ich denke gerade an einer Sache herum, bei der mir vielleicht jemand aus dem Forum helfen kann. 2024 war für mich ein Jahr des Schreckens. Der Tiefpunkt war ein psychischer Zusammenbruch Ende November, der mich in die Psychiatrie geführt hat. Seit Mitte Januar bin ich wieder zuhause und dank Medikation, Psychotherapie und lieber Menschen geht es mir wieder gut bzw. so gut wie nie zuvor. Mir fallen aber ab und zu Dinge aus den Monaten davor ein, die ich auf gar keinen Fall vergessen will und an die ich mich mein Leben lang erinnern will. Da das nicht sehr schöne Dinge sind, stellen sich mir nun die Fragen, ob es einerseits gut für mich ist, dass ich mich ewig daran erinnern will und es nicht besser wäre, diese zu vergessen, und andererseits, ob dieses Vergessen nicht dazu führen würde, dass ich Dinge in mir verberge und diese irgendwann geballt wieder zum Vorschein kommen und wieder in die Depression/Burnout führen. Also ich weiß nicht so recht, wie ich am besten mit einer heftigen, wahrscheinlich ausgestandenen Krise umgehen soll. Wahrscheinlich ausgestanden, weil sie ungefähr zur Hälfte vom Stress in meiner Arbeit ausgelöst wurde und ich seit Ende November krankgeschrieben bin. Ich weiß also gar nicht, wie es mir ginge, würde ich wieder arbeiten. Allerdings würde ich mich jetzt anders verhalten und ich weiß auch, wo ich mir Hilfe holen kann. Die andere Hälfte lag am Privatleben, aber da ist das meiste geklärt, geändert, gebessert und insgesamt auf einem guten Weg. Meinen Therapeuten sehe ich erst am 7.5. wieder, und diese Frage beschäftigt mich jetzt gerade sehr, deswegen schreibe ich hier.
Gehst du zur ambulanten Psychotherapie oder in eine Tagesklinik? Ist dein Alltag strukturiert ? Verschafft du dir selbst schöne Momente ? Ich persönlich denke das es gut ist zurück zu blicken, um zu erkennen was mich dahin gebracht hat wo ich bin, aber dann nach vorne zu gehen.
Mitmenschlichkeit ist die schönste Art der Erderwärmung 🌹
In schlimmen Zeiten hilft es mir zu schreiben. Hier oder ganz altmodisch wie Alma Svensson ;-) mit einem Bleistift auf einen Matheblock. Seitenweise. Ist auch egal, ob ich das später noch lesen könnte, weil ich es nie nachgelesen habe. Aus dem Kopf aufs Papier in die Kiste auf dem Speicher bzw mancher Aufschrieb ist auch schon im Lagerfeuer gelandet.
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst's ein Schaf und sagt, das war's.
Wäre es vielleicht hilfreich, diese Dinge, die Du nicht vergessen willst, aufzuschreiben?
Dann könntest Du sie danach sozusagen "vergessen" ohne sie zu verdrängen, weil Du weißt, daß Du sie nachlesen könntest, wenn Du Dich doch wieder einmal erinnern willst.
Es wäre schon viel geholfen, wenn jeder einfach "nur" seine Arbeit machen würde, aber die wirklich großartigen Dinge auf dieser Welt geschehen nur, weil jemand mehr tut, als er muss.
Schön, dass es Dir besser und richtig gut geht und ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, das Erreichte klein reden zu wollen!!
Mein erster Gedanke beim Lesen war aber, dass ich es ziemlich früh finde, von einer überstandenen Krise auszugehen, wenn Du erst Ende November, also nicht mal vor einem halben Jahr etwas erlebt hast, was Du als psychischen Zusammenbruch beschreibst. Du hast einen guten Zustand erreicht und das ist gut, aber ich halte es für sinnvoll, um Enttäuschungen und zu starke Rückschläge zu vermeiden, nicht darauf zu vertrauen, dass Du eine Stabilität erreicht hast, wie vor der Krise, egal, wie es Dir im Moment geht, gerade, wenn das, wie Du beschreibst, auch auf den momentan äusseren Umständen beruht, Du Medikamente nimmst und noch nicht wieder im normalen Alltag angekommen bist.
Ich hatte ab August 2022 eine veritable Krise, die lediglich durch ein äusseres Ereignis ausgelöst wurde. Ich brauchte keine Medikamente, habe aber heilpraktisch-therapeutische Begleitung. Nach einem Jahr war ich einigermaßen stabil, nach 1 3/4 Jahren hatte ich eine ziemliche Hoch-Phase dank guter äusserer Umstände, aber erst seit diesem Jahr merke ich, dass ich eine Grundstabilität habe, die auch bleibt, wenn es im Aussen nicht gut oder ideal läuft und selbst jetzt bin ich mir bewusst, dass ich noch nicht so weit bin, dass ich jeden schlecht laufenden Umstand wegstecken könnte, wie davor.
Vielleicht klingt das hart, aber ich meine es eher sanft und in dem Sinne, dass Du Dich nicht mit dem Gedanken, "jetzt ist es überwunden, jetzt muss es mir weiter gut gehen" überfordern sollst. Krisen brauchen Zeit und wir dürfen uns Zeit nehmen, sie zu überwinden. Gute Phasen sind ein Geschenk, aber wenn es uns mal wieder schlecht geht, ist das kein Versagen oder ein Rückfall in die Krise, sondern ein Teil des Wegs aus der Krise. Von daher würde ich sagen, gut, dass Du weiter zur Therapie gehst und tu und erlaube Dir sonst alles, was Dir gut tut.
"Tell me, what it is you plan to do with your one wild and precious life?" - Mary Oliver
Moderatorin im Reiseforum, Frauengesundheit, Kinder, Familie und Erziehung, Kindergesundheit, Kinderwunsch, Psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen, Schwangerschaft, Baby und Kleinkind, Umbrüche im Leben, Verlust und Trennung, Was bringt Dich aus der Fassung? sowie Mode und Kosmetik
vielen Dank an euch, das hilft mir sehr. Ich habe auch schon überlegt, die Dinge chronologisch aufzuschreiben und werde gleich damit loslegen. Da fällt mir direkt auf, dass dieses "Loslegen" zu meinen Problemen gehört, genau wie "ich mach jetzt schnell dies, dann das, dann jenes ...". Ich bin noch lange nicht so weit, dass alles überstanden ist, und dir, @Fritzi, stimme ich absolut zu, dass ich mich mit meinen Gedanken, die Krise sei vorbei, selbst überfordere. Da muss ich auf mich aufpassen. Ich schreibe ja auch öfters Tagebuch und das hilft mir, Dinge klarer zu sehen. Mein Tagesablauf ist übrigens gut strukturiert, ich stehe jeden Tag um 7.30 Uhr auf, mach mich fertig, frühstücke, dann "Lesestündchen" und dann schauen, was so ansteht. In letzter Zeit gab es viele Arzttermine und auch Vorstellungsgespräche, das ist dann auch anstrengend für mich und ich brauche nun ein bisschen Me-Time für mich allein. Und ich mache viele schöne Dinge, die mir guttun, z. B. stricken, lesen, spazierengehen, Ausflüge, das ging alles im letzten Jahr gar nicht. Nach dem stationären Aufenthalt mache ich bei der gleichen Einrichtung ambulant weiter und treffe mich 1 x monatlich mit einer psychiatrischen Ärztin zwecks Krankschreibung und Rezept, außerdem unterhalten wir uns immer sehr ausführlich. Zusätzlich besuche ich 1 x wöchentlich einen Psychtherapeuten. Leider brauch ich immer eine Weile, bis ich mich öffnen kann, und so gehen die 50 Minuten immer sehr schnell vorbei. Ich habe aber jetzt einen Zettel, auf dem ich Fragen an ihn notiere und Dinge, die ich mit ihm besprechen will, damit wir direkt loslegen können. Er hat mir schon sehr gute Tipps zur Kommunikation mit meinem Mann gegeben. Ist es eigentlich wichtig, zu wissen, warum ich so in diese Krise geraten bin? Kann ich das mit einem Verhaltenstherapeuten überhaupt herausfinden? Sollte ich besser nur in die Zukunft schauen? Als mein Vater vor 32 Jahren starb, habe ich ihm nach einer Weile einen Brief geschrieben, den habe ich neulich wiedergefunden. Aber nicht gelesen. Mach ich vielleicht auch nie, aber mir hat das geholfen.
Zitat von Ida_Lönneberga im Beitrag #8 Ist es eigentlich wichtig, zu wissen, warum ich so in diese Krise geraten bin? Kann ich das mit einem Verhaltenstherapeuten überhaupt herausfinden? Sollte ich besser nur in die Zukunft schauen?
Verhaltenstherapie ist heutzutage sehr beliebt, ich glaube, weil man da nicht so nachgräbt.
Meine persönliche Ansicht (nicht aus eigener Therapie, sondern aus dem, was ich bei Angehörigen und Freunden beobachtet habe) ist tatsächlich, dass sie evtl. zu kurz greift, einem erstmal hilft, wieder in die Spur zu kommen, aber nicht die Mechanismen aufdeckt, die zur Krise geführt haben.
Je nach Situation, je nach Grund für den Burnout, kann das völlig ausreichend sein. Wenn Du das Gefühl hast, das reicht nicht, würde ich tatsächlich nach einen tiefenpsychologisch orientierten Therapie suchen.
In Kliniken, wo man mit Burnout landet, arbeiten halt oft Verhaltenstherapeuten, und dann wird ambulant eben dorthin auch weiterüberwiesen.
Übrigens: ich glaube, so ganz wird man die Gespenster der Vergangenheit nicht los. Das ist wie nach einer körperlichen Verletzung, eine Narbe bleibt immer.
Wie das dann aber krankenkassentechnisch aussieht, weiß ich nicht.
Beide Therapieformen - VT und Tiefenpsychologie - werden von den Kassen übernommen, auch noch Psychoanalyse.
Nach den probatorischen Sitzungen wird Antrag geschrieben und voilá, es ist rel. egal, welches Verfahren (nicht bei allen Erkrankungen, aber idR schon)
Was ist klein, grün und dreieckig? - Ein kleines grünes Dreieck! (copyright: mein Neffe als Kleines)
auch euch beiden lieben Dank für eure Posts. Momentan komme ich mit der VT gut klar, auch, um erst mal wieder mein Leben weiterzuführen. Und im Verhältnis zu meinem Mann hat diese Therapie ja schon geholfen. Wenn ich später - ich sag jetzt mal "später" und meine damit eine Zeit, in der ich beruflich wieder Fuß gefasst habe - immer noch das Bedürfnis nach Ursachenforschung habe, oder Fragen dazu, die noch nicht beantwortet sind, kann ich das ja immer noch machen. Das Aufschreiben gestern hat mir schon wahnsinnig viel geholfen. Jetzt habe ich einen Platz für diese Erinnerungen. Ich werde diese Zeit nie vergessen und meine Narben immer mit mir herumtragen und damit leben müssen, können, dürfen, wollen, das ist klar und auch ok so. Es ist auch keine Last, eher so ein erfüllendes Gefühl von 57 Jahren Lebenserfahrung.