Ich habe gerade "So bin ich nicht (Gretas Storys)" von Anneliese Mackintosh ausgelesen und gehe mit einem großen "HM" aus der Lektüre raus.
Es ist ein eher schmales Buch mit unheimlich viel Inhalt, aber leider auch sehr wirr strukturiert und die Sprache ist oft vulgär und roh. Das stört mich gar nicht prinzipiell, aber hier war es mir irgendwann zu viel. Die Hauptfigur trägt wohl auch teils autobiographische Züge, was davon echt und was erfunden ist, wird aber nicht klar. Greta treibt ohne rechten Halt durchs Leben, vor allem nach dem Tod ihres Vaters, an dem sie sehr hing. Die Beziehung der Eltern war von Aufs und Abs geprägt, Mutter und Schwester haben psychische Probleme, die Schwester versucht sich öfter umzubringen, was aber nur in Nebensätzen erwähnt wird. Greta selbst ist Schriftstellerin, Alkoholikerin und gerät immer wieder in schlechte Beziehungen zu Männern, die sie bevormunden oder gar erniedrigen. Das war vor allem gegen Ende des Buches kaum noch erträglich. Die Passagen über die Trauer um den Vater, über Kindheitserinnerungen und das Gefühl, nicht zu wissen, wo man hingehört, fand ich oft sehr gelungen, aber der Aufbau war mir zu durcheinander, mit ungekennzeichneten Zeitsprüngen und Kapiteln, bei denen es sich wohl gar nicht um Gretas eigene Geschichte, sondern um von ihr als Schriftstellerin verfasste Texte handelte.
Trotz ein paar guter Ansätze keine Empfehlung von mir.
Als nächstes mache ich mich an "Die Ballade vom traurigen Café" von Carson McCullers. "Das Herz ist ein einsamer Jäger" aus ihrer Feder hat mir sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf diese kleine Novelle, die auch wieder in einem Kleinstadtlokal spielt. McCullers selbst war ja wohl eine recht schwierige Persönlichkeit, aber ihr Einfühlungsvermögen in ein wenig verlorene Hauptfiguren hat mir im "Herz" sehr zugesagt und ich hoffe, das auch hier wieder zu finden.
This is a broken world and we live with broken hearts and broken lives but still that is no alibi. (Leonard Cohen)
I would love to live like a river flows,carried by the surprise of its own unfolding. (John O'Donoghue)
Moderatorin in Kultur und Unterhaltung | Mode und Kosmetik | Andere Sprachen - anderes Leben | Photographie | Hobbies aller Art
Ich lese "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" von Bodo Kirchhoff, und zwar schon zum zweiten Mal - ich habe es beendet und gleich wieder von vorne begonnen, weil es so großartig, tiefsinnig, vielschichtig und wunderschön ist.
"Wie ihr's euch träumt, wird Deutschland nicht erwachen. Denn ihr seid dumm und seid nicht auserwählt." Erich Kästner, Marschliedchen (1932)
Zitat von frangipani im Beitrag #1847Nachdem mir an zwei Stellen - hier im Forum und in meinem realen Leben - innerhalb von einer Woche der selbe Roman empfohlen wurde, musste ich ihn natürlich lesen. Obwohl er zwischendurch mal ganz leicht Richtung Chick-Lit abrutscht, ist es unterm Strich eine rundum gute Geschichte für Hängematte, Bett, Couch, Kaffee und Kekse. Oder Bagel und Bourbon. Ein paar Sätze, grad zum Ende hin, klingen noch nach. Ein Buch für die, die Eleanor Oliphant mochten.
Mikki Brammer - The Collected Regrets of Clover (auf deutsch ‘Dieses schöne Leben’)
Ich fand es sehr schön. Zitat: "Um einen schönen Tod zu sterben, musst du ein schönes Leben leben." Das Ende hatte mich gleich doppelt berührt, weil ich darin wieder mal eine Synchronizität (= Parallele zu meinem eigenen Leben) fand.
Unbegründeter Chick-Lit-Alarm hatte sich bei mir auch eingestellt, aber ich vermute, das hatte nur mit dem Alter der Protagonistin zu tun. Üblicherweise gehören Bücher mit einer Protagonistin zwischen Anfang und Mitte Dreißig ins Chick-Lit-Genre - dieses hier allerdings nicht.
Zitat von Nachtkatze im Beitrag #1852Ich lese "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" von Bodo Kirchhoff, und zwar schon zum zweiten Mal - ich habe es beendet und gleich wieder von vorne begonnen, weil es so großartig, tiefsinnig, vielschichtig und wunderschön ist.
Ich liebe es, solche leidenschaftlichen Bekenntnisse zu Literatur zu lesen!
Mein nächstes Hörbuch wird ein Tipp von Dir sein: "Monde vor der Landung" - ich freue mich schon sehr, heute beim Abendwalk geht's los!
Mist! Jetzt habe ich doch in diesen Strang gelinst. 2 Beiträge und direkt ein Buch auf die Wunschliste gesetzt, was ich lange und erfolgreich vermieden habe (das Linsen).
🫣
Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.
Zitat von Nachtkatze im Beitrag #1852Ich lese "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" von Bodo Kirchhoff, und zwar schon zum zweiten Mal - ich habe es beendet und gleich wieder von vorne begonnen, weil es so großartig, tiefsinnig, vielschichtig und wunderschön ist.
Ich liebe es, solche leidenschaftlichen Bekenntnisse zu Literatur zu lesen!
Mein nächstes Hörbuch wird ein Tipp von Dir sein: "Monde vor der Landung" - ich freue mich schon sehr, heute beim Abendwalk geht's los!
Ich kann mir das als Hörbuch sehr gut vorstellen. Ich hoffe, es gefällt dir!
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"We can, in fact we must, continue to fight to make everything about society better, without destroying what's already great." Carrick Ryan, Australian political commentator
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@Marie-Madeleine wenn irgend möglich, solltest du "The Ballad of the Sad Café" auf Englisch lesen. Ich fürchte, in jeder Übersetzung geht viel von der ganz speziellen Südstaaten-Sprechweise verloren. Having said that...Ich geh mal schauen, wer es übersetzt hat.
Ich habe grad die kostenlose Probephase bei Bookbeat und angefangen Mikki Brammer - auf deutsch ‘Dieses schöne Leben’ zu hören.
Von Bodo Kirchhoff hab ich erst vor kurzem Widerfahrnis gelesen. Das hat mich jetzt nicht so sehr begeistert, "ging schon so" wäre meine Wertung dazu. Insofern weiß ich nicht recht, ob ich das neue "Seit er seinem Leben mit einem Tier teilt" noch lesen will. Nachtkatze, hattest du die Widerfahrnis auch gelesen?
Danke! Ich wusste gar nicht, dass sie Australierin ist - da ihr Buch in New York spielt, war ich von einer US-Autorin ausgegangen.
Zitat von sturmfalke im Beitrag #1862Ich habe grad die kostenlose Probephase bei Bookbeat und angefangen Mikki Brammer - auf deutsch ‘Dieses schöne Leben’ zu hören.
Den Hinweis auf diese kostenlose Probephase hatte ich kürzlich hier im BFO gesehen. Gestern wollte ich es ausprobieren, aber musste feststellen, dass Bookbeat keine Möglichkeit des Hörens über iPod vorsieht. Um beim Gehen zu hören, bliebe dann nur das Handy - und damit kann ich mich noch nicht anfreunden. Wie hörst Du denn über Bookbeat?
Australierin, ja, aber sie lebt, soweit ich weiss, in NYC.
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Zitat von sturmfalke im Beitrag #1862Ich habe grad die kostenlose Probephase bei Bookbeat und angefangen Mikki Brammer - auf deutsch ‘Dieses schöne Leben’ zu hören.
Von Bodo Kirchhoff hab ich erst vor kurzem Widerfahrnis gelesen. Das hat mich jetzt nicht so sehr begeistert, "ging schon so" wäre meine Wertung dazu. Insofern weiß ich nicht recht, ob ich das neue "Seit er seinem Leben mit einem Tier teilt" noch lesen will. Nachtkatze, hattest du die Widerfahrnis auch gelesen?
Nein, das "Tier" war mein erstes Buch von Kirchhoff. Ich kann also gar nicht beurteilen, inwieweit es ein "typischer Kirchhoff" ist. Ich finde seinen Stil sehr eigen, und ich musste ab und zu Sätze mehrmals lesen, aber für mich hat in diesem Buch einfach alles "gepasst". Mal schauen, was meine Bibliothek zu bieten hat.
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Galah, ich höre über Handy mit schnurlosen Ohr-Hörern. Das geht für mich gut, das Handy kann in einer Tasche sein oder wenn ich im Haus oder Garten arbeite irgendwo auf dem Tisch liegen. Die Hörer haben eine ganz gute Reichweite.
Das traurige Café hat mich ehrlicherweise etwas ratlos zurückgelassen. Die Atmosphäre ist großartig geschildert, aber die Charaktere waren mir zu extrem und der "Showdown" wirkte auf mich künstlich, die Pointe des Ganzen hat sich mir nicht so recht erschlossen. Schade, aber ich versuche es irgendwann noch mal mit einem der Romane von McCullers und dann auch wie von Lizzie angeraten auf englisch.
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Ich lese "Wir haben es nicht gut gemacht" - den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Wow. Die Macher:innen des Film "Ingeborg Bachmann. Reise in die Wüste" sollten sich in Grund und Boden schämen für ihre Fortsetzung des Rufmords an Max Frisch. Ich habe gelesen, M. von Trotta "bedauere" den Briefwechsel nicht gelesen haben zu können bevor der Film fertiggestellt wurde - ich verstehe, dass die Produktion eines Films nicht so einfach zu verschieben ist, aber, dieser Film hat nun das Bild von Max Frisch zementiert, und grenzt eigentlich schon fast an postumen Rufmord. Das Buch und die Briefe (also, seine) zeichnen ein ganz anderes Bild von Frisch: keineswegs der "unheilbar Gesunde" - im Gegenteil. Krankheiten, Depressionen, Selbstzweifel, Verletzlichkeit, Minderwertigkeitsgefühle gegenüber Ingeborg Bachmann (und Paul Celan). Man könnte sagen, Max Frisch als Sensibelchen. Als sie einmal darüber schreibt, dass sie sich von ihm unterdrückt fühle, reagiert er bestürzt, aber er negiert ihre Gefühle nicht, im Gegenteil, er reflektiert sie. Es gibt in dieser Beziehung kein "Opfer" und keinen "Täter" - die beiden haben um ihre Liebe gerungen, und sind grandios gescheitert.
Das Buch ist ein Wälzer: 1000 Seiten, davon fast 600 Seiten Briefe, der Rest Kommentar, Erläuterungen, Fotos und eine Zeittafel. Es liest sich trotzdem schnell, da man Brief für Brief lesen kann. Ich habe es nur geliehen, möchte es aber definitiv kaufen weil so viele bemerkenswerte Zitate darin stecken.
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Ich habe gerade gelesen: "Gewässer im Ziplock" von Dana Vowinckel Ein Debütroman und die Autorin hat einen Stil der mir sehr gut gefällt
ZitatKlappentext: Ein Sommer zwischen Berlin, Chicago und Jerusalem. Wie jedes Jahr verbringt die fünfzehnjährige Margarita ihre Ferien bei den Großeltern in den USA. Viel lieber will sie aber zurück nach Deutschland, zu ihren Freunden und ihrem Vater, der in einer Synagoge die Gebete leitet. Die Mutter hat die beiden verlassen, als Margarita noch in den Kindergarten ging. Höchste Zeit, beschließt der Familienrat, dass sie einander besser kennenlernen. Und so wird Margarita in ein Flugzeug nach Israel gesetzt, wo ihr Vater aufgewachsen ist und ihre Mutter seit Kurzem lebt. Gleich nach der Ankunft geht alles schief, die gemeinsame Reise von Mutter und Tochter durchs Heilige Land reißt alte und neue Wunden auf, Konflikte eskalieren, während der Vater in Berlin seine Rolle überdenkt. Da müssen sie schon wieder die Koffer packen und zurück nach Chicago, wo sich alle um das Krankenbett der Großmutter versammeln und Margarita eine folgenreiche Entscheidung treffen muss.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht der Tochter Margarita und aus Sicht des Vaters Avi erzählt und ist fast schon ein kleiner Familien-Epos
Ich habe gerade mehr oder weniger auf einen Sitz "The Fell" von Sarah Moss gelesen. Eine deutsche Übersetzung habe ich auf die Schnelle noch nicht gefunden, hoffe aber sehr, dass sie kommt.
Eigentlich habe ich von der Corona-Thematik noch gestrichen die Nase voll, aber weil ich Moss so gerne lese, habe ich das Buch dennoch gekauft und mich direkt wieder in der Gefühlslage von 2020 wiedergefunden, als die Welt gleichzeitig stillzustehen und durchzudrehen schien.
Es geht um Kate, um die 40 und ein echtes Naturkind, die wegen eines Coronakontakts gemeinsam mit ihrem halbwüchsigen Sohn unter Quarantäne steht. Nicht wie sonst draußen umherstreifen zu können treibt sie schier in den Wahnsinn, und eines Abends hält sie es nicht mehr aus und schleicht sich heimlich davon, um in den Hügeln des Peak District wandern zu gehen. Als sie bei Einbruch der Dunkelheit nicht wieder zu Hause ist, schwant ihrem Sohn und auch der älteren Nachbarin Alice, die Kate hat weggehen sehen, Übles. Beide wollen anfangs vermeiden, irgendwelche Behörden zu alarmieren, damit Kate keine Probleme wegen der gebrochenen Quarantänevorschriften bekommt, zumal Alice die coronabedingte "Meldekultur" total zuwider ist, doch irgendwann führt kein Weg mehr daran vorbei.
Sarah Moss ist unglaublich gut darin, in kleinen Vignetten in die Köpfe verschiedenster Figuren zu schlüpfen, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu schildern und dabei komplett glaubwürdig zu bleiben. Die Suche nach Kate ist spannend geschildert und die Gedankenwelten von Kate, Alice, dem Sohn und einem an der Suche beteiligten Bergwachtmitglied wunderbar eingefangen - und das auf nur knapp 200 Seiten. Eins meiner Jahreshighlights.
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Oh, das klingt gut, MM. Das hab ich mir gleich in meiner Library App auf die Wishlist gepackt.
Passt fast ein bisschen dazu:
Ich hab grad 'You are here', den neuesten Roman von David Nicholls ('Zwei an einem Tag') angefangen. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Marnie (38, Langzeitsingle nach Scheidung, Bucheditorin aus London mit seltsamen Angewohnheiten und einsamer als sie es sich eingestehen will) und Michael (Anfang 40, Geografielehrer mit seltsamen Angewohnheiten und frisch von seiner Frau verlassen) treffen sich auf einer Wanderung mit einer Gruppe Menschen einmal quer durch Nordengland. Diese Wanderung wurde von einer gemeinsamen Freundin organisiert, die das Einigeln ihrer Freunde nicht mehr mit ansehen konnte. Auf dieser Wanderung passieren dann anscheinend wohl so einige spannende Dinge. Ich bin erst am Anfang und fand mich in Teilen sowohl bei Marnie, als auch bei Michael wieder . Ausserdem mag ich Wanderungen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, das ist ein richtiges Hängematten- und Badewannenbuch.
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"We are all just walking each other home." Ram Dass, writer
"Zwei an einem Tag" ("One Day") hab ich mal vor vielen Jahren gelesen. "Us" auch - das ist die Familie, die auf einen Europatrip geht, oder?
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