Jeder Club braucht heute Sponsoren. Aber Red Bull ist mehr als ein Sponsor: Es ist der Besitzer und alleinige Bestimmer. "Rasenball" ist (im Vergleich zu Traditionsvereinen, die 100 und mehr Jahre existieren) ein reines Marketing-Konstrukt. Es wurde einzig und allein aus dem Grund gegründet, die Plörre zu vermarkten. Der Ort war völlig egal. Dass es letztendlich Leipzig wurde (weil man die Lizenz des SSV Markranstädt kaufen konnte und in der Region ein gewisses Vakuum herrschte), war reiner Zufall. Hätte auch überall sonst sein können. Schließlich ist es nicht die einzige Sport-Filiale des Getränkekonzerns weltweit (Salzburg, New York, München etc).
Ein Vorstand eines Bundesligavereins hat es mal so formuliert: Andere Vereine brauchen (unter anderem) Werbung, um sich zu finanzieren. RB Leipzig IST Werbung! Nichts anderes.
Der "Verein" hat keine demokratischen Strukturen (er hat 7 oder auch 21 Mitglieder, je nach Interpretation). In Leipzig darf man zwar ins Stadion gehen und die Klatschpappen schwingen, aber es darf niemand mitreden - die Entscheidungen fallen in Österreich, in Fuschl am See, der Konzernzentrale des Herrn Mateschitz. Zum Vergleich: Eintracht Frankfurt hat jetzt die Zahl von 100.000 Mitgliedern erreicht. Schalke, ein Verein der diese Saison 2. Liga spielte, hat 160.000. Das nenne ich Tradition und Verwurzelung in der Region.
Stichwort Ostdeutschland: Es ist ja nicht so, dass RB der einzige Verein im Osten ist, der gute Leistung bringt. Ein anderer ostdeutscher Club (wenn man das frühere Ostberlin dazuzählt) hat es geschafft, sich erfolgreich in der BL zu etablieren, ohne seine Seele zu verkaufen: der FC Union Berlin! Spielt jetzt sogar erneut europäisch. Dafür hat er meinen vollen Respekt. Und auch in der 2. und 3. Liga wird im Osten hervorragender Fußball gespielt. Und ich würde mir sehr wünschen, dass bald mal wieder ein weiterer Verein aus dem Osten in die BL aufsteigt.
Ich glaube nicht, dass, wie du andeutest, RB für die Identifikation der Ostdeutschen mit dem Fußball steht. Ich kenne sehr viele Ostdeutsche (auch persönlich, wir pflegen eine Fanfreundschaft zu Chemie Leipzig), die mit RB nichts, aber auch gar nichts zu tun haben wollen. Den Fans von anderen Traditionsvereinen im Osten geht es ähnlich. Die fanden die Bilder, wie der Kampl die Brühe aus der Red-Bull-Dose in den altehrwürdigen Pokal füllte, genauso widerlich wie fast ganz Fußballdeutschland, egal ob Ost oder West. Und ich fand es herrlich, wie die Ultras der "Senfgurkenmafia" am Samstag beim Landespokalfinale Brandenburg (VfB Krieschow gegen Energie Cottbus) mit viel Herzblut und Leidenschaft ihren Verein unterstützten und sich herzlich wenig für das große RB interessierten. Das ist für mich authentischer Fußball.
Und dass die Spieler einer gewissen Preisklasse (z.B. Nkunku, der am SA wirklich hervorragend spielte und kaum zu stoppen war) gute Einzelleistungen erbringen, kann man respektieren, ist aber eigentlich nichts Besonderes.
Zum Ausklang der Saison spannende Relegationsspiele, vor allem gestern in Dresden, da war richtig Feuer drin (im wahrsten Sinne des Wortes). Mit Kaiserslautern schafft es ein Traditionsverein (und mehrmaliger Deutscher Meister) nach langer Versenkung zumindest wieder in die Zweite Liga.
Und Legende Felix Magath verdirbt dem HSV mit der Hertha ausgerechnet an alter, ruhmreicher Wirkungsstätte den Aufstieg.
Jetzt beginnt eine wegen der WM (das Thema wird hier schon an anderer Stelle diskutiert) relativ kurze Sommerpause, Ende Juli geht es schon wieder los mit dem DFB-Pokal.