Zitat von Letti im Beitrag #1750 Auch durfte meine Schwiegermutter in ihrer Ehe nie arbeiten gehen, obwohl sie bitterarm waren - meine Schwiegervater war da klar dagegen und verbot es.
Ich kenne einen hier sehr angesehenen Arzt, der hält das mit seiner Frau bis heute so.
Rettet die Erde! Sie ist der einzige Planet mit Schokolade.
Die Mutter meines LG, aufgewachsen in der DDR, hat keinen Beruf erlernt, aber gleich mit 18 geheiratet. Ihr Mann war ein paar Jährchen älter und Offizier der NVA, der war der Meinung seine Frau müsse nicht arbeiten, sondern es wäre besser, wenn sie bei den Kindern zuhause bliebe. Soviel dazu, dass in der DDR alle Frauen arbeiten gehen mussten. Meine Mutter hat einen Beruf erlernt, während der Ehe immer gearbeitet und neben Arbeit und Familie ein Frauensonderstudium absolviert, ich ziehe immer wieder meinen Hut vor ihr, das war eine Megaleistung. Natürlich hatte sie Unterstützung in der Familie, meine Großeltern wohnten vor Ort und wir Kinder waren an den Wochenenden oft bei Oma und Opa. Bis heute, meine Mutti wird 89, kann man mit meiner Mutter so ziemlich über alles was Mechanik und Konstruktion betrifft reden, nur mit dem PC, das wird leider nix mehr.
-------------------------------------- „Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Fjodor M. Dostjewski
Also ich kann mich noch an eine Prügelei zwischen einem etwas cholerischen Lehrer und einem Mitschüler im Klassenraum erinnern, der Lehrer geistert noch immer bei Stayfriends als "einzigartige Persönlichkeit" durch unseren Erinnerungs-Schulalltag. Soviel zu in der DDR Schule wurde nicht körperlich gezüchtigt - der Mitschüler war aber angehender Boxer, der liess sich das nicht so ohne weiteres gefallen. Ein anderer wurde von besagten Lehrer an den Haaren gezogen. Glaube, dem Lehrer ist bis zur Rente nix passiert in Richtung Berufsverbot.
Zitat von mühe1 im Beitrag #1756Hä? Natürlich ist das anekdotische Evidenz, wer wann wo geschlagen wurde.
Natürlich hast du recht. Manche wissen anscheinend nicht genau, was das ist und reagieren dann aggressiv.
Ich verstehe: Einzelerfahrungen belegen nichts, also lohnt es sich nicht, darüber zu berichten.
Eine Einzelfallschilderung kann über den einzelnen Fall eine hohe Aussagekraft haben, über den Regelfall sagt sie nichts aus. Die Schilderung eines Einzelfalls in einer Diskussion zieht doch in aller Regel nur die Schilderung eines anderen Einzelfalls nach sich, der genau das Gegenteil aussagt. Beide haben für sich genommen recht, aber es hat einfach keinen Sinn, daraus zu schlußfolgern, dass der Einzelfall auf das ganze Staatsgebiet zuträfe. Daher anekdotische Evidenz. Vielleicht interessant zu lesen, aber nicht zur Generalisierung tauglich.
Wusstet ihr, dass 14 Muskeln aktiv sind, während man eine Flasche Wein öffnet? Folgt mir für mehr Fitnesstipps!
Schon klar. Aber wir führen hier ja keine wissenschaftlichen Podiumsdiskussionen. Da finde ich es nicht so schön, wenn die Einzelerfahrung quasi als irrelevant gilt.
Apropos "Tripperburgen Ost": Könnte man auch nochmal schauen, wie es so in "Heimen für gefalle Mädchen" zuging (im Westen). Das waren ja überwiegend Teenager, die in jugendlichem Alter und unverheiratet Mutter geworden waren. Offiziell eine Zuflucht und kein Gefängnis, aber inwiefern da z.B. Zwangsarbeit und Schikanen üblich waren und ob man da auch wieder ausziehen durfte, ist mir nicht genau bekannt.
Zitat von lenita im Beitrag #1762Schon klar. Aber wir führen hier ja keine wissenschaftlichen Podiumsdiskussionen. Da finde ich es nicht so schön, wenn die Einzelerfahrung quasi als irrelevant gilt.
Es tut mir leid, wenn du dich oder jemand anders davon angegriffen fühlt. Liegt wahrscheinlich am Wort "anekdotisch". Aber das ist nun mal ein feststehender Begriff.
Und so, wie diese Einzelerfahrung oft eingebracht ist, ist offensichtlich, dass sie stellvertretend für alle gesehen wird. Anders kann ich mir die doch ziemlich extreme Einzelerfahrung, die Letti eingebracht hat, auch nicht erklären als ein Beispiel dafür, wie es in Westdeutschland generell abgelaufen sein soll. Wenn das anders gemeint hat, hätte sie es sagen können oder kann es noch.
Das hat auch mit wissenschaftlich oder nicht nichts zu tun.
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Aber ich seh schon, wir sind hier wieder mal an dem Punkt, den es hier schon mehrfach gab, nämlich wo man nichts Negatives über die DDR sagen darf, ohne mindestens etwas gleichwertig Negatives über die BRD zu sagen.
Ich hätte es besser gefunden, wenn man dann den Titel gleich so gewählt hätte, dass das daraus hervorgeht.
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Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1765Aber ich seh schon, wir sind hier wieder mal an dem Punkt, den es hier schon mehrfach gab, nämlich wo man nichts Negatives über die DDR sagen darf, ohne mindestens etwas gleichwertig Negatives über die BRD zu sagen.
Ich hätte es besser gefunden, wenn man dann den Titel gleich so gewählt hätte, dass das daraus hervorgeht.
Mein Anliegen ist das jedenfalls sicher nicht. Ich bin ein klassisches Westkind. Aber ja, wenn ein Beispiel so vorgetragen wird, dass der Westen insgesamt und in jedem Punkt als System überlegen war, reizt das (mich) schon zum Widerspruch.
Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.
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Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1765Aber ich seh schon, wir sind hier wieder mal an dem Punkt, den es hier schon mehrfach gab, nämlich wo man nichts Negatives über die DDR sagen darf, ohne mindestens etwas gleichwertig Negatives über die BRD zu sagen.
Ich habe heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes (Thüringen) gesessen und musste mir notgedrungen, das Gespräch einiger älterer Herrschaften anhören. Der eine Herr regte sich fürchterlich darüber auf, dass man heutzutage erst mit 67 in Rente gehen könne, worauf im eine Dame antwortete, dass es ja bald bis 71 gehen soll. Der Herr meinte darauf, er hätte bis 70 gearbeitet, weil es ihm Spaß gemacht hätte und er noch gut dazu verdient hätte... aber die Steuern. Der nächste Herr beschwerte sich, dass die Ausländer besser behandelt würden als die Deutschen und das die Regierung gegen das eigene Volk arbeite. Das hätte es früher nicht gegeben, man könne selber nur noch auswandern. Überhaupt war früher alles besser. Und wenn das hier so weiter geht, dann kracht es gewaltig. Hm, ich hab mich nicht getraut zu fragen, ob sie jemals auf den DDR-Montagsdemos waren und wenn ja, was sie erwartet haben. Leider fehlt mir da die Zivilcourage.
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Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1765Aber ich seh schon, wir sind hier wieder mal an dem Punkt, den es hier schon mehrfach gab, nämlich wo man nichts Negatives über die DDR sagen darf, ohne mindestens etwas gleichwertig Negatives über die BRD zu sagen.
Ich hätte es besser gefunden, wenn man dann den Titel gleich so gewählt hätte, dass das daraus hervorgeht.
Leider habe ich den Eindruck auch gelegentlich.
Oder dass man als "Westlerin" in diesem Strang doch bitte nicht mitschreiben sollte. (nicht aktuell, liegt etwas länger zurück).
Zitat von lenita im Beitrag #1739@Tabea57,konntest Du Deinen Eltern von Deinen Erlebnissen berichten?Oder hätten die das als "normal" empfunden?
Mein Verhältnis zu meinen Eltern war nicht so, dass ich mich ihnen anvertraut hätte. Ich weiß nicht, wie sie reagiert hätten, aber sie fanden Konsequenz, Strenge und Strafen schon gut.
Zitat von lenita im Beitrag #1743Ich finde das vom Prinzip her nicht unähnlich (im Vergleich zu diesen Kinderkurheimen).
Für mich scheinen diese Tripperburgen schlimmer. Dort waren ja auch Jugendliche und nicht - wie in den Kurheimen - kleine Kinder. Dort waren härtere Maßnahmen, denke ich. Diese Art von Gewalt hab ich nicht erlebt in der Kinderkur.
Zitat von sprachlos im Beitrag #1748Aber ich sehe da schon den Versuch eines vom "System" übergestülpten Anspruchs an den Einzelnen, dem "Kollektiv zu dienen"
Ich war ja als Kind öfter zum Verwandtenbesuch in der "Ostzone". Dort haben wir Geschwister viel mit meinen Cousins und Cousinen geredet. Die hielten große Stücke auf das Kollektiv, und wir Westkinder wussten kaum, wovon sie redeten.
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1765Aber ich seh schon, wir sind hier wieder mal an dem Punkt, den es hier schon mehrfach gab, nämlich wo man nichts Negatives über die DDR sagen darf, ohne mindestens etwas gleichwertig Negatives über die BRD zu sagen.
Zitat von BBlueVelvet im Beitrag #1765Aber ich seh schon, wir sind hier wieder mal an dem Punkt, den es hier schon mehrfach gab, nämlich wo man nichts Negatives über die DDR sagen darf, ohne mindestens etwas gleichwertig Negatives über die BRD zu sagen.
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DDR und BRD standen jeweils unter einem völlig anderen Stern. Ich denke, wenn es im Westen negative Dinge gab, ging es mehr von einzelnen Personen/Organisationen aus. Aber doch nicht vom Staat selbst. Der hatte doch nicht die Zielstellung, alle im Sinne einer gewissen Politik zu erziehen. Sicher mussten manche Gesetze erst noch in einem langwierigen Prozess erkämpft werden. Das lag aber auch an Einstellungen (gegenüber Frauen zum Beispiel) aus Jahrhunderte lang währenden Traditionen heraus.
Während im Osten sich das Individuum von vornherein der Gesellschaft und ihren Parolen unterordnen musste. Warum waren angeblich Frauen gleichberechtigt in der DDR? Weil ihre Arbeitskraft gebraucht wurde. Warum gab es Kinderbetreuung staatlicherseits? Damit die Frauen arbeiten konnten und damit möglichst frühzeitig die Kinder im Sinne des Sozialismus erzogen werden konnten. Hier wurde schon herausgearbeitet, dass die Hauptlast der Familie ja doch bei der Frau lag. Neben der Berufstätigkeit noch die Verantwortung für den Haushalt. Was ist denn das für eine Gleichberechtigung? Sehr gutes Schulsystem. Geschenkt. Auch da wurde im Sinne des Sozialismus erzogen. Lenin war ein Revolutionär. Großes Vorbild. Alle Sowjetunion-Menschen. Ganz toll. Deshalb musste auch Russisch in der Schule gelernt werden (ab der 5. Klasse). Englisch (Weltsprache) erst ab der 7. Klasse oder Französisch. Aber Englisch oder Französisch brauchte man ja eh nicht, man durfte ja nicht reisen in solche Länder.
Wer nicht so recht in das System passte, wurde regelrecht bestraft. Siehe Jugendwerkhof.
Und so weiter.
Ich denke nicht, dass Negativ-Beispiele aus dem Westen geeignet sind, um zu sagen, wie "schön" es doch im Osten war.
Als schön wurde der Osten wohl von niemandem im Westen empfunden. Im Gegenteil, es war eher das Gefühl, dass wir (im Westen) es besser hatten. Wir durften reisen, es gab Südfrüchte zu kaufen, wir durften - sehr wichtig! - alles an Rock - und Popmusik hören, was es gab. Niemand fing unsere Post ab. Wir hatten mehr Freiheiten und durften uns unsere Meinung selbst bilden. Wir durften gegen das System demonstrieren.
Zitat von Tabea57 im Beitrag #1770... Für mich scheinen diese Tripperburgen schlimmer. Dort waren ja auch Jugendliche und nicht - wie in den Kurheimen - kleine Kinder. Dort waren härtere Maßnahmen, denke ich. Diese Art von Gewalt hab ich nicht erlebt in der Kinderkur. ...
Du hast diese Art von Gewalt nicht erlebt. Ich meine auch, dass es von den jeweiligen Personen abhing, die für die Kuren verantwortlich waren. Aber es war doch niemals vom Staat vorgegeben, wie gehandelt werden soll. Natürlich müssen alle Formen von Gewalt geahndet werden.
Und ich denke auch nicht, dass Kinderkuren ERZWUNGEN worden sind staatlicherseits. Anders wieder beim Jugendwerkhof. Da denke ich nicht, dass die Eltern NEIN sagen konnten....
Zitat von Tabea57 im Beitrag #1773Als schön wurde der Osten wohl von niemandem im Westen empfunden. Im Gegenteil, es war eher das Gefühl, dass wir (im Westen) es besser hatten. Wir durften reisen, es gab Südfrüchte zu kaufen, wir durften - sehr wichtig! - alles an Rock - und Popmusik hören, was es gab. Niemand fing unsere Post ab. Wir hatten mehr Freiheiten und durften uns unsere Meinung selbst bilden. Wir durften gegen das System demonstrieren.
Das waren damals unsere Empfindungen.
Ja, diese Freiheit, zu tun, was man will, was einem möglich ist. (Vom Staate her.) Das ist der große Unterschied.