Hallo an alle! Ich arbeite in einem Kleinbetrieb, unser Chef hatte Corona und es war ein paar Tage geschlossen. Ohne ihn konnten wir nicht arbeiten und blieben somit zuhause. Nun kam er letzte Woche mit nacharbeiten um die Ecke, das soll dann sozusagen in unserer Freizeit stattfinden. Wie sieht das rechtlich aus? Darf er das anordnen? Kennt sich da jemand mit aus?
Wie war das denn bisher geregelt? Es gibt ja nicht nur Corona, wodurch der Chef ausfallen kann. Hattet ihr so einen Fall schon mal in der Vergangenheit?
Und zum Verständnis: Hat der Chef entschieden, Betrieb bleibt zu, da er krank ist?
Wenn Arbeit liegengeblieben ist, muss das wohl nachgearbeitet werden, aber natürlich nicht ohne Vergütung oder anderweitigen Freizeitausgleich. Ihr könnt nichts dafür, wenn Eure Arbeitsleistung mehrere Tage nicht abgerufen wurde. Wie schon erwähnt, gibt es auch Arbeitszeitvereinbarungen, bei denen das Anordnen von Minusstunden erlaubt ist, aber das ist wohl nicht der Fall.
Andersrum ist aber die Frage, wie dringend Du und Deine Kollegen auf den Job angewiesen seid. Wenn der Betrieb wegen der Coronaerkrankung des Chefs den Bach runtergeht, betrifft Euch das ja auch.
Mit dem Betrieb ist alles in Ordnung, es läuft jetzt genauso weiter wie vorher. Es ist nichts anderes als wenn Urlaub gewesen wäre, dann ist ja auch geschlossen.
Würde ich auch davon abhängig machen, wie dir der Job gefällt. Bist du glücklich dort? Stimmen Bezahlung und Klima, Anfahrtswege und fachliche Herausforderungen?
Weil, so richtig prickelnd klingt das nicht.
Derzeit herrscht im Grunde überall eine große Nachfrage nach gut ausgebildeten Mitarbeitern. Du könntest also leichter wechseln.
Wenn dir der Job gut passt, dann würde ich versuchen mit dem Chef zu reden. Seid ihr Kollegen denn einer Meinung über die Situation? Oder will jede/r eh was anderes? Warum müsste eigentlich die Arbeit in der "Freizeit" nachgeholt werden? Würde es nicht genügen, nach dem erzwungen Betriebsurlaub einfach weiter zu machen? Geschäftsfälle dürften ja nicht aufgelaufen sein, wenn ihr total zu hattet? Es wäre hilfreich, wenn du einen Hinweis auf die Branche geben könntest... (so a la Kanzlei, Praxis, Salon oder Agentur...)
Wenn du mit dem Job ohnehin nicht glücklich bist und eine gute Ausbildung hast, dann würde ich weniger kooperativ sein. Das kannst nur du einschätzen. Es ist sicher geschickt, das für dich kleinere Übel zu wählen. Denn wenn du nicht gut ausgebildet wärst, der Job ums Eck und die Zeiten für dich super, dann ist es wohl unklug sich es mit einem Chef, der einem organisatorisch und fachlich so auf der Pelle hockt zu verscherzen. Könnte das künftige Betriebsklima verschlechtern.
Wird er sich seinerseits aber schon auch denken.... Daher: wie wichtig bist du? Was für Karten kannst du spielen?
Ich sehe es auch so, dass es letztlich keine rechtliche Frage ist, sondern eine der gegenseitigen Loyalität und des Betriebsklimas. Du schriebst Kleinbetrieb, also hast du auch keinen Kündigungschutz, sprich wenn du unkooperativ bist, kann dein Chef dir mit (vermutlich kurzer Frist) kündigen.
Bei mir in der Kanzlei herrscht das definitiv ein gegenseitiges Geben und Nehmen und eine beiderseitig hohe Loyalität, so dass für meine Mitarbeiterin gar keine Frage wäre, wenn sie durch meine Krankheit ein paar Tage unverhoffte Freizeit gehabt hätte, dass sie diese Zeit zu einem anderen Zeitpunkt nacharbeitet, weil die Arbeit muss ja getan werden. Dafür hat sie im Gegenzug praktisch freie Zeiteinteilung, viel Urlaub und einen guten Verdienst, dafür kann ich mich jederzeit blind auf sie verlassen.
Ob das bei euch auch so stimmt (im Rahmen der Gegebenheiten und Möglichkeiten) musst du für dich prüfen und ob - wenn nicht - nicht ein andere Arbeitgeber besser für dich wäre. Und ja Schließung wegen Krankheit hätte für mich eine andere Relevanz als Schließung, weil ihm gerade danach war.
- - - Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann.