Ich glaube auch, Versuch macht klug. Um herauszufinden, was erzählt wird und was wirklich geschieht.
Eine Bekannte erzählte neulich auch, dass ihre Mutter schon weit dementer war, als sie dachte, als sie mit ihrer Tochter zu Besuch hinfuhr. Die Mutter hatte am Telefon gesagt, sie freue sich total auf den Besuch und würde etwas leckeres kochen. Tochter und Enkelin freuten sich schon, kamen nach 4- oder 5-stündiger Fahrt hungrig dort an, und an Lebensmitteln, die im Haus waren, gab es ein paar Scheiben Brot, Wurst und Butter oder Margarine. Die Mutter kochte nämlich schon seit Wochen nicht mehr, was aber keiner so richtig mitbekommen hat. Und sie konnte auch offensichtlich nicht mehr einschätzen, dass das "auffliegt", wenn sie "leckeres gekochtes Essen" verspricht und es dann gar nicht gibt.
Ansonsten in eigener Sache (weiß jetzt nicht mehr, in welchem Strang ich über die Augen-OP der Schwiegermutter berichtet hatte, aber ich glaube, ich hatte hauptsächlich hier dazu geschrieben): mein Mann war heute mit seiner Mutter beim Augenarzt. Leider sieht es so aus, dass das zweite operierte Auge, bei dem es Komplikationen gab, sich nicht mehr bessern wird, d. h. ihr Sehen (das trotzdem deutlich besser ist als vor der OP) hängt an einem Auge. Man muss also hoffen, dass das noch ein bisschen durchhält, obwohl es eigentlich ihre "schlechteres" Auge war. Außerdem ist in dem neuen "Problemauge" der Augendruck stark gestiegen, sie hatte vorher immer einen Top-Augendruck, nun muss sie tropfen (bzw. der Pflegedienst, denn sie bekommt das nicht hin.)
Das tut mir leid für deine Schwiegermutter, Tigerente.
Ich lasse es bei meiner Mutter 20 Mal klingeln. Noch habe ich den Hausmeister nicht an die Strippe bekommen. Ja, alles wird weniger an Kompetenzen. Damit müssen nun alle Beteiligten klar kommen. Ich sehe sie morgen und werde nochmal alles durchsprechen. Vereinbarungen wie "zweimal klingeln" usw. kann sie sich nicht merken. Keine Chance. Diese Krankheit ist echt die Hölle.
Danke euch herzlich fürs mit überlegen!
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Klara, das hast Du ja eigentlich die Antwort. Wenn Deine Mutter das hier sagt:
Zitat von Klara48 im Beitrag #4672Also: Es ist so, dass Mutti das Telefon klingeln hört, aber nicht rechtzeitig an den Hörer gelangt. Er steht direkt neben ihr, aber etwas erhöht, auf dem Nachttisch. Sie sagt, sie ist einfach nicht mehr schnell genug.
und Du das hier
Zitat von Klara48 im Beitrag #4677 Ich lasse es bei meiner Mutter 20 Mal klingeln.
dann ist es kein Schnelligkeitsproblem. Dann kommt sie entweder überhaupt nicht an den Hörer ran, weil das Telefon zu hoch steht (da könnte der Hausmeister Abhilfe schaffen), oder sie weiß einfach nicht mehr, wie man das Telefon bedient. Kann sie Dich denn noch anrufen, oder rufst Du sie immer an? Und weil Du beim Telefon von "Station" schriebst, erneuere ich nochmal meine Frage, ob es ein "neumodisches" Telefon ist oder ein altmodisches mit Hörer zum Auflegen und Abnehmen. Bei uns hat das (incl. Hinterlegung von Kurzwahltasten mit Fotos von Tochter und Sohn) erstmal das Telefonieren wieder erleichtert.
Da lob ich mir das Heim, in dem ich arbeite. Da gibt es die Vorgabe dass jeder Bewohner, der sich im Zimmer aufhält, 1x die Stunde gecheckt werden muss; es wird geklopft, eine Kraft geht rein und guckt und fragt, ob alles ok ist. Da ist aber auch klar: Tür auf = Bewohner ist unterwegs. Tür zu = Bewohner ist im Zimmer.
Ach, Mutti sagt dies und das...sie ist so verwirrt, dass sie es vermutlich selbst nicht weiß. Heute sagte sie (auf meine Frage), es könne gut sein, dass sie einfach das telefonieren nicht mehr beherrscht. So schwinden die Fähigkeiten Stück um Stück. Der Stationsleiter wird mich dazu noch anrufen. Woher soll ich einschätzen können, ob sie den Rufknopf betätigen kann... und was sie sagt, kann ich auch nicht ernst nehmen. Das alles ist verdammt schwierig.
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Woher soll ich einschätzen können, ob sie den Rufknopf betätigen kann... und was sie sagt, kann ich auch nicht ernst nehmen. Das alles ist verdammt schwierig.
Daher mein Tipp, du könntest sie bei deinem nächsten Besuch mit deinem Handy auf ihrem Festnetz anrufen und dann siehst du ja, was sie macht. Andererseits: wenn sie schon sagt, dass sie es nicht mehr kann, würde ich dahin tendieren. Hat ja keinen Zweck, wenn du einen Telefonklingelverstärker kaufst und den installieren lässt, wenn die Lautstärke der Klingel oder auch die Position des Telefons gar nicht das Problem ist.
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Mein Chor probt in einem Selbsthilfetreff. Dort las ich, dass es auch Gesprächsgruppen zum Thema "Pflege aus der Ferne" gibt. Ich habe gegoogelt und es gibt tatsächlich viele Städte, die solche Gruppen haben. Da ich davon nichts wusste, teile ich dir Info hier.
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Klara ich weiß, wie es sich anfühlt, aus zig KM-Entfernung sich das Hirn zu zermartern, wie xy zu regeln wäre, was ich besser machen könnte etc.
Ich konnte nächtelang nicht richtig schlafen, da ich mir dieses und jenes überlegt, vorgestellt, verworfen, nicht gangbar etc vorgestellt und durchgespielt habe.
Heute denke ich mir, hätte ich vielleicht dieses und jenes gar nicht andenken sollen, sondern eher "laufen lassen" sollen.
Es kam ganz anders.
Zum Nachdenken für dich: Aus welchem Grund ist es - für dich - wichtig, mit deiner Mutter zu telefonieren? Und damit meine ich andere Gründe, als die zu wissen, was sie gerade macht etc.
Ist es tatsächlich von Bedeutung, ob sie es noch kann?
Was könnte passieren, wenn telefonieren unmöglich wird/ist?
Mir hilft in - teilsweis auch von mir nur so gesehen - unlösbaren Situationen mir den worst case vorzustellen. Und dann zu überlegen, was das mit mir macht, was das für die Situation bedeutet.
Das liegt sicherlich auch daran, ich bin beruflich gewohnt eine Situation zu analysieren und auf verschiedene Szenarien vorbereitet zu sein.
Ich bin gar nicht weit entfernt. Unser tägliches Telefonat ist einfach eine familiäre Routine. Sie vermisst es, und ich vermisse es auch. Sie sagt immer "Ich möchte deine Stimme hören". Wir müssen damit leben, dass das nun nur noch geht, wenn die Betreuerin ihr den Hörer gibt. Tja. Ist halt so. Keine Katastrophe, nur ein weiteres Stück von Leben, was es SO nicht mehr gibt. Sie kann ja auch nichts mehr erzählen. Sie hat nur noch Fragen.
Dieses stückchenweise Loslassen, ein Alptraum. Aber damals bei Vater, das plötzliche loslassen müssen, war auch kein Spaziergang.
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Zitat von Klara48 im Beitrag #4691Ich bin gar nicht weit entfernt. Unser tägliches Telefonat ist einfach eine familiäre Routine. Sie vermisst es, und ich vermisse es auch. Sie sagt immer "Ich möchte deine Stimme hören". Wir müssen damit leben, dass das nun nur noch geht, wenn die Betreuerin ihr den Hörer gibt. Tja. Ist halt so. Keine Katastrophe, nur ein weiteres Stück von Leben, was es SO nicht mehr gibt. Sie kann ja auch nichts mehr erzählen. Sie hat nur noch Fragen.
Dieses stückchenweise Loslassen, ein Alptraum. Aber damals bei Vater, das plötzliche loslassen müssen, war auch kein Spaziergang.
Dann habe ich das mit der Entfernung falsch im Ohr.
Das mit der familiären Routine verstehe ich.
Und es fällt schwer, davon Stück für Stück Abschied zu nehmen. Ich bin da ganz bei dir und wünsche dir viel Kraft.
Wenn ich das alles hier so lese, bin ich auf dieser Seite froh, es hinter mir zu haben.
Auf der anderen Seite fehlen mir meine Eltern, und komischer weise je mehr je älter ich werden.
Ich vermisse meinen Vater an manchen Tagen so, als wäre er erst gestern gestorben. Dabei ist das 35 Jahre her, ich habe ihn recht früh verloren.
Keine Ahnung, ob es deiner Mutter helfen würde. Hast du schon mal darüber nachgedacht, ihr kurze Geschichten aufzunehmen und eine der Betreuerinnen spielt ihr das dann Abends vor. Dann hört sie deine Stimme, auch wenn ihr nicht telefonieren könnt.
Wenn das eine Idee wäre, müsst ihr nur noch über das Medium nachdenken. Eventuell so eine Tonibox, das ist vermutlich technisch einfach.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann.
hast Du mal bei Enna geschaut? Eine Karte mit Deinem Bild einlegen klappt vielleicht? Es ist natürlich teurer als ein Telefon, aber vielleicht wäre der Kontakt so noch möglich?
Enna hat noch nicht einmal bei meiner Schwiemu funktioniert, die noch nicht dement, aber erwiesen technikunaffin ist. Ich fand die Idee auch toll, vor allem auch die Möglichkeit, Bilder und Kurznachrichten zu schicken, mal ab von den schönen Dokus usw. Bei einem bereits dezenten Menschen sehe ich da keine Chance.
Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.
Zitat von Kikiri im Beitrag #4699Man kann es immerhin kostenlos ausprobieren. Und vielleicht kann eine Pflegeperson ab und an eine Karte einlegen.
Da hast du natürlich Recht. Ich sehe trotzdem wenig Chancen bei in der Demenz schon etwas fortgeschrittenen Menschen und das auch bei einem recht frühen Stadium.
Ausnahmen mögen möglich sein und grundsätzlich ist das Probe-Abo natürlich die Chance, es auszuprobieren.
Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.