Ich habe diesen ganzen Tatort als Metapher auf die Nahostkrise verstanden. Angefangen mit dem Chef des/r Kommissars/in, der offensichtlich ein Fehlergefühl bezüglich der längst abgeschlossenen Morduntersuchung hatte und den Fall neu aufrollen wollte. Weiter die Unterstützer der beiden verfeindeten Parteien: In einem Fall deeskalierend (zu spät, da sich schon die Söhne der Racheidee angenommen hatten), im anderen Fall der Scharfmacher, der das Geständnis der Lisa, das die Katastrophe hätte verhindern können, unterbunden hat. (Hier ordne ich keine Partei einer bestimmten Gruppe zu: Es geht um die die Mechanismen, die zur Eskalation führen). Weiter die ständigen fruchtlosen diplomatischen Bemühungen des/r Kommissars/in. Dazu die Dinge, die fehlten: Das Gesicht der ermordeten Frau, keine Kundinnen im Dessousgeschäft, das Gesicht des zu Unrecht verurteilten Bruders wurde nur ganz kurz gezeigt. Alles unwichtig in meiner Interpretation. Dafür der entführte Junge: Kollateralschaden, wie hier schon geschrieben wurde und wie immer in Kriegen. Ob die Mutter der drei Brüder am Ende lebt oder tot ist: fast schon egal, nach der Katastrophe. Die nackte Kommissarin versinnbildlichte für mich das Gefühl der Ohnmacht das wohl die allermeisten von uns angesichts von unabwendbarer Gewalt befällt. Und dann noch die songs: "Eve of Destruction" am Anfang und "Hello darkness my old friend, I´ve come to talk with you again". Nicht dass sie singt, sondern was sie singt war für mich entscheidend. Resignation. So gesehen war der Tatort für mich stimmig. Eigentlich sogar ganz großes Kino.
Zitat von Prototyp im Beitrag #4277Ich habe diesen ganzen Tatort als Metapher auf die Nahostkrise verstanden. ...... So gesehen war der Tatort für mich stimmig. Eigentlich sogar ganz großes Kino.
Das lass ich mal sickern. Das ist ja megainteressant, das mal so zu sehen …
Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume. Ich lebe in euch und geh durch eure Träume.
Am Anfang hatte ich den Gedanken, ob es darum geht, auch wegen „Eve of destruction“ - „The eastern world, it is exploding“, aber zugegebenermaßen nicht weiterverfolgt, das hatte ich konkreter erwartet. Da muss ich auch nochmal drüber nachdenken- leider weiß ich da auch zu wenig, um die Parallelen ganz ziehen zu können. Aber wenn das stimmt, könnte das einen Teil meiner Ratlosigkeit beheben.
Wieso bezeichnet ihr den Jungen alle als Kollateralschaden? Der kam doch als einziger wirklich soweit unversehrt raus, oder?
Zitat von Stina im Beitrag #4279 Wieso bezeichnet ihr den Jungen alle als Kollateralschaden? Der kam doch als einziger wirklich soweit unversehrt raus, oder?
Weil er so gar nichts mit der Geschichte zu tun hatte …
Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume. Ich lebe in euch und geh durch eure Träume.
Hach, wie schön Eure Gedanken zu verfolgen. Ich hab ihn heute Abend gesehen und bin wieder begeistert.
Der Soundtrack! Niemand stirbt so schön wie Ursina Lardi! Fritz Karl so schön anzuschauen (aber ich hätte mir manches Mal Untertitel gewünscht)! Griechische Tragödie im Franggenland!
Die Parallele zum Nahostkrieg finde ich interessant. Völlig Banane fand ich die Bodybuilder und die Idee des "heimlichen" Ausstands von Ringelhahn. Ich bin gespannt, ob Felix ne neue toughe Frau an die Seite kriegt. Meinetwegen können sie die Role der Wanda ausbauen Der braucht was Handfestes jedenfalls, mit seinem Softietum geht der mir auf die Eierstöcke.
Und ich weiß gar nicht, was Ihr gegen Frau Lardi habt. Die hat doch so schön mit Freddy getanzt damals und war sie nicht bei den Stuttgartern auch mal?
Zitat von Utetiki im Beitrag #4283 Der braucht was Handfestes jedenfalls, mit seinem Softietum geht der mir auf die Eierstöcke.
Geschmäcker sind verschieden... mir gefällt gerade das, weil ich von herumschreienden, aggressiven und lauten Männern so dermaßen gestrichen die Schnauze voll habe (ob im "real life" oder TV). Mich nervt sogar manchmal das Gebrülle von Thiel, obwohl ich die Münsteraner liebe. Aber er überschreitet mMn recht oft die Grenze zwischen "charmantem Grummeln" und eben dem aggressiven Herumbrüllen, das ich so hasse. Ich hasse solche Männer, weil ich sie bedrohlich finde (da färbt das RL ab...).
Was mir bei meinem Tatort-Marathon der letzten Wochen auffällt (könnte auch in den Strang zu Film-Logik):
Wenn Leute sich übergeben, wischen sie immer den Mund mit der Hand oder dem Ärmel ab (iiih) und haben danach nie das Bedürfnis, den Mund auszuspülen, wenigstens einen Schluck Wasser zu trinken oder sogar die Zähne zu putzen. Ekelhaft.
Und die meisten wohnen - egal welchen Beruf sie ausüben und wieviel sie realistisch gesehen damit verdienen - in schicken, durchgestylten, farblich perfekt abgestimmten, und immer aufgeräumten Wohnungen. Nur manchmal darf eine alleinerziehende Mutter eine nicht-ganz-so-schicke Wohnung haben, und die "offensichtlichen Unterschichtler" dürfen ärmlich wohnen - aber offenbar sind die DurchschnittsbürgerInnen alle wohlhabend genug für schicke, stylische Wohnungen und Häuser. Oder alle Tatorte handeln in der Besserverdienenden-Bubble.
"Wie ihr's euch träumt, wird Deutschland nicht erwachen. Denn ihr seid dumm und seid nicht auserwählt." Erich Kästner, Marschliedchen (1932)
Nahostkonflikt? Und das soll die Lösung sein? Ich fand den Anfang auch ganz nett aber die Geschichte war völlig unlogisch und überfrachtet. Ich glaub, der Drehbuchautor hat sich vorher Pulp Fiction angesehen und dachte, das kann ich auch. Für ne griechische Tragödie fehlte Einiges. Quark. 2von 10.
Zitat von Nachtkatze im Beitrag #4285Wenn Leute sich übergeben, wischen sie immer den Mund mit der Hand oder dem Ärmel ab (iiih) und haben danach nie das Bedürfnis, den Mund auszuspülen, wenigstens einen Schluck Wasser zu trinken oder sogar die Zähne zu putzen. Ekelhaft.
nö, kurz danach knutschen sie sogar.
Zitat von Lizzie64 im Beitrag #4284Karoline Schuch löst Axel Milberg in Kiel ab!
die sehe ich sehr gerne!
Meine Meinung steht fest, bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen
God gave rock 'n' roll to you, put it in the soul of everyone. (KISS)
Zitat von Nachtkatze im Beitrag #4285 Und die meisten wohnen - egal welchen Beruf sie ausüben und wieviel sie realistisch gesehen damit verdienen - in schicken, durchgestylten, farblich perfekt abgestimmten, und immer aufgeräumten Wohnungen. Nur manchmal darf eine alleinerziehende Mutter eine nicht-ganz-so-schicke Wohnung haben, und die "offensichtlichen Unterschichtler" dürfen ärmlich wohnen - aber offenbar sind die DurchschnittsbürgerInnen alle wohlhabend genug für schicke, stylische Wohnungen und Häuser. Oder alle Tatorte handeln in der Besserverdienenden-Bubble.
Das habe ich ja bei Derrick geliebt, alle wurden im schicken Bogenhausen gemeuchelt.
Wennse göbeln, guck ich nicht hin. Alles muss ich auch nicht sehen.
Und dem Voss seine Flamme am Anfang, nö, diese reine Seele darf er gern privat beglücken und vice versa. Paula fand ich gerade so schön anders. Als er da zum Schluss mit der Waffe rumfuchtelte und Paula ihren Strip hinlegte, ich dachte nur, um Gottes Willen, hoffentlich drückt er jetzt nicht versehentlich ab.
Zitat von Utetiki im Beitrag #4283 Der braucht was Handfestes jedenfalls, mit seinem Softietum geht der mir auf die Eierstöcke.
Also, seine Art zu telefonieren ist schon einzigartig ... erst dachte ich, der will seine Gesprächspartner veräppeln (oder noch schlimmer, das wäre bitterster Sarkasmus und gleich brüllt er los) - aber inzwischen, glaube ich, würde dem ganzen Büro etwas fehlen, wenn da nicht hin und wieder .. "also, das find ich ganz toll ..."
Zitat von Utetiki im Beitrag #4283... Der braucht was Handfestes jedenfalls, mit seinem Softietum geht der mir auf die Eierstöcke. ...
Och, mir gefällt das. Es gibt nichts Schöneres morgens zu Arbeitsbeginn, wenn ein Kollege froh gelaunt fragt: "Haben Sie gut geschlafen?" Besser (für meine Begriffe) als wenn sich im Film die Kommissare so anmuffeln.
Mir gefiel auch, wie er mit den zu Befragenden umging.
Zitat von Newton im Beitrag #4219 ... die Gechichte erinnerte mich ein bisschen an einen Film mit Michael Douglas (Falling Down ? ...
Ja, stimmt. Beide Protagonisten völlig durchgeknallt. Falling Down ist eine tolle Psychostudie mit einem genialen Michael Douglas. Kann man bei Prime Video leihen ... ich glaube, den möchte ich nochmal sehen.
Ich hab den Tatort erst heute in der Mediathek "nachgeholt". Falling Down habe ich zu meinem Mitseher auch gesagt. Und diese Mini-Serie, in der es um Kränkung als Mutter allen Übels ging. Mit Murathan Muslu, glaube ich.
Den Tatort fand ich absolut in der Oberliga der Tatorte angesiedelt. Vorhersehbar zwar, dass der Dottore (Matthias Brandt war großartig) ordentlich mordet, aber insgesamt war es wirklich großes Kino. Herrlich war, als Grünfels den äußerst gut aussehenden Freund der Tochter anpöbelt: " ... ihr kommt von irgendwo her ..." und dieser sagt: "Leverkusen. Für seinen Geburtsort kann keiner was." Genial!
Das Ende fand ich überzogen. Janneke und Brix sind ja nicht Falcone und Borsellino. Aber insgesamt: Wirklich guter Film.
-------------------------- Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.
Das war doch mal ein gediegener Polizeiruf heute. Ruhig dahinplätschernd wie die Elbe und mit viel Brandenburger Landschaft. Bisserl vorsehbar aber... nicht schlecht.
Aber glaubst Du nicht, Fräulein, daß man Seeräuber und Eine-Wirklich-Feine-Dame gleichzeitig werden kann?
Astrid Lindgren / Pippi Langstrumpf
Choose your battles carefully and choose your bottles cheerfully 🏴☠️
Ich bin dafür, dass alle, die meinen, nichts mehr sagen zu dürfen, nichts mehr sagen dürfen.
Meine Güte was war das heute wieder langweilig! X-mal sind mir die Augen zugefallen. Da kann der ermittelnde Kommissar noch so schön sein, spannender wird ein Krimi dadurch leider nicht.
Meine Meinung steht fest, bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen
God gave rock 'n' roll to you, put it in the soul of everyone. (KISS)
Mir und dem Gatten hat er gut gefallen. Kein bisschen langweilig - wie ein ruhiger Strom floss der Film dahin. War eine Wohltat nach den letzten. Ich mag die Kommissare - besonders den einfühlsamen Vincent Ross - und die Landschaft. Ein einsamer Kanal und auch noch ein Schiffshebewerk, *hach*. Gut, für den kleinen Ort war der Fall eine ziemliche große Nummer ...
Die Geschichte mit der Kommissarin ist noch nicht zu Ende erzählt, denke ich. Das war übrigens eine ehemalige Miss Schweden.