Ich wollte eigentlich keine Fortsetzung "Minimalismus kontra - ja was eigentlich?" Gemütlilch, überladen, verspielt, kreativ oder was auch immer? Wie gesagt: chacun à son goût ! Nur das spöttische Miefen triggert mich jetzt doch . Ich muss kein Fensterbrett abräumen, um zu lüften. Das geht über die Balkontür und im Zimmer meines Mannes ein Fenster ohne Brett. In der Küche kippe ich, das Badezimmer ist ohne Fenster. Leider gehen bei mir auch die Pflanzen ein. Das liegt aber nicht an mangelndem grünen Daumen, sondern daran, dass die Wohnung Nordseite hat, trotzdem schön hell ist, aber eben keine direkte Sonne bekommt. Viele "Staubfänger", aber wir haben kaum Staub, weil vor den Fenstern alles grün ist mit Bäumen und Büschen. Das kommt mir als erklärter Nichthausfrau sehr entgegen. Alle drei Wochen ruckzuck staubwischen und -saugen, c'est tout - glaubt es oder glaubt es nicht.
Jetzt habe ich doch meinen geliebten Stil "verteidigt", wie ich sehe, ist aber egal - ich liebe ihn. Meine Wohnung ist mein Zuhause, meine Höhle, mein auf mich zugeschnittenes Ambiente. Das muss auch sein, weil ich auf Grund meiner speziellen Lebenssituation mehr zu Hause bin als bestimmt andere hier.
Jeder sollte sich so wohnen wie er mag, muss aber auch damit Leben dass es Gäste vielleicht nicht mögen und nicht gern kommen. Eine Familie aus der Schule lebt extrem minimalistisch, für Gäste gibt es nur harte Holzhocker als Sitzmöglichkeit. Da wird der Besuch kurz und selten.
harder, better, faster, stronger
beating the competition ist easy, beating yourself is a never ending commitment
Minimalismus, so beliebt er auch sein mag, kann auch seine Schattenseiten haben. Oft wird er mit einem Drang nach Perfektionismus oder Entbehrung verwechselt, was zu einem Gefühl der Leere führen kann. Manchmal überbetont er den materiellen Verzicht, während emotionale oder zwischenmenschliche Bedürfnisse übersehen werden. Die Vorstellung, dass weniger immer mehr ist, kann zudem den Druck erhöhen, ständig zu vereinfachen und das Wesentliche zu finden – was nicht immer zu mehr Zufriedenheit führt.
Zitat von Letti im Beitrag #52 Eine Familie aus der Schule lebt extrem minimalistisch, für Gäste gibt es nur harte Holzhocker als Sitzmöglichkeit. Da wird der Besuch kurz und selten.
Zitat von Monereana Beerbaum im Beitrag #53Minimalismus, so beliebt er auch sein mag, kann auch seine Schattenseiten haben. Oft wird er mit einem Drang nach Perfektionismus oder Entbehrung verwechselt, was zu einem Gefühl der Leere führen kann. Manchmal überbetont er den materiellen Verzicht, während emotionale oder zwischenmenschliche Bedürfnisse übersehen werden. Die Vorstellung, dass weniger immer mehr ist, kann zudem den Druck erhöhen, ständig zu vereinfachen und das Wesentliche zu finden – was nicht immer zu mehr Zufriedenheit führt.
Das wird Minimalisten oft unterstellt. Mit Entbehrung hat das aber nach meiner Einschätzung eher nichts zu tun.
Widerspricht der hier vorgestellte Romantik Trend dem Minimalismus? Minimalismus heisst ja u.a., weniger Sachen zu besitzen. Diese Sachen könnten ja auch vom Stil her romantisch sein. Ich halte es für ein Gerücht, dass Minimalisten nur in formklaren Möbeln, weißen Wänden und weißer Bettwäsche leben.
Ansonsten ist der Romantik-Stil nicht neu, sondern taucht alle paar Jahrzehnte immer mal wieder auf....natürlich leicht verändert, damit wieder neu gekauft und eingerichtet wird. Ist halt wie bei Kleidung auch. Es müssen neue Begehrlichkeiten geweckt werden, damit der Konsument sich mit seinem alten, aus der Mode gekommenen Kram, nicht mehr wohl fühlt und Lust auf Veränderung bekommt.
Deshalb sind ältere Menschen nicht die bevorzugte Zielgruppe in der Werbung (obwohl sie mehr Geld zur Verfügung haben als jüngere); die Lust auf Veränderung, das Probieren von neuen Produkten, der Drang nach einem neuen Stil, das Suchen nach Identität mit Hilfe von Mode, Einrichtung, Kosmetik usw. lassen nach.
Zitat von Hydra im Beitrag #56 Ansonsten ist der Romantik-Stil nicht neu, sondern taucht alle paar Jahrzehnte immer mal wieder auf....natürlich leicht verändert, damit wieder neu gekauft und eingerichtet wird.
Der kommerzielle Aspekt orientiert sich aber gleichzeitig an emotionalen Bedürfnissen, denn diese werden in erster Linie angesprochen. Sich mit dem Thema Wohnpsychologie zu befassen ist durchaus interessant und erhellend.
So hat seit Corona der Rückzugsort *Zuhause* an Bedeutung gewonnen. Das Gefühl der Geborgenheit ist wieder stärker in den Vordergrund gerückt, und dem wird mit bestimmten Einrichtungsstilen Rechnung getragen.
Ich glaube auch, dass kaum jemand die Konzepte von zB Wohnzeitschriften 1:1 umsetzt. Man greift eher Inspirationen auf und adaptiert sie. Die Entscheidung für die Küche im Landhausstil muss nicht zwingend ein *romantisches* Wohnzimmer bedeuten.
Und dass viele Leute wirklich jeden neuen Trend mitmachen, glaube ich auch nicht. Jeder kennt vermutlich das Phänomen, dass man sich an Einrichtung und Dekoration sattsieht - und nachträglich die Begeisterung zur Zeit der Anschaffung nicht mehr recht nachvollziehen kann.
Die Lösung ist - für mich zumindest -, einen guten Weg der Mitte zu finden, damit das Zuhause optisch lebendig bleibt. Man tut sich nämlich keinen Gefallen damit, alles, was neu ist bzw. ein Revival darstellt, rundum kategorisch abzulehnen.
Zitat von schafwolle im Beitrag #57Man tut sich nämlich keinen Gefallen damit, alles, was neu ist bzw. ein Revival darstellt, rundum kategorisch abzulehnen.
Das Gegenteil kann auch zutreffen; Neues und Veränderungen können auch stressen und auch zur materiellen Abhängigkeit führen. Ich denke da an die, die sich wegen immer neuer Möbeltrends verschulden.
Interessant ist, wie Trends entstehen und welche Akteure daran beteiligt sind.
Bei den jüngeren spielt Social-Media eine große Rolle. Aber auch sonst: was man bei anderen sieht, überhaupt, was häufiger gesehen wird, wird für gut befunden (Sehgewohnheiten). Verallgemeinert ausgedrückt. Es gibt natürlich immer auch Menschen, die weniger empfänglich für Trends sind.
Und ansonsten spielen Messen eine Rolle. Vorher orientieren sich Designer mit ihren Kollektionen an Trendforschung und Datenauswertung. U.a. deshalb findet man bei Zara und Co einen ähnlichen Einrichtungsstil in unterschiedlichen Nuancen. Dann werden Werbung, Medien und heutzutage natürlich auch Influencer miteinbezogen. Bis ein neuer Trend beim Mainstream-Endverbraucher angekommen ist, dauert es mindestens ein bis zwei Jahre.
Es gibt aber auch kurze/vorübergehende Trends und Trends, die nur für eine kleine Randgruppe wichtig sind.
Massentrends im Bereich Interior und Mode halten sich ca. 6 Jahre (bei Mode manchmal kürzer). Megatrends um die 25 Jahre.
Interessantes Thema. Seit ich in den 90ern mit einem Werber zusammen war, viele Hintergründe erfuhr, habe ich aufmerksamer auf die Entwicklung von "Trends" geschaut.
Zitat von Hydra im Beitrag #58... Aber auch sonst: was man bei anderen sieht, überhaupt, was häufiger gesehen wird, wird für gut befunden (Sehgewohnheiten). Verallgemeinert ausgedrückt. Es gibt natürlich immer auch Menschen, die weniger empfänglich für Trends sind.
Wenn ich etwas häufiger sehe, verliert es seinen Reiz für mich.
Ich kann mich noch an ein Leben ohne Ikea erinnern. Und dann kam plötzlich die Kiefer in mein Leben. Der Ex und ich studierten und hatten echt nicht das Geld, uns mit "modernen" Möbeln und Zubehör einzurichten. Wir lebten in einem Sammelsurium aus geschenkten Sachen, die wir umgestylt haben. Und als wir dann endlich Geld verdienten und Teile der Einrichtung ändern wollten: da konnte ich das Ikea-Kiefer-Zeug nicht mehr sehen, weil der Kram seit Jahren in jeder Wohnung rumstand. Wir entschieden uns für "schwarz-weiß".
Als der Ex bei der Trennung den Schwarz-Weiß-Teil der Einrichtung bekam, benötigte ich neue Bücherregale. Also: Billy von Ikea... die gab es in Kiefer, in schwarz und in weiß. Und meine Freude war sehr groß: gerade frisch eingetroffen war Billy in dunkler 'Holz?'-Maserung. Wunderbar. Die habe ich jetzt seit gut 40 Jahren, sie passen immer.
.............................. life is all about finding people who are your kind of CRAZY ..............................
So etwas kenne ich gut ! Manchmal sehe ich online ein schönes Teil, sagen wir mal, einen Pullover - ich bin T-Shirt und Pullover Fan. Wenn ich den gern hätte, aber der Ansicht bin, dass ich ihn brauche wie einen Kropf am Hals, dann muss ich ihn mir nur eine Zeit lang immer wieder anschauen, und der Kaufreiz verschwindet. A propos Billy Regale. Die sind zum Glück zeitlos, keinem Trend unterworfen. Mein großes Bücherregal ist weiß, und ich denke nicht, dass ich es mal austauschen werde.
Ich würde mich als Minimalistin bezeichnen. Weil ich nur habe, was ich verwende.
Trotzdem liebe ich die behagliche, reiche Ausstrahlung des Maximalismus. Ich habe den Vibe des Maximalismus über Materialien, Farben und Beleuchtung in die Wohnung geholt.
Ein dunkles Echtholz-Regal. Ein Secondhand-"Orientteppich" aus Wolle. Eine Tischlampe im cleanen marokkanischen Stil - also kein Buntglas sondern gekalktes Glas mit erhabenem Milchglas-Floralmuster, das das Licht einer Warmlichtbirne durchscheinen lässt.
Die Vorgabe "ich besitze nur, was ich benutze" fasse ich weit. Das nostalgische Ölgemälde an der Wand verwende ich zum Beispiel ausgiebig. Weil ich es jeden Tag einige Male betrachte, und Ruhe und Wohlbefinden daraus schöpfe.
Die rechteckige 08/15-Fleurop-Glasvase, die mir gefällt (und wahrscheinlich allen anderen Leuten auch, sonst wäre es nicht Fleurops Standardmodell), fülle ich jede Woche mit einem üppigen, bunten Blumenstrauß.
Für mich bedeutungsvolle Erinnerungsstücke und einige ausgewählte Familienfotoalben verwahre ich in einer Truhe, um sie an bestimmten Jahrestagen zum Betrachten herauszuholen.
Fast alles, was ich habe, finde ich schön. Deshalb steht mein bisschen Geschirr im offenen Regal. Das Outfit für den nächsten Tag hängt sichtbar an einem Haken an der Wand. Die Wände sind Pastellgrün gestrichen.
Jeder Stil ist in jeder Geschmacksrichtung zu haben. Bei mir ist es Minimalismus mit Maximalismus-Aroma...
Habe gerade ausprobiert, ob sich auf der Fleurop-Webseite die Vase (ich habe sie in Größe L) ohne Blumenstrauß bestellen lässt und bin daran gescheitert.
Ich weiß nicht, ob ich mich dumm angestellt habe oder ob es nicht möglich ist...
Falls du einen Blumenladen in deiner Reichweite hast, der für Fleurop ausliefert: Frag da doch, ob du die Vase ohne Blumen kaufen kannst.
Bzw. bei diesem Blumenladen scheint die Vase auch "ohne" bestellbar zu sein:
Hallo Zinn, mir gefällt sehr, wie du dein Zuhause beschreibst, ich sehe es direkt vor meinen Augen. Ich finde es auch schön, dass du alles nutzt und an allem täglich deine Freude hast .
Der Grundsatz, nur Dinge im Haus zu haben, die man schön und/oder nützlich findet, ist super. Das ist mittelfristig mein Ziel (Minimalismus eher nicht).
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
I would love to live like a river flows,carried by the surprise of its own unfolding. (John O'Donoghue)
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