Ich bin nicht sicher, ob ich weiß, was Ihr meint. Ich denke an so Situationen, die hier im Forum ja auch vorkommen. Jemand schreibt, dass er sich mehr Kontakte wünscht, daraufhin werden hunderte Vorschläge gemacht, wo man Menschen trifft, und alle sind doof oder gehen irgendwie nicht.
Zitat von mühe1 im Beitrag #202Ich würde "Publikumsverkehr" gar nicht so gering schätzen.
Ich auch nicht!
Aber ich bin ich und andere sind andere...
Mir tut es am besten, wenn ich für verschiedene Bedürfnisse verschiedene Menschen im Leben hab. lockere Bekannte, die ich halt auf der Straße grüße und den Hund streichle, gute Bekannte, wo man schon persönlicher agiert, beste Freunde, die mich sehr privat und tief kennen und ich sie (z. b.)
Nur, die bloße Anwesenheit von anderen finde ich zuwenig. Sonst könnte ich mich einfach in die U-Bahn setzen und schon wäre ich nicht mehr allein (?)
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von mühe1 im Beitrag #201 dass er sich mehr Kontakte wünscht, daraufhin werden hunderte Vorschläge gemacht, wo man Menschen trifft, und alle sind doof oder gehen irgendwie nicht.
Ich weiß, was du meinst. Ist halt nicht so einfach....
Viele Betroffene haben womöglich schon eine lange Erfahrungsgeschichte und das prägt ja auch wieder.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Staatlicherseits ist ein Ansatz sicher nicht so einfach. Insgesamt kann man wohl vermuten, dass die covid Restriktionen so ziemlich das Gegenteil dessen darstellen, was eine Gesellschaft zur Linderung individueller Vereinsamung tun könnte....
ich würde mir vorstellen, dass auch städtebauliche Konzepte was bringen könnten. Also Orte oder Plätze schaffen, an denen Menschen sich wohlfühlen. Und dann so Orte für Alltagsbegegnungen schaffen. Das kann Sitzgelegenheit bedeuten, oder Bäume, die Schatten spenden, Flächen wo man spielen kann, Räume die für wenig Geld gemietet werden könnten für Initiativen oder Gruppen aller Arten. Konsumfreie und sichere Gelegenheiten Menschen zu treffen.
Aber auch pädagogische Ansätze von Anfang an: was tun, wenn man sich einsam fühlt? Kann man da was tun? Was?
Alles offen und vielfältig, weil eben eine Lösung nicht für alle passt.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es wirklich so viel mehr Einsamkeit gibt als früher (wann auch immer), nur weil es vielleicht mehr Singles gibt. Auch in Familien geht es nicht immer wirklich zugewandt zu, in früheren Generationen noch weniger. Heute traut man sich vielleicht mehr, darüber zu reden.
Hier mal eine Typologie verschiedener Einsamkeitsformen der Therapeuten/Psychologen Udo Baer und Gabriele Frick-Baer:
Die beiden unterschieden 5 Arten von Einsamkeit: Kontakteinsamkeit Freundschaftseinsamkeit Intimitätseinsamkeit Herzenseinsamkeit - Damit ist die Einsamkeit des "inneren Kerns" gemeint, die Unfähigkeit, generell Nähe zu empfinden/zuzulassen Bindungseinsamkeit - Damit ist gemeint, dass zwar freundschaftliche Begegnungen gelingen, aber aufgrund von Bindungsunfähigkeit keine Beziehungen daraus resultieren
Das finde ich ganz hilfreich für Überlegungen zum Thema.
ja und die beiden letzten können meiner Ansicht nach wenn überhaupt nur psychotherapeutisch bearbeitet werden, nicht mit Parkbänken oder Kartenspielabenden.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Galah im Beitrag #115 Thema Oxytocin: Da ist m.E. definitiv was dran. Ich habe genug davon, weil ich in einer Partnerschaft lebe. Wäre diese aber nicht mehr da, hätte ich einen Oxytocin-Mangel - davor graust es mir in der Tat.
Ja, mir auch. Mein Mann wird - er soll und muss sogar - vor mir sterben, und dann werde ich mit Sicherheit einsam sein. Kontakte zu Freunden können niemals das intime Tag für Tag Zusammenleben mit einem geliebten Menschen ersetzen.
Zitat von Wendy im Beitrag #149 Mittlerweile kenne ich einige Bewohner näher und bin mit zwei Frauen richtig gut befreundet. Die meisten sind hier verwitwet, und das kommt auf mich auch zu. Die Situation hier wird mir früher oder später helfen, mit der Einsamkeit umgehen zu können, das weiß ich jetzt schon.
Ja, ich denke, das ist das Einzige was man vorbeugend machen kann. Deshalb baue ich derzeit mein soziales Umfeld wieder aus, welches aus Kapazitätsgründen ziemlich brach lag.
Dass ein geliebter Partner nicht durch noch so viele nette Kontakte zu ersetzen ist, ist ein gutes Beispiel für eine Einsamkeitssituation, an der die Gesellschaft auch nichts ändern kann, oder?
Zitat von mühe1 im Beitrag #202Ich würde "Publikumsverkehr" gar nicht so gering schätzen.
Ich auch nicht.
Ich mag und brauche soziales Gewimmel. Das hilft mir schon, mich mit der Welt verbunden zu fühlen. Dh ich gehe "raus", sitze rum, stricke und er"lebe".
Für mich scheint das eines des wichtigsten Standbeine zu sein, denn als ich das zu Corona-zeiten nicht hatte, bin ich übelst depressiv geworden.
Mit anderen zu reden,fehlt mir auch oft, aber es fehlt mir vor allem Resonanz. Denn wenn man nur reden wollte, könnte man bloggen.
Zitat von mühe1 im Beitrag #213Dass ein geliebter Partner nicht durch noch so viele nette Kontakte zu ersetzen ist, ist ein gutes Beispiel für eine Einsamkeitssituation, an der die Gesellschaft auch nichts ändern kann, oder?
Ich denke, die meisten Einsamkeitszustände haben wenig mit "der Gesellschaft" zu tun.
Zitat von Larifari im Beitrag #206Über die Ursachen der Einsamkeit vieler Menschen in unserer Gesellschaft, sollten wir uns schon alle Gedanken machen.
Ja, und es ist gut, wenn es Angebote gibt! Und zwar ganz verschiedene!
Eine ganz nette freundliche Bekannte schlug mir letztens vor, ich solle mich doch fürs betreute Wohnen anmelden (nicht für die Betreuung, sondern für den Wohnkomplex), damit ich nicht mehr so alleine sei.
Diese besondere Verbindung (Verlust eines geliebten Menschen) und damit einher gehende Einsamkeitsgefühle kann nicht kompensiert werden durch "die" Gesellschaft. Man kann aber für diese Menschen da sein, ihnen zuhören - das ist unterstützend.
Ich habe allerdings auch den Eindruck dass eine Vereinzelung stattfindet und immer weniger Strukturen einsame Menschen auffangen können. Gelegenheiten bieten, damit man nicht erst heraus fällt oder leicht wieder rein kommt. Trauerfälle, Krankheit, Jobverlust.... all das kann dazu führen. Da ist Rückzug zuerst sogar erst einmal sinnvoll. Wer dann aber kein funktionierendes Netzwerk hat, der kann dann auch mal "raus" sein.
Nachbarschaftsinitiativen, Vereine, auch kirchliche Gemeinden und anderes mehr können den Zugang erleichtern.
Ich habe aber auch den Eindruck dass das vielen Menschen immer schwerer fällt, solche Angebote auch anzunehmen? Nicht, weil sie es gar nicht wollen sondern weil sie sich nicht getrauen... weil inzwischen ja die Maxime ist: jeder soll, jeder muss für sich selber sorgen. Manchmal brauch man eben auch etwas Fürsorge. Als Starthilfe, nicht als Dauerbetreuung.
Zitat von Galah im Beitrag #209Hier mal eine Typologie verschiedener Einsamkeitsformen der Therapeuten/Psychologen Udo Baer und Gabriele Frick-Baer:
Die beiden unterschieden 5 Arten von Einsamkeit: Kontakteinsamkeit Freundschaftseinsamkeit Intimitätseinsamkeit Herzenseinsamkeit - Damit ist die Einsamkeit des "inneren Kerns" gemeint, die Unfähigkeit, generell Nähe zu empfinden/zuzulassen Bindungseinsamkeit - Damit ist gemeint, dass zwar freundschaftliche Begegnungen gelingen, aber aufgrund von Bindungsunfähigkeit keine Beziehungen daraus resultieren
Das finde ich ganz hilfreich für Überlegungen zum Thema.
Ich sehe das auch so. Kontakte einfach dadurch dass man mit dabei ist, dass Menschen um einen herum sind, man kurz oder länger mit einander redet (muss kein tierschürfendes Gespräch sein).
Ich sehe das auch so. Kontakte einfach dadurch dass man mit dabei ist, dass Menschen um einen herum sind, man kurz oder länger mit einander redet (muss kein tierschürfendes Gespräch sein).
Ich kann das, will das, genieße das.
Andere beschreiben das als "oberflächlich, substanzlos, keiner höre ihnen zu" oder als "Small Talk ohne Tiefe"
Typsache!
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von -franzi- im Beitrag #214Ich mag und brauche soziales Gewimmel. Das hilft mir schon, mich mit der Welt verbunden zu fühlen.
Für mich ist dieser soziale Lärm schlimm und macht nicht daß es mir besser geht.
Aktuell bin ich wirklich in der Situation daß ich mich sehr einsam fühle aber absolut nicht unter Menschen will. Gerade jetzt, Samstag Nachmittag, alleine zu Hause, aber das letzte was ich jetzt wollte wäre daß "Leute" um mich sind, ich jemanden einlade oder irgendwo eingeladen wäre, nichtmal ein Hobby mit Leuten zu teilen. Das würde mich nicht weniger einsam machen, mir dafür aber Zeit und Energie nehmen. Kürzlich kam mein Arbeitskollege eine Stunde später und ich war dann tatsächlich enttäuscht daß er noch kam weil ich lieber alleine gearbeitet hätte. Fühlt sich einfach irgendwie befreiter an wenn niemand um mich ist.
Ich hätte gerne jemandem mit dem ich mich stark verbunden fühle, den ich aber nicht häufig tatsächlich treffen muß. Kann mir auch gerade gar keine Beziehung vorstellen, oder wenn dann auch so, sehr enge Seelenverbindung, exklusiv, monogam - aber ohne jetzt jedes Wochenende miteinander verbringen zu müssen.
Zitat von print im Beitrag #217 Ich habe allerdings auch den Eindruck dass eine Vereinzelung stattfindet und immer weniger Strukturen einsame Menschen auffangen können. Gelegenheiten bieten, damit man nicht erst heraus fällt oder leicht wieder rein kommt. Trauerfälle, Krankheit, Jobverlust.... all das kann dazu führen. Da ist Rückzug zuerst sogar erst einmal sinnvoll. Wer dann aber kein funktionierendes Netzwerk hat, der kann dann auch mal "raus" sein.
Nachbarschaftsinitiativen, Vereine, auch kirchliche Gemeinden und anderes mehr können den Zugang erleichtern.
Ich habe aber auch den Eindruck dass das vielen Menschen immer schwerer fällt, solche Angebote auch anzunehmen? Nicht, weil sie es gar nicht wollen sondern weil sie sich nicht getrauen... weil inzwischen ja die Maxime ist: jeder soll, jeder muss für sich selber sorgen. Manchmal brauch man eben auch etwas Fürsorge. Als Starthilfe, nicht als Dauerbetreuung.
Ja, genau, dem stimme ich zu. Es fehlen Strukturen. Sehr sehr simple wie Aufenthaltsgelegenheiten im öffentlichen Raum, oder weitergedacht: Da sterben Vereine weg, gibt es Treffpunkte nicht mehr etc. Das halte ich für gesellschaftlich sehr, sehr problematisch. Aber wie gegensteuern, wenn sich auch kaum mehr Aktive finden. Da muss sich wirklich etwas tun und tut sich auch was, so wie zB Lesecafés, intergenerationelle Treffen etc. Das finde ich so wichtig.
Ich hatte in #207 paar Überlegungen für den baulichen öffentlichen Raum, aber auch zu Räume für Gruppen etc. zu mieten
das hielte ich für eine vorrangige Aufgabe von Kommunen z. B.
Vereinssterben ist sicher ein Katalysator. Allerdings ist das nicht jedermanns Sache, das Vereinsleben...
Was mir auffällt, Verbindlichkeit wird immer mehr als Belastung als als Stabil-Faktor empfunden. Also z. B. "Montag, halb acht Yoga" Dennoch ist gerade die "Wiederkehr" ein ! Faktor, mit anderen in engeren Kontakt zu kommen. Erkannt zu werden. Bekannt zu werden.
Vielleicht tut man sich neben den anderen Vorzügen der Jugend als Kind auch deshalb leichter, andere kennen zulernen, weil man die eben jeden Tag traf in der Schule z. B. Ob man jetzt grad Bock hatte oder nicht, man ging hin, die anderen auch (?)
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Mediterranee im Beitrag #194Linaya, ja, in vielen Städten herrscht ganz allgemein Bänkemangel, aus von Dir genannten Gründen oder auch weil die Gemeinden vermeiden wollen, dass sich Obdachlose dort zum Schlafen hinlegen. Und nun kann man in vielen Innenstädten nirgends mehr sitzen. Man kann immer etwas finden, was doof ist. Es deswegen nicht zu tun? Ich weiß nicht.
Ich schrieb das mit den Bänken, weil ich es ziemlich ironisch finde, dass - aus durchaus nachvollziehbaren Gründen - Begegnungsmöglichkeiten weggefallen sind und man nun aber sucht und sucht, wie sich Menschen wieder begegnen können.
Der Wegfall hat viele Gründe. Einer der letzten großen Anstöße für den Wegfall von Begegnungsmöglichkeiten war jedenfalls Covid.
Klar sollte man machen, versuchen etc. Aber Kontaktgelegenheiten - im Sinne einer Starthilfe, wie es jemand hier sehr schön formuliert hat - klappen nicht, wenn man ein Problemschild dranhängt. Sondern da muss man Gelegenheiten schaffen. Zugegebenerweise wird da auch schon einiges versucht, etwa städtebaulich, damit Menschen zusammenkommen können, das finde ich sehr sehr wichtig.
Zitat von Mingararin im Beitrag #223Ich hatte in #207 paar Überlegungen für den baulichen öffentlichen Raum, aber auch zu Räume für Gruppen etc. zu mieten
das hielte ich für eine vorrangige Aufgabe von Kommunen z. B.
Vereinssterben ist sicher ein Katalysator. Allerdings ist das nicht jedermanns Sache, das Vereinsleben...
Was mir auffällt, Verbindlichkeit wird immer mehr als Belastung als als Stabil-Faktor empfunden. Also z. B. "Montag, halb acht Yoga" Dennoch ist gerade die "Wiederkehr" ein ! Faktor, mit anderen in engeren Kontakt zu kommen. Erkannt zu werden. Bekannt zu werden.
Ja, da gebe ich dir Recht, die von dir benannten Maßnahmen sind kommunale Sache. Sie werden ja zum Teil auch angegangen. Das ist ausdrücklich gut.
Ich beobachte auch, wie du, dass die Menschen häufig weniger Verbindlichkeit wollen. In meinem Umfeld zB herrscht viel Rückzug auf die eigene Couch. In meinen Gruppen bin ich mit die regelmäßigste Teilnehmerin, weil viele ad hoc entscheiden, ob sie kommen. Auch das schränkt Kontakteknüpfen ein.
Wie gesagt, das enthebt ja niemanden, der Kontakte will, davon, sich zu kümmern. Nur ist es eben wirklich nicht immer nur einfach, Möglichkeiten zu finden, andere einigermaßen regelmäßig im echten Leben zu sehen. Auch wenn man online eine Gruppe gründen würde, müssten die Leute ja dann irgendwo hin mal kommen, wenn sie zb gemeinsamen Interessen nachgehen möchten.