Ich hab mich zwischenzeitlich für eine Ausnahme gehalten, ich bevorzuge im Alltag das „Sie“. In Geschäften, in Praxen etc. In Bereichen eben, in denen ich die Leute gar nicht kenne (Möbelhaus z.B.) oder nur eine Art geschäftliche Bekanntschaft (Bäcker z.B.) habe.
Im privaten Bereich ist es zwischenzeitlich fast durchgängig üblich, dass man per DU vorgestellt wird, find ich nicht immer toll, aber ok.
Mir wurde auch schon vor x Jahren gesagt, dass ich da schon von „ein wenig eigen“ bis „zickig“ bin, wenn duzen als Standard angenommen wird. In der Regel bin ich das wohl nicht mehr, aber geändert hat sich an meiner Einstellung nix.
Mein jüngstes Erlebnis in der Physiotherapie: Massage gebucht und bei mir darf es gerne auch mal jemand im Praktikum sein, der das ausführt. Sprich, die Dame war also sehr jung, ich bin dagegen schon alt. Begrüßung, Vorstellung, kurze Info zu meinen Beschwerden gingen mit SIE. Ich lag, sie redete und plötzlich war es ein DU. Ich fand es unpassend, sagte nicht gleich was, im Anschluß noch was sagen fand ich es dann auch doof. Nicht wirklich schlimm natürlich, aber ich war schon irritiert und ich könnte mir vorstellen, nicht immer kommt das gut an.
Durch eine spaßige Bemerkung in einem anderen Strang merkte ich an Folgebeiträgen nun, ich bin damit wohl nicht alleine. (Vielleicht stellen die UserInnen ihren Beitrag ja hier als Kopie rein?)
Jetzt würde mich interessieren, wie ist das bei anderen! Egal? Oder lieber SIE und warum? Oder lieber DU und warum? Oder sogar mal „je nachdem“?
Eine Nachbearbeitung erfolgt fast immer wegen Tiplfehlan. Gravierende Änderungen kennzeichne ich.
Gerade bei großen Altersunterschieden halte ich es für angebracht, dass die Älteren den Jüngeren dass Du anbieten, wenn sie es möchten. Ich warte in der Regel ziemlich lange, bis ich ein Du anbiete.
Aber in der Physiotherapiepraxis erlebe ich es ganz oft, dass Klienten geduzt werden, egal, welches Alter sie haben. Das finde ich oftmals höchst seltsam. Bei mir halten die meisten Leute interessanterweise Abstand vom Du, es sei denn, wir sind in etwa in einer Altersklasse.
Privat allerdings nutze ich meistens dass Du. Wobei: was ist schon privat....
Ich finde diese inflationäre und vor allem undifferenzierte Duzerei grässlich. Vor allem im Job nervt es mich extrem. In den Meetings mit den Kunden wird geduzt (Kundenwunsch), viele Kolleg:innen meinen dann der "Vorname 1" und die "Vorname 2" ... seien ja so nett und hach! so lieb (!). Das Duzen zwischen Fremden im geschäftlichen Kontext erzeugt ein falsches Gefühl von Verbundenheit und Nähe, die aber nicht da sind.
Noch schlimmer finde ich es, dass immer öfter verlangt wird, dass wir unsere Zielgruppe Patient:innen in Broschüren etc. mit Du ansprechen. Macht sich super (Ironie!) bei an Krebs Erkrankten, die ja im Allgemeinen auch eher älter sind. Und überhaupt bei schweren Erkrankungen ist das eine ganz ungeschickte Nummer finde ich. Die Ärzt:innen (die ja die Verordnenden sind) und auch Aptheker:innen werden gesiezt. Aber ich kämpfe dort auf verlorenem Posten.
Wir duzen uns im Unternehmen. Das hat historische Gründe, weil es ein sehr kleines Unternehmen war, etwa 20 Leute als ich anfing, und insgesamt alles eher freundschaftlich lief. Inzwischen sind wir deutlich über 100, der Großteil davon ist recht jung. Da finde ich es auch ok oder kann damit leben. Aber mit den Kunden? Nix für mich.
Es kommt ja dann immer der Verweis auf die englischsprachigen Länder ...
„[…]Bei Ikea, H&M, Apple oder Amazon ist das Du seit Anbeginn Teil der Firmenkultur, was hauptsächlich daran liegt, dass es sich um schwedische oder amerikanische Großkonzerne handelt. Schweden hat das Duzen vor einem halben Jahrhundert verallgemeinert, und mit amerikanischen IT-Firmen kam das "You", das hierzulande automatisch mit "Du" gleichgesetzt, damit aber missverstanden wird. Denn Amerikaner und Briten machen hier sehr wohl feine Unterschiede zwischen einem vertrauten Freund und einem Kollegen, Geschäftspartner oder sozial Höhergestellten. Linguistisch entspricht "You" eher dem deutschen "Ihr" beziehungsweise "Sie" und "Du" eigentlich dem veralteten und nicht mehr verwendeten "Thou". Auch der unter Angelsachsen übliche schnelle Wechsel zum Vornamen führt noch nicht zu einer Nibelungentreue, die sich Deutsche von einem "Oh, call me Bob!" vielleicht erhoffen. Die Anredeformen anderer Sprachen richtig zu deuten, kann kniffelig sein, es kommt immer auch auf Gesten und Körpersprache an. So sicher den Konzernen bei ihren Duz-Coups die Aufmerksamkeit der Medien ist, so sicher sind die Fallstricke, die sie damit auslegen. Duzen klingt nach Vertrauensvorschuss, es fördert eine Erwartungshaltung, es legt Kumpanei nahe, wo oft keine ist und es keine geben sollte. Duzen einen die Vorgesetzten, müssen sie es gut mit einem meinen – so das gängige Missverständnis. Wo es persönlicher zugeht, wird vieles persönlicher genommen. Aber auch das freundlichste Du ändert nichts daran, dass ein Arbeitsverhältnis vorliegt. Ein "Nein" beim anstehenden Auftrag oder gar in der Gehaltsverhandlung kann da verletzen. Das alte "Sie" hatte eine Schutzfunktion, das neue "Du" hilft oft ausgebufften Chefs. Sie können mit vermeintlicher Kumpelhaftigkeit weiter bestehende Hierarchien verschleiern, einen Befehl in Watte packen, unangenehme Aufträge geschickt kaschieren ("Das kriegst du schon hin!"). Selbst eine Entlassung mag weniger schlimm klingen, wenn sie mit einem "Nimm das bitte nicht persönlich" endet. […]
-------------------------- Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.
Oh, das würde mich als Patientin aber tierisch nerven, wenn Ärzte und Apotheker nach wie vor gesiezt werden, und ich mit einemDu herabgesetzt werde, denn so käme es mir vor. Du = weniger Wert, = kein Respekt.
Ich habe auch eine ambivalente Einstellung zum Duzen. Es kann sehr aufdringlich sein, wenn ich eigentlich Distanz wünsche. In dem Haus, in dem wir wohnen (Seniorenwohnanlage) wird überwiegend, aber zum Glück nicht ausschließlich geduzt. Von mir aus biete ich das Du nur an, wenn ich die Betreffenden duzen möchte, sonst nicht, duze allerdings auch zurück, wenn es denn sein muss. Diese Befindlichkeit ist mit Sicherheit eine Altersfrage, denn ich war ja schon älter und an das Siezen gewöhnt, als die allgemeine Duzerei über Deutschland hereinbrach .
Ich gehöre auch zu der 'Sie' Fraktion.Ich finde es oft ungehörig von andern einfach geduzt zu werden,egal wie die Geschäftsvorgaben sind.Meiner Meinung nach,muss nicht alles aus dem frankophilen Raum übernommen werden! Allerdings habe ich festgestellt,dass der Vorname anonymer ist als der Nachname unterdem man verortet werden kann.Aber seis wies wolle-ich bin weiterhin fürs Siezen
"Hast Du auch so einen Schrittzähler?" "Nein! Ich fange erstmal langsam an. Ich habe jetzt einen Bewegungsmelder!"
Ich bin Duzerin. Gibt nur noch wenige Situationen, in denen ich erst mal das Sie wähle (Arztbesuch ist eine davon), aber auch in diesen hätte ich mit dem Du kein Problem. Bin gespannt, wann das Siezen komplett verschwindet.
Ich bin auch in der Sie- Fraktion. So vorneweg. Wenn man sich dann, wenn es privat ist, mit der Zeit kennengelernt kann sich das verlieren und man geht zum Du ueber. Das ist für mich OK. Bei einem meiner Jobs habe ich in der Gastronomie, aber im Büro, gearbeitet. Jeder dort hat sich gedutzt, dann wurde ich auch , von den ganz jungen Leuten, gedutzt. Ich war zunächst geplättet. Mit der Zeit habe ich mich dran gewöhnt, aber gefallen hat es mir nicht.
Mitmenschlichkeit ist die schönste Art der Erderwärmung 🌹
Bei mir ist es eher so halb/halb. Im Job wurde intern geduzt, Kunden gesiezt, Dienstleister meist geduzt (oft Kreativagenturen, da ist das Usus, nicht weil es Dienstleister sind).
Personen, denen ich als Privatperson in ihrem Berufsalltag begegne, sieze ich, egal welche Profession das ist, und erwarte das im Gegenzug auch. Privat zu Privat duze ich automatisch dann, wenn wir etwa gleich alt sind (andere Eltern aus der Kita/Schule, Nachbarn A), und sieze, wenn sie deutlich älter sind (Nachbarn B, bis sie uns das Du angeboten haben). Ganz schön kompliziert 😬 aber zum Glück geht das irgendwie automatisch.
Mein neuer Stromanbieter hat mich jetzt in seinem ersten Schreiben geduzt. Ich war tatsächlich kurz irritiert. Aber ich denke, es ist eine Frage der Gewohnheit. Und außerdem kann man doch viel besser "Du Arxxloch" als "Sie Arxxloch" sagen, oder?
Zitat von -franzi- im Beitrag #6Oh, das würde mich als Patientin aber tierisch nerven, wenn Ärzte und Apotheker nach wie vor gesiezt werden, und ich mit einemDu herabgesetzt werde, denn so käme es mir vor. Du = weniger Wert, = kein Respekt.
Das versuche ich immer zu erklären. Ist aber erfolglos, unter anderem auch deswegen, weil wir in der Kommunikation rechtliche Vorgaben haben und die Laien die Fachkommunikation schon aus rechtlichen Gründen nicht zu sehen bekommen.
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Zitat von perlengazelle im Beitrag #12Mein neuer Stromanbieter hat mich jetzt in seinem ersten Schreiben geduzt. Ich war tatsächlich kurz irritiert. Aber ich denke, es ist eine Frage der Gewohnheit. Und außerdem kann man doch viel besser "Du Arxxloch" als "Sie Arxxloch" sagen, oder?
Meine Mutter hat immer gesagt: " 'Sie A***' ist viel wirkungsvoller als 'du A***' ". Das finde ich eigentlich auch.
Duzen hat für mit wenigen Ausnahmen was mit Vertrautheit zu tun. Ich duze Freund:innen oder Kumpels (m/w/d) und, das ist für mich auch ok, Mit-Forist:innen.
Also: Duzen gehört für mich ins Private, es manchmal Ausnahmen gibt. Mein Käse-Dealer zum Beispiel. Irgendwie waren wir sofort beim Du. Aber das ist halt auch eine Sympathiefrage.
Im Schriftlichen rette ich mich öfter ins "Hamburger Sie", also Sie plus Vorname.
-------------------------- Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.
Ich bin auch so eine Mischform. Im privaten Bereich würde ich kaum jemanden siezen, außer viel ältere Menschen. Und natürlich sieze ich zurück, wenn mich jemand siezt, jüngeren biete ich dann aber in der Regel auch sofort das Du an. Ich fände es extrem merkwürdig mit unseren Nachbarn per Sie zu sein, bei meinen Eltern war das trotz damals identischer Lebenssituation noch pblich.
Im Job finde ich es abhängig von Branche, Position und Mitarbeiterprofil. In meinen Jobs der letzten Jahre wird/ wurde vorwiegend geduzt, aber ich kann mir auch Umgebungen vortellen, wo ich es weniger passend fände. Und während ich bspw. in meinen Kursen immer duze und das inzwischen auch nicht mehr zur Wahl stelle, sieze ich alle, die in die Beratung kommen zunächst einmal (außer, ich kenne sie schon aus einem Kurs).
Als Patientin möchte ich gesiezt werden - wobei ich kein Problem damit hätte, wenn ich geduzt werde, aber dann muss es in beide Richtungen sein.
Als Kundin ist es mir völlig egal, ob ich geduzt oder gesiezt werde. Bei „du“ duze ich aber auch zurück. Ich selbst würde als Kundin aber nicht von mir aus jemanden mit „du“ ansprechen, und zwar ganz egal, ob Azubi oder Chef.
Meine Mutter hat immer gesagt: " 'Sie A***' ist viel wirkungsvoller als 'du A***' ". Das finde ich eigentlich auch.
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Ich kenne das als „man sagt leichter <du Arschloch> als <Sie Arschloch>“ und muss sagen, das hab ich schon immer nur so halb verstanden. Auf mich trifft es zumindest nicht zu. Ich würde das gar nicht sagen, aber wenn, dann eher zu jemandem, zu dem die Distanz größer ist. Dass das wirkungsvoller ist, empfinde ich dagegen nicht. Wenn Vertrautheit die Voraussetzung fürs du ist, finde ich das unlogisch, da wäre ich bei „du…“ deutlich verletzter.
Arbeitsumgebung: Allgemeines Duzen, außer in Institutionen, in denen ich die externe Fachkraft bin und ich mich deren Spielregeln anpasse.
Gastronomie: Ich werde zunehmend geduzt und denke darüber nicht weiter nach. Neulich, zusammen mit erwachsenem Sohn: Was wollt ihr trinken? Zum Sohn: Du, das haben wir grad nicht da. Zu mir: Wollen Sie auch ein XY dazu?
Charmant finde ich die Kombi: „Du, Frau Onion, kannst du mir sagen …“ Kenne ich von Jugendlichen/Erwachsenen, die ich als Kind kennengelernt habe.
Autorität ausstrahlen und Grenzen setzen kann ich mit Du/Sie gleichermaßen.
Morgen leite ich einen Workshop mit Leuten, die ich noch nicht kenne, da werde ich vorher fragen, ob sie das allgemeine Arbeits- und Seminar-Du haben möchten oder ob sie beim Sie bleiben möchten. Ich wette, es wird das Du.
Der Haken bei all dem Anreden-Mix: Während mir die Anrede ziemlich egal ist, gibt es Leute in meiner Umgebung, denen es sehr wichtig ist, anderen zu zeigen, wie nah sie mir augenscheinlich sind (ich bin im Stadtteil sehr bekannt). Dieses Gehabe nervt.
@Stina, Nachbarschaft? Die Leute im Haus? Ich sieze alle. Aber im Haus duzen sich manche. (Wobei ich jedes Mal verwundert bin, wieso die sich duzen – denn meiner Meinung nach impliziert ,dass Duzen, dass man sich ein bisschen besser kennt. Jedenfalls bei Leuten jenseits der 50, glaube ich.)
PPS ich kenne es aus meiner Gegend, dass die super Einheimischen (also nicht die die hier schon 40 Jahre leben, sondern die, die seit Generationen hier verwurzelt sind) sich irgendwie auch alle duzen. komm jedenfalls so vor. Aber die sind auch alle in irgendwelchen Vereinen: im Fasnachtsverein, im Ruderverein, im sowieso, im dort und dort, im ABC – und da duzt man eben auch seinen Arzt. Für mich (!) eine Horrorvorstellung. Es ist aber auch so, dass ich glaube ich mich total eingeengt fühlen würde, wenn ich in einem solchen Umfeld lebte.)
Goldmedaillen-Gewinnerin beim BFO-Geburtstags-Topfschlagen
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Ich nehme ein Nord-/Südgefälle wahr. Als ich in den Norden gezogen bin, Anfang der 2000er, war ich überrascht, wie selbstverständlich hier geduzt wird. In meiner Firma wird ebenfalls geduzt und zwar konsequent. Nur in unserer bayrischen Niederlassung wird gesiezt, mittlerweile für mich sehr seltsam.
Anfänglich habe ich mich ein wenig schwergetan, inzwischen mag ich es. Ich selbst verwende im Zweifelsfall allerdings immer das Sie, z.B. bei externen beruflichen Kontakten, gegenüber Behörden, ÄrztInnen usw.
Ich bin immer unsicher, ob ich Leute, die ich als Kind gekannt habe, weiter duzen kann/darf.
In unsere Nachbarschaft ist ein früheres Nachbarmädchen - jetzt natürlich erwachsen - mit Mann und Tochter gezogen. Natürlich habe ich sie früher geduzt - sie hat mit unserer Tochter gespielt. Heute besteht kein engerer Kontakt. Ich habe sie gefragt, ob es in Ordnung ist, sie weiter zu duzen. Das hat sie bejaht. Vielleicht war sie nur höflich - man weißetnich.
Ich kenn es auch von früher: ich wurde von den Eltern meiner Schulfreundin dreist geduzt, selbst als ich schon 30 oder 40 war. Mutter hat meine Schulfreundin aber selbstverständlich gesiezt, was ich wirklich richtig fand. Mir gingen die duzenden Eltern meiner Schulfreundin ziemlich auf den Senkel, aber ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob ich auch duzen darf oder ob sie mich nicht siezen wollen.
Ich oute mich mal : Ich bleibe beim Sie und lege auch nach wie vor Wert darauf , gesiezt zu werden. Du geht ganz klar nur nach vorheriger Aufforderung - meist meinerseits, weil ich a) meist älter und b) weiblich bin. Ganz klare Regeln - und ich halt mich dran. Muß aber auch sagen, mit der Duzerei habe ich kein Problem - ich werde ohne Aufforderung meinerseits eigentlich nicht geduzt ( Ausnahmen bestätigen die Regel) , anscheinend bin ich eine furchteinflößende Erscheinung - andererseits biete ich bei Sympathie gerne auch das Du an. Wie z.B. in meiner Physiopraxis, wo ich jede Woche Termin habe.
Aber einfach so irgendwo - nö, da packe ich schon mal meinen Respektsperson-Blick aus.
Wobei ich in Gastro das : Was darf ich euch bringen ? nicht als Duzen werte. Das ist einfach die Redewendung.
Wo mich die Duzerei gewaltig stört: In der Gym - nö. Mir von so einem Jünglein die Leviten lesen zu lassen - einfach nur nein.
Mit Menschen, die ich von klein an kenne ( Nachbarskinder, die Freunde meiner Kinder, Nachbarskinder, die ins Haus der verstorbenen Eltern eingezogen sind) , die spreche ich drauf an, ob ich beim Du bleiben darf und biete aber gleichzeitig an, mich auch zu duzen. Gilt dann auch gleich für deren Kinder ( real habe ich den Fall , die Kinder sind 13 plus.)
Das englische "You" ist mit dem deutschen Du nicht gleichgestellt. Das englische You entspricht dem deutschen Sie. Der Gebrauch ist dann eher vergleichbar mit dem deutschen Sie plus Vorname. Das ist ein Ammenmärchen, dass You unserem Du entspricht ! Ist ein ganz schwieriges Thema in englischsprachigen Kulturen. Da kann man mit der Annahme, das You =Du entspricht mit demselben Umgangston ganz ganz doll ins Fettnäpfchen treten.
Wenn ein Schäfchen Schäfchen zählt, zählt es sich dann mit?
Ich bewege mich in einem Umfeld, in dem weit überwiegend geduzt wird und ich habe mich schlicht daran gewöhnt. Früher war mir das wichtiger als heute.
Ich sieze meine 93jährige Nachbarin und den 88jährigen Vater meiner besten Freundin - meine Eltern haben ihr umgekehrt (wir sind quasi erweiterte Familie) das Du angeboten, aber ihrem Vater ist das Sie offenbar wichtig und deswegen bleibe ich dabei, obwohl er dann in der Runde immer der einzige ist, der siezt und gesiezt wird. Fällt ihm aber vermutlich nicht auf.
Letztlich im Supermarkt war ich irritiert, dass ein Verkäuferin mich mit Du und Liebling angesprochen hat ... macht sie aber bei jedem Kunden und ist halt ihre Art. Und da sie nett ist und das Gemüse gut, isses mir egal.
In Arztpraxen werde ich immer gesiezt und in den meisten Geschäften auch, aber wenn nicht, dann sehe ich darin keinen mangelnden Respekt, sondern einfach eine andere Gewöhnung und Sprachregelung und irgendwie habe ich in meiner Generation (siebziger Jahre) auch das Gefühl, dass immer mehr Leute duzen, weil wir könnten uns ja schon alle aus der Schule kennen ....
Vor vielen Jahren habe ich mal einem Kollegen das Du abgeschlagen (weil ich ihn nicht leiden kann) und habe mich damit immer gut gefühlt, auch er war der einzig in der Runde, der konsequent von allen gesiezt wurde ... in diesem Falle eine klare soziale Ausgrenzung.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann.
Perlengazelle, wenn du schon gefragt hast, würde ich auf jeden Fall beim Du bleiben! Ich hätte das ganz merkwürdig gefunden, wenn die Nachbarn meiner Eltern plötzlich irgendwann „Sie“ zu mir gesagt hätten. Allerdings würde ich an deiner Stelle dann auch das Du anbieten, wenn Ihr nun wieder Nachbarinnen seid.