ich würde gerne einen allgemeinen Raum für Austausch öffnen - sozusagen als Ergänzung zu dem Antifeminismus-Strang von noBarbie, deren Anliegen die direkte Problemlösung auf politischer Ebene ist (zumindest nehme ich an, dass er deshalb im Politikforum ist).
Hier möchte ich gerne einen lebendigen Austausch über den alltäglichen Sexismus. Wie seid ihr von Haus aus geprägt? Wann und wie seid ihr erstmalig mit Sexismus in Berührung gekommen und was hat das mit euch gemacht? Wie engagiert ihr euch, wie reagiert ihr?
Hier soll Platz sein für alles über das rein Politische hinaus.
Was ich möchte - Alltägliche Erlebnisse - Gegenseitige Bestärkung und Ermunterung
Was ich nicht möchte - Schuldzuweisungen - Täter-Opfer-Umkehr á la „aber die armen Männer haben doch auch/sind doch auch…….“ - Verweise auf Migranten oder Sozialhilfeempfänger á la „wenn die weg wären wäre das Leben für Frauen voll tutti“
Der Strang ist im Fassungslosen, weil es mir geht wie aqua (ich zitiere sie mit ihrer Erlaubnis):
ZitatIch finde es erschreckend und beängstigend zu gleich, wie misogyn es zugeht. Ich denke, wie viel man davon wahrnimmt, hängt auch immer ein Stück weit damit zusammen, wie viel man sich mit dem Thema Feminismus und Antifeminismus auseinandersetzt. Umso mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr habe ich davon wahrgenommen.
Die Fragen, die ich oben gestellt habe, werde ich natürlich peu á peu auch selber beantworten.
Danke, @Starbuck, das ist eine gute Idee. Ich trage mal ein paar Schwänke bei, im Lauf der Zeit kommt sicher noch was.
Bei meiner Scheidung zog er aus dem gemeinsam gemieteten Haus. Wir haben uns zusammen gesetzt und die Einrichtung aufgeteilt. Es gab ein gemeinsames Konto. Das haben wir geklärt, er gab mir seine Karte. Ich habe auf der Bank das Konto aufgelöst. Wer bekam die schriftliche Bestätigung? Ich habe einen deutlichen Budenzauber da veranstaltet, so sauer war ich.
Ich zog dann auch aus dem Haus und nahm die Telefonnummer mit. Die schriftliche Bestätigung -incl neuer Adresse- bekam: ratet!
Sei ein Mensch! (Marcel Reif zitiert seinen Vater)
Danke @Starbuck, ich finde, der Strang ist eine gute Idee.
Ich bin am Sprung, trage gerne später mehr bei bei. Aber ein Wtf muss ich da lassen zu Kaffeesahnes Beitrag.
'Wenn morgen alle Frauen aufwachen und ihre Körper lieben würden, würde ein Milliardenmarkt in sich zusammenfallen.' - kleiderzimmer -
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Bei mir gab es die Fortsetzung davon… Ich hatte einen Nachsendeauftrag… Die Briefträgerin war trotzdem so freundlich, meine Anwaltsunterlagen meinem Ex zu übereichen… (Der mich dann anrief und sie mir vorbeibrachte.) Ich habe sie dann „gestellt“ - vor seiner Haustür, und schon wieder mit meiner Post (immer mit Neuer-Adresse-Aufkleber schon drauf!) in der Hand. Was sie sich dabei dächte? „Naja, ich wäre ja vielleicht wieder zurückgegangen, das passiere gottseidank ja oft.“ Ja, gefaltet. Samt Erklärung, daß sie mit sowas vielleicht Frauen in echte Gefahr brächte. Aber nicht freundlich, nein.
(Daraufhin bekam ich wichtige Post garnicht mehr (z.B. Bankpost, vom Amtsgericht und so…) Als mir das aufging, gab es eine Dienstaufsichtsbeschwerde.)
Ich bin mir ziemlich sicher, bei einem Mann wäre sie nie auf die Idee gekommen.
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Und jetzt kommt ein Geständnis, für das ich aber im Urschleim anfangen muss, wie ich aufgewachsen bin….
Da es in meiner Generation ausschließlich Mädchen gab (ich habe eine Schwester, meine Mutter hat eine Schwester, ich habe zwei Cousinen), habe ich Sexismus nur außerhalb erlebt (Schule usw). Vermutlich ganz oft auch gar nicht erkannt, sondern auf mich als Person bezogen. Oder so. Schwierig, das im Nachhinein zu sagen. Plus, meine Mutter entstammt einem (heute würde man sagen) Trad-Wife-Haushalt. Und hat bereits als Kind dagegen aufbegehrt, hat sich eine Ausbildung erstritten (studieren war nicht, denn O-Ton Großvater: „meine Töchter arbeiten nicht*“), und war bestrebt, nie, nie, nie von ihrem Mann abhängig zu sein. (Was sie geschafft hat). Sie hätte auch nie einen Mann geheiratetm, der ihr das verboten hätte (was ja damals noch ging).
Für mich war, als ich ins Leben hinausging, die Gleichberechtigung von Mann und Frau
a) selbstverständlich
b) schon längst gegeben
*womit die unbezahlte Care-Arbeit natürlich mal wieder sauber von der Definition „Arbeit“ ausgenommen ist…..
Aber, @Kaffeesahne hat mich an eine Begebenheit erinnert, die ich damals nicht verstand. Über 20 Jahre schon her, hatte ich einen Riesenstreit mit der Tante meines Mannes. Sie hat ein Erlebnis geschildert wie deines. Und ich so: „Hä, na und, das ist doch wurscht, ihr seid doch eh verheiratet….“ Die Frau ist mir sozusagen mit dem nackten A*sch ins Gesicht gesprungen, wie man hier sagt, und ich war völlig konsterniert.
Hat ein paar Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, warum sie so aufgebracht war.
Ich bin in einem eher konservativen Umfeld aufgewachsen, in dem das Ideal auch eher die Hausfrau und Mutter als die Karrierefrau war. So, wie's in etwas ländlicheren Gegenden halt in den 70ern und 80ern üblich war. Dass meine Schwester nach einer Ausbildung noch ein Studium drangehängt hat, konnten meine Eltern nicht so richtig verstehen, und meine Mutter schimpft auch heute noch gerne über Frauen, die nicht ihrem Rollenverständnis entsprechen (Thema Fremdbetreuung von Kindern und so). Ich hab's aufgegeben, sie da umstimmen zu wollen.
Mein Mann hat einen ähnlichen familiären Hintergrund, dem musste ich anfangs erst mal beibringen, dass es nicht zwingend so ist, dass sich "die Frau" um alle Dinge kümmert wie Geburtstage im Blick haben, Geschenke besorgen etc. (Aufteilung der Haushaltsarbeiten war aber nie ein Thema bei uns.) Irgendeine Ideologie steckte da nicht dahinter und das hat sich alles positiv entwickelt bei uns. Aber er hat das damals einfach nie hinterfragt, wie es zu Hause lief mit Vater als Alleinverdiener und der Mutter, die sich um Haushalt, Kinder und den allermeisten Alltagskleinkram gekümmert hat.
Zitat von Kaffeesahne im Beitrag #2Ich zog dann auch aus dem Haus und nahm die Telefonnummer mit. Die schriftliche Bestätigung -incl neuer Adresse- bekam: ratet!
So was Ähnliches hatten wir gleich zweimal im Zusammenhang mit unserer kirchlichen Hochzeit.
Wir haben auswärts geheiratet, aber mit "eigenem" Pfarrer, der schwer in Ordnung ist. Die Formalitäten mussten aber über das Pfarramt vor Ort gehen, das für unsere Hochzeitskapelle zuständig war, eine Pfarrgemeinde, die als erzkonservativ bekannt ist. Ich habe mich schon etwas gewundert, dass mein Mann eine Zahlungserinnerung für irgendeine Gebühr bekam, nachdem die komplette Kommunikation zuvor über mich gelaufen war. Die Krönung war aber, dass ich über Monate hinweg mehrmals unserer Heiratsurkunde hinterhertelefoniert und -gemailt habe und nichts geschah. Dann rief mein Mann da an und wenige Tage später war das Ding im Briefkasten. Echt ohne Worte.
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Autokauf: Ich kaufe das Auto, mein Mann ist in beratender Funktion dabei. Der Verkäufer spricht nur mit ihm. Mein Mann sagt ihm, dass nicht er das Auto kauft, sondern ich. Der Verkäufer sagt genau 2 Sätze zu mir, anschließend spricht er wieder dem Gatten.
Ich hab dann gesagt: Danke, aber bei jemandem, der nicht mit dem tatsächlichen Kunden spricht, kaufe ich kein Auto. Und ging.
Ins nächste Autohaus bin ich erstmal allein rein; ich wusste genau, welches Modell und pipapo ich haben will, brauchte also keine Beratung. Erstmal ließ man sich Zeit, mich anzusprechen. Schließlich schlenderte man langsam auf mich zu, und empfahl mir den neuen Kleinwagen. Ich erwiderte, ich wisse genau was uch möchte, und zwar das Fahrzeug xy mit Ausstattung a, b, und c usw. Er solle mir doch ein Angebot machen. Hui, da ging plötzlich was....
Generell empfinde ich sämtliche Autokäufe bisher als sehr Mann-fixiert. Als ob Frau nicht in der Lage ist, eines zu kaufen.
Autokauf verlief so : Ich allein in der Gebrauchtwagen-Ausstellung, die Verkäufer ignorierten mich ewig. Als sich endlich jemand zu mir bequemte, bekam ich als erstes zu hören 'die Farbe steht ihnen' Meine Antwort 'Darum geht es nicht' löste einen sichtbaren Ruck aus und meine Fragen wurden dann erst seriös beantwortet.
Hausbau: ich bin aus Gründen Hauptansprechpartnerin für die Firmen. Jedesmal, wirklich jedesmal , wenn mein Ex mal auf der Baustelle auftaucht, bekommt er zu hören, welche Änderungen ich (teilweise : angeblich) beauftragt hätte oder ob alles in seinem Sinn sei. Auf diese Weise wurde wahlweise versucht, Pfusch zu rechtfertigen oder aber meine Zuständigkeit in Zweifel zu ziehen.
Kleine Mädchen auch. Wer kennt sie nicht, die Frauen, die von sich selbst sagen, sie kämen besser mit Männern zurecht, weil Frauen alle falsch/zickig/nichtsoschlau/setzwasein sind. Das kommt oft von der Mutter.
Genau so bin ich aufgewachsen und hab beschämend lange gebraucht, um zu verstehen, dass das nicht Emanzipation ist sondern nur ein anderes Gesicht von Misogynie.
Eine Abwertung jeglichen “mädchenhaften” Verhaltens ist in meiner Herkunftsfamilie tief verankert. Verbunden mit der Überzeugung, dass es keine strukturelle Benachteiligung von Frauen gibt, sondern die nur selbst zu doof sind, um ihren Mann zu stehen.
Das ist ja gar nicht so selten, dass Frauen von Frauen abgewertet werden. Auch Frauen legen an andere Frauen oft andere Maßstäbe an als an Männer, was z. B. Kleidung oder Flirtverhalten angeht.
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In dem Buch "Unsichtbare Frauen" hat die Autorin herausgearbeitet, dass an einer Uni Professorinnen aufgrund vermeintlich weiblicher Gewohnheiten von den StudentInnen (!) durch die Bank schlechter beurteilt wurden als ihre männlichen Kollegen.
Klar, Mann hat "uns" ja auch Jahrhunderte eingetrichtert, alles Weibliche sei negativ. Der Begriff "Hysteria" und der Grund für diese Namensgebung für die Gebärmutter ist eines von zigtausenden Beispielen dafür.
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Zitat von Neustart im Beitrag #9 Hausbau: ich bin aus Gründen Hauptansprechpartnerin für die Firmen. Jedesmal, wirklich jedesmal , wenn mein Ex mal auf der Baustelle auftaucht, bekommt er zu hören, welche Änderungen ich (teilweise : angeblich) beauftragt hätte oder ob alles in seinem Sinn sei. Auf diese Weise wurde wahlweise versucht, Pfusch zu rechtfertigen oder aber meine Zuständigkeit in Zweifel zu ziehen.
So ähnlich war das bei einer Freundin auch. Schlimm war, dass ihr Mann nicht hinter ihr stand und sämtlichen Pfusch durchgehen ließ mit den Worten sie hätte keine Ahnung, solle sich nicht einmischen, die Fachleute würden schon wissen, was sie tun. Die Ehe hat nicht gehalten.
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Das einzige Mal, dass ich auf meinem Titel bestanden habe, war als die Bank permanent Post an Herr Dr Minstrelmann und Frau Minstrel adressierte 🙄
In der KFZ Werkstatt habe ich hingegen sehr gute Erfahrungen gemacht. Mir wurden alle Arbeiten genau und sachlich erklärt und ausgebaute Verschleißteile gezeigt.
Im beruflichen Umfeld … puh… Dabei kam ich eben in den Job mit der festen Überzeugung, Gleichberechtigung sei ein Fakt.
Zitat von Neustart im Beitrag #9Hausbau: ich bin aus Gründen Hauptansprechpartnerin für die Firmen. Jedesmal, wirklich jedesmal , wenn mein Ex mal auf der Baustelle auftaucht, bekommt er zu hören, welche Änderungen ich (teilweise : angeblich) beauftragt hätte oder ob alles in seinem Sinn sei. Auf diese Weise wurde wahlweise versucht, Pfusch zu rechtfertigen oder aber meine Zuständigkeit in Zweifel zu ziehen.
Zitat von Starbuck im Beitrag #12Der Begriff "Hysteria" und der Grund für diese Namensgebung für die Gebärmutter ist eines von zigtausenden Beispielen dafür.
Speziell zum Thema "Umgang mit Frauen in der Medizin" kann ich "Die kranke Frau" ("Unwell Women") von Elinor Cleghorn sehr empfehlen. Das habe ich kürzlich gelesen und mich dabei eigentlich permanent aufgeregt. Es ist ja heute noch so, dass Frauen nicht nur in der Forschung und Erprobung von Arzneimitteln kaum berücksichtigt werden, sondern auch, dass ihre Beschwerden häufiger nicht ernst genommen (sogar von Frauenärzten!) oder ausschließlich auf die Psyche geschoben werden.
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Japp. Als Nicht-Betroffene (aber verwandt mit Betroffenen) macht es mich unfassbar wütend, dass es keine nennenswerte Förderung von Forschung zu PMS gibt.
Auch beim generellen Umgang mit Menstruation, PMS, Wechseljahren, Schwangerschaftsproblemen und ähnlichem gibt es noch viel Luft nach oben. Eine Frau ist schlecht gelaunt und zickig, na klar, die muss wohl ihre Tage haben. Aber wehe, sie wagt zu erwähnen, dass sie tatsächlich gerade ihre Periode hat. Igittibäh, bloß nicht drüber reden!
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Ich empfehle zu dem Thema zwei Bücher, von denen das erste mal eine Empfehlung hier im Forum von noBarbie war
Rebekka Endler Das Patriarchat der Dinge
Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In 'Das Patriarchat der Dinge' öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise - mit Ausnahme der Gynäkologie - auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild - und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden. Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist dieser gestaltet? Für wen sind technische Geräte leichter zu bedienen? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht.»Rebekka Endler zeigt die Ungerechtigkeiten unserer materiellen Welt.« DIE ZEIT, SACHBUCHBESTENLISTE
Was Männer nie gefragt werden: Ich frage trotzdem mal. von Fränzi Kühne
Aufsichtsrätin und Mutter Fränzi Kühne bietet eine überraschende und unterhaltsame Perspektive auf das, was in Sachen Gleichberechtigung immer noch falsch läuft.
»Herr Maas, Sie tragen meist Anzug und Krawatte – das ist Standard in der Politik, oder?« »Mussten Sie sich zwischen Kindern und Ihrem Start-up entscheiden, Herr Zeiler?« Warum klingen diese Fragen seltsam? Weil sie sonst nur Frauen gestellt werden. Ich habe das am eigenen Leib erfahren, als ich jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands wurde. Aber statt mich zu ärgern, habe ich mir einen Spaß gemacht und den Spieß einfach umgedreht: Jetzt stelle ich Männern all die Fragen, mit denen ich sonst konfrontiert werde. Das Ergebnis hat mich überrascht. Aber lesen Sie selbst…
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann. Menschen werden nicht klüger dadurch, dass man sie auf ihre Dummheit hinweist.
Ich selbst komme aus einer eher matriarchalisch geprägten Großelterngeneration, eine Großmutter gleichberechtigte und dominierende Geschäftsfrau im gemeinsamen Betrieb (der ihr tatsächlich mitgehörte und die eigenes Grundvermögen hatte, weil ihr Vater bei der Eheschließung 1946 auf einem Ehevertrag zwischen meinen Großeltern bestand) und es war immer klar, dass sie alle wichtigen Entscheidungen getroffen hat.
Meine andere Großmutter war auch klar die Entscheiderin in der Familie, auch wenn sie nach ca. 1960 nicht mehr berufstätig war. Aber mein Großvater sagte immer "ich entscheide wer Bundeskanzler wird und meine Frau alles andere".
Meine Mutter hat dann für sich selbst die Rolle rückwärts gemacht und keinen Beruf gelernt, sondern sich einen Mann gesucht, der sie ernähren kann (wobei sie vom Elternhaus her finanziell abgesichert war und damit defacto nicht finanziell abhängig war) und mich wieder rum zu guter Ausbildung und Unabhängigkeit erzogen hat.
Ich wurde vom Elternhaus diesbezüglich immer unterstützt und es stand nie in Frage, dass ich genausoviel oder mehr wert bin als ein Junge und ich wurde auch nicht zu einem traditionellen Rollenbild gedrängt - es war schlicht meine Entscheidung. Und meine erste (vermutlich) langfristige Beziehung bin ich vor 3 Jahren eingegangen, vorher hat sich das nie ergeben bzw. nie lange gehalten und ich war eigentlich Zeit meines Lebens ein sehr glücklicher und zufriedener Single mit gelegentlichen Intermezzi - die Männer, die meinen Weg kreuzten konnten in der Regel nicht damit umgehen, dass ich sie "gerne um mich habe, aber nicht existentiell oder rein praktisch brauche".
Ich arbeite in einem eher männlichen Bereich und bin auch im Sport lange Zeit mehr mit Männern als mit Frauen unterwegs gewesen, das ändert sich in den letzten Jahren ein bisschen, weil mehr Frauen dazu kommen.
Und ich fürchte - damit beschäftige ich mich im Moment - dass ich ein typisches Pick-me-Girl bin. Was ich daraus mache, weiß ich noch nicht. Allerdings habe ich trotzdem nie gesagt, dass ich grundsätzlich lieber mit Männern arbeite oder grundsätzlich ungern mit Frauen - aber es gibt verschiedene Typen von Frauen, mit denen ich nicht kann, aber genauso bestimmte Typen von Männern.
Sexismus kommt in meinem direkt Umfeld eher wenig vor, ich erlebe ihn eher im indirekten Umfeld und da erschreckt es mich, wie salonfähig er mehr und mehr wird.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann. Menschen werden nicht klüger dadurch, dass man sie auf ihre Dummheit hinweist.
Die Hausbaugeschichten kenne ich auch. Sehr verschieden allerdings, je nach Betrieb. Werde nie verstehen, warum von einem Betrieb sämtliche Korrespondenz an meinen Mann adressiert war, obwohl ich die Aufträge vergeben habe.
Wobei mir gerade ein Anruf einfällt, den ich vor drei Tagen im Büro bekam (ich bin alleine selbständig), ein offensichtlich recht junger Mann war am Telefon.
"Schönen guten Tag, ich hätte gerne Herrn Promethea gesprochen." ?????, warum wollen Sie den sprechen? "Ich möchte mich bei Ihnen initiativ auf eine Stelle als xyz bewerben." Es gibt hier keinen Herrn Promethea, wenn sie die Webseite aufmerksam gelesen hätten, wüssten Sie das "Ähm, ich habe keine Webseite gefunden .... ich dachte ich versuche es einfach mal und die Chance war ja 50:50" Ein guter Rat für die Zukunft, wenn sie sich in einem rein weiblichen Unternehmen bewerben, fragen Sie nicht nach einem männlichen Chef und insgesamt, empfehle ich vor einern Initiativbewerbung die Webseite eines Unternehmens zu suchen und zu finden, aber um ihre eigentliche Frage zu beantworten, nein ich habe keine Stelle zu vergeben und wenn, dann kämen Sie sie vermutlich aufgrund ihrer schlechten Recherche nicht in Betracht. Guter Rat: informieren Sie sich über ein Unternehmen, bevor sie anrufen.
Tja eigener Seximus des jungen Mannes oder einfach totale Unerfahrenheit mit dem Bewerbungsprozeß? Ich habe dann vergessen zu fragen, wie er überhaupt an die Nummer gekommen ist.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann. Menschen werden nicht klüger dadurch, dass man sie auf ihre Dummheit hinweist.
Ich würde sagen, eine Mischung aus "internalisierter Sexismus" und "totale Unerfahrenheit". Hoffen wir, dass Du ihn geheilt hast.
Ich (soloselbständig) bekomme übrigens auch regelmäßig Projektanfragen an Herrn Huhn. Je nach Tagesform reagiere ich dann entweder äußerst drachig oder gar nicht.
Ich hatte beim Lesen auch ein paar AHA Erlebnisse:
Urlaub rund um die Jahrtausendwende in Kroatien - mein Reisepass war eh nett, aber in Hotels wurde ausschließlich seiner herangezogen, alles auf seinen Namen gebucht, auch wenn ich alles ausgefüllt und unterschrieben habe.
Mein Vorgesetzter und ich verhandeln um spezielle Produkte, die getestet werden sollen. Geschäftspartner A ignoriert mich komplett und schließt mich aus den Testungen aus. Mein Vorgesetzter hat A eingangs informiert, in welcher Rolle er dabei ist - in der beobachtenden und dass ich, und zwar ausschließlich ich, entscheide, ob das Produkt gelistet wird oder nicht. Das hat er noch zwei weitere Male deutlich klar gemacht. Ich habe irgendwie den Raum verlassen und bin draußen spaziert. A war total baff als die Verhandlungen abgebrochen wurden mit der Begründung, dass ich kein Interesse an ihm als Geschäftspartner habe.
Eine Verwandte schimpft beim Autofahren gerne über andere: "typisch Weib am Steuer". Ich könnte im Strahl und habe sie lange gefragt, wie sie sich denn so als Frau am Steuer empfindet. Müßig zu sagen, dass sie DIE EINE Ausnahme ist.
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