Ich stelle mir dieses Vorgehen als zusätzlichen Stressor vor.
Zitat von Mediterranee im Beitrag #17 Vielleicht kannst Du Deiner Wut, wenn sie hochkommt, sagen, dass Du sie nicht (mehr) brauchst und die Situation auch ohne sie lösen kannst.
An die Kraft der Autosuggestion glaube ich ebenfalls. Es lohnt sich, sich mal mit Literatur dazu zu beschäftigen (Coué zB).
Ich habe mit dieser Methode mein beleidigt-sein (ein Verhaltens-Vermächtnis meiner Mutter) gut in den Griff bekommen.
Ach, das wollte ich noch ergänzen, weil ich das auch kenne, wütend zu werden, dann laut und ungerecht und hinterher habe ich ein schlechtes Gewissen.
Es ist wohl wirklich der beste Rat, sich sofort aus der Situation zu nehmen, um aus der Spirale herauszukommen, wenn das geht. Ich weiß, die Kinder brauchen sofort deine Hilfe, aber vielleicht schaffst du es trotzdem, einmal kurz durchzuatmen, bevor du reagierst. Wenn es auch nur 5 Minuten sind. Wenn ich mit meinem Mann streite, funktioniert das nicht immer. Er kommt mir dann hinterher...
Und vielleicht auch zu versuchen bewusst wahrzunehmen, warum deine Kinder gerade weinen. Dass das kein Angriff ist, sondern ein Hilferuf. Sich die Verletzlichkeit bewusst machen, dann kann man auch liebevoller reagieren.
Und die Sache mit den Pausen. Ich finde, wenn man sich selbst da so wenig spürt, ist der Rat, Regelmäßigkeit reinzubringen, gar nicht schlecht. Einfach Pausen einplanen, wie alles andere auch. Das Arbeitsrecht schreibt ja auch eine halbstündige Pause nach 6 Stunden Arbeit vor. Strenggenommen muss die eingehalten werden.
Zitat von Louise im Beitrag #19 Und die Sache mit den Pausen. Ich finde, wenn man sich selbst da so wenig spürt, ist der Rat, Regelmäßigkeit reinzubringen, gar nicht schlecht. Einfach Pausen einplanen, wie alles andere auch. Das Arbeitsrecht schreibt ja auch eine halbstündige Pause nach 6 Stunden Arbeit vor. Strenggenommen muss die eingehalten werden.
(gekürzt, Hervorhebung durch mich)
Ich weiß nicht, ob das der TE überhaupt möglich ist "einfach Pausen einzuplanen".
Falls sie alleinerziehend ist und kein gutes Netzwerk hat, könnte so ein Tipp wie der blanke Hohn wirken.
Es ist sicher gut gemeint, aber wir wissen nicht, wie die TE da überhaupt aufgestellt ist - vielleicht äußert sie sich ja dazu.
Ich nehme an, es wird ein Prozess sein. Du wirst nicht von heute auf morgen dein Verhalten ändern können, das wäre übermenschlich. Therapie sicher, wenn möglich, nicht schlecht - welcher Art, können sicher Fachleute besser beurteilen. Weiß nicht, ob dich das motiviert- ich habe familiär ein wahrscheinlich ähnlichen Rucksack und bin mittlerweile sehr glücklich, wie es mir gelungen ist, mit meinen kids eine wirkliche tolle, kritikfähige bezieHung zu haben. Und hin ind wieder zu denken: ätsch, das hattet ihr nicht. Glücklich zu sein mit und über die Kids (also an meine Eltern gerichtet). Es ist leider Arbeit, habe verdammt viel im stillen Kämmerchen geheult und gestampft…. Alles Gute, es kann gehen!
Zitat von Louise im Beitrag #19 Und die Sache mit den Pausen. Ich finde, wenn man sich selbst da so wenig spürt, ist der Rat, Regelmäßigkeit reinzubringen, gar nicht schlecht. Einfach Pausen einplanen, wie alles andere auch. Das Arbeitsrecht schreibt ja auch eine halbstündige Pause nach 6 Stunden Arbeit vor. Strenggenommen muss die eingehalten werden.
(gekürzt, Hervorhebung durch mich)
Ich weiß nicht, ob das der TE überhaupt möglich ist "einfach Pausen einzuplanen".
Falls sie alleinerziehend ist und kein gutes Netzwerk hat, könnte so ein Tipp wie der blanke Hohn wirken.
Es ist sicher gut gemeint, aber wir wissen nicht, wie die TE da überhaupt aufgestellt ist - vielleicht äußert sie sich ja dazu.
Tut mir leid, das "einfach" war hier ein schlecht gewähltes Füllwort. Ja, du hast Recht Puls, die Belastung einer Alleinerziehenden kann ich nicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Aber wenn man keine Pausen mehr einplanen kann, dann verstehe ich die emotional kurze Zündschnur. Ich finde, dann sollte man da zuerst ansetzen, die Belastung verringern, etwa mit praktischer Hilfe und Unterstützung, Kinderbetreuung, Ideen wie man gemeinsam mit den Kindern Pausen einbauen kann. Erst dann hat man doch wieder den Kopf frei, um sich um seine Gefühle zu kümmern. Ein bisschen Zeit braucht es halt für die emotionale Ausgeglichenheit. Das empfände ich jetzt auf der anderen Seite als einen zu hohen Anspruch, dass Allexx permanent über ihrer Belastungsgrenze funktionieren und dann dabei auch noch immer ihre Emotionen im Griff haben soll.
ich danke euch allen für die vielen Antworten. Am Montag werde ich in Ruhe und am Laptop ausführlich antworten. Mit dem Handy klappt das nicht so gut. Zwei Fragen habe ich aber erst einmal aufgegriffen.
Zitat von Puls im Beitrag #9Hast Du ein soziales Netz, findest Du Unterstützung?
Vor der Schwangerschaft hätte ich diese Frage ganz klar mit "ja" beantwortet. Heute sieht meine Antwort ganz anders aus. Die Unterstützung fehlt mir tatsächlich. Ich habe einige wenige gute Freunde, aber diese wohnen 40km entfernt. Ich selbst wohne extrem ländlich und sie wohnen in der nächsten größeren Stadt. Eigentlich wären sie jederzeit da, wenn ich zu ihnen komme. Aber ich habe zwei Kinder, die Autofahren hassen. Die 4km zur Kita sind gerade noch ok, weiter ist schon schwierig... Öffentliche Verkehrsmittel fahren genau zwei Mal am Tag und auch nur an Schultagen. Meine Eltern wohnen direkt nebenan. Mit meinem Neffen, 6, gehen beide auch wunderbar um. Aber mein Stiefvater ist mit den altersbedingten Schwierigkeiten (Autonomiephase, Schlafverhalten etc) total überfordert. Er braucht sicher noch ein paar Jahre um für sie auch ein guter Opa zu sein. Und bei meiner Mutter hängt die Vergangenheit dazwischen. Ich kann ihr meine Kinder nur schwer anvertrauen. Länger als 30min kann ich es nicht. Ich vertraue ihr einfach nicht, weil ich befürchte, dass sie wieder in ihre Verhaltensmuster fallen könnte. Und davor möchte ich meine Kinder schützen. Ich denke, sie war alleinerziehend mit drei Kindern in 3 Jahren überfordert. Mein Neffe ist ein Anfängerkind und sehr gut führbar. Meine beiden sind dies nicht und ich habe Angst davor, dass sie wieder überfordert sein könnte und dann zuschlägt.... Die beiden gehen auch in die Kita, von 7:30 bis 15uhr. Ich arbeite von 8 bis 13 Uhr, sammle aber gerade massiv Überstunden, sodass ich die übrige Zeit nicht für Haushalt und Pausen nutzen kann. Das war auch anders geplant... Also ja, eigentlich hätte ich Entlastung, kann sie aber nicht nutzen, weil ich im Job keine Grenzen erkenne und setze und auch, weil manches in der Theorie gut war, aber in der Praxis scheitert.
Irgendjemand fragte nach meiner 18jahrigen, das mit dem Zitat klappt gerade nicht. Bei ihrer Geburt war ich verdammt jung, naiv und habe blind Verhaltensweisen unreflektiert übernommen, die ich heute in Frage Stelle. Bei ihr war es aber nicht so wie jetzt, geschrieen habe ich bei ihr, leider, auch, aber deutlich weniger, vielleicht alle paar Monate Mal. Der unterschied ist, dass sie ein einfaches baby war. Sie weinte wenig, schlief gut und früh durch, und sie war auch allein. Ein weinendes Kind kann man auf den Arm nehmen und trotzdem nebenbei im Kochtopf rühren. Bei zweien geht das nicht so einfach. Im Rückblick habe ich bei ihr aber auch sehr viele Fehler gemacht, die mir heute wahnsinnig leid tun, für die ich mich schäme und nicht mehr gut machen kann. Aber ich kann mein bestes geben, dass ich es jetzt besser mache. Das war der Auslöser, warum ich mich mit der kindlichen Entwicklung, wie gute Erziehung aussehen kann etc auseinander gesetzt habe und nun Versuche es umzusetzen.