Hallo in die Runde, eine sehr gute Freundin meiner Tochter leidet unter starken Depressionen. Das geht so weit, dass sie ab und an von deren Mutter gebeten wird, dort zu übernachten um "aufzupassen", wenn diese aus beruflichen Gründen nicht da sein kann.
Ich hatte von Anfang an Bedenken, aber meine Tochter (sie ist 19) versicherte mir, das ginge schon in Ordnung und sie käme damit klar. Inzwischen ist sie aber ziemlich am Limit, da die Freundin zB einfach mal so in den Raum wirft, sie hätte vor ein paar Tagen mit dem Gedanken gespielt, sich umzubringen (was auch der Wahrheit entspricht und keine Wichtigtuerei ist). Sie ist, natürlich bedingt durch ihre Krankheit, sehr wechselhaft in ihrer Stimmung, was den Umgang mit ihr sehr schwierig macht. Sie war in Therapie, hatte mehrere Aufenthalte in verschiedenen Kliniken und bekam vom Therapeuten wie auch Ärzten in der Klinik angeblich gesagt, sie könnten ihr nicht helfen... kann so was wirklich stimmen? Sie nimmt laut eigener Aussage ihre verschriebenen Medikamente ein, aber das bringt keine Besserung.
Was soll ich meinem Kind raten, das langsam unter dieser Last und dem Schulstress, der ja auch noch vorhanden ist, zusammenzuklappen droht? Sie hat ständig Angst, was Falsches zu sagen bzw ihr mitzuteilen, wie fertig sie solche Aussagen bezüglich Suizidgedanken machen.
Ich finde das so schwierig. Ich vermute, der Freundin kommt gar nicht in den Sinn, was sie mit solchen Aussagen auslöst... auf der anderen Seite kann es doch auch nicht sein, dass sie ihre Krankheit quasi auf andere "überträgt" und man da nichts zu sagen darf. Auch das Verhalten der Mutter finde ich, obwohl sie mir natürlich sehr leid tut, nicht richtig. Wie kann sie einer anderen Person eine solche Verantwortung aufbürden?
Vielleicht hat hier jemand Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Depressionen und kann mir da einen Rat geben, den ich an meine Tochter weitergeben könnte? Natürlich gibt es keine allgemeingültigen Aussagen zu so was, aber ich wäre dankbar für jede Art Hilfe. Und gibt es das wirklich, dass jemandem weitere Therapien etc verwehrt werden mit der Begründung, "wir können ihnen nicht helfen"? Ich danke Euch...
Zitat von Sonnenwiese im Beitrag #1 . Und gibt es das wirklich, dass jemandem weitere Therapien etc verwehrt werden mit der Begründung, "wir können ihnen nicht helfen"? Ich danke Euch...
Ja, das nennt sich austherapiert.
In diesem Fall aber sehr unwahrscheinlich. Die Gehirnchemie ist nicht nicht ausgereift usw. Dieses austherapiert betrifft die älteren Semester. Da wurde praktisch im Erwachsenalter erstmal sehr viel ausprobiert (über viele viele Jahre)
Wichtig wäre mir in diesem Fall, die eigene Tochter darin zu bestärken, dass es nie und nimmer ihre Aufgabe ist, auf die Freundin 'aufzupassen ', sondern dass die Verantwortung abgelehnt werden kann, wenn sie die eigene Kompetenz überschreitet und belastend ist - wenn meine Tochter mir dann sagen würde, sie könne das weder der Mutter der Freundin sagen, noch der Freundin selbst , würde ich auch so weit gehen, beide zu mir einzuladen und dieses notwendige Gespräch gemeinsam mit meiner Tochter führen
Handelt es sich um eine reine Depression oder steckt da Borderline dahinter?
Insgesamt ist es immer wichtig nicht in eine Co-abhängigkeit zu rutschen. So wie das klingt überträgt die Mutter diese ordentlich auf deine Tochter.
Natürlich ist es wichtig der depressiven Person daa Gefühl zu geben, dass man erreichbar bleibt. Aber die Therapie muss sie selbst wollen und abschließen. Das kann ihr niemand abnehmen oder erleichtern.
Es ist das Eine, sich nicht abzuwenden, das Andere mit unterzugehen. Die Hand zum hochziehen kann bleiben. Aber nur zum hochziehen. Nicht zum ins Wasser gezogen werden. Hier ist es wichtig klare Grenzen zu setzen und das kann deine Tochter nur für sich alleine lernen. Unabhängig von den Problemen ihrer Freundin eröffnet sich da ja eine Abgrenzungsproblematik. Und diese zu überwinden geht nicht von heute auf morgen und darf trainiert werden. Wahrscheinlich würde es ihr für ihr ganzes zukünftiges Leben sogar gut tun, sich da selber therapeutische Hilfe zu suchen. Den Führerschein macht man ja auch nicht ohne Lehrer (zumindest hierzulande).
Vielleicht könnt ihr beide gemeinsam erstmal überlegen, wo ihre absolute Schmerzgrenze liegt und erstmal da ansetzen. Z.b. werden Suizidgedanken geäußert konsequent und jedes mal auf den Arzt/Therapeuten verweisen. Oder jedes(!) Mal die 112 rufen. Deine Tochter muss lernen an den richtigen Stellen die Verantwortung an Menschen abzugeben, die geschult sind und emotional unabhängig. Und ihre Freundin wird das wahrscheinlich nur so kapieren. Damit lässt sie die Freundin ja auch nicht im Stich. Im Gegenteil.
Bestimmte Sätze immer und immer wieder vorher festlegen und üben üben üben. Nein, das ist mir heute nicht recht. Nein, das wird mir grade zu viel. Nein, ich möchte das nicht hören. Nein, ich kann dir da nicht helfen.
Gleichzeitig viel viel viel um die eigene Psyche kümmern. Was gibt ihr Lebensenergie, was macht ihr Freude, worauf hat sie Lust? Ihrer Freundin geht es weder besser noch schlechter, wenn deine Tochter ihr Leben abseits der Kontakte mit ihr nicht weiterlebt. Es genießt, Zukunftsträume verfolgt, andere Menschen trifft und Liebe zulässt.
Das alles unter der Vorstellung, dass sie den Kontakt nicht abbrechen will. Aber auch das darf sie. Es wäre wahrscheinlich sogar das Gesündeste. Steckt doch eine Borderline Erkrankung dahinter würde ich ihr sogar stark dazu raten. Da ist eine ganz üble Dynamik entstanden und die hat auch ein wenig mit deiner Tochter und ihren Mechanismen zu tun. So lange sie diese nicht kennengelernt hat, sie einordnen und kontrollieren kann, können solche Beziehungen extrem toxisch werden und ihr langfristig wirklich schaden.
Ich an deiner Stelle würde umgehend Kontakt mit der Mutter aufnehmen und sie so wie du es oben geschildert hast ins Bild setzen.
Außerdem ausdrücklich (!) darum „bitten“, dass SOFORT Hilfe für ihre Tochter gesucht wird und deine Tochter nicht mehr eingespannt ist. Im Zweifelsfall bekommt man Hilfe/einen Ansprechpartner über die Telefonseelsorge:
"Wir können Ihnen nicht helfen " kann ich mir bei einem so jungen Menschen nur vorstellen, wenn er "blockt", also bestimmte Therapien verweigert. Man muss schon mitarbeiten, sonst wird das nichts. Eine unserer Töchter war, allerdings ein bisschen älter, in einer ahnlichen Situation. Als ihr die Suiziddrohungen zu viel wurden, hat sie der Freundin gesagt, dass sie ihr nicht helfen kann, ist aus der Wohnung, ins Auto, 50m weiter zum nächsten Parkplatz und hat den Notruf gewählt. Rettungsdienst und Polizei sind dann gekommen, haben die Freundin zum Mitkommen bewegen können und Tochter darüber informiert- sie sollte bitte an Ort und Stelle warten. Zuerst war die Freundin sehr böse. Aber schon während ihres Klinikaufenthaltes hat sich das etwas gedreht, sie hat sich per WhatsApp bei Tochter entschuldigt. Einige Monate später, die Freundin befand sich dann in der Tagesklinik, hat sie Tochter um ein Treffen gebeten, hat sich dann mit einem selbstgemalten, sehr schönen Bild bei ihr bedankt. Sie wäre nicht "bei sich" gewesen.
Die Beiden sind heute noch befreundet.
Ich finde allerdings, dass auch die Mutter einsehen muss- wenn die Tochter derart "bewacht" werden muss, dann muss sie in stationäre Akutbehandlung. Notfalls gegen ihren Willen. So schwer das ist ( ich hatte selbst mit einer depressiven Episode zu tun. War nicht schön. Aber als dann Jahre später eine unserer Töchter an einer Erschöpfungsdepression erkrankte, war es für mich viel schlimmer. Du merkst, wie das Kind leidet und kannst ihr nicht helfen. Das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.)
Sasapi. Gegen ihren Willen wird aber nicht behandelt. Erst recht nicht, sollte sie ebenfalls schon 19 sein. Und bei akuter Suizidalität wird zwar ggf. kurz interveniert, aber sobald eine gewisse Stabilität erreicht ist, erfolgt wieder die Entlassung. Wer bereit ist sich darüber hinaus tiefergehend behandeln zu lassen muss dann ggf auch erstmal wieder von zu Hause aus auf einen stationären Platz warten. Und das steht und fällt mit dem Willen der PatientIn. Da kann man als Eltern teilweise nur hilflos zugucken. Aber das ist weiß Gott weder die Baustelle der TE noch ihrer Tochter.
Ich danke Euch schon mal für Eure Gedanken und Denkanstöße. Ich werde noch mal mit meiner Tochter reden und sie darin bestärken, dass sie nicht verantwortlich ist für die Handlungen ihrer Freundin... wobei ich denke, das weiß sie, aber die Umsetzung ist halt schwierig. Auch zukünftiges "Aufpassen" werde ich versuchen, ihr auszureden. Und wenn nötig mit der Mutter das Gespräch suchen. Das werde ich aber nur im Notfall tun, denn sicher hat sie gerade schon genug Probleme.
Die Freundin war schon mindestens zwei mal für ein paar Wochen in der geschlossenen Psychiatrie... aber wie gesagt, sie behauptet man hätte ihr gesagt, sie sei austherapiert. Ich kann das auch kaum glauben, wenn ich ehrlich bin. Sie ist erst siebzehn.
Vielleicht könnt ihr beide gemeinsam erstmal überlegen, wo ihre absolute Schmerzgrenze liegt und erstmal da ansetzen. Z.b. werden Suizidgedanken geäußert konsequent und jedes mal auf den Arzt/Therapeuten verweisen. Oder jedes(!) Mal die 112 rufen. Deine Tochter muss lernen an den richtigen Stellen die Verantwortung an Menschen abzugeben, die geschult sind und emotional unabhängig. Und ihre Freundin wird das wahrscheinlich nur so kapieren. Damit lässt sie die Freundin ja auch nicht im Stich. Im Gegenteil.
Bestimmte Sätze immer und immer wieder vorher festlegen und üben üben üben. Nein, das ist mir heute nicht recht. Nein, das wird mir grade zu viel. Nein, ich möchte das nicht hören. Nein, ich kann dir da nicht helfen.
Gleichzeitig viel viel viel um die eigene Psyche kümmern. Was gibt ihr Lebensenergie, was macht ihr Freude, worauf hat sie Lust? Ihrer Freundin geht es weder besser noch schlechter, wenn deine Tochter ihr Leben abseits der Kontakte mit ihr nicht weiterlebt. Es genießt, Zukunftsträume verfolgt, andere Menschen trifft und Liebe zulässt.
Das alles unter der Vorstellung, dass sie den Kontakt nicht abbrechen will. Aber auch das darf sie. ...........
vollste Zustimmung zu jedem Deiner Sätze!
und die Empfehlung an die TE@Sonnenwiese bzw. ihre Tochter, , das wirklich so zu machen......Abgrenzung lernen- keine Verantwortung übernehmen, wo nie im Leben "Verantwortlichkeit" besteht!!!-
und warum dies nicht mit therapeutischer Hilfe lernen- das sehe ich durchaus sehr positiv- wenn VT-Schwerpunkt....
"Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen." Jon Kabat-Zinn
Jubidu, ich kenne ehrlich gesagt nicht den genauen Unterschied zwischen Depressionen u Borderline. Aber in jedem Fall zerschneidet sie sich ganz schlimm an den Armen... was vermutlich auf Borderline hindeutet. Kann man das denn klar voneinander abgrenzen?
Nachtrag, ich glaube, sie traut sich nicht mal zu sagen, dass sie ihr nicht helfen kann... oder sie gerade keine Kraft hat, ihr zuzuhören. Aus Angst, dass sie sich dann daraufhin was antut. Ich werde ihr in jedem Fall den Rat ans Herz legen, die Verantwortung abzugeben. Es ist auch einfach nicht ihre Aufgabe, diese Art der Verantwortung zu übernehmen.
Zitat von Jubidu im Beitrag #5 Unabhängig von den Problemen ihrer Freundin eröffnet sich da ja eine Abgrenzungsproblematik. ................ Wahrscheinlich würde es ihr für ihr ganzes zukünftiges Leben sogar gut tun, sich da selber therapeutische Hilfe zu suchen.
Die Situation, um die es hier geht, ist eine sehr spezielle - und vermutlich würde sie bei den meisten Menschen eine Art Loyalitätskonflikt auslösen. Ich sehe hier beim besten Willen kein generelles Problem bezüglich Abgrenzung, das einer Therapie bedarf. Ich finde dieses Ansinnen geradezu überzogen.
Die Tochter der TE ist erst 19, da werden in Zukunft noch öfter Dinge im Leben auf sie zukommen, die einer Lösung bedürfen.
Zitat von Sonnenwiese im Beitrag #1 Das geht so weit, dass sie ab und an von deren Mutter gebeten wird, dort zu übernachten um "aufzupassen", wenn diese aus beruflichen Gründen nicht da sein kann.
So sehr ich die Beweggründe und die Besorgnis dieser Mutter verstehen kann - aber mit dieser Vorgehensweise überschreitet sie ganz deutlich eine Grenze. Auch wenn es nur ab und zu vorkommt, an Deiner Stelle würde ich die Frau wirklich kontaktieren und ihr Deine Sicht auf die Situation darlegen. Es ist Dein gutes Recht, auch Deine Tochter zu schützen.
Sonnenwiese, Es wird nicht reichen, dass du deiner Tochter sagst, sie soll oder kann Verantwortung abgeben. Sie oder ihr gemeinsam müsst das üben umzusetzen. Das ist irre schwer.
Und wie Schafwolle schreibt, ist das eine besondere Situation, besonders schwer. Viele Menschen hätten da ihre Schwierigkeiten mit. Wobei die Erfahrung mich geleert hat, dass es dennoch diejenigen sind, die eine generelle Abgrenzungsproblematik haben, die überhaupt erst in so eine Situation kommen. Das ist schon häufig auch ne Typsache. Ich bin grundsätzlich ein riesen Fan von Therapie. Je früher, desto einfacher. Dafür muss man meiner Meinung nach nicht erst warten, bis einen die eigenen Muster oder auch eine schwere Situation wie diese hier, selbst krank gemacht haben. Begleitende Gespräche können nur gut tun. Und deine Tochter hat grade einen ziemlichen Rucksack. Es ist ein Irrglaube, dass man sich im psychologischen Bereich nicht helfen lässt den zu tragen, während man selbst im Zug meist kein Problem hätte, wenn jemand helfend dazuspringt, wenn man seinen realen Koffer nicht ins Netz gehieft bekommt. Und der Unterschied zur Mutter, die einen unterstützt, oder der nächsten Freundin, oder eben einem Coach oder Therapeuten ist die emotionale Distanz.
Borderline und Depression sind einfach zwei eigene Erkrankungen. Sie können gemeinsam auftreten, müssen aber nicht. Borderline zu erklären ist sehr komplex. Vielleicht liest du mal dazu im Internet. Dafur sprechen das Selbstverletzen, das Androhen von Selbstmord, auch die Formulierung "austherapiert" deutet darauf hin. Aber natürlich kann man hier keine Ferndiagnose machen!!!
Aber sehr sehr sehr pauschal gesagt: jemand mit einer schweren Depression bringt sich um, aber verheimlicht vorher seine Pläne. Er "will" sie ja umsetzen. Borderliner reden unabhängig davon viel davon. Heißt nicht, dass sie es nicht auch immer wieder im Impuls versuchen oder tun. Aber das Andeuten und Drohen damit ist für sich genommen häufig auch Teil ihrer Störung.
Insgesamt haben Borderliner sehr gestörte Beziehungsdynamiken. Es ist ein Wechsel aus Binden und Wegstoßen. Sie haben eine tiefe Sehnsucht nach Bindung und Liebe, halten sie aber nicht aus und können mit Wut, mit viel Aggression, auch Bosheit, den anderen dann auch wieder von sich wegstoßen. Beziehungen zu Borderliner sind ein ständiges hin und her. Sie können extrem lieb sein, aber auch sehr verletzend. Und weil diese Dynamiken jegliche ihrer Beziehungen betrifft, auch die zu ihrem Arzt oder Therapeuten, sind sie auch sehr schwer zu therapieren. Mit Borderliner gerät man automatisch in den psychologischen Mechanismus des Spiegelns. Das heißt ich spiegel als gegenüber seine Gefühlswelt und erlebe in dem Moment nicht mehr meine eigene. Ich bin nicht in der Abgrenzung. Da du Mensch, hier ich Mensch. Sondern ich übernehme seine Flut an Wut, an Verzweiflung, auch an Selbstzweifeln, an Trauer. Auch für geübte Psychologen ist es ein Akt dem zu entgehen. Wenn sie darin nicht gut geschult sind, erleben sie nach der Therapiestunden die Flut an Emotionen, die der Borderliner mitgebracht hat. Sie sind unverhältnismäßig wütend auf ihn, sie sind leer, sie sind ausgelaugt, haben Selbstzweifel, sie sind schlecht gelaunt, sie können natürlich je nach Phase auch euphorisch oder guter Dinge sein.
Dadurch, dass der Borderliner die Gefühle überträgt, gibt er sie ab. Ihm geht es besser, ohne dass er sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen musste. Und dieses hin und her macht es so unfassbar schwer sie zu behandeln. Natürlich sind das alles extrem unbewusste Mechanismen.
Und das ist auch nur ein kleiner kleiner Ausflug in die Welt der Borderliner. Aber es soll verdeutlichen, weshalb es so schwer ist und sich deine Tochter möglicherweise (wenn es überhaupt hier zutreffen sollte) noch schlechter fühlt, noch involvierter ist, als sie es wäre, wenn ihre Freundin "nur" depressiv wäre.
Zitat von Jubidu im Beitrag #5 Unabhängig von den Problemen ihrer Freundin eröffnet sich da ja eine Abgrenzungsproblematik. ................ Wahrscheinlich würde es ihr für ihr ganzes zukünftiges Leben sogar gut tun, sich da selber therapeutische Hilfe zu suchen.
Die Situation, um die es hier geht, ist eine sehr spezielle - und vermutlich würde sie bei den meisten Menschen eine Art Loyalitätskonflikt auslösen. Ich sehe hier beim besten Willen kein generelles Problem bezüglich Abgrenzung, das einer Therapie bedarf. Ich finde dieses Ansinnen geradezu überzogen.
Die Tochter der TE ist erst 19, da werden in Zukunft noch öfter Dinge im Leben auf sie zukommen, die einer Lösung bedürfen.
das darfst Du gerne "überzogen" finden und es geht auch überhaupt nicht um ein "generelles Problem bezüglich Abgrenzung",
sondern um ein sehr schwerwiegendes spezielles bei schwerer Depression mit Suizidalität.
Mit dieser Thematik i s t jeder (!!!) Laie, geschweige denn eine 19Jährige hoffnungslos überfordert-
und es ist naheliegend, sich diesbezüglich fachlich kompetente Unterstützung zu suchen, die eben nur eine Therapeut geben kann, der sich damit auskennt.
"Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen." Jon Kabat-Zinn
Zitat von Jubidu im Beitrag #5 Unabhängig von den Problemen ihrer Freundin eröffnet sich da ja eine Abgrenzungsproblematik. ................ Wahrscheinlich würde es ihr für ihr ganzes zukünftiges Leben sogar gut tun, sich da selber therapeutische Hilfe zu suchen.
Die Situation, um die es hier geht, ist eine sehr spezielle - und vermutlich würde sie bei den meisten Menschen eine Art Loyalitätskonflikt auslösen. Ich sehe hier beim besten Willen kein generelles Problem bezüglich Abgrenzung, das einer Therapie bedarf. Ich finde dieses Ansinnen geradezu überzogen.
Die Tochter der TE ist erst 19, da werden in Zukunft noch öfter Dinge im Leben auf sie zukommen, die einer Lösung bedürfen.
das darfst Du gerne "überzogen" finden und es geht auch überhaupt nicht um ein "generelles Problem bezüglich Abgrenzung",
sondern um ein sehr schwerwiegendes spezielles bei schwerer Depression mit Suizidalität.
Mit dieser Thematik i s t jeder (!!!) Laie, geschweige denn eine 19Jährige hoffnungslos überfordert-
und es ist naheliegend, sich diesbezüglich fachlich kompetente Unterstützung zu suchen, die eben nur eine Therapeut geben kann, der sich damit auskennt.
Genau so! Mit 19 Jahren die Verantwortung für einen suizidgefährdeten Menschen aufs Auge gedrückt zu bekommen, ist so schwerwiegend, dass man sich da durchaus professionelle Hilfe suchen sollte. Auch, wenn man es schafft, abzulehnen.
Was sagt denn deine Tochter? Möchte sie, dass du Kontakt zu der Mutter aufnimmst? Oder möchte sie "nur" einfach Unterstützung im Hintergrund, dass du für sie da bist? Sie ist 19 Jahre, vielleicht mag sie gar keine "Einmischung" mehr? Ich würde das vorab klären, denn in Aktion zu treten, ohne mit ihr vorher diesbezüglich Rücksprache zu halten, kann nach hinten losgehen - nach dem Motto "meine Mutter traut mir das nicht zu", und schon kommen noch mehr Selbstzweifel und Ängste.
Ansprechpartner/in für deine Tochter wären für mich hier der/die Hausarzt/ärztin und auch der/die Vertrauenslehrer/in der Schule (es geht ja auch um die schulischen Leistungen...).
Ansonsten kann ein Laie keinen Rat geben in Bezug auf depressive Erkrankungen. Das ist eine Erkrankung, die nicht steuerbar ist. Mit Medikamenten kann man sie evtl. (!) "beherrschbar" machen, mit guten Therapien sie vielleicht "lindern", aber man kann sie nicht von außen heilen. Oftmals nicht einmal medizinisch geschulte Personen, geschweige denn die Mutter, deine Tochter oder du...
Zitat von Sonnenwiese im Beitrag #1Und gibt es das wirklich, dass jemandem weitere Therapien etc verwehrt werden mit der Begründung, "wir können ihnen nicht helfen"?
Nun, dass sie ihr nicht helfen können, heisst noch lange nicht, dass ihr nicht geholfen werden kann. Das sind zwei verschiedene Sachverhalte.
Eine Psychotherapie, die ihren Namen verdient, kann in nicht wenigen Fällen bedeuten, dass der Therapeut als Mensch stark in Anspruch genommen wird. Nur mit "professioneller Distanz" und der Anwendung von Methoden kann man vielen Menschen nicht nachhaltig helfen. Man muss sich oft berühren lassen. Außerdem braucht es oft recht lange.
Im privaten Bereich kann es hilfreich sein, einen Kontakt aufrechtzuerhalten, damit sich ein Mensch nicht in die Isolation begibt, die fatale Folgen haben kann. Die Schwierigkeit besteht darin, die Balance zu finden. Einerseits als Mensch da zu sein, mitzufühlen, andererseits aber auch darauf zu achten, wo die Verantwortlichkeiten liegen. Grenzen sollten gespürt und gelebt werden, aber ohne den anderen zu verletzen. Damit man nicht verletzt, ist es wichtig, zu seinen eigenen Grenzen zu stehen, denn dann kann man es dem anderen auch spüren lassen, dass man noch "da ist", auch wenn man Grenzen spürt und ziehen muss.
Nicht einfach für einen jungen Menschen, den das alles schnell überfordern kann. Was man auf keinen Fall machen sollte: Die Illusion haben, dass man den anderen heilen kann.
Zitat von Sonnenwiese im Beitrag #9 Ich werde noch mal mit meiner Tochter reden und sie darin bestärken, dass sie nicht verantwortlich ist für die Handlungen ihrer Freundin... wobei ich denke, das weiß sie, aber die Umsetzung ist halt schwierig.
Nur um ein besseres Bild zu bekommen: geht diese Freundin denn in die gleiche Klasse (Schule) wie Deine Tochter? Oder *hängen* die Beiden ganz oft zusammen, also gemeinsam verbrachte Freizeit etc.? Gemeinsamer Freundeskreis?
Du wirst das Mädchen ja auch kennen. Welchen Eindruck hast Du? Hast Du das Gefühl, dass sie vielleicht manipulierend und/oder fordernd auf Deine Tochter einwirkt?
Zitatwenn nötig mit der Mutter das Gespräch suchen. Das werde ich aber nur im Notfall tun
Was wäre ein Notfall?
ZitatDie Freundin war schon mindestens zwei mal für ein paar Wochen in der geschlossenen Psychiatrie... aber wie gesagt, sie behauptet man hätte ihr gesagt, sie sei austherapiert. Ich kann das auch kaum glauben ...
Zitat ich kenne ehrlich gesagt nicht den genauen Unterschied zwischen Depressionen u Borderline.
Ich kann gut verstehen, dass Du Dir Gedanken zu dem Thema machst. Trotzdem würde ich mich an Deiner Stelle nicht so intensiv damit beschäftigen. Denn bewirken kannst Du ohnehin nichts. Das gilt aber auch für Deine Tochter. Sie *muss* erkennen, dass sie die Freundin nicht *retten* kann.
Da hier ein therapeutische Ansatz angesprochen wurde: wäre das tatsächlich ein Weg für Deine Tochter? Oder eine zusätzliche Belastung, da sie bereits schulisch sehr gefordert ist?
Zitat von Jubidu im Beitrag #5 Unabhängig von den Problemen ihrer Freundin eröffnet sich da ja eine Abgrenzungsproblematik. ................ Wahrscheinlich würde es ihr für ihr ganzes zukünftiges Leben sogar gut tun, sich da selber therapeutische Hilfe zu suchen.
Die Situation, um die es hier geht, ist eine sehr spezielle - und vermutlich würde sie bei den meisten Menschen eine Art Loyalitätskonflikt auslösen. Ich sehe hier beim besten Willen kein generelles Problem bezüglich Abgrenzung, das einer Therapie bedarf. Ich finde dieses Ansinnen geradezu überzogen.
(...)
Ich sehe es wie @Jubidu - die Freundin ist bereits mitten in der Dynamik und das ist ein Zeichen für fehlendes Abgrenzungsvermögen, Allmachtsphantasien und Co-Erkrankung.
Was man als Familienangehörige einer jungen Erwachsnen tun kann, ist wenig. Bestärken bzw. erklären, dass sie nicht zuständig ist.
@Jubidu du hast soviel so Gutes und Richtiges geschrieben: dafür sehr sehr großen Dank.
Zunächst mal, eine Therapie für meine Tochter halte ich zum jetzigen Stand schlicht für nicht notwendig. Es ist nicht so, dass sie sich nur noch auf diese eine Sache konzentriert... sie hat viele Freunde und Hobbys, ist oft unterwegs und glücklicherweise hatte sie nie auch nur ansatzweise depressive Tendenzen. Es ist nicht so, dass sie diese Sache jetzt ständig vollkommen runterzieht oder fertigmacht. Aber ich merke halt, dass sie an ihre Grenzen stößt, und sie hat mir auch selbst gesagt, wie hilflos sie im Grunde ist.
Ja, tatsächlich kommt es mir manipulativ vor, wie die Freundin sich verhält. Aber ich schätze, dass das kein bewusstes/ bösartiges Verhalten ist, sondern Teil ihrer Krankheit.
Ich habe meinem Kind jedenfalls gesagt, dass ich dieses "Aufpassen" für falsch halte und sie sich von der Mutter nicht mehr dafür einspannen lassen soll... inzwischen ist sie selbst so weit, dass sie das nicht mehr möchte. Ich habe ihr Unterstützung in dem Fall angeboten, dass sie sich bedrängt fühlt u selbst nicht in der Lage ist, das zu kommunizieren, traue ihr aber zu, dass sie das selbst schafft.
Nachtrag, mein letzter Beitrag klang jetzt irgendwie, als gäbe es gar kein Problem... ich wollte nur sagen, dass ich ihr (nach einem Gespräch gestern) zutraue, dass sie sich in soweit abgrenzen kann, ihr zu sagen, dass es einfach too much ist, ihr einfach mal so nebenbei einen Selbstmordversuch vor die Füße zu schmeißen. Am Tag meines ersten Beitrags lag mein Kind weinend in meinen Armen, nachdem ich gefragt hatte, was los sei, und das kenne ich von ihr so nicht...
Ich möchte Euch noch mal danken für Eure Zeit und den vielen tollen Input hier... bei so einem Thema fehlt mir halt wirklich der Durchblick und es ist sehr hilfreich, was ihr dazu geschrieben habt👍🏼
Zitat von Sonnenwiese im Beitrag #21 Ich habe meinem Kind jedenfalls gesagt, dass ich dieses "Aufpassen" für falsch halte und sie sich von der Mutter nicht mehr dafür einspannen lassen soll... inzwischen ist sie selbst so weit, dass sie das nicht mehr möchte. Ich habe ihr Unterstützung in dem Fall angeboten, dass sie sich bedrängt fühlt u selbst nicht in der Lage ist, das zu kommunizieren, traue ihr aber zu, dass sie das selbst schafft.
Das klingt gut, @Sonnenwiese!
Schön, dass Deine Tochter eine Mutter hat, der sie sich anvertrauen kann und die ihre Probleme ernst nimmt.
Danke, liebe Schafwolle😊... zum Glück wissen meine Kinder, dass sie sich jederzeit mit allem an mich wenden können. Dabei muss ich natürlich auch eine Balance finden und ihnen zutrauen, für gewisse Dinge selbst die beste Lösung zu finden, anstatt alles an mich zu reißen. Nicht immer so einfach.