Zitat von Nora im Beitrag #69Hö - was wirklich schräg wird, Wenn Du den neuen Klassenlehrerer Deines Kindes an der weiterführenden Schule am Elternabend kennenlernsts - und der mit Dir Abi (ganz woanders) gemacht hat.
Diese sich auch verbal ausdrückende Vertrautheit führte bei der anwesenden Perlekettchefraktion (Twinset-Mamas Marke Karen) durchaus zu einigen wilden Phantasien
Jetzt bin ich etwas irritiert.
Ich hatte zwei Kinder an zwei verschiedenen Gymnasien und war auf vielen Elternabenden und - sprechtagen, aber nie war die Rede davon, wo und wann ich Abitur gemacht habe.
Nein, ich werde jetzt nicht zu allen hier angesprochenen Aspekten was sagen - das würde zu viel. Nur ein paar Punkte, die mir beim Lesen des sehr interessanten Strangs eingefallen sind.
Beruf: In meiner Branche haben sich die Kollegen von jeher geduzt - schon vor 40 Jahren, als ich dort angefange habe. Mein "alter" (also 1. Chef) sprach mich mit Vorname und Sie an, hat mir dann aber, als er im Ruhestand war, das Du angeboten. In den letzten Jahre wurde im Betrieb über alle Ebenen hinweg geduzt. Ich habe dann nach meinem Ausscheiden (unfreiwillig, man legte allen älteren und damit teureren Arbeitnehmern nahe, zu gehen) dem Chef bei unserem letzten Zusammentreffen gesagt, dass er nicht zu den Menschen gehört, die ich gerne duzen möchte. Seitdem siezen wir uns wieder.
Kindergarten: Als meine Kinder klein waren, haben wir Eltern und die Erzieherinnen uns ausnahmslos geduzt. Mittlerweile hole ich hin und wieder meinen Enkel im Kindergarten ab. Bei der Übergabe gibt es von den Erzieherinnen immer eine kurze Rückmeldung, wie der Tag des Kindes so war. Beim ersten derartigen Gespräch kam von der zuständigen Erzieherin ein "Du", das aber sehr vorsichtig klang, als würde sie sich an die Frage herantasten. Ich hab dann sehr entschieden zurückgeduzt. Und so ist das nun - was ich völlig in Ordnung finde, weil mir auch im Interesser meines Enkels eine familiäre Athmosphäre wichtig ist.
Lehrer: Wir leben in einer Kleinstadt mit sehr vielen "heimattreuen" Menschen. Zudem bin/war ich beruflich und in diversen Ehrenämtern mit vielen, vielen Leuten in Kontakt. Da blieb es nicht aus, dass meine Kinder schon in jungen Jahren auch viele Leute kennenlernten und duzten. Einige davon trafen sie dann als Lehrer:in in der weiterführenden Schule wieder. Erst fanden sie den Gedanken toll, ihren Lehrer zu duzen, merkten dann aber, dass die Klassenkameraden das befremdlich fanden. Nach kurzer Zeit hatte sich die Regelung eingbürgert: Im privaten und Freizeitbereich gerne Du und Vorname, in der Schule aber Herr und Frau Nachname.
Ehepaare - mal so, mal so: Ganz schwierig finde ich die Situation, wenn ich auf (Ehe-)paare treffe, von denen ich einen Partner duze, den anderen nicht. Es gibt z.B. eine Mitstreiterin in einem politischen Amt, die deutlich älter ist als ich und mir vor Jahren mal das Du angeboten hat - weil sie mich sehr schätzt. Sie tut das nicht sehr oft. Mit ihrem Mann, den ich so etwa einmal im Jahr sehe, bin ich per Sie und es gibt da ziemlich blöde Gesprächssituationen. Eigentlich sollte ich mal ganz forsch sagen: "Lasst uns doch mal für klare Verhältnisse sorgen.... " Aber noch scheue ich mich, weil die beiden halt sehr, sehr konservativ sind.
Zitat von Nora im Beitrag #69Hö - was wirklich schräg wird, Wenn Du den neuen Klassenlehrerer Deines Kindes an der weiterführenden Schule am Elternabend kennenlernsts - und der mit Dir Abi (ganz woanders) gemacht hat.
Diese sich auch verbal ausdrückende Vertrautheit führte bei der anwesenden „Perlekettchefraktion“ (Twinset-Mamas Marke „Karen“) durchaus zu einigen wilden Phantasien…
Jetzt bin ich etwas irritiert.
Ich hatte zwei Kinder an zwei verschiedenen Gymnasien und war auf vielen Elternabenden und - sprechtagen, aber nie war die Rede davon, wo und wann ich Abitur gemacht habe.
Wieso erwähnt man sowas?
?? Man wird ja seine Abikameraden in aller Regel noch erkennen, ohne dass man das extra erwähnt?
Skala, an der Schule meiner Kinder sind mehrere Lehrkräfte, mit denen ich per du bin. Mein Sohn hat gleich zwei davon. Ich hab anfangs auch kurz überlegt, hätte es aber noch komischer gefunden, sich im Schulkontext plötzlich zu siezen. Daher bleibe ich beim du, achte allerdings sehr drauf, dass es inhaltlich möglichst sachlich bleibt, wenn es um Schule geht (war in einem Fall aber auch nicht ganz machbar, weil es um die Emotionen des Kinds ging, aber da war es dann auch wieder von Vorteil, dass man sich kannte) und vor allem, dass ich nicht versuche, Vorteile aus der Bekanntschaft schlagen zu wollen. Umgekehrt versuche ich, privat dann nicht zu viele Interna über Schule anzusprechen, da sind andere deutlich skrupelloser.
Zitat von GuteLaune im Beitrag #77Ganz schwierig finde ich die Situation, wenn ich auf (Ehe-)paare treffe, von denen ich einen Partner duze, den anderen nicht.
Glaub ich gern. Da wüsste ich auch nicht, wie ich das ansprechen sollte. Käme sicher auf die Personen an.
Ich habe manchmal ähnliche Situationen: Dreierkonstellation; eine Person duze, die andere sieze ich. Wenn ich beiden eine Frage stelle, dann geht das "Ihr" ganz gut, z.B. Habt Ihr eine Ahnung von... Da ist in diesem Kontext aber klar, wie das "Ihr" gemeint ist.
Im Übrigen fiel mir beim Nachdenken über diesen Strang auf, dass ich manche Personen, die ich schon lange kenne und mit denen ich ab und an auch recht persönliche Dinge bespreche, sieze. Und die mich auch. Es ist schon eine Vertrautheit da, aber das ist kein Grund, zum "Du" zu wechseln. Liegt vielleicht daran, dass mit dem "Sie" diese Art der Vertrautheit entstanden ist; quasi die Voraussetzung für diese Beziehung. Da würde sich ein "Du" echt merkwürdig anfühlen und eher ein Störfaktor sein.
Da hatte ich mal ne witzige Situation: ich arbeitete in einem Büro, in dem alle Kolleginnen weitaus jünger waren als ich und von den Chefs geduzt wurden. Nur ich war per "Sie", ohne das irgendwie eingefordert zu haben. Einer der Chefs erzählte mal, dass sie sich unterhalten hätten, einer fände das seltsam. Da meinten die anderen "das mit Frau H ist wie Duzen, aber mit Sie". Fand ich charmant :-)
Was ist klein, grün und dreieckig? - Ein kleines grünes Dreieck! (copyright: mein Neffe als Kleines)
Zitat von GuteLaune im Beitrag #77 … Beruf: In meiner Branche haben sich die Kollegen von jeher geduzt - schon vor 40 Jahren, als ich dort angefange habe.
…
Das hat jetzt meine Neugierde geweckt. Wirklich die ganze Branche, oder die Firma?
Wusstet ihr, dass 14 Muskeln aktiv sind, während man eine Flasche Wein öffnet? Folgt mir für mehr Fitnesstipps!
Die Situation mit dem Partner fände ich im privaten Umfeld auch klar. Normalerweise stellt doch eigentlich sowieso die Frau beide vor und wird dann wahrscheinlich die Vornamen nennen - spätestens damit wäre für mich klar, dass wir per du sind. Aber ich kann mir insgesamt nur wenig Situationen vorstellen, wo ich mit einem Teil eines Paares per du bin und den anderen sieze. Wenn dann wirklich im für wenigstens eine Seite geschäftichen Kontext, sie ist meine Kollegin und er im Vorstand oder sie ist meine Freundin und ich bin seine Steuerberaterin.
So einen Strang eröffnen sollte man nur, wenn ausreichend Zeit hat zum mitlesen ... die Schlagzahl ist hoch und ich wollte einiges dazu sagen. So ganz pauschal nehme ich mal mit - nach wie vor ist siezen nicht ungewöhnlich und ich bin auch nicht zickig, wenn ich nicht von x-beliebigen Leuten geduzt werden möchte. Wie einige hier hat das Duzen für mich schon was mit "sich persönlich (besser) kennen" zu tun. Ausnahmen eben die privaten Treffen, bei denen die Leute gleich per Du vorgestellt werden "Karina, das ist Gänseblümchen und das ist Blaumeise...". Aber halt nicht beim Friseur, in der Physio oder so und nein, auch nicht von Ikea-Mitarbeitern und nicht von Stromanbieter-Mitarbeitern!
Mit einem früheren Chef war ich per Sie, bis er in Rente ging. (Das schrieb hier noch jemand, ist wohl nicht so selten.) Er lud meine Kollegin und mich auf ein private Abschiedsessen ein und bot und das Du an. Und bis heute - das sind rund 20 Jahre! - treffen wir uns mindestens einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Essen und Geburtstag und Weihnachten gibt es immer noch die Schneckenpost, was mich auch total freut! Da ist im Laufe der Berufsjahre halt doch eine sehr schöne Verbindung gewachsen.
Eine Nachbearbeitung erfolgt fast immer wegen Tiplfehlan. Gravierende Änderungen kennzeichne ich.
Zitat von Nora im Beitrag #69....Diese sich auch verbal ausdrückende Vertrautheit führte bei der anwesenden „Perlekettchefraktion“ (Twinset-Mamas Marke „Karen“) durchaus zu einigen wilden Phantasien…
Das kann man doch beim ersten Elternabend klären, oder nicht?
Sehe ich genau so! Hat mMn nichts mit "erklärbärbedürftig"@Nora zu tun, sondern mit Höflichkeit!
Was hätten er oder ich „höflicherseits“ erklären sollen? Warum wir uns „anfrotzeln“?
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Zitat von Nordsee im Beitrag #76Jetzt bin ich etwas irritiert.
Ich hatte zwei Kinder an zwei verschiedenen Gymnasien und war auf vielen Elternabenden und - sprechtagen, aber nie war die Rede davon, wo und wann ich Abitur gemacht habe.
Wieso erwähnt man sowas?
Haben wir auch garnicht erwähnt!
Das war nur die Erklärung hier fürs bfo, warum der Klassenlehrer und ich uns eben gedutzt/angefrotzelt haben. Eben aufgrund der Freundschaft damals (die nach dem Abi durch Studienorte und Co eben versandete).
Und dieser Umgangston hatte zu einigen sehr hässlichen Gerüchten geführt. (Die die Schuldirektorin nur kurz, aber die Ehefrau des Klassenlehrers überhaupt nicht berückten - weil die auch aus unser damaligen Clique stammte).
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Zitat von Nora im Beitrag #69Hö - was wirklich schräg wird, Wenn Du den neuen Klassenlehrerer Deines Kindes an der weiterführenden Schule am Elternabend kennenlernsts - und der mit Dir Abi (ganz woanders) gemacht hat.
Diese sich auch verbal ausdrückende Vertrautheit führte bei der anwesenden Perlekettchefraktion (Twinset-Mamas Marke Karen) durchaus zu einigen wilden Phantasien
Jetzt bin ich etwas irritiert.
Ich hatte zwei Kinder an zwei verschiedenen Gymnasien und war auf vielen Elternabenden und - sprechtagen, aber nie war die Rede davon, wo und wann ich Abitur gemacht habe.
Wieso erwähnt man sowas?
?? Man wird ja seine Abikameraden in aller Regel noch erkennen, ohne dass man das extra erwähnt?
Sorry, das war ein Missverständnis.
Das "ganz woanders" hab ich falsch interpretiert, nämlich dass Nora und der Lehrer zwar im selben Jahr, aber an verschiedenen Orten Abi gemacht haben.
Gerne Duzen im Leben. Siezen gerne mit Personen, die ich nicht mag. Erhöht den Abstand. Und immer beidseitig. Jemanden zu duzen, aber der andere ist per Sie - respektlos.
Zitat von Stina im Beitrag #82Die Situation mit dem Partner fände ich im privaten Umfeld auch klar. Normalerweise stellt doch eigentlich sowieso die Frau beide vor und wird dann wahrscheinlich die Vornamen nennen - spätestens damit wäre für mich klar, dass wir per du sind. Aber ich kann mir insgesamt nur wenig Situationen vorstellen, wo ich mit einem Teil eines Paares per du bin und den anderen sieze. Wenn dann wirklich im für wenigstens eine Seite geschäftichen Kontext, sie ist meine Kollegin und er im Vorstand oder sie ist meine Freundin und ich bin seine Steuerberaterin.
Diese Situation kenne ich eher häufiger. Frau ist Kollegin gewesen oder ist es aktuell immer noch. Ihr Mann ist Chef (in derselben Firma). Jedenfalls hierarchisch deutlich höher (als ich) und meist älter (als ich). Da sieze ich dann den Mann und duze die Frau.
Du, hier im Forum gibt es sogar UserInnen, auf die ich ganz verzichten könnte. Da hilft auch Siezen nicht. Das ist halt doch schon wie im richtigen Leben.
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Zitat von GuteLaune im Beitrag #77 … Beruf: In meiner Branche haben sich die Kollegen von jeher geduzt - schon vor 40 Jahren, als ich dort angefange habe.
Das hat jetzt meine Neugierde geweckt. Wirklich die ganze Branche, oder die Firma?
Ich habe um 1980 herum als Zeitungsjournalistin angefangen, bis ich dann 2005 mich neu orientiert habe. Und Journalisten, Lokaljournmalisten zumal, waren damals ein ganz eigenes Völkchen. Wenn Du bei einer Veranstaltug als Berichterstatterin einen Kollegen einer anderen Zeitung getroffen hast, stellte sich die Frage Du oder Sie nicht. Es wurde geduzt. Journalisten untereinander. Aber auch die Schriftsetzer, die Metteure.... Manchmal tauchter bei uns in der Provinz ein Kollege aus der großen Stadt auf. Die behandelten uns bisweilen etwas arrogant und ließen erkennen, dass sie gesiezt werden wollten. Aber ansonsten: Wirklich die ganze Branche.
Zitat von Stina im Beitrag #82Die Situation mit dem Partner fände ich im privaten Umfeld auch klar. Normalerweise stellt doch eigentlich sowieso die Frau beide vor und wird dann wahrscheinlich die Vornamen nennen - spätestens damit wäre für mich klar, dass wir per du sind. Aber ich kann mir insgesamt nur wenig Situationen vorstellen, wo ich mit einem Teil eines Paares per du bin und den anderen sieze. Wenn dann wirklich im für wenigstens eine Seite geschäftichen Kontext, sie ist meine Kollegin und er im Vorstand oder sie ist meine Freundin und ich bin seine Steuerberaterin.
Das hast du nicht ganz richtig verstanden. Ich meine die Fälle, in denen man ein Ehepaar schon ziemlich lange kennt und sich anfänglich siezt. Irgendwann nach längerer Zusammenarbeit mit einem der Partner ergibt sich da dann das Du. Den anderen Partner trifft man vielleicht ein-, zweimal im Jahr bei einem Konzertbesuch, beim Stadtfest usw. Da muss niemand mehr vorgestellt werden, weil man sich ja schon kennt.
noch ein anderes, klassisches Beispiel: Eine Bekannte von mir freundete sich mit der Mutter von Schulkameraden ihrer Kinder an und war mit ihr, wie das in Elternkreises damals schon so üblich war, per Du. Die beiden dazugehörenden Ehegatten arbeiteten in derselben Behörde. Der eine war der Chef des anderen (der Mann meiner Bekannten) - und beide waren, weil das dort so üblich war, per Sie. Und deshalb siezte meine Bekannte den Chef ihres Mannes auch. Das führte immer wieder zu Situationen z.B. bei Kindergeburtstagen oder Schulfesten, die für uns Außenstehende merkwürdig anmueten: Die beiden Mütter duzten sich. Die Väter siezten sich. Und beide Frauen siezten den Mann der jeweils anderen. Mittlerweile sind alle im Ruhestand. Ich weiß nicht, ob sie inzwischen zum allgemeinen Du übergegangen sind.
Zitat von Wendy im Beitrag #33 Wie kann man da ins Fettnäpfchen treten?
Oh , glaub mir, man kann ! Es ist sehr viel schwieriger, die gewünschte Distanz einzuschätzen, wenn es die hörbare Unterscheidung zwischen Sie und du nicht gibt. Und dennoch gibt es da sehr viel ungeschriebene Etikette. Generell tut man gut daran, dass man das You immer so anwendet, als ob man per sie wäre. Also : Dürfte ich sie auf einen Drink einladen? Und nicht: Hey, altes Haus, komm wir gehen einen saufen...
Sorry, ich hinke hier hinterher, weil ich das jetzt erst lese
Dass das Sprachniveau gefühlt in einer Unterhaltung sichtbar wird, ist doch klar, das ist in jeder Sprache so. Und wahrscheinlich kann man sich auf Englisch auf eine Art audrücken, die distanz- und respektlos ist, aber ich wüsste wirklich nicht, wie und wo und vor allem warum ich das machen sollte. Gesetzt den Fall, ich würde einmal einen Professor zu einem Drink einladen, ein anderes Mal meine Putzfrau, ich würde auf jeden Fall sagen: "May I invite you for a drink?" Wie denn sonst? Respektieren würde ich beide auf jeden Fall.
Dass sich Proleten anders verhalten können und dann ins Fettnäpfchen treten, versteht sich von selbst. Aber das ist nicht meine Welt.
Im übrigen hörte man früher oft in Geschäften, wie sich die Verkäuferinnen seltsam anredeten. "Frau Sowieso, kannst du mal kommen?" Das ist aber scheinbar ausgestorben, heute wird dort geduzt, ganz kumpelhaft.
Der Vergleich Professor/Putzfrau hinkt, denn beides sind fremde Personen. (Der Unterschied ist der „Rang“, nicht die Vertraulichkeit.) Die würdest Du tatsächlich korrekterweise beide so einladen.
Aber zum gedutzten Kollegen, mit dem Du schon lange zusammenarbeitest, sagst Du etwas wie „Let´s wrap the day with a nightcup at the Shepherd´s Inn!“ - Der würde bei „May I invite you… „ eher erwarten, daß da eine besondere Ankündigung erfolgt, keine Einladung auf ein Bier!
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Zitat von Nora im Beitrag #93Der Vergleich Professor/Putzfrau hinkt, denn beides sind fremde Personen. (Der Unterschied ist der „Rang“, nicht die Vertraulichkeit.) Die würdest Du tatsächlich korrekterweise beide so einladen.
Aber zum gedutzten Kollegen, mit dem Du schon lange zusammenarbeitest, sagst Du etwas wie „Let´s wrap the day with a nightcup at the Shepherd´s Inn!“ - Der würde bei „May I invite you… „ eher erwarten, daß da eine besondere Ankündigung erfolgt, keine Einladung auf ein Bier!
Aber das ist doch etwas völlig anderes!
Im vorigen Beitrag wurden zwei Einladungen vorgestellt, die einen riesigen Niveauunterschied darstellen, darauf habe ich geantwortet. Und nochmal, zum letzten Mal: im Englischen gibt es nur das phonetische you, ob klein oder groß gedacht, distanzlos oder respektvoll, es ist und bleibt ein you, nicht mehr und nicht weniger. Ich verstehe echt nicht, dass einige so ein Bohei um diese simple Aussage machen ...
Es ist spät - und jetzt gehe ich mit meinem (englischen, bin ziemlich anglophil) Buch ins Bett.
Ich bin bezüglich du oder Sie sehr entspannt. Nach meiner Erfahrung kann man per Sie sehr persönlich miteinander umgehen und genauso per Du Distanz halten.
Im privaten Bereich wird bei mir mittlerweile überall geduzt. Das kenne ich gar nicht mehr, dass dort jemand mit Nachnamen vorgestellt wird und man sich dann siezt. Auch bei Volkshochschulkursen, im Sport und ähnlichem wird mit Vornamen angesprochen und geduzt. Gerade bei Kursen, bei denen man auf gänzlich fremde Menschen trifft, denen man voraussichtlich nur dort begegnen wird, finde ich das auch vorteilhaft, weil der Nachname nicht bekannt wird.
Ich habe immer in Bereichen gearbeitet, in denen zwar viel geduzt wurde/wird, aber nicht grundsätzlich und durchgängig. Ist in Ordnung, nur etwas mühsamer, wenn man eine Gruppe anspricht. Um nicht immer die doppelte Anrede verwenden zu müssen, sieze und duze ich dann oft im Wechsel (ähnlich beim Gendern). Bei den Kolleginnen und Kollegen, die schon vor mir da waren und mich siezen, belasse ich es dabei. Neuen Kolleginnen und Kollegen, die eher alle jünger als 30 sind, biete ich immer sofort das Du an. Gerade aus diesem Bereich ist meine Erfahrung, dass du oder Sie keinen Einfluss auf das persönliche Miteinander hat. Ich hatte eine Kollegin, mit der ich mich immer gesiezt habe und mit der ich äußerst private, vertrauliche Angelegenheiten besprechen konnte.
Beim Einkaufen, Arzt oder ähnlich werde ich nahezu immer gesiezt, sehr selten geduzt. Und in der Gastronomie oder auch beim Friseur hängt es nach meiner Erfahrung von der Art des Ladens ab. Wie geschrieben, mir ist beides recht und ich passe mich einfach den jeweils üblichen Gepflogenheiten an.
"Bescheidenheit ist die subtilste Form von Arroganz." Sprichwort
Zitat von Nora im Beitrag #90Du, hier im Forum gibt es sogar User, auf die ich ganz verzichten könnte. Da hilft auch Siezen nicht. Das ist halt doch schon wie im richtigen Leben.
Stichwort: toxische Weiblichkeit
Ich bevorzuge das Sie, Ausnahmen sind Menschen, die ich schon ewig kenne. Das Geduzze wildfremder Personen verbuche ich als schlechte Kinderstube.
Zitat von Wendy im Beitrag #92 Dass sich Proleten anders verhalten können und dann ins Fettnäpfchen treten, versteht sich von selbst. Aber das ist nicht meine Welt.
Meine doch auch nicht - ich war nur in der Position , dass ich das aus nächster Nähe beobachten konnte, nicht nur mit deutschen, sondern österreichischen, schweizer, asiatischen, arabischen Familien - bei allen Englisch nicht Muttersprache - in Kommunikation mit britischen, südafrikanischen, amerikanischen und einigen wenigen tatsächlich kanadisch gebürtigen Menschen. Da waren riesige Unterschiede zwischenmenschlichen Verhaltens zu beobachten.
Ich halte immer Abstand - egal ob per Sie oder per Du. Nur sehr wenige lasse ich an mich ran.
Wenn ein Schäfchen Schäfchen zählt, zählt es sich dann mit?
Zitat von Stina im Beitrag #16Ich kenne das als „man sagt leichter <du Arschloch> als <Sie Arschloch>“ und muss sagen, das hab ich schon immer nur so halb verstanden. Auf mich trifft es zumindest nicht zu. Ich würde das gar nicht sagen, aber wenn, dann eher zu jemandem, zu dem die Distanz größer ist. Dass das wirkungsvoller ist, empfinde ich dagegen nicht. Wenn Vertrautheit die Voraussetzung fürs du ist, finde ich das unlogisch, da wäre ich bei „du…“ deutlich verletzter.
Sehe ich genauso, ich hab den Spruch auch nie verstanden. "Sie" garantiert nicht einen besseren und respektvolleren Umgang miteinander und es ist sehr wohl möglich, auch duzend einen gewissen Respekt zu wahren.
Ich kenne den - blöden - Spruch nur umgekehrt: "Es sagt sich leichter "Sie Arxxloch" als "Du Arxxloch" Und fand ihn wirklich schon immer richtig doof. Da hab ich immer das Gefühl, es hört sich jemand gern etwas Pseudo-Cleveres sagen. Ob ich jemanden duze oder sieze, hat in aller Regel überhaupt nichts mit Respekt zu tun. Das regle ich dann mehr oder weniger subtil über die Wortwahl.
Zitat von Stina im Beitrag #25Perlengazelle, wenn du schon gefragt hast, würde ich auf jeden Fall beim Du bleiben! Ich hätte das ganz merkwürdig gefunden, wenn die Nachbarn meiner Eltern plötzlich irgendwann „Sie“ zu mir gesagt hätten. Allerdings würde ich an deiner Stelle dann auch das Du anbieten, wenn Ihr nun wieder Nachbarinnen seid.
(...) Völlig verwirrt war ich aber anfangs von der damals noch sporadisch verbreiteten dritten Anredeform, in der Niederrangige jemanden Höherrangigen in der 3. Person Singular ansprechen. Das hatte ich zwar mal am Rande in der Schule gehört, hätte aber nie gedacht, daß es tatsächlich noch verwendet wird. Die Putzfrau hat dann z.B. am Montag gefragt "Was hat sie (also elle) denn am Wochenende gemacht?". Ich dachte erst, sie meint meine Chefin und antwortete "keine Ahnung, das hat sie nicht gesagt". Dann kam nochmal "non, elle (betont)", was ich immer noch nicht verstanden habe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, daß sie mich meint. Mir war das unangenehm (sie war viel älter als ich) und ich habe versucht, sie dazu zu bringen, mich wenigstens nur "normal" zu siezen - keine Chance.[quote] Das ist mal ein spannender Einblick! Ich glaube, in Frankreich waren und sind womöglich immer noch solche Schablonenhöflichkeiten sehr viel mehr verankert als anderswo.
[quote]Das Du finde ich viel einfacher und wie schon oben geschrieben wurde: ob ich nun "Du Idiot" oder "Sie Idiot" denke (sagen tue ich es eh nicht), ist doch völlig egal. Das hat für mich nichts mit Respekt zu tun.
Zitat von DasHuhn im Beitrag #75Ich bin ganz klar Team "Du" im persönlichen Kontext. Allerdings möchte ich natürlich niemandem zu nahe treten. Menschen, die ich nicht kenne, sieze ich erst einmal und schaue, wie sich das entwickelt.
Im beruflichen Kontext (IT-Projekte) befinde ich mich nur noch sehr selten in Situationen, in denen gesiezt wird und ich finde es auch nicht plump, vertraulich oder Nähe suggerierend. Es kommt einfach viel darauf an, was genau gesagt wird. Die Menschen, mit denen ich da zu tun habe, leben das seit vielen Jahren auch so und professionelle Distanz geht auch per Du.
(...) Ganz grauenhaft fand und finde ich eine Duz-Siez-Kultur, in der das Du oder Sie eine Frage der Hierarchie ist und schlimmstenfalls soziale Isolation einzelner Kollegen manifestiert. Da ist mir ein konsequentes, hierarchieübergreifendes "Du" um ein vielfaches lieber.
In einer Firma habe ich mal einen Satz in der E-Mail-Signatur der Mitarbeiter gelesen: "unser Du ist zugewandt und respektvoll". Das hat mir gut gefallen.
Das ist eine wirklich schöne Signatur!
Es ist ... komplex
Ich bin tendenziell deutlich Fraktion Du.
Aber:
Natürlich nicht völlig Fremden gegenüber, wenn sie älter als... sagen wir mal sechzehn sind. Wenn es ein längeres Gespräch ist oder klar ist, dass man nun öfter miteinander zu tun haben wird, biete ich ganz schnell das Du an. Ansonsten sieze ich selbstverständlich.
Wenn ich neu in Gruppensituationen komme, wo ganz schnell klar wird, dass sich alle duzen, duze ich selbstverständlich auch. Wie gesagt, das ist mir einfach näher. Fast immer wird eh ganz schnell informiert, dass sich alle duzen. So eine Situation hatte ich diese Woche - Betriebsratsfortbildung. Da wird sofort seitens der Seminarleitung abgefragt, ob das allgemeine Du okay ist. Selbstverständlich.
Gewerkschaft: Logisch duzen sich da alle, das gehört zum Solidaritätsprinzip.
Arbeit: Ich arbeite schon lange im IT-nahen Bereich, da wird auch großflächig geduzt. Ich persönlich finde Arbeitsumfelder, in denen selbstverständlich geduzt wird, sehr viel angenehmer als solche, in denen das nicht so ist. Eine etwas anstrengende, aber amüsante Situation hatte ich mit meinem ehemaligen Vorgesetzten in meiner jetzigen Firma, als ich ganz neu war. Wir siezten uns. Irgendwann saßen wir mal zu viert in der Kantine, es war noch eine andere neue Kollegin dabei und deren Vorgesetzter. Der bot uns beiden Neuen das Du an, mein Chef hängte sich dran "Ich bin der Peter-Alexander". Nun ist der der typische zerstreute Wissenschaftler und vergaß sein Duz-Angebot erst mal wieder und siezte mich weiter. Ich natürlich auch. Fand ich aber nervig, auch weil er auch noch ein "von" im Vornamen hat. Ich dachte mir dann, okay Liz, Uradel, das steckt einfach drin . Nach einer Weile klappte das aber mit dem Duzen.
Neuen Kollegen, zumal wenn sie jünger sind als ich - und das sind die meisten , biete ich sofort das Du an, und einige duzen eh sofort. Das ist dann dieses Ding mit der Gesamtsituation, die mitschwingt. Mit ein bisschen sozialem Fingerspitzengefühl erfasst man, wann welche Anrede möglich ist.
Zum Beispiel habe ich meinem aktuellen, 2 Jahre jüngeren Chef das Du angeboten, nachdem wir ein paar Jahre lang einfach tolle Diskussionen über Gott und die Welt geführt haben und klar war: Wir ticken in vielem sehr ähnlich. War überhaupt kein Problem. Er ist vom Typ her deutlich konservativer als ich, und es ist eine große Wertschätzung da. Manchmal stilisiere ich das plakativ rauf zum "Die lockere Boomerin und der konservative Generation X-ler" Hätte eigentlich das Zeug für einen tollen Podcast.
Zitat von Stina im Beitrag #16Ich kenne das als „man sagt leichter <du Arschloch> als <Sie Arschloch>“ und muss sagen, das hab ich schon immer nur so halb verstanden. Auf mich trifft es zumindest nicht zu. Ich würde das gar nicht sagen, aber wenn, dann eher zu jemandem, zu dem die Distanz größer ist. Dass das wirkungsvoller ist, empfinde ich dagegen nicht. Wenn Vertrautheit die Voraussetzung fürs du ist, finde ich das unlogisch, da wäre ich bei „du…“ deutlich verletzter.
Sehe ich genauso, ich hab den Spruch auch nie verstanden. "Sie" garantiert nicht einen besseren und respektvolleren Umgang miteinander und es ist sehr wohl möglich, auch duzend einen gewissen Respekt zu wahren.
Ich kenne den - blöden - Spruch nur umgekehrt: "Es sagt sich leichter "Sie Arxxloch" als "Du Arxxloch" Und fand ihn wirklich schon immer richtig doof. Da hab ich immer das Gefühl, es hört sich jemand gern etwas Pseudo-Cleveres sagen. Ob ich jemanden duze oder sieze, hat in aller Regel überhaupt nichts mit Respekt zu tun. Das regle ich dann mehr oder weniger subtil über die Wortwahl.
Es sagt sich nicht leichter, meiner Erfahrung nach kann Ähnliches aber ganz anders wirken. Mich hat zum Beispiel mal ein Gehwegsparker, den ich darauf angesprochen habe, wie in München verbreitet, geduzt und unter der Gürtellinie beschimpft (du Schnoin).Ich war ausnahmsweise cool und habe ruhig und gelassen zu ihm gesagt "Sie Flegel". Er war kurz sprachlos, drehte sich um und fuhr sein Auto vom Gehweg runter. Btw: Jemanden zu beschimpfen, auch wenn es berechtigt ist, hat nie was mit Respekt zu tun.
Zitat von DasHuhn im Beitrag #75Ich bin ganz klar Team "Du" im persönlichen Kontext. Allerdings möchte ich natürlich niemandem zu nahe treten. Menschen, die ich nicht kenne, sieze ich erst einmal und schaue, wie sich das entwickelt.
Im beruflichen Kontext (IT-Projekte) befinde ich mich nur noch sehr selten in Situationen, in denen gesiezt wird und ich finde es auch nicht plump, vertraulich oder Nähe suggerierend. Es kommt einfach viel darauf an, was genau gesagt wird. Die Menschen, mit denen ich da zu tun habe, leben das seit vielen Jahren auch so und professionelle Distanz geht auch per Du.
Im beruflichen Kontext bin ich Siezerin, außer natürlich innerhalb des Unternehmens, in dem wir alle per Du sind (auch mit dem gesamten Vorstand und Aufsichtsrat, was Hierarchien absolut nicht ausschließt). Ist einfach so gewachsen. In Kundenmeetings möchte ich nicht mit den Menschen, die ich noch nie im Leben gesehen habe, per Du sein. Unsere Tätigkeiten umfassen teils komplexe Bereiche, die sehr problemanfällig sein können. Da ist mir eine - auch formale - Distanz lieber, denn ich habe die ach so locker Duzenden schon ganz plötzlich um 180 Grad gedreht erlebt.
-------------------------- Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.