Hier wollte ich auch noch meinen Senf dazugeben. Bei fremden Leuten neige ich weiterhin eher zum Siezen, weil ich es höflicher finde. Und manchmal treffe ich ja auch noch Leute, die älter sind als ich, denen würde ich nicht das Du aufdrücken. Im beruflichen Kontext wird aber fast nur noch geduzt, siezen tu ich da alles im Umfeld der Geschäftsführung (die Assistentin möchte z.B. nicht geduzt werden) und diesen einen unsympathischen Kollegen. Und ein paar Kollegen, mit denen ich anfangs per Sie war, wo wir jetzt aber irgendwie die Kurve nicht kriegen. Dass wir uns mit den Ansprechpartnern beim Dienstleister duzen, war allerdings dann doch nicht meine Idee, sondern die meiner Kollegin, meinetwegen hätte das nicht sein müssen.
Privat kommt es dann auf die Situation an: Beim Sport, im Chor usw. duzen sich eh alle. Bei anderen Miteltern kommt es schon mal vor, dass ich noch sieze, aber das wird dann meistens geklärt. Einer der Väter aus der Klasse meiner Tochter ist auch Lehrer an der Schule. Ich kenne die so privat überhaupt nicht und würde mich da mit dem Du eher zurückhalten. Bisher haben sich aber auch noch keine Gelegenheiten ergeben, wo ich ihn anreden musste (zum Elternabend kommt klugerweise meistens seine Frau).
[...] no matter how unlikely it seems, any character you come across in life has their own complicated tale of love. (Richard Curtis)
Ich bin in einer WA Gruppe mit Kolleginnen, von "unserer" Kosmetikfirma betrieben, die nennt sich Skinfo und Austausch (find ich btw. super, grad bei schwierigen Hautbildern sich beraten zu können, und von der Firmenleitun gibt's da auch immer Feedback). Dort sind wir Kolleginnen alle per Du, und die Mitarbeiter der Firma werden gesiezt. Beim Live-Treffen auf Schulungen und so ist es genauso, bis auf die Aussendienstlerinnen - mit denen sind fast alle per Du.
Ich denke, die Frage, wer wen duzt oder siezt oder das Du anbietet... das ist gerade eine Übergangsphase.
Ich bin ehrenamtlich in einer Organisation tätig, die auch eine starke Jugendabteilung hat. Ich bin wiederum von der "Hauptstelle" in die dortige Verwaltung abgeordnet, habe also viel mit jungen Leuten zu tun, die um die 20 Jahre alt sind und folglich meine Enkel sein könnten. Da hat sich die Frage nach Sie oder Du nie gestellt. Ich bin da reingekommen, wurde mit Vornamen vorgestellt und von den jungen Leuten mit großer Selbstverständlichkeit geduzt. Ich glaube, komisch war das im ersten Moment für mich, weil mir der Altersunterschied doch sehr bewusst war. Das allgemeine Du wirkt sich übrigens nicht auf den Umgang untereinander aus. Klar, da wird mal gefrotzelt.... aber alle gehen sehr respektvoll miteinander um.
Ich denke, in der nächsten oder spätestens übernächsten Generation wird das "Du" die normale Anrede sein.
Duzen oder Siezen mache ich in erster Linie vom Kontext abhängig - dienstlich Siezen und bei deutlich älteren Menschen (Nachbarn, Großeltern von Freunden meiner Kinder etc.). Privat bin ich gleich beim Du, wenn das Alter in etwa das Selbe ist.
Zu dem Thema "Paare duzen/siezen" stand ich letztes Jahr auf der anderen Seite ;-) Ich bin im Elternbeirat an der Schule meines Sohnes. Der Rektor ist nur ein paar Jahre älter als ich, wir haben uns aber gesiezt. Zum Schuljahresende gab es ein Sommerfest, mein Mann hat gegrillt - und wurde ganz selbstverständlich geduzt. Da kam ich mir tatsächlich komisch vor. Zu Beginn des nächstes Schuljahres habe ich den Rektor gefragt, ob wir uns nicht auch duzen wollen - er war glaube ich ganz erleichtert.
Kein Mensch kann in der Wüste leben und davon unberührt bleiben. Er wird fortan, wenn vielleicht auch kaum merklich, das Zeichen der Nomaden tragen. (Wilfried Thesiger)
Davon bin ich auch überzeugt, dass das früher oder später der Fall sein wird. Die Höflichkeitsform „Ihr“ ist ja auch schon ausgestorben.
Wie meinst Du das? Im Singular? Also wie „Euer Gnaden, gestattet Ihr mir diese eine Bitte?“ Dann, in der Tat. 😆
Ansonsten ist „Ihr“ ja entweder Genitiv zu „Sie“ oder Plural beim duzen.
Und bei letzterem finde ich es gar nicht aussterbend, sondern da läuft es hier (das könnte ein regionales Ding sein) manchmal als Zwischending zwischen Sie und Du. Ich hab das glaub schon mal erzählt, wir hatten das mit einer Erzieherin. Wir waren eigentlich per Sie“ verständigt, weil das zwischen ErzieherInnen und Eltern normal war, aber man kennt sich mit der Zeit ja doch etwas besser und wir mochten uns auch. Und da sind beide Seiten oft aufs „Ihr“ ausgewichen. Sie, wenn Sie von uns als Familie sprach, ich, wenn ich das Team meinte. „Sie“ wäre natürlich korrekter gewesen, aber so war es etwas weniger förmlich.
Zitat von GuteLaune im Beitrag #103Ich denke, die Frage, wer wen duzt oder siezt oder das Du anbietet... das ist gerade eine Übergangsphase.
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #104 Davon bin ich auch überzeugt, dass das früher oder später der Fall sein wird. Die Höflichkeitsform „Ihr“ ist ja auch schon ausgestorben.
Absolut, das denke ich auch - zumindest im Deutschen Kulturkreis (in anderen kenne ich die Gepflogenheiten nicht so gut und kann daher nichts dazu sagen). Aktuell beobachte ich, tendenziell eher ältere auf das Sie bestehen/sich damit wohler fühlen und das dann auch eher in Bayern als in nördlicheren Gegenden.
Wenn ich Leute neu kennen lerne, dann duze ich sie für gewöhnlich. Irritiert bin ich nur, wenn mich Leute plötzlich duzen, mit denen ich jahrelang per Sie war. Zb. mein Frisör und letztens auch die Frau, die meine Zähne gereinigt hat. Als mein Sohn im Gymnasium war gab es mal Probleme, wir mussten zum Direktor. Der war ein ehemaliger Freund meines Bruders, und natürlich kannte ich ihn auch. Er hat mich ganz selbstverständlich geduzt. Das fand ich gut, ich wäre mir blöd vorgenommen, wenn wir uns gesiezt hätten
Davon bin ich auch überzeugt, dass das früher oder später der Fall sein wird. Die Höflichkeitsform „Ihr“ ist ja auch schon ausgestorben.
Wie meinst Du das? Im Singular? Also wie „Euer Gnaden, gestattet Ihr mir diese eine Bitte?“ Dann, in der Tat. 😆
Ansonsten ist „Ihr“ ja entweder Genitiv zu „Sie“ oder Plural beim duzen.
Ja, ganz früher.
Ja, genau. Mir ist das immer bei älteren Dialektsprechern aufgefallen. Da sagt man zu jemandem, der alleine im Park auf einer Bank sitzt und die Sonne genießt, in manchen Dialekten beispielsweise „Ihr habt es aber gut hier“.
Zitat von Stina im Beitrag #106 Und bei letzterem finde ich es gar nicht aussterbend, sondern da läuft es hier (das könnte ein regionales Ding sein) manchmal als Zwischending zwischen Sie und Du. Ich hab das glaub schon mal erzählt, wir hatten das mit einer Erzieherin. Wir waren eigentlich per Sie“ verständigt, weil das zwischen ErzieherInnen und Eltern normal war, aber man kennt sich mit der Zeit ja doch etwas besser und wir mochten uns auch. Und da sind beide Seiten oft aufs „Ihr“ ausgewichen. Sie, wenn Sie von uns als Familie sprach, ich, wenn ich das Team meinte. „Sie“ wäre natürlich korrekter gewesen, aber so war es etwas weniger förmlich.
Das Ausweichen aufs Team, wenns um die Anrede geht, kenne und praktiziere ich auch gerne. In der Stammbäckerei, wo sich die, die alle seit der Kindheit kennen, mit Du ansprechen.
Wusstet ihr, dass 14 Muskeln aktiv sind, während man eine Flasche Wein öffnet? Folgt mir für mehr Fitnesstipps!
Uns ist es vor kurzem beim Declatlon so gegangen: wir beide (Ende 50 und Mitte 60), wurden an der Kasse vom jungen, hippen Mitarbeiter mit Du angesprochen. Mein Parnter sagte, er möchte nicht geduzt werden. Der junge Mann reagierte ganz souverän und ging ohne weiteres zum "Sie" über, das fand ich gut.
Wir haben das aber auch schon in Hotels mitbekommen, am besten sind da so Style-Hotels o. ä. in denen wir die letzten Jahre ab und an mal für eine Nacht waren: es wird konsequent geduzt. Für uns Ältere schon gewöhnungsbedürftig
Spannend, dass man in einer so banalen Situation wie einem einmaligen Einkauf das Gegenüber darauf hinweist, dass man per Sie sein möchte. Andersrum würde man es wohl nie machen? Bin gespannt, wie das in 2 Generationen gelebt wird. (Keine Kritik an deinem Mann, Fels! Ich finde das echt interessant.)
In manchen Läden oder auch in Hotels finde ich es zwar etwas komisch, geduzt zu werden, es stört mich aber auch nicht so arg, dass ich es ansprechen würde und nehme es dann als den dort üblichen Umgangston hin. Solange alles andere stimmt, ist die Anrede letztendlich für mich zweitrangig.
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Moderatorin in Kultur und Unterhaltung | Mode und Kosmetik | Andere Sprachen - anderes Leben | Photographie | Hobbies aller Art
Mich stört ein "du" nur dann, wenn es abwertend gemeint ist (Katelbach hat so eine Situation geschildert).
Ich kenne beide Formen der Anrede, privat und beruflich und beim Sport. Dabei ist es so, dass die Form der Anrede nichts aussagt über die Art des Verhältnisses, der Vertrautheit, des Respekts und der Sympathie.
.............................. life is all about finding people who are your kind of CRAZY ..............................
Ich denke, in der nächsten oder spätestens übernächsten Generation wird das "Du" die normale Anrede sein.
Was ich als sehr schade und als Verarmung unserer Sprache empfinden würde.
Ja, es fallen da Finessen menschlicher Kommunikation weg. Mann/frau rückt sich ungewollt automatisch (pseudo) näher. Ich halte mit dem Sie gern Abstand, wenn ich es möchte, wie wohl die meisten hier - die Älteren jedenfalls ... Aber das allgemeine Du wird sich durchsetzen, das sehe ich realistisch.
Hm. Es wurde ja schon von einigen angemerkt, dass in anderen Sprachen die feinen Unterschiede trotz einheitlicher Anrede durchaus erhalten blieben. Ich denke, das wird auch im Deutschen so gelingen.
Ich sehe ausserdem voraus, dass es irgendwann nur noch einen Artikel geben wird. D’
Zitat von Amelanchier im Beitrag #117Hm. Es wurde ja schon von einigen angemerkt, dass in anderen Sprachen die feinen Unterschiede trotz einheitlicher Anrede durchaus erhalten blieben. Ich denke, das wird auch im Deutschen so gelingen.
Ich weiß, die Debatte hatte ich ausgelöst, wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass man sich durch das einheitliche you von vornherein, ob man es will oder nicht, eher näher rückt. Aber bitte nicht schon wieder darüber streiten, okay?
Zitat Ich sehe ausserdem voraus, dass es irgendwann nur noch einen Artikel geben wird. D’ 😁
Ehrlich? Das denke ich eher nicht, allenfalls in ein paar Jahrhunderten, sollte der homo sapiens so lange durchhalten ...
Zitat von Genny im Beitrag #115... Ich werde es nicht ändern können, aber mich nervt die Duzerei immer und überall.
Das sehe ich auch so! Weder möchte ich von einem Modekatalog, noch von diversen Service- Stellen, in Geschäften, Restaurants und Möbelhäusern mit DU angesprochen werden. Ich finde das anmaßend und keineswegs so flott, wie so mancher Duzer das sehen mag.
Zitat von Genny im Beitrag #115... Ich werde es nicht ändern können, aber mich nervt die Duzerei immer und überall.
Das sehe ich auch so! Weder möchte ich von einem Modekatalog, noch von diversen Service- Stellen, in Geschäften, Restaurants und Möbelhäusern mit DU angesprochen werden. Ich finde das anmaßend und keineswegs so flott, wie so mancher Duzer das sehen mag.
Die geschriebene Duzerei stört mich nicht so, obwohl ich darauf verzichten könnte. Es ist eher das unpassende Duzen in unpassenden privaten Situationen, das ich nicht so mag. Bei einer Nachbarin sieze ich z.B. konsequent zurück, wenn sie mich duzt. Daraufhin wechselt sie witzigerweise immer ab. Ich will diese Frau, im Gegensatz zu anderen Nachbarn, nicht duzen. Und sie ist ein bisschen dumm. Wenn sie einfach mal nett zu mir sagen würde: Wollen wir nicht langsam mal du sagen? würde ich zustimmen, weil ich mir sonst zu unhöflich vorkäme.
Wenn wildfremde Menschen, oft noch 50 Jahre jünger als ich, mich duzen, sieze ich auch zurück. Noch schlimmer finde ich es, wenn so junge Menschen mich “mein Mädchen” nennen.
Während meines Berufslebens in einer Behörde fand ich es ganz schrecklich, wenn die Klienten bei ihrem ersten Besuch mich einfach duzten. Jedoch gab es einige Frauen in meinem Alter, die ich dann nach 20 Jahren auch duzte, da stimmte dann die Chemie.
Die männlichen Chefs habe ich nie geduzt, obwohl einer anordnete, sie bei Abwesenheit unserer Klienten zu duzen und bei Anwesenheit der Klienten zu siezen.
Ich finde, beim Siezen beleidigt man im Eifer des Gefechts weniger. Es ist schwieriger zu sagen, “Sie Esel” als “Du Esel”.
Im Literaturclub duzen wir uns alle, unabhängig von Alter und Geschlecht. Damit habe ich gar kein Problem, es drückt für mich den Zusammenhalt von Personen gleicher Interessen, die auch viel Zeit miteinander verbringen, aus.
Das mit der Beleidigung ist ja ein sehr bekanntes Mem, was auch hier im Strang mehrfach auftaucht.
Ich persönlich habe soweit ich mich erinnern kann noch nie jemanden direkt von Angesicht zu Angesicht beleidigt. Weder geduzt noch gesiezt. Wenn dann in Abwesenheit (so ein Depp) zB beim Autofahren oder beim Erzählen der Geschichte zu Hause.
Kann mich auch nicht erkennen, dass mich mal jemand so angesprochen hätte. Maximal als Ausruf (Dumme Kuh!) beim Vorbeifahren mit dem Fahrrad.
Ist das für euch aktiv und/oder passiv ein regelmäßiges Vorkommnis, bei dem ihr auf korrekte Anrede achtet?
Oder betrifft das unausgesprochene Beleidigungen in eurem Kopf?
Zitat von Amelanchier im Beitrag #124Das mit der Beleidigung ist ja ein sehr bekanntes Mem, was auch hier im Strang mehrfach auftaucht.
Ich persönlich habe soweit ich mich erinnern kann noch nie jemanden direkt von Angesicht zu Angesicht beleidigt. Weder geduzt noch gesiezt. Wenn dann in Abwesenheit (so ein Depp) zB beim Autofahren oder beim Erzählen der Geschichte zu Hause.
Kann mich auch nicht erkennen, dass mich mal jemand so angesprochen hätte. Maximal als Ausruf (Dumme Kuh!) beim Vorbeifahren mit dem Fahrrad.
Ist das für euch aktiv und/oder passiv ein regelmäßiges Vorkommnis, bei dem ihr auf korrekte Anrede achtet?
Oder betrifft das unausgesprochene Beleidigungen in eurem Kopf?
Ich werde öfter mal angepöbelt, in der Regel dann, wenn ich auf dem Geh-/Radweg oder auf Behindertenparkplätzen Parkende anspreche. Auf korrekte Anrede achte ich nicht, da ich aber fremde Leute automatisch sieze, sage ich dann eben "Sie Rüpel/Flegel/...". Wobei ich krasse Schimpfwörter nicht verwende. Wenn ich gut drauf bin und vor allem nicht müde, dann reagiere ich auf Beschimpfungen sowieso eher mit Sarklasmus. Gelingt aber nicht immer.
-------------------------- Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.