Zitat von Hair im Beitrag #1Einsamkeit wird als Thema in unserer Gesellschaft zunehmend entdeckt..
Ich halte das für eine Mode-Erscheinung einer übersättigten Gesellschaft.
Ich muss doch nur die Tageszeitung aufschlagen und habe da jeden Tag zweihundertzwölfunddreissig Möglichkeiten, irgendwas zu machen, anstatt einsam vor mich hin zu vegetieren. Die zitierte Initiative ist die zweihundertdreizehnunddreissigste. Ich glaube nicht, dass damit irgendein Problem gelöst wird.
Zitat von Naomi_Nagata im Beitrag #26Ich muss doch nur die Tageszeitung aufschlagen und habe da jeden Tag zweihundertzwölfunddreissig Möglichkeiten, irgendwas zu machen, anstatt einsam vor mich hin zu vegetieren.
Es gibt aber Menschen, die das aus den unterschiedlichsten Gründen nicht können. Sei es durch Krankheit oder Alter. Und einsam muss nicht zwangsläufig heißen, dass der Mensch alleine lebt.
Eine alte Indianer Legende besagt: Wenn Du stirbst, begegnest Du auf der Brücke, die zum Himmel führt, allen Tieren, die Dir auf Deinem Weg zu Lebzeiten begegnet sind. Und diese Tiere entscheiden, ob Du weiter gehen darfst oder nicht.
Zitat von Naomi_Nagata im Beitrag #28Denen hilft „zuhören draußen“ dann aber doch auch nicht?
Wenn es jemanden gibt, der diese Menschen vielleicht abholt und dort hin bringt, würde es evtl. helfen. Nicht jede Methode ist für jeden geeignet, das ist klar. Aber nichts gegen die Vereinsamung der Menschen zu tun, ist ja keine Lösung. Hier gibt es in einem Pflegeheim eine Initiative, wo freiwillig Menschen die Bewohner besuchen, wo möglich, etwas unternehmen. Mit Bewohnern im Rollstuhl spazieren gehen. Die sich mit ihnen unterhalten, beschäftigen. Solche Dinge. Nur weil da den ganzen Tag Personal rumspringt, heißt das ja nicht, das die Leute dort sich nicht alleine fühlen.
Eine alte Indianer Legende besagt: Wenn Du stirbst, begegnest Du auf der Brücke, die zum Himmel führt, allen Tieren, die Dir auf Deinem Weg zu Lebzeiten begegnet sind. Und diese Tiere entscheiden, ob Du weiter gehen darfst oder nicht.
Ich denke, um Kontakte aufzubauen muss man Risiken eingehen. Es gibt kein Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Ja, es kann passieren, dass jemand das Vertrauen ausnützt. Ich bin aber überzeugt dass es überwiegend nicht so ist. Wer aber dieses Risiko nie tragen kann/will, der wird wenig Chancen haben auf Freundschaften und Kommunikation im weitesten Sinne. Und mir ist schon bewusst, dass all das aus der sich-selbst-sicheren Position heraus leichter ist.
Um Kontakte zu knüpfen kann alleine etwas zu unternehmen beitragen. Und ich widerhole es kann! Nicht es muss.
Und dann gibt's eben noch ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Ich fühle mich sehr selten einsam, bin und mache viel alleine, fühle mich 95% bei meiner Lebenszeit wohl mit mir und der Welt. ich denke, dass das eine Mischung aus Glück, viel Arbeit an mir selbst, Mut ist mein Leben zu leben und einigen guten Kontakten (die ich gar nicht allzu oft treffe). Ob mich das gefeit macht vor Einsamkeit später oder morgen oder irgendwann? Nur bedingt.
Ich plädiere auch dafür zu hinterfragen, wie man selbst auf Einsamkeit schaut. Mitleidig? Verständnisvoll? Als wäre es eine ansteckende Krankheit? Beschämt?
Zitat von Linaya im Beitrag #12Noch zu den einsamen Ehrenamtlern: Aber wenn die einsam sind und ungestillte Bedürfnisse haben, können die diese dann stillen, indem sie anderen Menschen mit deren Problemlagen zuhören?
Ich finde ja, um Einsamkeit zu bekämpfen, braucht es einen Austausch, also das Gesehenwerden für beide Seiten.
das und ich ergänze, um MEINE Einsamkeit zu lindern braucht es für MICH
Menschen, die mit taugen und denen ich tauge. Einfach "irgendwer" ist mir keine Lösung. Im Gegenteil! Mir mangelt(e) es nie /selten an Menschen überhaupt. Sondern an solchen, die mir passen und ich ihnen. Ich war/bin auch nie einsamer als unter Leuten. Wenn diese mir nicht taugen.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Lizzy im Beitrag #17Mich stört irgendwas an dieser publicitymässig gut vermarkteten Initiative. Ich versuche mal mein Bauchgefühl in Worte zu fassen. Angenommen ich bin in einen Cafe/ bei einem Flohmarkt jemand schaut mich an - ich schau zurück ich sage einen Satz - eine Antwort kommt und“ irgendwie“ kommen wir ins Gespräch. Das ist etwas was ich mache und was mir passiert. Da bin ich in einen oberflächlichen oder tiefen, in einem von sachlicher Kompetenz oder allgmeiner ykonversation geprägten Gespräch.
wir - die Gesprächsteilnehmer sind auf Augenhöhe - es gibt keinenehrenamtlichen Helfer und nicht ehrenamtlichen Hilfe suchenden. Das Eine. Das andere bekommt ein Einsamer so - durch laienhafte aber rollenbestimmte „Zuwendung“ überhaupt einen echten Kontakt? Ist diese s ehrenamtlich anti- einssmkeitshandeln überhaupt ein taugliches Mittel, um zu??? Das ist kein Gespräch auf Augenhöhe!
Du sagst, was ich nicht sagen konnte!
Dieser "sozialpsychiatrische" Ansatz würde MICH total abschrecken. Für Bewohner eines Pflegeheims, kann er womöglich aber viel besser passen.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Ewiger_Bub im Beitrag #21 Aber ist das nicht total verrückt ? Wenn angeblich so viele Menschen einsam sind, warum sollten die nicht MIT "Konktakterwartung" auf ein Straßenfest gehen um jemanden zu treffen dem es ähnlich geht ? Wo soll man denn sonst hingehen als dorthin wo Menschen sind und ggf. ein Kulturprogramm herum. .
Du hast natürlich Recht, dass man um unter Menschen zu sein, nicht in eine menschenleere /-arme Gegend gehen sollte.
Ich sehe es aber andersrum als du. Ich gehen wohin weil ich dorthin will. Mich "das" interessiert. Wenn ich dann "dort" einen netten Ratsch mit einem anderen Menschen hab: nett.
Wenn nicht: egal! Fest, Theater, Kino, Café, Museum oder Badestrand wären genauso schön gewesen, denn ich will ins Kino (exemplarisch) nicht aber um Leute zu treffen, sondern um Film zu sehen (exemplarisch)
Ich fühle mich unter Einsamen oft erst recht einsam, weil ich wohl irgendwie anders einsam bin, als andere
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Ewiger_Bub im Beitrag #3 ….Ich habe mal eine Doku über Einsamkeit gesehen wo alte Leute in einem Wohnheim sich nur "irgendjemanden zum plaudern" wünschten. DAS kann ja wirklich nicht so schwer zu finden sein, in besagtem Heim zB eine Türe weiter.
Das ist ein Trugschluss - leider! Die Heime, die ich im Rahmen meiner ehrenamtlichen Arbeit besuche, sind voll von alten, einsamen Menschen. Es gibt dort aber nur wenige, die überhaupt noch in der Lage sind, ein Gespräch zu führen. Und mit Gespräch meine ich Gespräch im Sinne von Austausch. Nicht einseitiges Lamentieren oder Jammern.
Das finde ich das Interessante an dem vorgestellten Konzept. Dass den Ehrenämtlern bewusst ist, dass ihr Job das Z u h ö r e n ist. Denn irgendwie kommt hier in unserer hochindividualisierten Welt, in der jede etwas ganz ganz dolle Besonderes ist, aktives Zuhören sehr bzw. zu kurz. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass das schon mal ein sehr guter Beginn sein könnte. Endlich mal gesehen zu werden (bzw. gehört) - das macht ja auch was mit einem und vielleicht geht der eine oder die andere gestärkt und ermutigt aus so einer zufällig entstandenen Begegnung? Sieht die Welt und ihre Möglichkeiten vielleicht kurz ein bisschen bunter?
Zitat von Vamos! im Beitrag #34 Es gibt dort aber nur wenige, die überhaupt noch in der Lage sind, ein Gespräch zu führen. Und mit Gespräch meine ich Gespräch im Sinne von Austausch. Nicht einseitiges Lamentieren oder Jammern.
Endlich mal gesehen zu werden (bzw. gehört) - das macht ja auch was mit einem
zu 1. : ja. Sehe ich übrigens altersunabhängig.
zu 2. : ich möchte von wem "gesehen" werden, weil der mich mag. Sehr mag im Idealfall. Ob mich wer "sieht" der das als Art Job / Ehrenamt macht ist mir kein Wert.
Das ist so, als ob mich irgendein Mann (bin hetero) gut fände. Ja mei. Mir ist nur was wert, dass DER Mann mich gut fände.
aber je länger ich nachdenke, desto mehr komme ich zum Schluss, das ist Typsache und ich bin da wohl sehr eigen. Klar genieße und mache ich Smalltalk. Und wie! Das sind aber keinerlei "Problemgespräche" für die es Flyer mit Adressen von prof. Beratungsstellen bräuchte. Im Gegenteil.
Vielleicht wäre auch eine Idee, nicht mit dem Schweren anzufangen bei Wildfremden?
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Vamos! im Beitrag #34 Endlich mal gesehen zu werden (bzw. gehört) - das macht ja auch was mit einem und vielleicht geht der eine oder die andere gestärkt und ermutigt aus so einer zufällig entstandenen Begegnung? Sieht die Welt und ihre Möglichkeiten vielleicht kurz ein bisschen bunter?
Ich denke, darum geht es. Der Schnack mit der Kassiererin im Supermarkt oder die Besprechung der Morgenroutine mit der Pflegerin im Heim sind nicht das, was der Einsamkeit wirklich entgegenwirkt. Das sind nette Lichtblicke im sonst so düsteren Alltag einsamer Menschen. Aber was jemandem, der wirklich einsam ist, so denke ich, am meisten fehlt, ist das Gesehenwerden, das Verstandenfühlen und das Feedback darauf, wie man ist. Und das funktioniert mit Zuhören. Zuhören, wirklich richtig zuhören, das ist eben viel mehr als Plaudern. Das ist sich zurücknehmen und dem anderen Raum geben. Wenn die Ehrenamtler, die bei dieser Initiative mitmachen, das drauf haben, können sie, so glaube ich, in dem ein oder anderen Passanten, mit dem sie zusammensitzen, wirklich ein Licht entzünden.
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Zitat von Mingararin im Beitrag #35 zu 2. : ich möchte von wem "gesehen" werden, weil der mich mag. Sehr mag im Idealfall. Ob mich wer "sieht" der das als Art Job / Ehrenamt macht ist mir kein Wert.
Das ist so, als ob mich irgendein Mann (bin hetero) gut fände. Ja mei. Mir ist nur was wert, dass DER Mann mich gut fände.
aber je länger ich nachdenke, desto mehr komme ich zum Schluss, das ist Typsache und ich bin da wohl sehr eigen. Klar genieße und mache ich Smalltalk. Und wie! Das sind aber keinerlei "Problemgespräche" für die es Flyer mit Adressen von prof. Beratungsstellen bräuchte. Im Gegenteil.
Vielleicht wäre auch eine Idee, nicht mit dem Schweren anzufangen bei Wildfremden?
Ich glaube das fühlt sich z.B. sobald man im heim ist oder alleine in der Wohnung und hochbetagt einfach anders aus. Dann ist dieses "jemand hört mir zu" so wichtig, dass man/frau nicht ganz so "wählerisch" ist. wobei ich davon ausgehe, dass die meisten, die solche Gesprächsangebote machen, Menschen mögen.
Ich glaube das fühlt sich z.B. sobald man im heim ist oder alleine in der Wohnung und hochbetagt einfach anders aus. Dann ist dieses "jemand hört mir zu" so wichtig, dass man/frau nicht ganz so "wählerisch" ist. wobei ich davon ausgehe, dass die meisten, die solche Gesprächsangebote machen, Menschen mögen.
Ich glaube, das kann man nicht verallgemeinern.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Zitat von Mediterranee im Beitrag #36 Aber was jemandem, der wirklich einsam ist, so denke ich, am meisten fehlt, ist das Gesehenwerden, das Verstandenfühlen
.
möglich.
Der Mensch ist nicht gleich.
MIR wäre als beste Methode meine Einsamkeit zu lindern, Augenhöhe. Ich erzähle was von mir, der andere von sich. Wir über uns.
Das "uns" ist für mich das Remedium. Wenn sich das nicht einstellt bleibe ich einsam vom Gefühl her. Auch wenn das "organisatorisch" nicht der Fall wäre.
Für mich ist wichtig, der Austausch. Dass ich wem das Ohr abkaue und der mir zuhört ist mir nicht genug. Ich will auch DEM zuhören, für DEN wichtig sein. Und das idealiter nicht, weil das dessen Job oder Amt ist....
Bei sehr betagten Menschen hab ich oft erlebt, die wollen auch dass wer vom Umfeld kommt, was das Umfeld oft an die Grenzen bringt.
Das oben ist meine private Meinung. Mein pers. Empfinden. Meine Wahrnehmung.
Nun, sehr betagte Menschen erlebe ich da (und ich bin oft genug im Altersheim meines Papas auf Besuch) oft (nicht alle) etwas anders. Insbesondere, weil auch sie zum Teil gar nicht mehr in der Lage sind so auf das Gegenüber einzugehen, aber sehr gerne etwas erzählen oder Witze machen, oder auch über relativ banale Dinge reden möchten (das hätte ich mir früher nie nie nie vorstellen können).
Aber natürlich gilt es nicht für alle. Was ich aber aus den Ergebnissen mit meinem hochbetagten Vater gelernt habe: Kontakte und dass einem zugehört wird, ist so enorm wichtig!
Und außerdem kann auch aus Situationen, die nicht 100% auf Augenhöhe sind, sehr viel gutes erwachsen. Vielleicht gibt so ein Gespräch einem einsamen Menschen (wieder) den Mut mehr unter Leute zu gehen.
Zitat von Mediterranee im Beitrag #36 Zuhören, wirklich richtig zuhören, das ist eben viel mehr als Plaudern. Das ist sich zurücknehmen und dem anderen Raum geben. Wenn die Ehrenamtler, die bei dieser Initiative mitmachen, das drauf haben, können sie, so glaube ich, in dem ein oder anderen Passanten, mit dem sie zusammensitzen, wirklich ein Licht entzünden.
Das stimmt. Da sollte man nur nicht unterschätzen, wie teuflisch anstrengend das sein kann. Ich habe mal einen Bekannten besucht, ein älterer Herr, der in der Coronazeit seine Partnerin durch kurze, schwere Krankheit verloren hatte (das war damals noch recht frisch). Der Mann hatte zwar noch Familie und recht viele (lose) Bekannte, er war auch ziemlich kommunikativ, er hatte aber eben die Person verloren, die jahrzehntelang an seiner Seite war. Das kann man nicht stillen, da kann man nur Raum geben und zuhören. Ich war viele Stunden da und danach völlig erledigt. Es war ein unglaublich bereicherndes Erlebnis, aber für mich auch sehr zehrend. Das sehe ich eben als Problem, wenn man sowas ehrenamtlich macht, das geht glaube ich nur, wenn man selbst stabil ist, und nicht, um eigener Einsamkeit damit entgegenzuwirken.
Die Situation ist so künstlich! Denn Einsamkeit ist doch ua das Gefühl, dass sich kein anderer für einen interessiert. Wenn nun Ehrenamtliche zuhören, hören sie zwar zu, doch ist es kein wirkliches Interesse an den Menschen, die kommen. Es ist immer noch ein Gefälle vorhanden: die einen hören zu, die anderen erzählen. Freundschaften entstehen daraus nicht.
Zitat von Mingararin im Beitrag #39 MIR wäre als beste Methode meine Einsamkeit zu lindern, Augenhöhe. Ich erzähle was von mir, der andere von sich. Wir über uns.
Das empfinde ich genauso, und das ist so schwer zu bekommen. Und schon gar nicht bekommt man das in einer künstlichen Gesprächssituation, bei der das Gegenüber schon den Flyer mit "nützlichen" Infos in der Tasche hat.
Aber Menschen sind tatsächlich verschieden. Und wenn es nutzt...? Ich bin da zwiegespalten und frage mich, ob da nicht hilflos versucht wird, etwas zu rekonstruieren, was in unserer Gesellschaft von sehr vielen Menschen eigentlich gar nicht mehr gewollt wird.
Zitat von Mingararin im Beitrag #7 Die Idee, sich als Betroffener! aber da selber zu engagieren hingegen, das glaub ich kann die Lage tatsächlich verändern. Für mich ein Ansatz. Mit Wildfremden auf der Straße über mein Leben zu reden - ich glaub, das könnte ich nicht...
Jo.
Nach einem vor vielen Jahren für mich sehr bewegenden Todesfall bin ich eine Zeit lang zu einer Trauergruppe gegangen, weil ich dachte, dort würde man miteinander reden. Aber es zeigte sich, dass die Betreuerinnen nur zuhörten, Kerzen anzündeten, aber nicht in den Dialog gingen das habe ich mir zwei drei mal angeguckt, fühlte mich danach aber genauso leer wie vorher und bin nicht mehr hingegangen.
Insofern kann ich mir für mich vorstellen, dass ich ein solches Angebot nicht annehme oder nicht gut finde, weil ich etwas auf augenhöhe suchte und gern einen Dialog hätte, nicht jemanden, der nur zuhört.
Zitat von Mingararin im Beitrag #39 MIR wäre als beste Methode meine Einsamkeit zu lindern, Augenhöhe. Ich erzähle was von mir, der andere von sich. Wir über uns.
Zitat von Linaya im Beitrag #41 Das sehe ich eben als Problem, wenn man sowas ehrenamtlich macht, das geht glaube ich nur, wenn man selbst stabil ist, und nicht, um eigener Einsamkeit damit entgegenzuwirken.
Die persönliche Stabilität des Ehrenamtlers ist Grundvoraussetzung. Ich weiß nicht, wie das hier vorgestellte Projekt das macht, nach welchen Kriterien sie ihre Leute aussuchen und wie diese geschult werden, aber ein Ehrenamt in diesem Bereich ist eher nicht geeignet zur Selbsthilfe. Da geht es eben nicht um die eigene Bedürftigkeit und darum, sich mitzuteilen, sondern um den Bedarf des zufälligen Gegenübers. Vielleicht sehe ich das zu streng, ich habe dazu einen eher professionellen Zugang, hab ja so lange in der Psychiatrie gearbeitet.
Aber wenn man das kann (vorbehaltlos zuhören) empfinde ich es als absolut bereichernd und gar nicht kräftezehrend. Ich begleite gerade eine schwerstkranke Frau, die aufgrund ihrer Hirnschädigung keinen klaren Satz mehr rausbringt. Also schon Worte, klar und verständlich, auch Sätze, die stehen aber selten in sinnvollem Zusammenhang. Deshalb ist ihre Familie nicht mehr daran interessiert, mit ihr zu sprechen. Für sie ist es anstrengend, immer das Gleiche Kauderwelsch zu hören. Wenn ich sie besuche, haben wir unsere kleinen Rituale, und dann erzählt sie. Ganz viel. Ohne Punkt und Komma. Und sie genießt es so - über Dinge zu sprechen, die ihr wichtig sind. Das ist sehr sehr nährend für uns beide. Weil sie sich so darüber freut.
Zitat von -franzi- im Beitrag #44 Nach einem vor vielen Jahren für mich sehr bewegenden Todesfall bin ich eine Zeit lang zu einer Trauergruppe gegangen, weil ich dachte, dort würde man miteinander reden. Aber es zeigte sich, dass die Betreuerinnen nur zuhörten, Kerzen anzündeten, aber nicht in den Dialog gingen das habe ich mir zwei drei mal angeguckt, fühlte mich danach aber genauso leer wie vorher und bin nicht mehr hingegangen.
Insofern kann ich mir für mich vorstellen, dass ich ein solches Angebot nicht annehme oder nicht gut finde, weil ich etwas auf augenhöhe suchte und gern einen Dialog hätte, nicht jemanden, der nur zuhört.
Und das wiederum kann ich sehr gut verstehen! Reines Erzählen ersetzt keinen Austausch!
Zitat von Vamos! im Beitrag #46 ...aber ein Ehrenamt in diesem Bereich ist eher nicht geeignet zur Selbsthilfe. Da geht es eben nicht um die eigene Bedürftigkeit und darum, sich mitzuteilen, sondern um den Bedarf des zufälligen Gegenübers.
Genau das meine ich, da liegt für mich ein weiterer wichtiger Grund für Skepsis, was Angebote mit Ehrenamtlern betrifft, außer sie wären gut geschult. Dein Beispiel ist ja auch noch einmal etwas anderes (wobei es ja da auch um Einsamkeit geht...)
Grundsätzlich sehnen sich glaube ich viele Menschen danach, dass ihnen vorbehaltlos und geduldig zugehört wird. Ich frage mich manchmal, wie das wird, wenn durch zunehmende Digitalisierung und Robotisierung Menschen weniger arbeiten werden. Was passiert, wenn Arbeit als sinnstiftendes Element zunehmend wegfällt? Der Bildschirm ersetzt das Menschliche ja nicht (verändert es aber). Ich glaube, dass es eine riesige Herausforderung wird, die Menschen noch zusammenzubringen.
Zitat von Mingararin im Beitrag #39MIR wäre als beste Methode meine Einsamkeit zu lindern, Augenhöhe. Ich erzähle was von mir, der andere von sich. Wir über uns.
Das empfinde ich genauso, und das ist so schwer zu bekommen.
Genau DAS ist aber heute oft das Problem: Dass eben der eine über sich, der andere auch über sich redet - aber oft kein Interesse mehr für den anderen da ist und oft nicht gemerkt wird, dass jemand gerade über sich und seine Gefühle reden will und eben NICHT sofort Antworten à la "ja, bei mir war das so und so" hören will. Ich gebe zu, dass ich bei Gesprächen, die so laufen, dass gleich ein Beispiel kommt, wie es denn bei meinem Gegenüber war und bei der Nachbarin und was weiß ich, auf Durchzug schalte. Das ist so ein Austausch von Geschichten, aber richtig tiefgehend finde ich das nicht.
Zitat von Leuchtkachel im Beitrag #49 Dass eben der eine über sich, der andere auch über sich redet - aber oft kein Interesse mehr für den anderen da ist und oft nicht gemerkt wird, dass jemand gerade über sich und seine Gefühle reden will und eben NICHT sofort Antworten à la "ja, bei mir war das so und so" hören will.
Sehe ich auch so. Ich habe auch oft den Eindruck, dass, wenn jemand über seine Gefühle reden will, direkt mal abgebogen wird. Es ist ja nun mal auch anstrengend, sich dem zu widmen, was ein anderer empfindet.