Ich bin noch nicht in der mutlosen Phase, ich verspüre eine richtig große Wut. Das Wort *mir* hat im Russischen zwei Bedeutungen, einmal heißt mir - Frieden und zugleich bedeutet es auch Welt. Das hat sich mir so eingeprägt, das vergesse ich nie. Ich hoffe, dass viele Russen das auch merken und Herrn Putin deutlich machen!
-------------------------------------- auf ein neues, packen wir es an
Zitat von Hillie im Beitrag #5Kriege hat es in den letzten 70 Jahren immer gegeben, aber sie waren weit weg. Jetzt ist dieser Krieg gerade mal 600 km entfernt, das macht ihn um so schlimmer.
Wie meinst du das? Ich habe geschaut, ich habe bis Kiew 2000 km.
Zitat von kiwikirsche im Beitrag #24Ich versuche mich jetzt zu erinnern, dass ich in den schlimmen Coronaphasen dazu übergegangen bin mir zu sagen: Nur das hier und jetzt ist wichtig, was morgen ist weiss ich nicht und kann mich deswegen nicht verrückt machen. Immer nur von Tag zu Tag leben. Irgendwie muss man sich selber beruhigen, die Medien bewirken das Gegenteil.
Ich fühle mich entschieden viel leichter, seit ich mich entschlossen habe, mich meiner Angst zu stellen und darüber auch zu sprechen, dh. zu schreiben. Ich wusste, dass ich nicht allkein bin mit genau dieser Angst, dennoch ist es was anderes, sie in mich reinzustopfen und nicht darüber zu sprechen als sie rauszulassen und festzustellen, dass ein grosser Teil der Menschen dieselben Ängste hat oder darunter leidet. So geht es mir mit allen Ängsten, die Kriegsangst war im Laufe der Jahrzehnte nicht so präsent ... nun isses da ... aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass dieser Wahnsinn in nicht allzu langer Zeit vorbei sein wird, wenn alle die Nerven behalten ... wir bitte auch ...
Ich bin 6 Monate nach dem Ende des 2. Weltkrieges geboren und ich habe mein ganzes Leben lang bis zum Zerfall der SU und damit dem Ende des kalten Krieges mit der Kriegsangst gelebt, mal mehr, malweniger.
Da waren die Gespräche der Erwachsenen in der Familie über den Krieg. Als ich noch klein war bekam ich die Kriegsangst der Erwachsenen mit - heute weiß ich, dass es sich um den Koreakrieg handelte. Dann kamen der Ungarnaufstand, die Suezkrise. Während der Kubakrise war ich in der Oberstufe des Gymnasiums.
Und dann immer wieder diese Stellvertreterkriege, bei denen man nie wusste, ob es zu einer direktenKonfrontation USA-UdSSR kommen würde. Es wurden Mittelstreckenraketen auf unserem Territorium aufgestellt und jedem denkenden Menschen war klar, dass Mitteleuropa Kriegsschauplatz und wir alle Kanonenfutter waren. Als in Deutschland Proteste laut wurden durfte man sich aus USA anhören, dass die Europäer schließlich auch mal Opfer für die Welt (gemeint war natürlich die USA) bringen könnten. Ein amerikanisches Reisebüro geriet damit in die Schlagzeilen dass es um Kunden warb mit dem unsäglichen Slogan, der in etwa besagte, man solle Europa besuchen, so lange es noch existierte. Interessanterweise habe ich die USA dabei immer mehr gefürchtet als die UdSSR. Ganz einfach deswegen weil ich kalkulierte, dass im Kriegsfall die Russen stärker betroffen sein würden als die Amis.
Ich hatte irgendwann auch Auswanderungspläne, dachte an die Südhalbkugel. (Australien, Neuseeland), aber natürlich mit meiner Familie. Mein Mann konnte sich das nicht vorstellen, und allein mit den Kindern habe ich mich nicht getraut. Sprachlich hätte ich keine Probleme gehabt, aber ohne Job im neuen Land? Mit (damals) zwei kleinen Kindern?
Ich war wirklich glücklich, als der kalte Krieg zu Ende war. Und jetzt ist er zurück - zumindest sieht es für mich so aus. Ich stelle fest, dass ich mich jetzt, ohne kleine Kinder, denen ich erklären muss, was da abgeht, besser an die Unsicherheit gewöhnen kann. Meine Strategie: Ich bin sehr bewusst und vorsichtig beim Konsumieren von Nachrichten. Ich will mich auf keinen Fall von den in der Medien verbreiteten Panikfantasien mitreißen lassen. Aber natürlich halte ich mich informiert. Ansonsten versuche ich jeden Tag zu leben und zu erleben - und das gelingt auch oft. Glücklicherweise kommt jetzt der Frühling, das hilft.
Du kennst ja meine Geschichte in Bezug auf "Krieg", habs genau so erlebt wie du, Jofi! Krieg und kalter Krieg und wie "man" es besser machen würde, gehörten zur Tagesordnung und wirklich jeder Krieg liess die Angst wachsen, wann es uns treffen würde. Meine Mutter war Fachfrau im Ängste verteilen ...das meiste blieb an mir hängen ...
Hier in meiner kleinen Gruppe hatten wir die Frage: wer würde uns denn nehmen, wenn wir flüchten müssten? Wir haben keine Antwort gefunden, ausser, wir hätten genügend Geld ...aber auch das wäre keine Sicherheit, dass wir aufgenommen werden.!
Zitat von Convallaria im Beitrag #23Wobei ich nicht jetzt aktuell einen Atomkrieg befürchte. Ja, die Angst ist da, aber für wahrscheinlich halte ich das nicht. Nur, wovon ist das hier gerade der Anfang?
Gute Frage. Einiges wird sich natürlich ändern, z. B. werden in Europa sicherlich Bemühungen verstärkt, sich selbst besser verteidigen zu können, wobei man sich da auch nicht viel vormachen sollte, denn man wird es in dieser Hinsicht mittelfristig nicht mit Russland aufnehmen können.
Andererseits sollte man nicht vergessen, dass Putin nicht ewig an der Macht bleiben kann. Und dann?
Aus meiner Sicht hat sich eigentich nicht viel geändert, wenn man die letzten 100 Jahre betrachtet. Die Welt ist nicht unfriedlicher als vor 60 Jahren. Nur für die, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in einer anderen Epoche gewähnt haben, bricht jetzt vielleicht was zusammen. Eigentlich gab es keinen Grund dafür, sich in einer besseren, friedlicheren Welt zu wähnen. Alleine wenn man China betrachtet, würde man jede Menge Probleme auf die Welt zukommen sehen. China geht sehr strategisch vor. Jeder noch so kleine Schritt wird vorher durchdacht und lange vorbereitet. Und China wächst und wächst. Und damit der Einfluss und die Macht. Es gibt zahlreiche Abhängigkeiten von China, die fast die ganze Welt betreffen.
Nein, für mich ist die Welt ein ähnlich gefährlicher Ort wie vor 60, 70 oder vor 100 Jahren.
Ich glaube, das war ein Vertipper und Jofi meint den 2.WK...
So kurios es ist, meinen 75jährigen, seit Monaten lethargisch umherliegenden Vater ( Altersdepression...aber das ist natürlich Quatsch, Männer bekommen keine Depressionen...) bringt die derzeitige Situation auf Trab. Ehemaliger Berufssoldat halt ( und andere Hobbys hatte er nie...) Er verbringt den Tag damit, per Videochat die Lage mit seinen ehemaligen Kameraden zu analysieren und zu taktieren...ist für mich auf eine gruselige Art faszinierend. Aber auch beruhigend. Denn: Keiner kann mir so schön logisch und überzeugend erklären, warum sich Putin niemals mit " dem Ami" anlegen wird.
Mir setzen die Bilder der Flüchtlinge zu- für mich war der Jugoslawienkrieg ja sehr nah.
Hingegen: Heute schickte mir ein ehemaliger Arbeitskollege, Viktor, er ist auf den Tag genau so alt wie ich, Deutscher aus Omsk, wir haben uns sehr gut verstanden und halten losen Kontakt, einen Videolink. Leningrad von Billy Joel. Und schrieb dazu : "Das vergessen wir nicht, ja? Es darf nicht wieder so wie früher werden. "
Das hat mich so mitgenommen, dass ich minutenlang geweint habe.
Eigentlich gab es keinen Grund dafür, sich in einer besseren, friedlicheren Welt zu wähnen. (...) Nein, für mich ist die Welt ein ähnlich gefährlicher Ort wie vor 60, 70 oder vor 100 Jahren.
Das mag rational betrachtet so sein, ja.
Worüber ich heute relativ lange nachgedacht habe - und ich hoffe, ich kriege es in Gedanken gefasst - die Industrialisierung ist ja noch wahrlich nicht so wahnsinnig alt. Aber es fühlt sich an, als kollabiere sie gerade an verschiedenen Enden.
Rohstoffe sind (natürlich) endlich, und ja, das war mir durchaus auch vorher klar. Abhängigkeiten zwischen Nationen funktionieren nicht. Und ja, Seuchen kommen auch noch dazu.
Ja, es war einem irgendwie schon klar, aber es wird nochmal deutlicher, dass es so nicht funktioniert. Es klappt einfach nicht. Und ich verliere allmählich den Glauben daran, dass es mit einem einigermaßen soften, gesteuerten Übergang klappt. Ich hatte bislang naiverweise die Hoffnung darauf nicht aufgegeben.
Zitat von Hillie im Beitrag #5Kriege hat es in den letzten 70 Jahren immer gegeben, aber sie waren weit weg. Jetzt ist dieser Krieg gerade mal 600 km entfernt, das macht ihn um so schlimmer.
Wie meinst du das? Ich habe geschaut, ich habe bis Kiew 2000 km.
Also, vom mir aus bis nach Kosice (da hat mein Bruder mal Eishockey gespielt) sind es 1200 km. Von dort aus 80 bis zur Grenze in die Ukraine.
Von Bayern nahe der tschechischen Grenze sind es aber nur 600 km bis nach Kosice!
Kiew liegt dann nochmal 700 km ostwärts!
Ich bin nicht „im Spektrum“. Aber mein EQ ist tatsächlich etwas niedrig.
Hingegen: Heute schickte mir ein ehemaliger Arbeitskollege, Viktor, er ist auf den Tag genau so alt wie ich, Deutscher aus Omsk, wir haben uns sehr gut verstanden und halten losen Kontakt, einen Videolink. Leningrad von Billy Joel. Und schrieb dazu : "Das vergessen wir nicht, ja? Es darf nicht wieder so wie früher werden. "
Das hat mich so mitgenommen, dass ich minutenlang geweint habe.
danke für´s Teilen und mitfühlende, betroffene Grüße!
Zitat von Convallaria im Beitrag #34Ja, es war einem irgendwie schon klar, aber es wird nochmal deutlicher, dass es so nicht funktioniert. Es klappt einfach nicht. Und ich verliere allmählich den Glauben daran, dass es mit einem einigermaßen soften, gesteuerten Übergang klappt. Ich hatte bislang naiverweise die Hoffnung darauf nicht aufgegeben.
Ich finde, die Welt war in den letzten paar Tausend Jahren nie besser. Gut, du sprichst die jeweils individuelle Sicht an. Klar, da gibt es Unterschiede in der Wahrnehmung. Jeder Mensch geht damit auf seine Weise um.
Die Hoffnung aufgeben? Gut, ich habe diese Hoffnung nie gehabt. Mir war klar, dass sich in der kurzen Zeit nicht viel ändern wird. Aber was die Zukunft bringt? Da wäre ich nicht unbedingt pessimistisch. Ich werde es aber nicht mehr erleben können.
Dinge können sich schon im Laufe von wenigen Generationen ändern. Viele junge Menschen haben Träume. Diese Träume sind doch Hoffnung! Es sind diese Träume, mit denen Leute wie Trump, Putin, Erdogan und leider auch viele, viele andere nichts anfangen können. Träume von jungen Menschen, die das Leben lieben! Die das Leben achten und schätzen! Das ist eine nie endende, immer neu geborene Kraft! Die Kraft des Lebens schlechthin! Werden die, die Angst vor dem Leben und dem Lebendigen haben, immer die Oberhand behalten und Zerstörung in die Welt bringen? Nein.
Die Tage vor dem 24. Februar habe ich bei den Nachrichten oft umgeschaltet, weil ich über den Konflikt ectr. nichts mehr hören und sehen wollte. Gestern morgen habe ich rein zufällig mitbekommen was passiert ist. Im Laufe des Tages sah ich mir verschiedene Berichterstattungen im TV an. Trotzdem ist das alles für mich noch unwirklich. Es ist noch nicht bei mir angekommen. Scheinbar funktioniert mein Schutzschild sehr gut. Meine Grundstimmung ist gedämpft, ernst, betroffen. Ob sich Angst breit macht hängt davon ab was in den nächsten Tagen, Wochen passiert, wie sich die Lage entwickelt, welche Auswirkungen es haben wird. Bis jetzt schau ich ungläubig, aus der Beobachterrolle, auf das Geschehen.
Doch, es war einer. Nur "umgedreht ". Nach dem Zerfall Jugoslawiens ,der Unabhängigkeit der einzelnen Staaten , erklärte Serbiens Präsident Milosevic, serbische Gebiete in den anderen Staaten wäre serbischen Hoheitsgebiet und er müsse die in diesen Gebieten lebenden Serben vor den Gräueltaten ihrer nicht-serbischen Staaten schützen.
Nur hat er die Staaten erst angegriffen, als sie offiziell anerkannt waren.
Ubrigens: Die ehemals jugoslawischen Streitkräfte unterstanden Serbiens Kommando, waren aber auf alle Teile Ex Jugoslawiens verteilt.
An sehr vielen Standorten sind damals tobende Eltern und Verwandte aufgetaucht- kurz vor Ausbruch der Kriege. Das schwelte ja recht lange. Sie wollten ihre Söhne zurück, die sich im Wehrdienst befanden. Es wäre sonst zu der Situation gekommen, dass unter serbischen Kommando stehende Kroaten auf Kroaten schießen sollen... Die Proteste waren derart heftig und so zahlreich im ganzen Land, dass -einige Kommandanten hatten schon vorher vor den tobenden Menschen kapituliert- dass Milosevic als Oberbefehlshaber verfügte, alle nicht-serbischen Soldaten können gehen. Es sind auch viele junge Serben geflogen- die von den Bewohnern der Städte mit Zivilkleidung ausgestattet wurden.
Dieser "Elan" der Eltern beeindruckt mich bis heute:)
Das waren Bruderkriege- was der Ukrainekrieg auch ist.
Unterschied ist allerdings, dass der kroatische Präsident Tucman und der serbische Präsident Milosevic sich "nichts taten"- beide waren Nationalisten und wünschten sich einen jeweils "ethnisch reinen" Staat. Da liegt der größte Unterschied.
Und bzgl der Weltordnung- es gab leises bis mittellautes Murren seitens des Balkans beim ständigen Betonens des "völkerrechtlichen Verstosses"durch Putin mit der Bemerkung, was denn bitte mit der NATO bei der Bombardierung Belgrads ( da murrte Serbien recht laut) und den Einsätzen der NATO im Kosovo ( alle anderen, ausser dem Kosovo, murren leise) gewesen sei? ( Nicht ganz zu Unrecht, muß man sagen). Ausserdem bescherte uns der Jugoslawienkrieg ein ständig brodelndes Pulverfass. Da droht schon der nächste Ärger. Serbien und einige andere Staaten haben pro russische Präsidenten und Nordmazedonien erwägt einen Austritt aus der NATO...
Dafür nicht. Mich hat es damals zwangsläufig beschäftigt, meiner Familie wegen, und eigentlich wollten mein Mann und ich im März für einige Jahre nach Bosnien. Ich habe mich als Vorbereitung meiner Arbeit dort ziemlich genau damit beschäftigen (müssen).
Angst habe ich nicht, noch nicht? Ein unheimliches Gefühl ist da, Erinnerungen an die Stimmung im Hause Caramia während des Sechs-Tage-Krieges, den ersten, den ich bewusst wahrgenommen hatte. Besonders deutlich erinnere ich mich an den Prager Frühling, "der Russe" war wochenlang Tagesgespräch, die Stadt in einer Art Schockzustand.
Nach dem der kalte Krieg zu Ende war, machte sich auch bei mir eine große Erleichterung breit. Der Eiserne Vorhang war weg, meine Heimatstadt hatte wieder ein Hinterland und der Frieden in Europa schien gefestigt.
Also, Angst ist es bei mir nicht, ich kann die Situation ja nicht ändern. Bei mir ist es eher Sorge, Sorge um meine Kinder und Enkel, aber auch Sorge, wie es wirtschaftlich weitergeht. Gestern an der Tankstelle JEDES Auto mit Bezinkanistern, manche sogar auf Anhängern, wobei das meines Wissens gar nicht erlaubt ist. Aber die Leute sorgen vor, irgendwie schaurig. Das sind eher die kleinen Dinge am Rande, die ich wahrnehme.
Allerdings halte ich mich vom TV grundsätzlich eher fern. Was ich wissen möchte, kann ich auch lesen und dabei das besser ausblenden, von dem ich mich manipuliert fühle.
Sch...ß da nix, dann feillt da nix!(Monika Gruber)
Ich versuche auch, meinen Nachrichtenkonsum sehr begrenzt zu halten, was auch ganz gut ist. Seit einigen Tagen kommen aber dennoch (mal wieder) viele Dinge hoch, die mit der Kriegsenkelproblematik in meiner Familie zu tun haben. Vieles davon habe ich als Kind damals nicht verstanden und ich kann mich nur an wenige Geschichten von damals wirklich erinnern, aber so ein Grundgefühl hat sich eindeutig übertragen, auch über das Verhalten meines Vaters. Und so überlege ich zur Zeit oft, immer so nebenbei, was ich denn tun könnte, um vorzusorgen - bis hin zu der Frage, ob ich genug warme Sachen zum Anziehen habe und ob ich wohl in meiner Wohnung bleiben werde oder fliehen muss (... und wenn ja: Wohin?).
Es ist noch nicht der Panikmodus, aber ich muss mit mir dann schon mal zwischendurch ein ernstes Wort reden und mich auf den Teppich zurückholen.
An eine wirkliche Bedrohung in atomarer Hinsicht glaube ich (als absoluter Laie) allerdings auch nicht; Putin hat das alles ja von wahrscheinlich recht langer Hand vorbereitet und nur auf die richtige Gelegenheit gewartet. Immerhin ist er nicht lebensmüde; wäre es anders, hätte er den Angriff schon damals, als Biden noch nicht an der Macht war, gestartet, doch da hätte er riskiert, dass da wirklich jemand unbedacht und impulsiv auf den roten Knopf gedrückt hätte.
Doch ohne Atomwaffen ist es ja schon schlimm genug.
Ich habe keine Angst vor dem Krieg. Hab ernsthaft gestern noch überlegt, warum nicht, warum andere Angst haben und ich nicht. Erstens bin ich von Natur aus kein besonders ängstlicher Mensch, noch nie gewesen. Ich hatte Eltern, die den Krieg erlebt haben, aber so richtig schlimm waren die Erzählungen nicht. Bei Fluchtgeschichten ist es sicher ganz anders. Als Kind bekam ich undeutlich die Kubakrise mit und da auch die schlimme Sorge der Familie. Das übertrug sich auch auf mich, es war so eine diffuse Angst und Beklemmung. Ich bin sehr betroffen von den menschlichen Schicksalen, von all den Berichten, die sich uns ja jetzt ganz anders erreichen können als in Vor-Smartphonezeiten. Das macht mir zu schaffen. Aber da alle Staaten über ausreichend atomares Gleichgewicht des Schreckens verfügen, halte ich eine atomare Bedrohung für nicht gegeben. Wer weiß, vielleicht ändert sich das noch. Ich möchte mir auch nicht so viele Gedanken über Putin und seine irren Pläne machen, das ist mir zuviel Spekulation.
Ich habe auch Angst vor Krieg. Ich habe Angst vor dem, was noch alles kommt.
Denn das, was heute geschieht, ist nicht erst vor drei Tagen entstanden, sondern von langer Hand geplant. Selbst wenn mir heute und jetzt jemand mit guten Argumenten versuchen wollte, mir meine Angst zu nehmen, könnte sie sich nicht schmälern.
Ich habe Angst! Und ich denke, man kann den 1. und 2. Weltkrieg nicht mit der heutigen Dimension vergleichen. Heute genügt ein einziger Knopfdruck - und alles ist weg...
Gerade weil atomar immer und immer wieder aufgerüstet wurde...