Ihr Lieben, was mach ich denn jetzt? Eine ehemalige Freundin, mit der ich von meinem 17. bis etwa zu meinem 45. Lebenjahr recht eng befreundet war, schreibt mir heute, nachdem in den letzten Jahren die Freundschaft nicht mehr stattgefunden hat. Ich habe mich lange gefragt (und habe auch sie gefragt) warum sie meist schlecht gelaunt war, wenn wir uns trafen, selbst bei Konzertbesuchen zog sie eine Fresse. Sie rief mich nur noch an, um mir ein Problem mit ihrem Freund zu schildern, so alle halbe Jahre. Wie es mir ging, fragte sie nie. Während meiner Arbeitslosigkeit 2017 war sie keine Hilfe. Sie konnte es mir nicht erklären, ich hörte aber, dass sie bei anderen durchaus gute Laune präsentierte und erfuhr von Partys, zu denen ich nicht mehr eingeladen wurde. Während Corona kein Kontakt. Sie rief immer noch zum Geburtstag an, was mich emotional immer wieder durchgeschüttelt hat, wir waren vorher recht eng gewesen, also beschloss ich, ihr nicht mehr zu gratulieren (sie hat vor mir im Jahresverlauf), das hat aber nicht genutzt, sie smst mir jetzt. Und beschwert sich bei einer gemeinsamen Freundin, dass ich nicht antworte. Nun fragt sie mich per Mail, es wäre schön zu erfahren, warum es so ist zwischen uns wie es ist.
Was soll ich darauf antworten. Ich will keine Diskussion und keine Wiederaufnahme des Kontakts. Sie erinnert sich scheinbar nicht, dass ich sie vor drei, vier Jahren am Telefon fast dasselbe gefragt hatte. Danach gab es keine Veränderung und keine richtige Antwort. Ich vermute inzwischen, dass sie depressiv war/ist, aber was nutzt die Erkenntnis? Wenn ich das aber erwähne, wird sie sich rechtfertigen oder will mehr Erklärungen oder, ach ich weiß nicht. Es ärgert mich jetzt schon, dass es mich überhaupt noch aufregt. Das war die Kurzfassung, es gibt noch einige andere Sachen, mit denen ich nicht einverstanden bin/war, wo ich früher immer dachte, bei einer Freundin muss man das tolerieren. Das hat eben auf Dauer auch nicht funktioniert. Weiß auch nicht, was ich von euch hören will. Vielleicht hat ja eine eine geniale Idee.
Zitat von sundays im Beitrag #1 Ich will keine Diskussion und keine Wiederaufnahme des Kontakts.
Genau das würde ich ihr schreiben. Nicht mehr. Ende. Aus.
Eine alte Indianer Legende besagt: Wenn Du stirbst, begegnest Du auf der Brücke, die zum Himmel führt, allen Tieren, die Dir auf Deinem Weg zu Lebzeiten begegnet sind. Und diese Tiere entscheiden, ob Du weiter gehen darfst oder nicht.
Zitat von sundays im Beitrag #1 Ich will keine Diskussion und keine Wiederaufnahme des Kontakts.
Genau das würde ich ihr schreiben. Nicht mehr. Ende. Aus.
Danke euch. Fält mir schwer, aber ja. Wahrscheinlich dachte Sie nicht, dass damit einhergeht, dass wenn wir uns sehen, auch nicht mehr von mir kommt außer ein leichtes Winken. Sie stand abends plötzlich da, als wir ausgingen, so ne Art Disco. Ich hab gegrüßt und mich wieder weggedreht. Ich hab damals wirklich darunter gelitten, dass das so schlecht lief und ich nicht wusste, was los ist. Ein kompletter Cut ist dann das beste für mich. War dann nicht so schwer, sie rief auch nicht mehr an.
Zitat von Horus im Beitrag #5Unsere Wege sind in den letzten Jahren auseinandergelaufen. Ich möchte, dass es so bleibt, und habe keinen Bedarf an einer weiteren Diskussion.
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #7Ich finde nicht, dass es eine Rechtfertigung wäre, immerhin gibt's ja noch keinen Vorwurf. Aber auch zu einer Begründung bist du nicht verpflichtet.
Sie fragt nach einer Erklärung, ja. Was dann daraus folgt? Will ich eben auch nicht fragen.
Die Erklärung ist ja wirklich, dass die Lebenswege unterschiedlich und weiter auseinander verlaufen sind. Das ist weder eine Rechtfertigung, noch eine Anschuldigung. Niemand hat "Schuld", niemand muss für irgendwas irgendwelche Verantwortung übernehmen.
Wichtig ist aber, dass man es bei dieser Aussage belässt und sich nicht doch in Detaildiskussionen verwickeln lässt. Auf Nachfragen (Wie genau unterschiedlich? Aber warum so unterschiedlich? Aber könnten wir nicht doch wieder versuchen ...?) freundlich mit der immergleichen Allgemeinaussage antworten. "Ich glaube nicht, dass eine Diskussion der Details etwas bringt, und möchte das Thema deshalb ruhen lassen."
Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas wichtiger ist als die eigene Angst.
Zitat von Twix im Beitrag #12Liebe sundays, ich kenne das Thema und habe es mit ähnlichen Worten wie von Horus gelöst
Das war der erste und beste Schritt und danach könnte ich es -die Freundschaft- dann erneut und endgültig ziehen lassen 🐾🐾🐾
Danke auch dir. Ja, das ist das anstrengende, dass ich schienbar immer wieder gezwungen bin, mich damit wieder zu beschäftigen. Wenn ich mich nicht mehr freuen kann, jemanden zu treffen oder mit ihm zu reden, dann lasse ich es eben irgendwann.
Zitat von sundays im Beitrag #11Ja, danke. Ich warte auch erst mal ein paar Tage. Vielleicht benutze ich die alte Mailadresse ja gar nicht mehr ... weiß sie ja nicht.
Das wiederum würde ich (!) nicht machen, weil ich aus eigener Erfahrung von der anderen Seite weiß, wie ätzend es sich anfühlt, "in der Luft zu hängen" und nicht zu wissen, woran ich bin. Dann wirklich lieber eine klare Ansage mit dem Inhalt, der hier schon genannt wurde, und bei evtl. kommenden Nachfragen so antworten, wie Horus so treffend geschrieben hat (sinngemäß: Es passt eben nicht mehr, möchte keine weiteren Details diskutieren). Damit kannst Du mit der Sache endgültig abschließen, und sie hat auch die faire Chance, das zu tun.
Angst klopfte an. Vertrauen öffnete. Niemand stand draußen. (Chinesische Weisheit)
Zitat von sundays im Beitrag #11Ja, danke. Ich warte auch erst mal ein paar Tage. Vielleicht benutze ich die alte Mailadresse ja gar nicht mehr ... weiß sie ja nicht.
Das wiederum würde ich (!) nicht machen, weil ich aus eigener Erfahrung von der anderen Seite weiß, wie ätzend es sich anfühlt, "in der Luft zu hängen" und nicht zu wissen, woran ich bin. Dann wirklich lieber eine klare Ansage mit dem Inhalt, der hier schon genannt wurde, und bei evtl. kommenden Nachfragen so antworten, wie Horus so treffend geschrieben hat (sinngemäß: Es passt eben nicht mehr, möchte keine weiteren Details diskutieren). Damit kannst Du mit der Sache endgültig abschließen, und sie hat auch die faire Chance, das zu tun.
Das ging mir ja nun jahrelang so, dass ich nicht wusste, was ich falsch mache. Muss man nicht zurückgeben, aber ich finde, ich habe mich schon zu viel damit beschäftigt heute.
Zitat von -franzi- im Beitrag #2Vielleicht einfach "du, es passt einfach nicht mehr".
Ich finde das im Grunde auch völlig ausreichend. Ohne weitere Erläuterungen. Evtl noch mit dem Zusatz: und ich möchte dazu auch nichts (mehr) erläutern.
Du gelangst sonst nur in eine Rechtfertigungsspirale. Du musst nichts erklären. Das sie dich so fragt, wie sie fragt, zeigt doch, finde ich, dass sie ihren Teil eh nicht sieht/sehen will. Und du möchtest am liebsten gar keinen Kontakt mehr. Punkt. Vorbei ist vorbei. Man muss sich deshalb nicht gegenseitig ablehnen oder ungut an den anderen denken.
Manchmal ist kurz und schmerzlos am besten und am ehrlichsten.
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"Paradise has never been about places. It exists in moments. In connection. In flashes across time."
Das mit der Spirale fürchte ich auch. Aber die Nachricht passt schon wieder ins Schema, sie fragt ja nicht mal, wie es mir geht oder sonstwas. Nur, erkläre es mir mal, ich verstehe es nicht. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann wir mal entspannt Spaß zusammen hatten.
Das es dich aufregt, ist nicht so schlimm. Sowas beschäftigt einen. Du solltest aber richtig reagieren. Was willst du wirklich? Du willst den Kontakt nicht mehr aufleben lassen? Dann mache eine klare Ansage. Beispiel: Du, ich bin die letzten Jahre gut ohne dich ausgekommen und will es auch weiterhin. Bitte akzeptiere das, zu diskutieren gibt es dazu nichts weiter. Ich wünsche dir eine schöne Zukunft.
Zitat von Bitti im Beitrag #19Da. Beispiel: Du, ich bin die letzten Jahre gut ohne dich ausgekommen und will es auch weiterhin. Bft.
das finde ich als Nachtreten. Warum denn?
Gar nicht reagieren und gut. Es ist doch alles bereits gesagt vor langer Zeit. Ich würde in so einem Fall nie mehr in eine Kommunikation einsteigen wollen. Denn jede Re-Aktion führt zu Aktion. Das ist unnötig. wenn du nicht reagierst ist das Message genug.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Bitti im Beitrag #19Da. Beispiel: Du, ich bin die letzten Jahre gut ohne dich ausgekommen und will es auch weiterhin. Bft.
das finde ich als Nachtreten. Warum denn?
Gar nicht reagieren und gut. Es ist doch alles bereits gesagt vor langer Zeit. Ich würde in so einem Fall nie mehr in eine Kommunikation einsteigen wollen. Denn jede Re-Aktion führt zu Aktion. Das ist unnötig. wenn du nicht reagierst ist das Message genug.
Denke ich grundsätzlich auch. Wir werden uns aber immer mal abends begegnen, diese Stadt ist ein Dorf. Deswegen überlege ich, das noch klarzustellen, dass die Freundschaft für mich schon seit jahren zu Ende ist und ich dann eben auch keinen Smalltalk und keine Geburtstags-SMS mehr möchte.
Ich habe es zwar auch schon gemacht wie Minga, aber das sind die Freundschaften, die ich nicht ganz beendet habe, die mir immer noch im Kopf nachgehen und bei denen ich mich vor einem unverhofften Begegnen "fürchte".
Ich würde daher auch tun, was die meisten raten, eine kurze Antwort, dass der Kontakt für mich vorbei ist und ich das auch nicht diskutieren will. Weil wenn du nicht reagierst, weiß sie nicht ob du die mail überhaupt bekommen hast und versucht es dann schlimmstenfalls noch mit Telefonaten, Kontaktversuchen über gemeinsame Bekannte oder steht bei dir vor der Tür, weil sie eben nicht weiß, ob du nicht reagieren willst oder nicht reagieren willst.
Und noch mehr, weil ihr euch ja immer mal wieder persönlich begegnen werdet und in größerer Gesellschaft willst du diese Diskussion ja schon gar nicht mit ihr führen.
Die Kontakte, die ich sauber beendet habe, gehen mir auch nicht mehr durch den Kopf - höchstens noch als netter Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit. Und wenn man sich mal begegnet, nickt man sich freundlich zu und geht weiter.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann. Menschen werden nicht klüger dadurch, dass man sie auf ihre Dummheit hinweist.