Klappentext: Der Göteborger Verleger Martin Berg steckt in einer Krise: Die Verlagsgeschäfte stocken, Martins Frau Cecilia ist seit Jahren spurlos verschwunden, sein großes Romanprojekt liegt unvollendet in der Schublade und seine Freundschaft zu dem gefeierten Künstler Gustav Becker scheint endgültig erkaltet. Während Martin in Erinnerungen an seine Studienzeit in der Göteborger und Pariser Bohème versinkt, blickt seine Tochter Rakel an jeder Straßenecke in die Augen ihrer verschwundenen Mutter, deren Porträt das Plakat einer großen Gustav-Becker-Retrospektive ziert. Als Rakel glaubt, Cecilia in dem Roman eines Berliner Schriftstellers wiederzuerkennen, scheint es an der Zeit, den Schatten, der über ihrer Familie liegt, endlich zu vertreiben.
880 Seiten, aber keine einzige zu viel. Ich habe es sehr gern gelesen und konnte es kaum weglegen. Bonuspunkt, war im Schwedenurlaub und konnte somit einige Orte viel besser zuordnen.
Zufällig stolperte ich über eine mir bisher nicht bekannte Briefsammlung, die ich sofort lesen musste, da ich großer Fan der Reimann-Tagebücher bin:
Brigitte Reimann: "Jede Sorte von Glück: Briefe an die Eltern"
Sehr aufschlussreich! Eine Lektüre macht m.E. nur Sinn, wenn man die Tagebücher kennt. Die Briefe an ihre Eltern haben zwei Schwerpunkte, die in den Tagebüchern fast gar nicht vorkommen: Die Krebserkrankung - sie währte tatsächlich in ihren letzten fünf Jahren fast ununterbrochen, kein Wunder, dass sie "Franziska Linkerhand" nicht mehr beenden konnte. Und ihre ständige Geldnot - das war mir in dieser Form nicht klar gewesen. Ich finde es interessant, dass sie diese beiden Themen in den Tagebücher so stark ausklammert, aber auch konsequent.
Es gibt auch noch eine Briefsammlung ihrer Korrespondenz mit Christa Wolf und mit einer Freundin in Holland, die ich sicher bei Gelegenheit auch lesen werde.
Ich lese gerade "Die Republik" von Maxim Voland (aka Markus Heitz). Zusammenfassung von Google Books: "Europa, 1949: Die neu gegründete DDR umfasst nach einem unglaublichen Coup das gesamte deutsche Staatsgebiet, mit Ausnahme des westlichen Teils von Berlin. Gegenwart: Die DDR ist führende europäische Macht -- ein hochmoderner Überwachungsstaat mit einem glücklichen Volk. So scheint es. Während internationale Agentenorganisationen im autonomen West-Berlin ihre Pläne schmieden, wird die DDR von einem furchtbaren Vorfall erschüttert: Über den Platz der Akademie zieht eine Giftgaswolke und fordert zahlreiche Tote. Ein Unfall? Ein Anschlag? Welche Macht steckt dahinter? Ein desillusionierter Stasi-Oberst, der französische Dolmetscher Christopher und die junge DDR-Bürgerin Alicia geraten in eine Verschwörung gigantischen Ausmasses, die das Ende Europas bedeuten könnte ..."- hörte sich für mich nach einem interessanten Plot an. Und geschrieben, stilistisch, finde ich es auch sehr gut, aber leider viel zu actionlastig ... Hintergründe und Zustände des Landes bleiben m.M.n. viel zu blass; liest sich (für mich!) wie auf eine mögliche Verfilmbarkeit hin geschrieben. Bin gerade zur Hälfte durch, vielleicht wird es ja noch interessanter.
Ich habe von Matthew Perry die Autobiographie Friends, lovers and the big terrible thing gelesen.
War mein zweiter Anlauf. Beim ersten Anlauf vor ein paar Monaten habe ich nicht rein gefunden. Diesmal war es kein Problem. Er springt zeitlich teilweise ziemlich hin und her. Ansonsten einfach zu lesen. Ich habe viel den Kopf geschüttelt. So tragisch. Ich bin ein ganz großer Fan von Friends und habe alle 10 Staffeln x-Mal gesehen. Allein die Tatsache, dass er nur bei einer einzigen Staffel komplett clean war, fand ich erschreckend.
Zitat von Naoko im Beitrag #1905Ich habe von Matthew Perry die Autobiographie Friends, lovers and the big terrible thing gelesen.
War mein zweiter Anlauf. Beim ersten Anlauf vor ein paar Monaten habe ich nicht rein gefunden. Diesmal war es kein Problem. Er springt zeitlich teilweise ziemlich hin und her. Ansonsten einfach zu lesen. Ich habe viel den Kopf geschüttelt. So tragisch. Ich bin ein ganz großer Fan von Friends und habe alle 10 Staffeln x-Mal gesehen. Allein die Tatsache, dass er nur bei einer einzigen Staffel komplett clean war, fand ich erschreckend.
OT Ich möchte nicht wissen, wie viel Arbeitende jeden Tag angesoffen oder sonstiges zur Arbeit gehen...
ZitatDrei Menschen. Zwei Generationen. Ein Geheimnis. Woher kommt diese tiefe Wut, die Alex in sich trägt? Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte seiner Großmutter, die zeigt, wie sich Leidenschaft und Eifersucht über Jahrzehnte und Generationen hinweg in eine Familie graben können. Sommer 1932: Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wird sie es wagen, ihren Mann verlassen und ein anderes Leben mit ihrer neu entdeckten Liebe beginnen? 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, Autor und dreifacher Vater, warum er eine solche Wut in sich trägt; eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Er stößt auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, deren Wogen bis zu ihm reichen. »Sein Buch ist kein Krimi und könnte doch aufregender nicht sein.« Christine Westermann, Stern
habe versucht, geduldiger zu werden, hab aber damit aufgehört. ging mir einfach nicht schnell genug.
you get older and you learn there is one sentence, just four words long, and if you can say it to yourself it offers more comfort than almost any other. It goes like this: At least I tried. -Ann Brashares -
Zitat von Marie-Madeleine im Beitrag #1878"Halbschatten" erinnert mich von der Erzählperspektive ein bisschen an "Lincoln in the Bardo" von George Saunders, da kommen ja auch zahlreiche Tote von einem Friedhof zu Wort. Ein sehr ungewöhnliches Buch, hat mir aber gut gefallen. "Halbschatten" merke ich mir auch mal.
... Bei mir gibt's nun Wohlfühllektüre mit "A Psalm for the Wild-Built" von Becky Chambers. ...
Das habe ich als Leseprobe gelesen und mir gehen diesmal die nonbinären Pronomen für Dex auf die Nerven. Sie werden-nur in der Probe- extrem oft benutzt. Und war der Dativ nicht bisher"sir/sire" respektive im Origina "xer"? Hier ist es plötzlich "sihm", was sich dann halt wirklich nach "ich stell mal ein s vor das Pronomen" liest. Vielleicht sollte ich das Original probieren. Das ging bei "The galaxy and the ground within" problemlos, aber bei " To be told, if fortunate" habe ich abgebrochen.
Zitat von Naoko im Beitrag #1905 Allein die Tatsache, dass er nur bei einer einzigen Staffel komplett clean war, fand ich erschreckend.
Ich find's interessant, dass er bei "Friends" den Bodenständigsten der drei männlichen Freunde verkörpert, also nicht so ein Hallodri wie der andere (dessen Namen ich gerade vergessen habe), oder in outer space und aufgedreht wie David Schwimmer. Zurück zum Thema: lese gerade den "Doppelten Erich" von Lehmkuhl und bin begeistert.
Gerade gelesen: Marius Müller-Westernhagen Ein Portrait von Friedrich Dönhoff Ich bin kein Fan der Musik von Müller-Westernhagen. Als Schauspieler mag ich ihn. Dieses Portrait hat ihn mir als Mensch nahe gebracht. Es ist intim ohne die Intimsphäre zu verletzen. Es ist eine Mischung aus Interview, erzählter Biographie, und alles in den Zusammenhang zur entsprechenden deutschen Zeitgeschichte gesetzt. Es hat mir sehr gut gefallen.
Ich habe ganz langsam gelesen, so sehr mochte ich es .
Wer über Carl reden wir morgen , mochte, der mag dieses Buch auch. Es ist die Geschichte über Elisabeth, der jüngsten Schwester von Carl und Eugen. Sie erzählt ihre Geschichte als Ärztin, Mutter , Ehefrau, Schwester.
Seit langer Zeit mal wieder ein richtig gutes Buch erwischt
Zitat von mo17 im Beitrag #1910Das habe ich als Leseprobe gelesen und mir gehen diesmal die nonbinären Pronomen für Dex auf die Nerven. Sie werden-nur in der Probe- extrem oft benutzt. Und war der Dativ nicht bisher"sir/sire" respektive im Origina "xer"?
"They" ist ja als nonbinäres Pronomen im Englischen inzwischen gängig, das hat mich nicht gestört. Das Buch gefiel mir gut, wobei ich die Wayfarers noch einen Tick besser finde.
Zitat von Twix im Beitrag #1901Das noch keine etwas zum neuen Buch von Benedict Wells schrieb
Bei mir liegt's daran, dass ich mich zwar sehr darüber gefreut und es meinem Mann geschenkt habe, aber noch keine Gelegenheit hatte, es zu lesen. Mein Mann kam nur so semi-gut rein, aber das lag vorwiegend daran, dass er sich nicht übermäßig für Schriftstellerei interessiert und Wells hier ja auch recht viel über seinen Schreibprozess erzählt.
Ich habe im Urlaub wieder einiges gelesen:
Robert Galbraith - The Ink-Black Heart Darauf war ich nach den hier wie auch sonstwo ziemlich kontroversen Meinungen sehr gespannt und reihe mich auf der Positiv-Seite ein. Ja, die Chatprotokolle sind etwas schwierig zu lesen, vor allem, wenn die Chats nebeneinander her laufen, aber die zeitlichen Abläufe sind dabei durchaus wichtig, somit hat es mich nicht im Übermaß gestört. Man hätte sicherlich das eine oder andere straffen können und so ein ganz klein wenig finde ich das Rumgeeiere von Robin und Cormoran langsam auch nervig, aber den Fall fand ich spannend und auch der ganze Kosmos der Internethässlichkeiten war gut eingefangen.
Cynthia Harrod-Eagles - The Hidden Shore Wie üblich habe ich auch in diesem Urlaub wieder einen Band aus der laaaangen Serie um die englische Familie Morland gelesen. Diesmal ging es um die Rückkehr einer "verlorenen Tochter", die nach der Trennung der Eltern bei ihrem seltsamen Vater abgeschottet von der Welt aufwuchs und erst nach dessen Tod von der Familienzugehörigkeit erfährt. Sie fühlt sich zwar in der neu gewonnenen Familie wohl, nicht aber in den gehobenen gesellschaftlichen Kreisen, in denen man verkehrt, und findet ihre Berufung in sozialem Engagement. Das Ganze spielt in den 1840er Jahren und ist wie immer gut recherchiert und sehr unterhaltsam geschrieben.
Jean-Luc Bannalec - Bretonische Sehnsucht Bretagne-Krimis liest man am besten vor Ort, wenngleich wir nicht auf der rauhen, schönen Insel Ouessant waren, wo sich dieser Fall abspielt. Ein toter Musiker von der Insel wird in einer kleinen Bucht angespült, und in seinem Haus liegt ein kleines Wachskreuz auf dem Kopfkissen von der Art, die früher bei einem Abschiedsritual für auf See gebliebene Fischer verwendet wurde. Das lässt vermuten, dass der Tod des Mannes kein Unfall war. Dupin soll sich im Auftrag des Polizeipräfekten um den Fall kümmern, ist aber zunächst völlig ratlos. Zusätzlich bringt den rationalen Polizisten die abergläubische Art vieler Menschen auf der Insel aus dem Konzept. Ein spannender Fall mit einer für mich recht überraschenden Auflösung, allerdings kam diesmal für meinen Geschmack wieder etwas zu oft der Erklärbärmodus ins Spiel. Auch wenn es über Ouessant wirklich viel zu erzählen und zu wissen gibt - in Form von Dialogen sind solche erläuternden Passagen leider selten gelungen. Aber natürlich gab es Schauplatzpluspunkte ;-)
Joseph O'Connor - Shadowplay Bram Stoker dürfte den meisten als Autor von "Dracula" bekannt sein, doch dieser Ruhm wurde ihm erst nach seinem Tod zuteil. Zu Lebzeiten versuchte er sich recht erfolglos an der Schriftstellerei und arbeitete hauptberuflich als Theaterdirektor des legendären Lyceum Theatre in London. Dorthin hatte ihn der exzentrische Schauspieler Henry Irving aus Irland gelockt (zum Leidwesen von Stokers patenter Gattin, die neben der Arbeit im Theater und der Schreiberei meistens die zweite oder dritte Geige spielen musste), der hochfliegende Pläne, aber wenig organisatorisches Talent hatte. Stoker wird die Stimme der Vernunft und derjenige, der die Maschinerie des Theaters am Laufen hält, das immer wieder mit spektakulären Neuheiten begeistert. Auch die Schauspielerin Ellen Terry, der gefeierte weiblichen Bühnenstar der Zeit, holt den oft überdrehten Irving gerne mal auf den Boden der Tatsachen zurück, und Stoker, Irving und Ellen verbindet eine besondere, oft stürmische Beziehung. Toll geschildert, mit viel Sprachgefühl und manchmal auch bissigem Humor. O'Connor ist wirklich klasse und eine "der" Entdeckungen der letzten Jahre für mich. Schade, dass von ihm relativ wenig übersetzt wurde.
Karen Maitland - The Gallows Curse Mittelalter-Drama mit leichtem Mystery-Einschlag, bei dem eine Alraunenwurzel für Unheil sorgt, ein junges Mädchen vor dem Galgen flüchtet und im Bordell landet und ein Eunuch eine Verschwörung zum Landesverrat aufzudecken versucht. Zwar werden einige Mittelalterklischees bedient und der Hauptbösewicht ist sehr eindimensional böse, aber Maitland versteht sich hervorragend auf düstere Spannung und ungemütliche Schauplätze, so dass ich mich doch gut unterhalten habe. Und ich mochte die Einsprengsel zur Verwendung Heilkräutern und anderen (vermeintlichen) Heilmitteln (etwa, sich einen Beutel mit Mäusen um den Hals zu hängen, wenn man Husten hat), so skurril-"unnützes" Wissen finde ich einfach faszinierend.
Aktuell lese ich noch am letzten Urlaubsbuch, "This Must Be the Place" (dt. "Hier muss es sein") von Maggie O'Farrell, gefällt mir auch sehr gut. Der irischstämmige US-Amerikaner Daniel lernt, auf den Spuren seiner Vorfahren in Irland unterwegs, die ehemalige Schauspielerin Claudette Wells kennen, die sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Sie hat mit der falschen Glitzerwelt des Films ein für allemal abgeschlossen und möchte auf gar keinen Fall gefunden werden, aber sie öffnet sich Daniel und die beiden werden ein Paar. Doch beide haben auch ihre Geschichte, und die holt Daniel eines Tages ein, als er im Radio vom Tod einer Frau hört, die er einmal gut gekannt hat - und es ist nicht ausgeschlossen, dass er eine Mitschuld an ihrem Ableben trägt. Vielschichtig, multiperspektivisch (neben Daniel und Claudette kommen auch Kinder, Partner und Weggefährten aller Art zu Wort und die Handlung wechselt zwischen diversen Zeitebenen), toll geschrieben.
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
I would love to live like a river flows,carried by the surprise of its own unfolding. (John O'Donoghue)
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Mein bisheriges Jahreshighlight & große Leseempfehlung:
Axel S. Meyer: Der Sonne so nah Ein faszinierender Roman über die großen Pioniere der Luftfahrt Otto Lilienthal und Graf von Zeppelin.
Offenbar habe ich gerade eine Phase der biographischen Romane. Dieser hier ist der bisher Beste, ich wollte das Hörbuch gar nicht mehr weglegen. Dem Roman bin ich rein zufällig begegnet, der Autor war mir davor nicht bekannt, und zu meiner Verwunderung publiziert er sehr viel (Historienromane), was ja oft zu Lasten von Qualität geht.
Dieser Roman ist nicht nur hervorragend recherchiert (- und in einem sehr langen Nachwort wird nochmal genau unterschieden zwischen historisch Verbürgtem und Ausgeschmücktem), sondern zeichnet auch tolle Psychogramme der beiden Protagonisten. Otto Lillienthal hatte ich zuvor komplett unterschätzt. Kurz nach der Wende war ich in Anklam gewesen und hatte das dortige Lilienthal-Museum besucht - ohne einen besonderen Eindruck mitgenommen zu haben. (Mag sein, dass das Museum heute besser ist.) Tatsächlich ist Lilienthals Schaffen aber mit Da Vinci oder Goethe zu vergleichen, so umfangreich und interdisziplinär war es, visionär sowieso. Kurz zuvor hatte ich das Buch über den Querdenker Peter Bender gelesen (und hier rezensiert) - die beiden Protagonisten hier sind sozusagen Benders helle Seite, Bender in gesund. Oder psycholoigisch betrachtet: Bender war im Enneagramm die denkbar unreifste Version der 7, Lilientahl ist die denkbar reifste Version der 7, und Zeppelin eine reife 6. Die Biographien der beiden Flugpioniere wirkten auf mich ungemein inspirierend, und es war für mich eine große Freude, zu lesen, wie sie unbeirrt ihre Visionen verfolgen.
Lilienthal ist zu früh gestorben, nicht auszudenken, was er noch alles hätte schaffen können. Zeppelins besondere Tragik war, dass er jahrzehntelang im falschen Beruf feststeckte und dass er für seine Projekte auf finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite angewiesen war.
Zu Technikgeschichte habe ich eigentlich so gar keinen Bezug - hier jedoch war mir kein technisches Detail zu viel, und jetzt habe ich das Gefühl, richtig viel über die Entstehung der Luftfahrt zu wissen.
Einziges kleines Manko, wohl der Dramaturgie geschuldet: Der Autor beendet den Roman mit Lilienthals Tod und handelt die noch folgenden Jahrzehnte von Zeppelins Leben nur im Nachwort ab. Jedenfalls setzt er beiden Flugpionieren mit diesem Roman ein unvergessliches Denkmal!
Die junge Honora war schon immer eine Außenseiterin in ihrem Dorf an der irischen Westküste. Es ist das Jahr 1849. Als die Hungersnot ihre Gemeinschaft mit brutaler Wucht trifft, schöpft sie genau aus ihrem Anderssein die Kraft zu überleben. Nachdem sie alles verloren hat, bricht sie auf nach Amerika, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Honora gibt nicht auf, ehe sie ihre Freiheit findet – und jemanden, der sie als das erkennt, was sie ist.
Kennen ihr das? Man ist von einem Buch extrem gefesselt und kann einfach nicht aufhören zu lesen – egal wie früh es schon ist. Und die letzten Seiten liest man dann trotzdem extra langsam, damit es dann doch nicht so schnell vorbei ist... „Sing, wilder Vogel, sing“ ist genau so ein Buch: eine spannende Geschichte mit vielen Bezügen zur Geschichte Irlands, den Auswanderern, aber auch den indigenen Völkern Amerikas. Die Autorin verarbeitet historische Fakten und stellt Zusammenhänge dar, die mir vorher absolut nicht bewusst waren. Die Sprache ist fesselnd, klar und gleichzeitig ein klein wenig poetisch - ganz locker zu lesen.
Aber vor allem erzählt die Autorin die berührende Geschichte einer starken Frau, deren Leben von frühester Kindheit an geprägt ist von Ausgrenzung, Hunger, Gewalt, Verrat, Betrug und Flucht – in Irland ebenso wie in Amerika. „...sie war von ihrer Heimat fortgegangen und würde nie aufhören, fortzugehen“ S334. Diese Heimatlosigkeit bestimmt das Leben der jungen Honora, die nur mit viel Mut und starkem Willen überleben kann. Die innere Heimatlosigkeit, die in ihren Gedanken immer wieder zum Ausdruck kommt, kann sie aber auch mit viel Mut nicht bekämpfen.
Es ist selten, dass ich mir ein Happy End für literarische Bekanntschaften wünsche (normalerweise lasse ich sie lieber ohne gutes Ende) – hier war das ganz eindeutig der Fall! Aber ob die Autorin ihrer Protagonistin ein glückliches Ende vergönnt oder nicht, schreibe ich hier natürlich nicht. Nur: es zahlt sich aus, dieses Buch zu lesen
Gestört hat mich allerdings das Cover - mir gefällt es gut, allerdings passt es meiner Ansicht nach absolut nicht zum Buch. Nachdem ich mich immer wieder ärgere, dass auf vielen Cover Vögel abgebildet sind, obwohl in der Geschichte kein einziger Tschilp vorbeifliegt: hier wäre ein schönes Rotkelchen perfekt gewesen...
»Der fesselndste, herausforderndste und zeitgemäßeste Roman des Jahres. – Er wird eine Debatte über Authentizität, Identität und Gender anstoßen.« Boston Globe
Spannendes Ding insgesamt... man hätte diesen Roman selbstverständlich auch bei den Krimis einstellen können, aber ich denke es ist wegen der anderen Themen interessanter!
Zitat von London im Beitrag #1922Jodie Picoult. "Wildhonig"
»Der fesselndste, herausforderndste und zeitgemäßeste Roman des Jahres. – Er wird eine Debatte über Authentizität, Identität und Gender anstoßen.« Boston Globe
Spannend.
Das Buch hab ich vor ein paar Jahren gelesen (original 'Mad Honey') Ich erinnere mich dunkel, dass ich es auch gut fand. Jodi Picoult hat es zusammen mit Jennifer Finney Boylan geschrieben, einer bekannten Transfrau in den USA, Autorin und Professorin am Barnard College.
"We can, in fact we must, continue to fight to make everything about society better, without destroying what's already great." Carrick Ryan, Australian political commentator
"We are all just walking each other home." Ram Dass, writer